BFellmeden

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1 - 5 von 31
BFellmeden vor 3 Monaten 9 1
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
1740 von Histoires de Parfums, der Duft der dominanten Damen?
Die Marke Histoires de Parfums begegnete mir erstmals in Videos von Marc Gebauer. Schon vor einigermaßen langer Zeit pries er den Histoires de Parfums This is not a Blue Bottle 1.2 und einige seiner blauen Brüder als sehr besondere Düfte an. Und so begab es sich, dass die 1.2er Version mein erster Duft dieser Marke wurde.

Später dann beschrieb er in zwei sehr unterhaltsamen Videos, einmal im Beisein Herbert Strickers und einmal im Beisein Kai Portens, den Histoires de Parfums 1740 als extrem starken und raumfüllenden Duft, als Duft für echte Männer, als Duft für Leute, denen ihr Umfeld völlig egal ist. Grinsend erklärte er, dass dieses Parfüm der ideale Blindbuy sei und dass man mit ihm einfach nichts falsch machen könne. Das machte mich zwar neugierig, aber mehr derzeit noch nicht.
Ich weiß nicht, ob die Parfumoregeln es erlauben, dass ich die Links zu den beiden Videos, von denen ich berichte, hier veröffentliche. Ich versuche es einfach mal und würde mich über einen freundlichen Hinweis auf einen eventuellen Regelverstoß deutlich mehr freuen als über ein kommentarloses Löschen dieser Rezension.

https://www.youtube.com/watch?v=T9A99YE6Dpc
https://www.youtube.com/watch?v=wD6JLdJNduY

Lange Zeit habe ich mich mit der Marke nicht weiter beschäftigt, was im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass mein bereits erwähnter Duft 1.2 zwar über eine ganz erhebliche Haltbarkeit verfügt, der Duft selbst auch schön ist, aber für mich persönlich nicht auf der höchsten Welle surft.

Wie schon so oft, stolperte ich über ein gutes Angebot im Fachhandel, wo die Marke Histoires de Parfums im Übrigen sehr häufig extrem stark rabattiert wird. Im freien Fall griff ich zum Flakon, der seinerzeit leider nur als 60 ML-Version zu haben war und schlug zu. Das hätte ich ohne das Angebot sicherlich nicht gemacht und hätte dann tatsächlich etwas verpasst.

Der erste Versuch: Ich ging mit einer gewissen Erwartungshaltung an den 1740 und vermutete einen Duft zu erleben, der nicht nur nicht alltagstauglich sein würde, sondern mir wahrscheinlich auch nicht gefallen und für mich einfach drüber sein würde.
Meine Erwartungshaltung wurde nur zum Teil erfüllt. Ich würde nicht sagen, dass er mir nicht gefiel. Ich würde aber auch nicht sagen, dass er die Erfüllung meiner olfaktorischen Träume war. Aber stark war er schon, so dass mir zumindest spontan nicht einfiel, bei welchen Gelegenheiten ich dieses Parfüm würde auflegen können.

Bevor ich an dieser Stelle ins Detail gehe, kann ich es mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass diese Reihe der Düfte von historischen Personen und Ereignissen inspiriert ist. Der Bezug des 1740 gehört dem Marquis de Sade, einem französischen Adligen und Schriftsteller, von dem sicherlich die meisten Menschen schon einmal etwas gehört oder vielleicht sogar gelesen haben. Er gilt nicht unbedingt als Erfinder des BDSM, wird aber vielfach als einer der ersten Menschen gehandelt, die entsprechende Neigungen hatten und diese öffentlich gemacht haben. Ohne dass ich dazu befragt werden will, woher ich meine Weisheit nehme, kann ich versichern, dass der Duft nichts mit der Welt der Qualen, Schmerzen und Folterritualen zu tun hat. Heutzutage riechen vielleicht die Dominas gut, nicht aber deren Opfer, deren Geruch sehr oft von Angst und blutigen Spuren beseelt ist.

Der Duft ist dunkel, schwer und beerig, aber all die Beeren, die hier (hypothetisch) verarbeitet wurden, sind unsüß. Gleiches gilt für die Zitrik, die zwar vorhanden, aber für mich in solcherlei dunklen Parfüms immer sehr schwer zu extrahieren ist. Da ist viel Leder und viel Harz und auch wenn in der Duftpyramide nichts von irgendwelchen Früchten steht, assoziiere ich den Duft mit einer fast schwarzen Marmelade aus ungesüßten Blaubeeren und Brombeeren.
Außerdem nehme ich eine sehr angenehme Alkoholnote wahr, die dem Duft eine wunderbare Eleganz verleiht, aber auch von Alkohol steht nichts in der Duftpyramide. Grüne Noten oder irgendetwas „Helles“ kann ich nicht erkennen.

Schnell wird mir klar, dass wir (ich) ein Problem haben! Es stellt sich mir tatsächlich die Frage, wann trägt man sowas?

