Basti87
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vor 6 Monaten - 11.11.2023
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Was kann man(n) tragen? - 2023

Nach längerer Zeit Blog-Abstinenz möchte ich auch im Jahr 2023 einen Blog-Artikel veröffentlichen. Ein Thema das ich schon länger im Kopf habe und auch nach über 15 Jahren Aktivität in der Duft-Welt auch mal thematisieren will. Da es ein sehr umfangreiches Thema ist schreibe ich in mehreren "Kapiteln".

Worum geht es genau?

Wer Lust meinen Blog zu lesen hat oder nicht: Vorweg einmal worum es geht. Es geht um hauptsächlich Unisex-Düfte die als "feminin" abgestempelt werden. In vielen Statements, Rezensionen und auch auf anderen Plattformen erlebt man schon viele kontroverse Meinungen. Es geht in meinem Blog vor allem um die Herren, da Damen fast alles tragen können. Bestimmt 99% aller Düfte, zumindest ohne schief angeguckt zu werden. Natürlich gibt es viele Düfte mit maskulinerem Erscheinungsbild, aber eine Frau solch Düfte trägt wirkt tough. Natürlich gibt es auch bei Damen Unterschiede und bessere Möglichkeiten, aber als Dame kann man sich schon mehr ausleben. Andersherum ist dies schon deutlich schwieriger. Das "harte Geschlecht" wird oftmals strenger beäugt. Warum steht 2023 in der Überschrift? Da sich in den letzten Jahrzehnten extrem viel verändert hat.
Ich will keine Assoziationen kritisieren, aber als potentieller Kunde ist es natürlich nicht leicht. Speziell als gestandener Mann (oder solche die es gerne wären) einen Duft tragen der als feminin beschrieben wird? Schwierig und man(n) kommt schon ins Zweifeln. Zumindest die die nicht so viel Erfahrung, Ahnung oder Selbstbewusstsein besitzt. Es geht in diesem Blog nicht nur ausschließlich um sehr kontroverse Düfte, sondern die generelle Einteilung. Ich schreibe eher objektiv, meine Meinung und meine Erfahrung werde ich allerdings einbringen.

Nische ist stark auf dem Vormarsch

Leute die im Designer-Bereich aktiv sind haben das Problem eher weniger. Natürlich gibt es im diesem Bereich auch mutige Herrendüfte wie z.B. 1 Million (der auch nicht wirklich maskulin ist), aber Unisex-Düfte gibt es dort nicht so viele. Gaultier² war ein Duft der zum Teil auch kontroverse Meinungen ausgelöst hat von den Unisex-Designern. Im großen und ganzen sind diese Düfte aber offiziell einem Geschlecht zugeordnet. Nische ist seit paar Jahren aber stark auf dem Vormarsch und einige Marken die Nischen-DNA's kopieren. Speziell in Zeiten des Internets sind natürlich viele Marken entstanden abseits des Mainstreams. In Zeiten von Social Media, Influencern und modebwussten Leuten eine lukrative Nische. Zum Teil mit sehr mutigen Unisex-Düften, die auch einiges an Hype auslösen und für kontroverse Meinungen sorgen. Natürlich werden Trends aus der Nische zum Teil in Designern eingebracht. 

Feminin, maskulin, unisex? Marketing

Offiziell werden Düfte kategorisiert vom Hersteller und einem Geschlecht zugeordnet, oder auch als unisex deklariert. In modernen Zeiten sorgt dies natürlich manchmal zu kontroversen Meinungen. Im Designer-Bereich ist es natürlich viel Marketing, da man geziehlt Zielgruppen ansprechen will und die Parfum-Noobs nicht überfordern will. Wirkt natürlich beruhigend einen Duft für sein Geschlecht zu tragen anstatt sich auf seinen Geschmack zu verlassen. Auch im Weihnachtsgeschäft für Kunden leichter, ohne sich eigene
Gedanken zu machen. Im Nischenbereich lassen sich Unisex-Dpfte wiederrum gut vermarkten. Die Leute haben in der Regel mehr Ahnung und suchen speziellere Sachen, sind wählerischer. Werbung gibt es auch nicht wirklich, außer auf Social Media. Sehr lukrativ, und Düfte wie Xerjoff, Montale und Tiziana Terenzi verkaufen auch mutige Düfte an sehr viele Herren. Viele weiche Düfte sind Bestseller und werden auch extrem viel von Herren gekauft. Insgesamt ist alles in der heutigen Zeit Marketing und jeder sollte für sich wählen welchen Duft er tragen will. Auch viele Herrendüfte sind von Damen tragbar: süß, frisch, aquatisch... zu 100% maskulin sind solche Düfte meist nicht und auch gut tragbar von Damen. Auch bei einigen Damen-Nischendüften gibt es zum Teil manchmal männliche Träger, was bei einigen Düften auch verständlich ist. Grade wer spezielles sucht sollte nicht zu sehr auf diese Katogorisierung achten. Aber die offizielle Kategorisierung in unisex wird viele beruhigen und man wird auch viele mutigere DNA's bei Herren dadurch finden. Einen offiziellen Damenduft als Herr tragen die wenigsten.

