02.04.2023 - 17:11 Uhr
BFellmeden
32 Rezensionen
BFellmeden
Kritik Sehr hilfreiche Rezension
14
In der Kategorie Einzigartigkeit eine 11 von 10!
Die Marke Kajal begegnete mir in einem Video von Kai Porten erstmals, der sie auf einer Messe entdeckte und sie später in einem Videostream thematisierte. Ich erinnere mich, wie er begeistert war, von den Flakons, insbesondere von dem Flakon des Almaz, der sich in einer verspiegelten Flasche mit einem sternförmigen Deckel, der wiederum mit bunten Steinen besetzt ist, präsentiert und dadurch ein echter Hingucker ist.
Natürlich brachte er seine Bewunderung nicht nur für den Flakon zum Ausdruck, sondern auch für dessen Inhalt. Aber hier will ich gar nicht ins Detail gehen, denn es geht nicht um den Almaz, sondern um den Sawlaj.
Um die Geschichte nachvollziehbar zu machen, muss ich trotzdem noch erwähnen, dass ich dem Almaz bei einem Meet & Greet, dass Kai für die Vorbesteller seines Oud 31 veranstaltete, dann auch live begegnete, denn Kai hatte ihn dabei und ich durfte ihn erstmals schnuppern. Nach wenigen Sekunden war klar, der muss in mein Haus.
Vor einem Monat nun hatte ich das Glück den Almaz im Souk erwerben zu können, verpasste ihm relativ schnell eine 10 von 10 für den Duft und begann mich auch für andere Düfte von Kajal zu interessieren.
So ließ ich mir hier auf Parfumo alle Düfte in der Reihenfolge ihrer Duftbeliebtheit anzeigen, las Rezensionen, sofern vorhanden, und schaute nicht wirklich intensiv, aber immer wieder, wer diese Düfte zu welchem Kurs anbietet. Vor kurzem nun hatte Douglas den Sawlaj im Angebot, den ich aber eigentlich so gar nicht auf dem Schirm hatte, da er in besagter Duftbeliebtheit einen der hinteren Plätze einnimmt.
Die Bewertung des Duftes auf Parfumo ist mit 7,7 nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Die Duftpyramide fand ich interessant. Ich mag eine gute Zitrone, mag Harze und auch Rose und Leder.
Also konnte ich am Ende nicht widerstehen, denn das Angebot war tatsächlich gut. Komm Douglas, nimm mein Geld und gib mir dafür den Sawlaj.
Also habe ich ihn bestellt.
Douglas hat sich ein wenig mehr Zeit genommen als üblich, aber nach ein paar Tagen ist er dann doch angekommen. Als ich den Flakon aus der Umverpackung nehme, bin ich total geflasht von ihm, weil er auf mich wirkt wie ein altes Industriedenkmal, eine sehr schlichte, aber auch sehr schwere Flasche aus Milchglas mit massiven Eisenplaketten auf Vorder – und Rückseite kommt zum Vorschein. Die ist nicht nur ein bisschen schwer, sondern wirklich krass schwer. Der massive sternförmige Metalldeckel trägt seinen Teil dazu bei.
Ich stelle ihn auf die Waage. Tatsächlich ist er sogar schwerer als ein voller Flakon von Parfums de Marly, von denen ich bereits schrieb, dass man mit ihnen gefühlt Tischplatten zertrümmern kann.
Optik und Gewicht bilden Parallelen zum erwähnten Industriedenkmal. Schlussendlich trägt auch „the colour oft the juice“ ihren Teil dazu bei. Die enthaltene Flüssigkeit ist zwar nicht so dickflüssig, geht ansonsten aber optisch durchaus als Maschinenöl durch.
Der erste Sprüher:
Tolle Zitrone und Gewürze, die in den ersten Augenblicken nicht zueinanderfinden wollen. Es vergehen ein paar Minuten, bis die unterschiedlichen Aromen sich annähern, und schließlich miteinander verschmelzen. Stellt euch eine Schere vor, die sich gaaanz langsam schließt, bis beide Schneiden schließlich beieinander liegen und eine Einheit bilden.
Was erkenne ich? Vorab sei wie immer gesagt, dass ich mir selbst unterstelle, viele Aromen nicht erkennen zu können, ohne sie vorher in der Duftpyramide gelesen zu haben.