Am Abend dann habe ich den 1740 einer Freundin, die nicht ganz so tief im Thema ist wie ich, aber immer großes Interesse an meinen neuen Düften hat, gezeigt. Auch sie hat ihn Probe getragen und kam zu dem Ergebnis: „Nee, den finde ich aber gar nicht schlecht!“
Solche Aussagen hat sie auch bei anderen Düften, von denen ich nicht eine Sekunde gedacht hätte, dass sie einer Frau gefallen könnten, getroffen und damit schon früher dafür gesorgt, dass ich ein Parfüm aus einem anderen Blickwinkel betrachte, weil sie damit meine Sorge, ich könnte meinem Umfeld auf die Nerven gehen oder auf Frauen „abstoßend“ wirken, vom Platz verwies. Das führte dazu, dass diese Düfte, so wie nun auch der 1740 weitere Chancen bekamen. Und was soll ich sagen? Ich habe das schon so, so oft erlebt. Schon beim nächsten Versuch gab es kein Problem mehr.

Der 1740 von Histoires de Parfums ist nach wenigen Anläufen für mich zum 10er-Kandidaten avanciert. Wer „mich“ liest wird jetzt vielleicht sagen: Ja, ja, das ist bei dem ja immer so. Wer’s glaubt wird selig. Ich aber sage euch: Ich schreibe lieber über Parfüms, die mir gut gefallen, als über Düfte, mit denen ich niemals Freundschaft schließe. Das macht mir erstens mehr Spaß und wird zweitens auch von der Community deutlich besser honoriert. Und das bedeutet mir etwas.
Aber wofür eignet sich nun dieser Duft? Ich denke, man kann ihn auch in geschlossenen Räumen tragen, dann aber sollten es eher großzügige Räumlichkeiten mit Stuck unter den hohen Decken sein. Ein kleines Büro mit fünf Arbeitsplätzen ist wohl eher ungeeignet.

Ganz toll ist dieser Duft, wenn man an einem sonnigen, aber eiskalten Tag einen Spaziergang entlang von brach liegenden Feldern macht. Mit dem 1740 riecht man sich unentwegt selbst und das verschafft mir als Parfümjunkie die olfaktorische Befriedigung nach der wir alle streben.
Wenn ich euch den 1740 mit dieser Rezension etwas näherbringen konnte, freut mich das sehr. Vielen Dank für’s Lesen.
1 Antwort
BFellmeden vor 9 Monaten 26 2
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Murphys Gesetz “Anything that can go wrong will go wrong.”
Heute soll es um einen Duft aus der Reihe der Shooting Stars von Xerjoff gehen, der zumindest bei mir bisher deutlich unterm Radar flog. Die Rede ist vom (oder heißt es von?) Oesel. Von diesem Duft, der bereits seit 2009 auf dem Markt ist, hatte ich nur ganz vereinzelt mal etwas gehört oder gelesen.

Hier auf Parfumo ist er (Stand heute 20.08.2023) in 212 Sammlungen enthalten, was nicht besonders viel ist. Sicher gibt es in der Shooting Stars-Reihe einige, die nicht nur in noch weniger Sammlungen enthalten sind, sondern von denen ich wirklich noch nie gehört habe. Die bekanntesten unter den Shooting Stars sind Uden, Apolonia, Nio und Kobe. Und weil das so ist, beschloss ich eines schönen Tages mir den Uden noch einmal zu bestellen (Hm???). Ich muss vorausschicken, dass ich den Flakon bereits besaß und wie das oft so ist, wenn ein Duft zur Neige geht, beginnt man ihn zu vermissen.

Mir jedenfalls geht es oft so, ein Flakon bzw. dessen Inhalt geht zu Ende und plötzlich stelle ich fest, dass genau dieser Duft doch eigentlich ganz großartig ist, dass ich ihn viel zu wenig getragen habe, dass ich ihn die ganze Zeit viel zu wenig gewertschätzt habe, dass mir mein Leben ohne ihn grau und trübselig erscheinen wird und er unbedingt noch einmal hermuss.

Häää? Ist der doof??? Wieso, fragt ihr euch, kauft der sich einen Uden und rezensiert dann den Oesel. Ganz einfach, weil die Geschichte so begann:

Ich bestellte mir einen Uden – ich verrate jetzt einmal nicht wo – und erhielt einen Oesel, allerdings bemerkte ich das erst, als es eigentlich schon zu spät war. Diejenigen von euch, die das Packaging bereits kennen, wissen, dass zunächst eine weiße Box aus Pappe zum Vorschein kommt, in der ihrerseits die eigentliche Xerjoff-Box enthalten ist. Wichtig zu erwähnen ist, dass schon die weiße Box beschriftet ist und auf der, die ich erhielt, stand in deutlich lesbaren Lettern „Uden“.

Ohne genaueres Hinsehen entfernte ich die Folie von der „nächsten“ Xerjoff-Kartonage, entnahm ihr die wunderschöne Leder(imitat)box, in der – soweit ich weiß – alle Shooting Stars kommen, öffnete sie und zelebrierte erwartungsfreudig das Auseinanderklappen der letzten Umverpackung des Duftes, des weißen stoffartigen Vorhangs, der den Flakon vor meinen Augen verbarg.

