Annabraucht

Hach, ein Duft ganz ohne Hin und Her, ohne Schnick Schnack. Eine klare Linie; ein roter Faden? Absolut.. Allerdings ist die klare Linie eher matt und der rote Faden besteht eher aus Brauntönen. Helles Braun, dunkles Braun, glänzende Schlieren. Das mal grob zum ersten Eindruck.

Der Start katapultiert mich auf die Arbeit. Arbeit? Ja, tatsächlich, und das ist gar nicht schlimm. Genauer gesagt katapultiert er mich in den "Staubraum". Den Teeraum. Ich arbeite mit Leidenschaft in einer Apotheke. Dort stelle ich des öfteren Schwedenkräuter her. Dafür wiege ich 0,2g Safran ab - den Star der Rezeptur. Nicht nur wegen des Preises. Knallorange und dunkelrote Fäden in dem kleinen, weißen Döschen. Geöffnet entfaltet sich dann dieser super charakteristische Duft. Jeder kennt ihn. Exakt so riecht der Cappadocia für etwa 2 Minuten. Authentischer, trockener, kühler Safran. Atmen, Augen schließen. Eindrücke sammeln.
Beim Tee herstellen kann man kurz abschalten. Dank der verschiedenen Gerüche ist es ein mini kleiner Urlaub für den Kopf. Ein kurzer Ausflug nach Cappadocia? Zu gerne. Aber dann lieber dort einen Tee trinken, statt ihn herzustellen.
Nach diesem kurzen Safran Ausflug in die Apotheke gibt's nun Urlaub für den Kopf, für die Sinne. Es folgt eine smoothe Symphonie aus weichen, fluffigen und buttrigen Noten. Ich bin wirklich süchtig nach dieser fantastischen Basis. Vanille und Weihrauch geben in meinen Augen den Ton an. Beide harmonieren in perfekter Symbiose. Begleitet von schönstem, cremigen Sandelholz. Gemütlich und sexy zugleich. Eine Hommage an die Ruhe, ans Genießen, ans Wahrnehmen. Inne halten. Ich habe selten einen so ruhigen und ausgeglichenen Duft unter der Nase gehabt. Hier stimmt alles. Nichts ist zu viel und nichts ist zu wenig. Ich liebe es. Er lässt mich runter kommen und träumen. Ich möchte gern einmal an diesen Ort, der mir bis hier hin unbekannt war. Ein wenig fühlt es sich an, als wäre ich kurz dort gewesen! Ich wünschte es.

Ein kleiner Satz zur Haltbarkeit und Sillage: an mir hält dieser Schatz locker 8, 9 Stunden und strahlt präsent, aber zart aus. Auch das ist alles genau richtig für mich.

Kleine Anekdote zum Schluss: ich fragte meinen Mann "an was denkst du, wenn du Cappadocia hörst?" Er schaute mich nichtmals an und sagte "Cappuccino!"..... Gut, hätten wir das auch geklärt!

Cappadocia, ich komme!

... Ja, dass muss hier wohl jeder für sich selbst entscheiden. Der Anfang macht es einem nämlich nicht leicht!
Der Duft startet sehr viel versprechend. Diese grüne Säure vom Tomatenblatt kommt hier wirklich genial und gefällt mir viel besser als im "Signature / Aedes de Venustas | Aedes de Venustas". Vielleicht auch, weil es durch die Himbeere nicht allzu krass authentisch wird. Die fängt es etwas auf.
Nach etwa 15 bis 30 Minuten übernimmt die Himbeere dann aber auch den kompletten Duftverlauf. Die Frucht wirkt wie eine Himbeerbrause.. Vielleicht zu vergleichen mit "Pink Molécule 090·09 | Zarkoperfume". Sehr fröhlich, leicht, jugendlich und prickelnd. Bis dahin gefällt mir der Duft auch sehr gut - wenn auch (Achtung!): das Ganze sehr feminin wirkt. Bis dahin hätte ich mich also drauf eingelassen. Leider endet das Brause- und Gartentheater dann in einer doch sehr kindlichen Süße. Erinnert etwas an "Mallow | Sora Dora". Und das ist echt sch....ade. Ich hätte mir mehr Pflanzenpower à la frisch abgeschnittene Tomatenstängel gewünscht!
Nun gut, wer also kurzzeitig mutig ist und dann aber doch lieber aufs sichere Marshmallow-Süße Brett setzt, der ist hier genau richtig.
Viel Freude beim Testen.

Wenn man sich die Noten anschaut, wirkt das Ganze auf den ersten Blick nicht unbedingt einladend. Oder vielversprechend. Vielmehr weckt es Interesse, ob positiv oder negativ sei jedem selbst überlassen.
Ich für meinen Teil habe diesen Duft als kleine Aufmerksam beigelegt bekommen. Eine Restabfüllung. Nachdem ich die Noten überflogen hatte, dachte ich, dass Kaffee und Lakritz nicht unbedingt mit Blutorange und trockenem Gras zusammen gehören. Eine gewisse Skepsis war also vorhanden. Aber das kennt wohl jeder Parfumo ;)

Ich sprühte ihn auf und mein erster Eindruck war doch sehr interessant: Milchkaffee und Haselnuss mit sanftem Karamell. Keinesfalls süß! Und was kommt da? Irgendwas Unbekanntes, Düsteres.. Vermutlich das dunkle Lakritz. Es sei dazu gesagt, dass ich alles gerne mag, nur in Düften hat es mich noch nicht überzeugen können. Hier war es anders: es wirkt sofort sehr abgestimmt. Ganz fein und stimmig.