Wie die meisten Parfüms eröffnet, Sawlaj zitrisch, im vorliegenden Fall mit einer Zitrone und die ist wirklich richtig, richtig toll gemacht und auch für einen völligen Duftschnösel sofort erkennbar.
Das Labdanum bildet den dunklen Teil dieser Duftkomposition. Ich kenne es aus anderen Düften, z.B. vom Xerjoff Tony Iommi Monkey Special, bei dem der Anteil sicher deutlich höher ist als hier beim Sawlaj. Dennoch ist es hier insbesondere nach wenigen Minuten gut zu erkennen, nämlich dann, wenn die Zitrik, die anfänglich die Schere auseinanderklaffen lässt, sich etwas zurückzieht. Der Duft bekommt dann etwas harzig Dunkles und das bleibt so für eine ganze Weile.
Über der Dunkelheit beginnen die floralen Odeurs sich miteinander zu verweben. Nie im Leben würde ich erkennen, was genau enthalten ist, aber auch an dieser Stelle ist für jedermann erkennbar, dass ein paar Blüten unterwegs sind.
Aber da ist noch etwas: Zum Vorschein kommt eine mittelbraune Velourlederjacke. Googelt das mal. Die meisten Velourlederjacken sind tatsächlich braun. Es gibt so viele Lederdüfte, die sich vielfach sehr unterscheiden. Es gibt Düfte, die nach der teuren Lederausstattung einer Luxuskarosse riechen und andere, die ganz klar eine schwarze schwere ölige Lederjacke verkörpern. Irgendwo dazwischen reiht sich der Sawlaj ein und kommt mit besagter Velourlederjacke um die Ecke.
Über allem schwebt eine gewisse Süße, die den Ingredienzen der Basisnoten entspringt.
Besagte Dufteindrücke, das Harz, die Blumen, das Leder und die Süße sind eben nicht so verwoben, dass man im Grunde nichts mehr erkennen kann. Hier fühlt es sich an, als seien sie übereinandergestapelt, wie in einem Schichtsalat, so dass die Aromen – zumindest gruppiert – deutlich identifiziert werden können.
Und dass, so finde ich jedenfalls, macht den Duft ob seiner Architektur sehr besonders, unabhängig davon, dass ich bisher keinen anderen Duft kenne, der Aromen dergestalt miteinander kombiniert. Ich frage mich, ob man angesichts eines so ungewöhnlichen Duftes neben den Bewertungen von Duft, Haltbarkeit, Sillage, Flakon und Preis eine Kategorie „uniqueness“, also Einzigartigkeit auflegen sollte. Ich bin inzwischen selbst im Besitz von rund 175 Parfüms und nicht selten ist der erste Gedanke nach dem ersten Sprüher, dass man „sowas“ schon einmal gerochen hat.
Das ist beim Sawlaj anders. „Sowas“ habe ich vorher noch nie gerochen.
Nun habe ich mich noch nicht dazu geäußert, ob mir das, was ich rieche, auch wirklich gefällt.
Abschließend werde ich den Duft heute noch nicht bewerten – nur so viel: Es wird für den Duft mindestens eine 8+ werden. Im ersten Augenblick hätte ich ihn möglicherweise höher bewertet, aber das ist der anfänglichen Euphorie geschuldet, die wiederum auf die bereits genannte Einzigartigkeit zurückzuführen ist.
Nein, der Duft bekommt von mir keine 10, denn neben der Einzigartigkeit ist er auch irgendwie unscheinbar. Er ist nicht voll auf die Fresse, fällt nicht, wie sein zuvor genannter Bruder Almaz, sofort auf. Besagte „uniqueness“ fällt nur auf, wenn man sich mit ihm auseinandersetzt und sich wirklich mit ihm beschäftigt. Dem „normalen“ Umfeld bleibt diese Eigenschaft ganz sicher verborgen.
Dafür spricht auch Haltbarkeit und Sillage. Wenn ich die Haltbarkeit noch mit gut bewerte, driftet die Sillage in die Mittelmäßigkeit ab. Der Flakon aber ist mir allemal eine 10 wert. So etwas – trotz aller Schlichtheit – Beeindruckendes habe ich selten in den Händen gehalten.
Abschließend noch ein letztes Wort zum Verlauf. Der Sawlaj endet ebenfalls wie die meisten Parfüms süß, was natürlich auf Benzoe, Vanille und Vetiver in den Basisnoten zurückzuführen ist.