„Hm, irgendwas stimmt nicht!“

Ich sah einen 50-ML-Xerjoffflakon, soweit so gut, aber die darin enthaltene Flüssigkeit war viel zu dunkel. Der Saft war beinah bernsteinfarben und nicht so hell und klar wie Uden. Ich entnahm den Flakon und sah etwas genauer hin. Ich drehte ihn im Licht, bis ich erkennen konnte, was unter der Metallplakette stand: Shooting Stars – Oesel

„Mist!“, dachte ich, „die Verpackung ist jetzt bereits geöffnet. Was mache ich denn jetzt mit dem Bums?“

Klar, ich würde mich mit dem Lieferanten in Verbindung setzen und es reklamieren, und das würde auch alles funktionieren, denn ich hatte wirklich Uden bestellt und Oesel bekommen. Der Fehler lag bei der weißen Umverpackung auf der „Uden“ stand. Keine Ahnung, wie so etwas passieren kann, aber ich habe in meinem Leben, dass ja so ganz jung nicht mehr ist, gelernt, dass jeder Fehler, der passieren könnte, irgendwann einmal tatsächlich passiert.

Der kleine Flakon mit der fast rötlich honigartig schimmernden bernsteinfarbigen Flüssigkeit faszinierte mich, weil er aufgrund seiner Farbgebung mir so völlig anders erschien, als alle anderen Xerjoff’s, die ich bisher besaß oder auch noch besitze. Alle Xerjoff-Flakons sind auf ihre Art irgendwie edel, aber diesen hier assoziierte ich scherzeshalber und doch mit einem Funken Ernsthaftigkeit mit einem Behältnis für flüssiges Gold.

Ich hatte mich bis dahin mit dem Oesel noch nie wirklich auseinandergesetzt und begann mich zu fragen, wie der wohl wäre, ob das hier und heute vielleicht eine Fügung des Schicksals sein könnte. Vielleicht wäre es ein Fehler, den Duft zurückzuschicken. Vielleicht ist das ja der Duft, der mir zur totalen olfaktorischen Befriedigung verhelfen würde.

Ich startete Parfumo, um die Duftpyramide in Augenschein zu nehmen. In Sekundenbruchteilen hatte ich mit mir selbst vereinbart, dass ich Oesel behalten würde, wenn die Duftpyramide keine Stoffe enthalten würde, von denen ich wusste, dass sie mir möglicherweise nicht gefallen würden. Ergänzend vereinbarte ich ebenfalls mit mir, dass ich den Fehler trotzdem reklamieren würde, denn schließlich wollte ich den Uden ja tatsächlich haben. Ich würde allerdings versuchen aus dem Fehler Kapital zu schlagen und ihn mit einem gewissen Rabatt zu beziehen.

Die Duftpyramide war schnell geprüft. Darin war kein für mich problematischer Inhaltsstoff aufgeführt, zumal sie sowieso recht überschaubar ist. Hürde Nr. 1 war genommen. Sodann setzte ich mich mit dem Lieferanten in Verbindung, schilderte den Fehler, untermauerte ihn mit Fotos von der weißen Umverpackung und dem Flakon und teilte ihm dann großherzig mit, dass ich ihm den Fehler verzeihen und den Oesel behalten wolle, im Gegenzug jedoch um einen Nachlass für den Uden bitte, den ich unterm Strich ja eigentlich haben wollte. Der Lieferant war sehr schnell einverstanden, räumte mir einen akzeptablen Rabatt ein und damit war der Oesel endgültig Mein.

Das bedeutete: Ich würde ihn nun aufsprühen.

Das Erste, was mir in den Sinn kam, war Honig, obwohl er nicht Bestandteil der Duftpyramide ist. Das ist eine Problematik, vor der ich häufig stehe. Ich rieche andere Duftstoffe als die, die in der Pyramide enthalten sind. Oftmals weiß ich überhaupt nicht, was ich rieche, aber manchmal, und so auch jetzt, rieche ich etwas, was gar nicht da ist. Und hier ist das der Honig. Das ist insofern erwähnenswert, weil ich kein großer Freund von Honig bin, weder beim Frühstück noch im Parfüm, und so dachte ich schon einen Fehler gemacht zu haben.

Aber so ist es nicht. Wie andere Düfte schon immer, bekam natürlich auch der Oesel eine zweite und eine dritte Chance, und wie immer kann ich meine Geruchsempfindungen nicht so wirklich aufschlüsseln. Fakt ist aber, es bleibt für mich beim Honig, aber mit ein bisschen Training und nach ein paar Versuchen vermischt er sich mit der Rose und vor allen Dingen auch mit Tabak. Das macht ihn im Verlauf für mich nicht nur akzeptabel, sondern wirklich, wirklich schön. Die Gesamtkomposition kommt in meiner Nase als bisher nicht wissentlich gerochen und ungewöhnlich an. Der Duft ist warm, weich und anschmiegsam. Ich fühle mich wohl mit ihm. Er ist edel und hat eine enorme Stärke. Der Oesel nämlich hält, was viele andere Parfüms versprechen. Ich werde gerochen und nicht zu knapp. Dieser Duft projiziert ohne Ende und hält auf meiner Haut locker 12 Stunden. Ich rieche den auf meiner Haut noch am nächsten Tag.