Theorie vs.Praxis

Ein Parfum-Freak neigt dazu einen Duft zu analysieren. Nicht nur unbedingt offiziell hier in Statements oder Rezensionen sondern auch einfach so für sich selbst. Ist auch absolut richtig. Auch unterbewusst kommen viele Assoziationen. Bei unisex-Düften ist das Geschlecht einfach auch ein wichtiges Thema. Man sollte schon im klarem sein ob man sich mit diesem Duft identifizieren kann. In der Praxis spielen allerdings viele Sachen mit rein. Was einem selbst nicht steht oder passt kann an anderen sehr gut harmonieren. Hinzu kommen viele Aspekte die mitspielen ob ein Duft überzeugt bzw. passt oder nicht. Laune, Ausstrahlung, Charakter, Anlass, Style, Kleidung. Manchmal kann ein Duft harmonieren oder auch deplaziert wirken, bei Herren mehr als bei Damen meiner Meinung nach. Viele Assoziationen beruhen auch auf Erfahrungen, da man früher auch eher ein Bild hatte wie ein Mann riecht. Diese Vielfalt gab es früher nicht, speziell in der Herren-Abteilung. 

Was wird oft als feminin angesehen?

An oberster Stelle stehen natürlich blumige Noten. Leute mit wenig Ahnung zur Materie werden Blumen immer zu den Damen schieben. Häufig empfinde ich Blumen auch eher feminin, gibt aber auch viele Düfte mich überzeugt haben. Rose z.B. finde ich in vielen Kreationen sehr gut tragbar als Herr. Auch andere
blumige Noten sind sehr gut tragbar als Herr. Es folgen gourmandige, fruchtige, cremige, pudrige, saubere und auch generell süße Düfte für viele. Empfinde ich nicht so. Fast alle Gourmands sind für mich unisex und auch die anderen Sparten kommen gut an und können schon sehr unique wirken in Kombination mit einer maskulinen Optik. Insgesamt empfinde ich aber einige blumige und fruchtige Noten als mutig und zum Teil auch als schwierig. Auch Zuckerwatten-Süße ist zum Teil nicht so leicht zu tragen. Aber wie gesagt: Jede Kombi sollte man testen.

Schubladen-Denken - 2023 ist dies schwieriger denn je

2023 hat man die Qual der Wahl. Vor dem Millenium war ein typisches Mannesbild schon klarer definierbar. Leute die z.B. in den 70er oder 80er Jahren aufgewachsen sind würden in den heutigen Jahren wohl ein "Kulturschock" bekommen, auch olfaktorisch bei den Herrendüften. Optisch passen viele Vintage-Düfte nicht mehr zu dem heutigem Look. Die Gesellschaft ist schon deutlich oberflächlicher geworden und strebt schon einem Schönheitsideal hinterher. Auch Aufmerksamkeit und Bestätigung ist vielen wichtig. Im digitalem Zeitalter gibt es eine große Vielfalt an Mode. Luxusbrands, Fitnesswahn, Solarium, Statussymbole, Tattoos... Es ist in den letzten Jahrzehnten unheimlich viel dazu gekommen. Zudem vielfältige Lifestyles wie z.B. verschiedene Musikrichtungen. Auch optisch: Würde man Panini-Bilder vergleichen aus diversen Jahrzehnten sieht man es deutlich. Früher Wildwuchs und Schnauzer, heute stylische Frisur und ein Gesicht wie geleckt. Natürlich auch Mode wie Skinny-Jeans für Herren oder Oversize-Hoodie. Man muss nicht alles toll finden, schön aber dass es in heutigen Zeiten so viele Möglichkeiten gibt. Auch bei Düften. 2023 ist für jeden Geschmack etwas dabei, auch Vintage-Düfte und klassische Stile werden wohl niemals aussterben. Aber auch der gepflegte Herr, welcher früher als "metrosexuell" abgestempelt wurde ist heute salonfähig.