Die Kopfnote verflog dann allerdings sehr schnell und direkt vermischen sich dieses buttrige Karamell mit einer trockenen Holznote, die kaum schöner sein könnte! Das trockene Holz ist für mich die wundervollste und authentischste Holznote, die ich jemals gerochen habe. Und das Schönste: sie untermalt den ganzen Duftverlauf.
Als nächstes mischt sich trockenes Gras dazu. Heu. Nichts anderes. Das Heu wirkt hier so echt, dass ich sofort das Gefühl von Naturverbundenheit, zu Hause, Wärme und Umarmungen habe. Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen und ich kann sagen: die Kühe und die Schweinchen wären von diesem Duft garantiert nicht abgeschreckt gewesen ;) es wirkt alles so rein, so natürlich, wärmespendend. Wie ein Heubalken, in den die Sonne rein scheint. Dieses Szenario habe ich als Kind geliebt, weil die trockenen Heusplitter in der nebeligen Sonne flitterten und tanzten. Sie sammelten sich in Haar und Kleidung. Und das war genau richtig so! Das waren gleichzeitig vermutlich auch die ersten Dufteindrücke in der Kindheit.
Genau das gibt mir dieser Duft. KINDHEIT. Die Welt ist in Ordnung. Untermalt von dem Frohsinn der Blutorange. Ebenfalls absolut natürlich, aber leicht.

Die harzige Basis rundet alles ab. Ich nehme auch eine sehr authentische Vanille wahr! Leicht süß. Man könnte sagen, dass das die Umarmung der geliebten Großeltern ist, wenn man auf den Kakao und ein Stück Schokolade wieder zurück ins Haus kommt.

Für mich ist dieser Duft pure Kindheit, Geborgenheit, Leben, lieben und Wohlfühlen. Alles in einem!
Holzig, warm würzig und leicht süß. Zu jeder Jahreszeit tragbar!

In meinem Schrank ist es eins der wundervollsten Parfums. Und ich danke meinem Mann von Herzen, dass er mir diesen einzigartigen Schatz als Flakon zum Geburtstag geschenkt hat ️- ich möchte ihn nicht mehr missen.

Ein Malle schafft es bei mir immer, die natürlichen Duftnoten so hervor zu bringen, dass ich meine, jeder einzelne Akkord stünde vor mir. Auch hier gab es wieder eine Explosion an Blüten, Pflanzen, Farben und Jahreszeiten!

Die Kokosnuss bricht auf und ein frühlingsfrischer Wind weht mir entgegen. Wie tausende, frische grüne Blätter und Knospen an Bäumen und Sträuchern. Der orange-rosa-farbene Sonnenaufgang am Morgen lässt vergessen, dass der eigene Atem die klirrende morgendliche Kälte unterstreicht.
Kokos schwirrt um mich herum und wirkt fast etwas unbeholfen und plump in diesem Szenario.
Langsam fangen Jasmin und Ylang Ylang an zu blühen und es wird wärmer. Die Winde wulstiger und mein Gemüt ruhiger. Die Wärme tut gut; aber der Eukalyptus bringt die Erfrischung, die es braucht. Ich hab mich an die Wärme noch nicht gewöhnt.
Tuberose kommt ins Spiel und lässt letzte grüne Noten und Knospen verschwinden. Der Sommer ist da. Endgültig.
Die Kokosnuss ist immernoch präsent. Sie war leise im Hintergrund, aber jetzt empfinde ich sie als sehr angenehm und passend. Ich lasse es zu, dass sie mit der Tuberose und Orangenblüte den Sommer betanzt. Wundervoll. Hand in Hand.
Freude, Wärme, Wohlbefinden.

Was für ein wechselhaft blumiger Duft! Wahnsinnig fein verwoben! Danke für so ein Gefühlsspiel und Kopfkino.
Es war und ist mir eine Freude.

Hmmmm. Dieser Duft lässt mich an meinen "Schnupper-Künsten" zweifeln.
Rosa Pfeffer im Auftakt - Yes. Zu 100%. Byredo typisch eben.
Aber ich rieche wenig Veilchen?! Und ich liebe Veilchen! Alles was ich nach etwa 30 Minuten rieche, ist eine wunderschöne, erwachsene Süße mit Pfeffer. Es riecht für mich nach Früchtetee. Beeren-Früchtetee mit Veilchen.
Woher kommt diese Süße?!
Sehr schön (!) aber nicht einzigartig oder auffallend.
Moos und Tannenbalsam vermisse ich!
H & S leider eher schwach.

Für Männlein und Weiblein gleichermaßen geeignet.
Ich sehe ihn im Frühling und Sommer.