Oesel ist ein Duft, mit dem man nichts falsch macht, tragbar für jedermann und jederfrau. Vielleicht sollte man sich überlegen, ob man ihn für das Büro oder zum Sport aufträgt, aber als Freizeitduft eignet er sich ganz sicher hervorragend. Zudem taugt er als Ganzjahresduft. Die enthaltene Zitrik und die abgedämpfte Süße erlauben den Gebrauch in den warmen sonnigen Jahreszeiten. Die Wärme aus Tabak und Hölzern wiederum machen ihn auch im Winter tragbar.
Ich werte den oben beschriebenen Ablauf schon ein klein wenig als glücklichen Verlauf des Schicksals nicht aber als Schicksalsfügung. Ich freue mich Oesel kennengelernt zu haben und wenn ich morgens vor meinem Parfümregal stehe und überlege, welchen Duft ich auflegen soll, kommt er vergleichsweise häufig zum Zuge.

Danke für's Lesen!
2 Antworten
BFellmeden vor 11 Monaten 26 1
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Auf der Suche nach dem Hochgenuss
Ich beginne diese Rezension mit einem kurzen Ausflug in meinen Alltag als Parfumo.

Immer auf der Suche nach neuen ultimativen Düften und im Bestreben diese zu einem kleinstmöglichen Salär zu erwerben, durchstreifte ich die bekannten Onlineparfümerien und wurde bei Parfumdreams fündig. Dort traf ich auf diverse Roberto Ugolinis, die schon ohne Rabattcode mit einem erheblichen Nachlass zu haben waren. Zwar waren diese Düfte für mich nicht neu, denn sie alle besaß ich bereits, entschied aber aufgrund der Angebotspreise und dem Umstand, dass mir neben meinem Premiumrabatt noch ein funktionierender Rabattcode über 15% vorlag, sie alle als Bunkerflakons zu erwerben.

Ich machte einen wirklich guten Deal, keine Frage, aber die Befriedigung über dieses Geschäft blieb aus, denn ich verzehrte mich nach einem neuen Duft, einem Duft, den ich noch nicht kannte und der mir ganz sicher einen nie dagewesenen Hochgenuss zuteillassen werden würde.

Erklären sollte ich vielleicht, dass ich den Abend gerne einmal mit einem Bier ausklingen lasse, und wenn es bei dem einen Bier nicht bleibt, vielleicht ein zweites, drittes oder gar viertes hinzukommt, meine Bereitschaft Geld für Parfüm auszugeben exorbitant wächst. Und so auch an diesem Abend. Es musste ein weiterer Duft her.

Das erste erstrebenswerte Parfüm, das mir begegnete war Sauvage Elixir von Dior. Warum war das so? Erstens weil der Sauvage EdP ein sehr früher Duft von mir war, der mich allerdings nie so wirklich abgeholt hat. Zweitens aber besitze ich als zweiten Dior den Oud Ispahan, und das ist ein Duft, der mich in Sekundenbruchteilen total von sich überzeugte. Daraus leitete ich nun ab, dass Dior, auch wenn das Sauvage EdP mich nicht für sich gewinnen konnte, Parfüm kann! Drittens wird dieser Duft hier auf Parfumo und auch von den „Parfümexperten“ auf Youtube und anderen Plattformen ziemlich gut bewertet. In der Folge landete er nun blind in meinem Warenkorb.

Am nächsten Morgen allerdings war ich, ob des Preises der Gesamtbestellung in Höhe von fast 700 € und auch dem zwischenzeitlich verflogenen Alkoholpegel, doch verunsichert und stellte die Notwendigkeit den Sauvage Elixir zu besitzen in Frage.

„Naja“, habe ich gedacht. „Ich bestelle mir irgendwo eine Abfüllung und teste daraus, bevor ich den Dior öffne und schicke ihn ggf. zurück.“

Gesagt getan. Nun verhält es sich wie bei den meisten von Euch auch bei mir so, dass ich versuche, möglichst mehrere Abfüllungen von einem Anbieter zu bestellen, um Porto zu sparen. Fündig wurde ich bei MartinGE. Bei ihm bestellte ich 5 ML Sauvage Elixir und 3 weitere Proben. Wie es sich für einen ordentlichen Souk gehört, landete das Paket schon zwei Tage später in meiner Packstation.

Als ich es entnahm, wunderte ich mich zuerst über die Größe des Paketes. Ich hatte 4 x 5 ML-Abfüllungen bestellt und bekam ein Paket in dem locker auch ein Flakon in OVP Platz gefunden hätte. Das Gewicht des Paketes verdeutlichte erstaunlicherweise ebenfalls, dass hier mehr verpackt wurde als nur die paar Abfüllungen.

Zuhause angekommen, öffnete ich das Paket und entnahm ihm neben den Proben einen leeren Flakon Aoud Lemon Mint von Mancera. „Auch eine Methode, Altglas zu entsorgen“, dachte ich flapsig, entschuldigte mich aber schon eine Sekunde später stumm bei Martin, denn bei genauerem Hinsehen, stellte ich fest, dass da noch ein ganz kleiner Rest drin war.