Duft - Statement oder Mode

Manche tragen Düfte aus Mode, Komplimente oder einfach aus Lust. Für manche hingegen hat der Duft schon eine tiefere Bedeutung wie ein Statement. Understatement, Alphatier, seriöser Businessmann oder auch der Extravagante. Ein Duft kann viele Bedeutungen haben. Rein modisch passen extrem viele moderne Unisex-Düfte zu einen coolem stylischem Casual-Look. Einen maskulinen Duft muss man nicht zwingend tragen um maskulin zu wirken. Alles eine Frage des Erscheinungsbildes. Wer olfaktorisch das Alphatier zum Ausdruck bringen will sollte natürlich einen Bogen um viele dieser Düfte machen. Viele viele Herren tragen auch gar keinen Duft oder irgendein billiges Aftershave oder Deo. 

Man(n) kann es nicht jedem recht machen

Guckt man auf gehypte Herrendüfte, Bestseller und viele Parfumsammlungen sieht man schon einen bunten Strauß aus vielen Styles. Düfte wie Kirke oder Erba Pura, viele feiern diese. Manche bevorzugen hingegen Vintage, irgendwelche Freshies oder auch volle Kanne maskulin. Was die Mehrheit bevorzugt ist nicht wirklich ersichtlich. Alle polarisierenden Düfte haben schon ihre Anhänger. Ich hingegen höre immer auf meinen eigenen Geschmack und damit fahre ich gut. Ein guter Duft sollte schon etwas einprägsames haben und catchy sein wie ein Ohrwurm. 

Meine Meinung und meine Erfahrungen

Ich liebe unique Düfte die sich abheben von diesem typischem Herren-Mainstream. Wer meine Rezensionen und Statements verfolgt weiß dass ich einen sehr vielseitigen Geschmack habe und eine Sammlung bei der alles abgedeckt ist. Ich besitze auch sehr viele sehr maskuline Düfte, mag aber am liebsten Unisex-Düfte. Nicht unbedingt nur gewagte Düfte, aber ein paar davon sind auch in meiner Sammlung. Ich nach vielen Jahren Duft-Erfahrung finde viele nicht so gewagt. Speziell da ich diese mit Selbstbewusstsein trage und meinem Geschmack vertraue. Ich finde der maskuline und coolere Typ mit etwas "Swag" kann schon recht viel tragen. Dennoch gibt es auch im Unisex-Bereich natürlich Düfte die ich den Frauen überlasse und an denen auch lieber rieche. Erfahrungen habe ich mit uniquen Düften schon viele gemacht. Die Reaktionen waren durch und durch positiv. Neugier bei Düften die sich vom männlichen Mainstream abgehoben haben. Einige haben sich nach dem Duft erkundigt um diesen ebenfalls zu kaufen.
Auch bei Damen kamen meine Düfte zum großen Teil gut an. Mit 0815 kommt man nicht immer weiter im Leben. Leider habe ich relativ spät zu diesen Nischen-Düften gefunden, bin aber nun sehr glücklich damit.

Meine Empfehlung

Wer gerne aneckt und nicht in der Masse verschwinden will kann gerne mutigere Düfte tragen. Ich rieche solch Kreationen sehr gerne. An Herren können viele Düfte im Alltag etwas deplatziert wirken. Im Nachtleben, bei Zweisamkeit oder einfach am Abend können sich solche Düfte aber toll entfalten und positiv in Erinnerung bleiben. Man sollte sich mit einem Duft komfortabel und selbstsicher fühlen. Empfindet man diesen Duft als zu feminin oder ist sich unsicher: Wählt lieber einen anderen. Viele neue Unisex-Düfte wären beim klassischem, konservativen oder auch puristischen Herren wie ein Stilbruch. Der sportliche, lässige, maskuline Typ kann hingegen so ziemlich alles tragen, speziell im jungem Alter. Dennoch nicht alles meiner Meinung. Düfte im  Stile vieler Damen-Mainstreamern sind zum Teil schon klischeehaft-feminin.

Fazit

Im großen und ganzen empfinde ich diese Einteilung in feminin und maskulin als sehr schwammig. Egal ob Mann oder Frau, jeder Mensch ist individuell. Speziell ist diese Einteilung überbewertet meiner Meinung nach. Alle Menschen nach Geschlecht in einen Topf zu schmeißen finde ich nicht richtig. Natürlich gibt es Assoziationen, dennoch sollte man seinen eigenen authentischen Stil finden. Die meisten Düfte sind theoretisch unisex, auch wenn Assoziationen dies nicht immer suggerieren. Man sollte aber schon auf sein Bauchgefühl hören. Ein Mann muss nicht zwingend einen maskulinen Duft zu tragen um männlich zu wirken.


Ich wünsche allen die schönsten Düfte und den Mut diese auch zu tragen.

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