Es hat mir viel Spaß gemacht, über einen Duft zu schreiben, der bei der „Masse“ noch nicht angekommen ist. Hier auf Parfumo besitzen ihn einschließlich meiner Wenigkeit nur 16 Personen. Toll finde ich in diesem Fall aber auch, dass ich die Ehre habe, die erste Rezension zu einem Duft schreiben zu dürfen.
Vielen Dank fürs Lesen!
Natürlich brachte er seine Bewunderung nicht nur für den Flakon zum Ausdruck, sondern auch für dessen Inhalt. Aber hier will ich gar nicht ins Detail gehen, denn es geht nicht um den Almaz, sondern um den Sawlaj.
Um die Geschichte nachvollziehbar zu machen, muss ich trotzdem noch erwähnen, dass ich dem Almaz bei einem Meet & Greet, dass Kai für die Vorbesteller seines Oud 31 veranstaltete, dann auch live begegnete, denn Kai hatte ihn dabei und ich durfte ihn erstmals schnuppern. Nach wenigen Sekunden war klar, der muss in mein Haus.
Vor einem Monat nun hatte ich das Glück den Almaz im Souk erwerben zu können, verpasste ihm relativ schnell eine 10 von 10 für den Duft und begann mich auch für andere Düfte von Kajal zu interessieren.
So ließ ich mir hier auf Parfumo alle Düfte in der Reihenfolge ihrer Duftbeliebtheit anzeigen, las Rezensionen, sofern vorhanden, und schaute nicht wirklich intensiv, aber immer wieder, wer diese Düfte zu welchem Kurs anbietet. Vor kurzem nun hatte Douglas den Sawlaj im Angebot, den ich aber eigentlich so gar nicht auf dem Schirm hatte, da er in besagter Duftbeliebtheit einen der hinteren Plätze einnimmt.
Die Bewertung des Duftes auf Parfumo ist mit 7,7 nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Die Duftpyramide fand ich interessant. Ich mag eine gute Zitrone, mag Harze und auch Rose und Leder.
Also konnte ich am Ende nicht widerstehen, denn das Angebot war tatsächlich gut. Komm Douglas, nimm mein Geld und gib mir dafür den Sawlaj.
Also habe ich ihn bestellt.
Douglas hat sich ein wenig mehr Zeit genommen als üblich, aber nach ein paar Tagen ist er dann doch angekommen. Als ich den Flakon aus der Umverpackung nehme, bin ich total geflasht von ihm, weil er auf mich wirkt wie ein altes Industriedenkmal, eine sehr schlichte, aber auch sehr schwere Flasche aus Milchglas mit massiven Eisenplaketten auf Vorder – und Rückseite kommt zum Vorschein. Die ist nicht nur ein bisschen schwer, sondern wirklich krass schwer. Der massive sternförmige Metalldeckel trägt seinen Teil dazu bei.
Ich stelle ihn auf die Waage. Tatsächlich ist er sogar schwerer als ein voller Flakon von Parfums de Marly, von denen ich bereits schrieb, dass man mit ihnen gefühlt Tischplatten zertrümmern kann.
Optik und Gewicht bilden Parallelen zum erwähnten Industriedenkmal. Schlussendlich trägt auch „the colour oft the juice“ ihren Teil dazu bei. Die enthaltene Flüssigkeit ist zwar nicht so dickflüssig, geht ansonsten aber optisch durchaus als Maschinenöl durch.
Der erste Sprüher:
Tolle Zitrone und Gewürze, die in den ersten Augenblicken nicht zueinanderfinden wollen. Es vergehen ein paar Minuten, bis die unterschiedlichen Aromen sich annähern, und schließlich miteinander verschmelzen. Stellt euch eine Schere vor, die sich gaaanz langsam schließt, bis beide Schneiden schließlich beieinander liegen und eine Einheit bilden.
Was erkenne ich? Vorab sei wie immer gesagt, dass ich mir selbst unterstelle, viele Aromen nicht erkennen zu können, ohne sie vorher in der Duftpyramide gelesen zu haben.
Wie die meisten Parfüms eröffnet, Sawlaj zitrisch, im vorliegenden Fall mit einer Zitrone und die ist wirklich richtig, richtig toll gemacht und auch für einen völligen Duftschnösel sofort erkennbar.