Ich begriff, dass Martin in meine Wunschliste geschaut hatte und dort auf genau diesen Duft gestoßen ist, den ich aufgrund irgendwelcher Rezensionen oder Videos aufgenommen hatte.
„Tolle Idee“, dachte ich, griff nach dem Flakon und setzte einen ersten Sprüher auf meinen linken Unterarm. Ich musste den Zerstäuber schon ein paar Mal betätigen, denn der hatte augenscheinlich schon einmal Luft gezogen, so dass sehr wenig des eigentlichen Duftes den Flakon verließ.

Aber gut, es reichte auf jeden Fall, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Der jedoch stellte mich vor ein Problem. Ich hatte keine Ahnung, was ich da roch. Jedenfalls nicht über das hinaus, was der Name Aoud Lemon Mint sowieso verriet.

Es ist ein zitrischer Duft (Überraschung ), in dessen Aura jedoch von Sekunde 1 an etwas Dunkles mitschwingt. Sollte das das Oud sein? Keine Ahnung, denn wenn ich ehrlich bin, weiß ich immer noch nicht wie Oud riecht. Für mich ist Oud ein Chamäleon, weil es je nach Herkunft, Menge und Hinzugabe anderer Duftnoten anders riecht. Was ich sagen kann, ist, dass es hier meiner Nase nach relativ zurückhaltend verwendet wurde.

Nachdem ich mir die Inhaltsstoffe angesehen habe, nickte ich wissend bei der ein oder anderen Zugabe. Zum Beispiel bei der Mandel, die könnte tatsächlich da sein. Mandel empfinde ich als süß, hell und auch etwas metallisch. Meine Referenzen dazu sind der Pegasus von PdM und Fucking Fabulous von Tom Ford. So eine Note sehe ich hier auch.

Genauso nickte ich bei Zitrone, Pfeffer, Minze, Vetiver und Vanille. Ich wiederhole mich, aber ich weise auch an dieser Stelle wieder darauf hin, dass ich schlecht herausriechen kann und mir das meist nur dann gelingt, wenn ich die Duftpyramide gesehen habe. Und ob das manchmal nicht auch eher Einbildung ist, kann ich nicht völlig ausschließen. Die übrigen Ingredienzien erkenne ich nicht, auch dann nicht, wenn ich sie lese.

Aber das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist ein Gesamteindruck, Empfindungen, dass Erlebnis ein Parfüm zu tragen, die Suche nach Assoziationen und Erinnerungen, die von einem Duft hervorgeholt werden können, die Chance mit ihm auf eine Expedition ins Ich aufzubrechen. Das passiert natürlich nicht bei allen Düften. Es passiert nur bei den ganz Besonderen, den wenigen Kandidaten, bei denen man wie Llambi mit der 10er-Kelle winkt.

Dazu gehört für mich nun auch der Aoud Lemon Mint von Mancera. Er fasziniert mich, wegen einer für mich ungewöhnlichen Kombination heller und süßer Zutaten mit mysteriösen dunklen und herben Noten. Meine Nase sagt: Das hatte ich so noch nicht. In den ersten wenigen Minuten gelang es mir nicht die Noten miteinander zu verbinden, und dass irritierte mich zuerst, aber dann etwas später verwirbelten sie sich und kreierten einen für mich wunderbaren Duft, den ich unbedingt besitzen wollte.

Was soll ich sagen? Noch am selben Abend habe ich einen vollen Flakon ersoukt. Es war eine schnelle und endgültige Entscheidung, die ich nie in Frage stellte. Ich hatte das große Glück quasi auf der Stelle auf ein gutes Angebot im Souk zu stoßen, ein Glück, dass einem nicht so häufig widerfährt und habe sofort zugeschlagen.

Die bestellten Proben, insbesondere die vom Sauvage Elixir, den ich am Ende übrigens zurückgeschickt habe, rückten völlig in den Hintergrund. Ich bin dem Parfumo MartinGE wirklich sehr dankbar für seine spezielle Methode Altglas zu entsorgen und mir diesen Duft damit ins Regal gezaubert hat.

1 Antwort
BFellmeden vor 1 Jahr 14 6
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
In der Kategorie Einzigartigkeit eine 11 von 10!
Die Marke Kajal begegnete mir in einem Video von Kai Porten erstmals, der sie auf einer Messe entdeckte und sie später in einem Videostream thematisierte. Ich erinnere mich, wie er begeistert war, von den Flakons, insbesondere von dem Flakon des Almaz, der sich in einer verspiegelten Flasche mit einem sternförmigen Deckel, der wiederum mit bunten Steinen besetzt ist, präsentiert und dadurch ein echter Hingucker ist.

Natürlich brachte er seine Bewunderung nicht nur für den Flakon zum Ausdruck, sondern auch für dessen Inhalt. Aber hier will ich gar nicht ins Detail gehen, denn es geht nicht um den Almaz, sondern um den Sawlaj.

Um die Geschichte nachvollziehbar zu machen, muss ich trotzdem noch erwähnen, dass ich dem Almaz bei einem Meet & Greet, dass Kai für die Vorbesteller seines Oud 31 veranstaltete, dann auch live begegnete, denn Kai hatte ihn dabei und ich durfte ihn erstmals schnuppern. Nach wenigen Sekunden war klar, der muss in mein Haus.