Das Labdanum bildet den dunklen Teil dieser Duftkomposition. Ich kenne es aus anderen Düften, z.B. vom Xerjoff Tony Iommi Monkey Special, bei dem der Anteil sicher deutlich höher ist als hier beim Sawlaj. Dennoch ist es hier insbesondere nach wenigen Minuten gut zu erkennen, nämlich dann, wenn die Zitrik, die anfänglich die Schere auseinanderklaffen lässt, sich etwas zurückzieht. Der Duft bekommt dann etwas harzig Dunkles und das bleibt so für eine ganze Weile.
Über der Dunkelheit beginnen die floralen Odeurs sich miteinander zu verweben. Nie im Leben würde ich erkennen, was genau enthalten ist, aber auch an dieser Stelle ist für jedermann erkennbar, dass ein paar Blüten unterwegs sind.
Aber da ist noch etwas: Zum Vorschein kommt eine mittelbraune Velourlederjacke. Googelt das mal. Die meisten Velourlederjacken sind tatsächlich braun. Es gibt so viele Lederdüfte, die sich vielfach sehr unterscheiden. Es gibt Düfte, die nach der teuren Lederausstattung einer Luxuskarosse riechen und andere, die ganz klar eine schwarze schwere ölige Lederjacke verkörpern. Irgendwo dazwischen reiht sich der Sawlaj ein und kommt mit besagter Velourlederjacke um die Ecke.
Über allem schwebt eine gewisse Süße, die den Ingredienzen der Basisnoten entspringt.
Besagte Dufteindrücke, das Harz, die Blumen, das Leder und die Süße sind eben nicht so verwoben, dass man im Grunde nichts mehr erkennen kann. Hier fühlt es sich an, als seien sie übereinandergestapelt, wie in einem Schichtsalat, so dass die Aromen – zumindest gruppiert – deutlich identifiziert werden können.
Und dass, so finde ich jedenfalls, macht den Duft ob seiner Architektur sehr besonders, unabhängig davon, dass ich bisher keinen anderen Duft kenne, der Aromen dergestalt miteinander kombiniert. Ich frage mich, ob man angesichts eines so ungewöhnlichen Duftes neben den Bewertungen von Duft, Haltbarkeit, Sillage, Flakon und Preis eine Kategorie „uniqueness“, also Einzigartigkeit auflegen sollte. Ich bin inzwischen selbst im Besitz von rund 175 Parfüms und nicht selten ist der erste Gedanke nach dem ersten Sprüher, dass man „sowas“ schon einmal gerochen hat.
Das ist beim Sawlaj anders. „Sowas“ habe ich vorher noch nie gerochen.
Nun habe ich mich noch nicht dazu geäußert, ob mir das, was ich rieche, auch wirklich gefällt.
Abschließend werde ich den Duft heute noch nicht bewerten – nur so viel: Es wird für den Duft mindestens eine 8+ werden. Im ersten Augenblick hätte ich ihn möglicherweise höher bewertet, aber das ist der anfänglichen Euphorie geschuldet, die wiederum auf die bereits genannte Einzigartigkeit zurückzuführen ist.
Nein, der Duft bekommt von mir keine 10, denn neben der Einzigartigkeit ist er auch irgendwie unscheinbar. Er ist nicht voll auf die Fresse, fällt nicht, wie sein zuvor genannter Bruder Almaz, sofort auf. Besagte „uniqueness“ fällt nur auf, wenn man sich mit ihm auseinandersetzt und sich wirklich mit ihm beschäftigt. Dem „normalen“ Umfeld bleibt diese Eigenschaft ganz sicher verborgen.
Dafür spricht auch Haltbarkeit und Sillage. Wenn ich die Haltbarkeit noch mit gut bewerte, driftet die Sillage in die Mittelmäßigkeit ab. Der Flakon aber ist mir allemal eine 10 wert. So etwas – trotz aller Schlichtheit – Beeindruckendes habe ich selten in den Händen gehalten.
Abschließend noch ein letztes Wort zum Verlauf. Der Sawlaj endet ebenfalls wie die meisten Parfüms süß, was natürlich auf Benzoe, Vanille und Vetiver in den Basisnoten zurückzuführen ist.
Es hat mir viel Spaß gemacht, über einen Duft zu schreiben, der bei der „Masse“ noch nicht angekommen ist. Hier auf Parfumo besitzen ihn einschließlich meiner Wenigkeit nur 16 Personen. Toll finde ich in diesem Fall aber auch, dass ich die Ehre habe, die erste Rezension zu einem Duft schreiben zu dürfen.
Vielen Dank fürs Lesen!
6 Antworten