Vor einem Monat nun hatte ich das Glück den Almaz im Souk erwerben zu können, verpasste ihm relativ schnell eine 10 von 10 für den Duft und begann mich auch für andere Düfte von Kajal zu interessieren.

So ließ ich mir hier auf Parfumo alle Düfte in der Reihenfolge ihrer Duftbeliebtheit anzeigen, las Rezensionen, sofern vorhanden, und schaute nicht wirklich intensiv, aber immer wieder, wer diese Düfte zu welchem Kurs anbietet. Vor kurzem nun hatte Douglas den Sawlaj im Angebot, den ich aber eigentlich so gar nicht auf dem Schirm hatte, da er in besagter Duftbeliebtheit einen der hinteren Plätze einnimmt.

Die Bewertung des Duftes auf Parfumo ist mit 7,7 nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Die Duftpyramide fand ich interessant. Ich mag eine gute Zitrone, mag Harze und auch Rose und Leder.

Also konnte ich am Ende nicht widerstehen, denn das Angebot war tatsächlich gut. Komm Douglas, nimm mein Geld und gib mir dafür den Sawlaj.

Also habe ich ihn bestellt.

Douglas hat sich ein wenig mehr Zeit genommen als üblich, aber nach ein paar Tagen ist er dann doch angekommen. Als ich den Flakon aus der Umverpackung nehme, bin ich total geflasht von ihm, weil er auf mich wirkt wie ein altes Industriedenkmal, eine sehr schlichte, aber auch sehr schwere Flasche aus Milchglas mit massiven Eisenplaketten auf Vorder – und Rückseite kommt zum Vorschein. Die ist nicht nur ein bisschen schwer, sondern wirklich krass schwer. Der massive sternförmige Metalldeckel trägt seinen Teil dazu bei.

Ich stelle ihn auf die Waage. Tatsächlich ist er sogar schwerer als ein voller Flakon von Parfums de Marly, von denen ich bereits schrieb, dass man mit ihnen gefühlt Tischplatten zertrümmern kann.
Optik und Gewicht bilden Parallelen zum erwähnten Industriedenkmal. Schlussendlich trägt auch „the colour oft the juice“ ihren Teil dazu bei. Die enthaltene Flüssigkeit ist zwar nicht so dickflüssig, geht ansonsten aber optisch durchaus als Maschinenöl durch.

Der erste Sprüher:

Tolle Zitrone und Gewürze, die in den ersten Augenblicken nicht zueinanderfinden wollen. Es vergehen ein paar Minuten, bis die unterschiedlichen Aromen sich annähern, und schließlich miteinander verschmelzen. Stellt euch eine Schere vor, die sich gaaanz langsam schließt, bis beide Schneiden schließlich beieinander liegen und eine Einheit bilden.

Was erkenne ich? Vorab sei wie immer gesagt, dass ich mir selbst unterstelle, viele Aromen nicht erkennen zu können, ohne sie vorher in der Duftpyramide gelesen zu haben.

Wie die meisten Parfüms eröffnet, Sawlaj zitrisch, im vorliegenden Fall mit einer Zitrone und die ist wirklich richtig, richtig toll gemacht und auch für einen völligen Duftschnösel sofort erkennbar.
Das Labdanum bildet den dunklen Teil dieser Duftkomposition. Ich kenne es aus anderen Düften, z.B. vom Xerjoff Tony Iommi Monkey Special, bei dem der Anteil sicher deutlich höher ist als hier beim Sawlaj. Dennoch ist es hier insbesondere nach wenigen Minuten gut zu erkennen, nämlich dann, wenn die Zitrik, die anfänglich die Schere auseinanderklaffen lässt, sich etwas zurückzieht. Der Duft bekommt dann etwas harzig Dunkles und das bleibt so für eine ganze Weile.

Über der Dunkelheit beginnen die floralen Odeurs sich miteinander zu verweben. Nie im Leben würde ich erkennen, was genau enthalten ist, aber auch an dieser Stelle ist für jedermann erkennbar, dass ein paar Blüten unterwegs sind.

Aber da ist noch etwas: Zum Vorschein kommt eine mittelbraune Velourlederjacke. Googelt das mal. Die meisten Velourlederjacken sind tatsächlich braun. Es gibt so viele Lederdüfte, die sich vielfach sehr unterscheiden. Es gibt Düfte, die nach der teuren Lederausstattung einer Luxuskarosse riechen und andere, die ganz klar eine schwarze schwere ölige Lederjacke verkörpern. Irgendwo dazwischen reiht sich der Sawlaj ein und kommt mit besagter Velourlederjacke um die Ecke.

Über allem schwebt eine gewisse Süße, die den Ingredienzen der Basisnoten entspringt.
Besagte Dufteindrücke, das Harz, die Blumen, das Leder und die Süße sind eben nicht so verwoben, dass man im Grunde nichts mehr erkennen kann. Hier fühlt es sich an, als seien sie übereinandergestapelt, wie in einem Schichtsalat, so dass die Aromen – zumindest gruppiert – deutlich identifiziert werden können.

Und dass, so finde ich jedenfalls, macht den Duft ob seiner Architektur sehr besonders, unabhängig davon, dass ich bisher keinen anderen Duft kenne, der Aromen dergestalt miteinander kombiniert. Ich frage mich, ob man angesichts eines so ungewöhnlichen Duftes neben den Bewertungen von Duft, Haltbarkeit, Sillage, Flakon und Preis eine Kategorie „uniqueness“, also Einzigartigkeit auflegen sollte. Ich bin inzwischen selbst im Besitz von rund 175 Parfüms und nicht selten ist der erste Gedanke nach dem ersten Sprüher, dass man „sowas“ schon einmal gerochen hat.

Das ist beim Sawlaj anders. „Sowas“ habe ich vorher noch nie gerochen.
Nun habe ich mich noch nicht dazu geäußert, ob mir das, was ich rieche, auch wirklich gefällt.
Abschließend werde ich den Duft heute noch nicht bewerten – nur so viel: Es wird für den Duft mindestens eine 8+ werden. Im ersten Augenblick hätte ich ihn möglicherweise höher bewertet, aber das ist der anfänglichen Euphorie geschuldet, die wiederum auf die bereits genannte Einzigartigkeit zurückzuführen ist.

Nein, der Duft bekommt von mir keine 10, denn neben der Einzigartigkeit ist er auch irgendwie unscheinbar. Er ist nicht voll auf die Fresse, fällt nicht, wie sein zuvor genannter Bruder Almaz, sofort auf. Besagte „uniqueness“ fällt nur auf, wenn man sich mit ihm auseinandersetzt und sich wirklich mit ihm beschäftigt. Dem „normalen“ Umfeld bleibt diese Eigenschaft ganz sicher verborgen.

Dafür spricht auch Haltbarkeit und Sillage. Wenn ich die Haltbarkeit noch mit gut bewerte, driftet die Sillage in die Mittelmäßigkeit ab. Der Flakon aber ist mir allemal eine 10 wert. So etwas – trotz aller Schlichtheit – Beeindruckendes habe ich selten in den Händen gehalten.
Abschließend noch ein letztes Wort zum Verlauf. Der Sawlaj endet ebenfalls wie die meisten Parfüms süß, was natürlich auf Benzoe, Vanille und Vetiver in den Basisnoten zurückzuführen ist.

Es hat mir viel Spaß gemacht, über einen Duft zu schreiben, der bei der „Masse“ noch nicht angekommen ist. Hier auf Parfumo besitzen ihn einschließlich meiner Wenigkeit nur 16 Personen. Toll finde ich in diesem Fall aber auch, dass ich die Ehre habe, die erste Rezension zu einem Duft schreiben zu dürfen.

Vielen Dank fürs Lesen!
6 Antworten
BFellmeden vor 1 Jahr 32 5
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Glückshormone im Flakon
Vor einigen Tagen hat der Percival von Parfums de Marly den Einzug in meine Sammlung gefunden und ist damit der siebte Duft aus diesem Hause, der einen Platz im meinem Parfümregal ergattert hat. Was ihn von allen anderen seiner Brüder in meiner Sammlung unterscheidet, ist, dass es sich bei dem Percival um einen frischen Duft handelt.

Zum Percival gibt es ungezählte Rezensionen und Statements. Nichts von dem, was ich hier schreiben könnte, ist neu. Es gibt zu diesem Duft absolut nichts mehr zu sagen, was nicht von anderen – zumeist auch wiederholt – schon „zu Papier gebracht“ wurde. Dennoch habe ich das unstillbare Bedürfnis, meine Eindrücke und Empfindungen hier zu notieren, denn der Percival triggert mich extrem. Er gehört zu den wenigen Exemplaren, die bei mir nach dem Auftragen spürbar zu einer erheblichen Stimmungsaufhellung und damit im Zweifelsfall zu besserer Laune führen.

Warum ist das so? Ehrliche Antwort: Keine Ahnung, oder vielleicht doch...

Zum einen vielleicht, weil der Hinweis auf zweifelsohne vorhandene Duschgel Vibes auf jeden Fall stimmt.

Anders als viele Mitstreiter in diesem Forum habe ich persönlich an Duschgels nichts auszusetzen. Gefühlt verteufeln 9 von 10 Autoren hier einen Duft, wenn ihn dieser an ein Duschgel erinnert. Ich frage mich immer, wie das sein kann. Mit was für einer Plörre, zum Henker, duschen die denn? Woran erkennen sie, dass ein Duschgel billig riecht? Kann man das überhaupt riechen und wenn ja, warum kaufen sie sich dann das billige Zeug? Auch der Seifen- und Duschgelmarkt bietet schließlich Nischenprodukte, für die man unfassbar viel Geld ausgeben kann.

Der wirkliche Unterschied zwischen „Duschgeldesignern“ und „Duschgelnischen“ wird im Wesentlichen nicht in der Qualität liegen, sondern in dem Umstand, dass ein Duschgel von Axe für 2,99 € gleich millionenfach verkauft wird und ein Duschgel von Parfums de Marly – um bei der Marke zu bleiben – welches für 55,00 € zu haben ist, wahrscheinlich „nur“ in einer fünfstelligen Auflage über die Ladentheke geht. Vielleicht wäre es interessant zu wissen, womit die Duschgelkritiker morgens unter die Dusche klettern.

Im Grunde aber ist mir das völlig egal. Ich jedenfalls gehöre nicht zu diesen Kritikern und suche mir mein Duschgel selbstverständlich so aus, dass Duft, Seifigkeit, Hautverträglichkeit und Wirkung meinen Ansprüchen genügen. Der Name Axe war übrigens willkürlich ausgewählt. Es hätte auch Duschdas, Adidas oder Nivea sein können. Welches Produkt auch immer zur Anwendung kommt, am Ende bin ich gereinigt und fühle mich normalerweise sehr wohl.

Und genau an dieser Stelle punktet der Percival. Duschgel? Ja klar, stimmt, aber damit geht es mir eben einfach gut. Der Percival vermittelt mir genau diese Assoziation. Nichts daran stört mich. Genau das mag ich.

Zum anderen wegen Assoziation Nr. 2: Urlaub am Meer, kanarische Inseln im März oder Malle mitten im Hochsommer. 30 Grad im Schatten, glänzende Haut, Schweiß vermischt mit duftender Sonnencreme, immer nur mit kurzer Hose und T-Shirt bekleidet, Strandspaziergänge, Inlandsfahrten im gemieteten Cabriolet, leckere Paella in der Strandbar und Bier aus eisgekühlten Gläsern. Wie sollte man sich anders fühlen als für kurze Zeit völlig frei und sorgenlos.

Auch das lässt mich der Percival fühlen. Kann ich also anders als ihn zu mögen? Nein, geht nicht, … geht einfach nicht! So richtig nachvollziehen kann ich es selbst nicht, denn er ist nicht der einzige frische Sommerduft in meiner Sammlung, aber er ist mit Abstand der Duft, der mein Gefühlskarussell am meisten Achterbahn fahren lässt. Da kommt auch der Torino21, den ich im letzten Jahr aus tiefster Überzeugung zu meinem Sommerduft 2022 erklärt habe und den ich so oft getragen habe, wie keinen anderen Duft, nicht mit.

Die Duftpyramide bekomme ich, wie so oft, nicht aufgeschlüsselt. Klar ist, dass etwas Zitrisches drin ist, aber der ganze Rest erschließt sich mir auch in diesem Fall nicht, aber wisst ihr was, es ist mir egal. Ich muss nicht riechen, was da drin ist. Viel wichtiger ist, dass ich fühle, wohin der Percival mich führt und wie sehr er in der Lage ist, Einfluss auf meine Emotionen zu nehmen.

Eine Kleinigkeit habe ich noch. Als ich den Percival erstmals roch, musste ich sofort an Sunshine Man von Amouage denken, der ähnliche Vibes aufweist, mir aber bei weitem nicht so gut gefällt, wie der frische Freund aus dem Hause Parfums de Marly. Der Amouage ist ein sehr dichter Duft, der irgendwie dickflüssig daherkommt. Bei ihm habe ich immer das Gefühl, dass ich ihn nicht so richtig durch die Nase bekomme.

Auch der Percival ist ein „dichter“ Duft, aber insgesamt viel geschmeidiger, viel eleganter, und unfassbar viel angenehmer. Den kann ich völlig uneingeschränkt inhalieren. Die Duftnoten lassen viel Platz für Zwischennuancen, die es mir erlauben Duftassoziationen einzufügen und den Percival mit für mich angenehmen Empfindungen und Fantasien zu verbinden. Und das macht ihn für mich aus.
Seit ich ihn habe, werde ich von dem Gedanken getrieben, ihn hier mit einer Rezension auf einen sehr hohen Tron zu setzen. Möglicherweise wird mir das nicht gelingen, aber dann habe ich es wenigstens versucht.

Oh, ich habe noch eine Kleinigkeit. Ich habe anfangs gedacht, dass der Verlauf von Percival ziemlich linear ist, was ich nicht als Negativkriterium sehe. Wenn mir eine Kopfnote gut gefällt, dann möchte ich, dass sie bleibt und nicht das sie geht. Auch das ist hier auf Parfumo ein häufig geäußerter Kritikpunkt an vielerlei Düften.

Im vorliegenden Fall sei gesagt, ja der Verlauf ist einigermaßen behäbig. Die Wohlfühldüfte aus den Kopfnoten bleiben recht lange erhalten, aber dennoch durchlebt der Percival einen gewissen Verlauf, der jedoch nicht besonders spektakulär ist. Aber auch das möchte ich eher auf sein Habenkonto buchen und nicht kritisieren.

Wenn ihr mit dieser Rezension etwas anfangen könnt, wird mir das tatsächlich etwas bedeuten. Überhaupt ist es so, dass das Hobby rund ums Parfüm, aber auch diese Plattform, entscheidend Einfluss auf mein Leben genommen haben. Wenn ihr meinen Empfindungen folgen könnt, freue ich mich.

Vielen Dank für’s Lesen. Ich würde gerne mehr und öfter schreiben, aber der Tag hat nun mal nur 24 Stunden, die Woche nur 7 Tage und so weiter…, ihr kennt das ja selbst!
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