Caliope

Der Winter hat sich grad verkrümelt, aber die Bäume sind noch kahl und die Vorfreude auf den Frühling ist größer, als die Anzeichen dafür in der Natur deutlich sind - Bijan Black ist jetzt gerade wunderbar passend! Als besonders ungewöhnlich würde ich den Duft nicht bezeichnen, doch er ist, was ich gesucht habe: blumig aber nicht zu grün, pudrig aber kein Orientale, frisch aber nicht zu zitrisch, süß aber nicht pappig gourmandig. Perfekt um auf den ersten goldenen Sonnenstrahlen vom kalten Winter hinüberzugleiten in den Vorfrühling.
Die prickelige Kopfnote wird dominiert von Granatapfel und ein bißchen Bergamotte, schnell wird's blumig pudrig und bleibt eine Weile so, die Basis ist süß und leicht cremig, zum Wohlfühlen sanft und nur ganz leicht holzig, niemals schwer oder klebrig. Und genau deshalb frage ich mich, warum der Duft "black" heißt. So black ist er gar nicht.
Vom ersten Sprüher kam mir der Duft irgendwie sehr vertraut vor. Zuerst vermutete ich eine starke Ähnlichkeit zu Betty Barclay's In Love, die ist zwar vorhanden aber eher gering, weil Bijan Black diese schokoladenartige Gourmandnote fehlt und insgesamt ist er nicht so beerig. Dann bemerkte ich, dass mich diese blumige Frische, die, wie schon erwähnt wurde, wirklich irgendwie leicht abgedunkelt erscheint, an Anna Sui erinnert. Vergleichstest gemacht und Bestätigung erhalten. Bijan Black ist zwar süßer und wärmer aber wer den Anna Sui Duft mag, wird vermutlich auch an Bijan Black Gefallen finden. Mich freut's denn den Anna Sui Duft gibts nicht mehr und ich mochte ihn sehr. Bijan Black macht mir auf seine blumig frische, elegante und trotzdem verspielt zuckrige Art die Vorfreude auf den Frühling noch schöner, da seh ich auch mal gnädig über den bescheuerten Flakon hinweg, ohne Deckel kann ich ihn ertragen :-D

Zusammengefasst erscheint mir In Love wie Style by Night, über das man eine Ladung Black Opium gekippt hat.
Ganz unabhängig von den Zutaten erinnert mich das grundlegende Duftschema in der Kopfnote sehr an Style by Night, Dior Pure Poison oder Michael Korrs Sexy Amber, im ersten Moment sind die sich alle irgendwie sehr ähnlich: markant, elegant, fröhlich, leicht spritzig und schön pudrig. Vor Jahren habe ich diesen Duft schon einmal getestet aber da ich Style by Night bereits besaß und die beiden mir so ähnlich erschienen, habe ich ihn nicht weiter beachtet. Heute nähert sich mein Style by Night dem Ende und In Love wird nicht mehr produziert, also habe ich spontan die Gelegenheit genutzt, solange es den hier noch gibt.
Ich kann bei In Love deutlich den fruchtig sauberen Pfirsich wahrnehmen, danach die säuerlich markante Johannisbeere und eine leicht prickelige Grapefruit. Ich finde, diese Noten sind auch durchgehend präsent. Nach einer Weile wird es blumig, Freesie steuert noch dazu eine leichte Frische bei und Heliotrop und Geißblatt läuten schon bald die gourmandige Basis ein, pudrig, schön cremig, leicht dunkel würzig und einfach lecker, hätte ich es nicht besser gewusst, ich würde irgendwo Pflaume vermuten und Schokolade, die sich langsam über Pfirsich und Johannisbeere ergießt, ungewöhnlich aber wirklich sehr lecker! Darum erinnert er mich in der Basis so sehr an YSL Black Opium.
Heute ist auch ein seltsamer Tag, trotz Eiseskälte und Orkanwinde strahlt die Sonne und keine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen und ich finde, genau das unterstreicht In Love: der Duft ist elegant und klar, gleichzeitig sonnig fröhlich und steuert dennoch genug Wärme und Würze bei um sich an einem Wintertag wie heute wohl und geborgen zu fühlen. Den Flakon mag ich auch, er sieht aus wie eine kleine Frucht :-) Ich frage mich nur gerade, ob es unterschiedliche Zutaten bei EDP und EDT gibt. Der Tester im örtlichen DM (bei Müller gibts den Duft schon gar nicht mehr) war ein EDP, kaufen konnte man nur das EDT. Letzteres hat in den ersten Minuten eine starke Alkoholnote und es wirkt, als würden sich die beiden Varianten ziemlich unterscheiden. Nach ca 10 Minuten duften sie aber fast gleich, wobei ich glaube, das EDP scheint etwas fruchtiger und beim EDT ist die Gourmand-Note stärker ausgeprägt.

Sport Water duftet für mich so perfekt rein, nach frisch gewaschener, weisser Wäsche im Wind unterm blauen Himmel, wie selten ein anderes Parfum. Frisch gewaschen, nicht mehr und nicht weniger, aber das mit so einer Perfektion, das ist schon erstaunlich! Und es ist wieder mal ein Beispiel dafür, dass sich Düfte auf der Haut anders entwickeln können, als auf dem Teststreifen, denn auf dem Papier duftete es für mich im ersten Moment zwar sauber und frisch, erinnerte mich danach jedoch eher an ein mildes Aftershave, also durchaus mit einer maskulinen, etwas belanglosen Aura.
Auf meiner Haut entwickelt sich der Duft viel lieblicher, obschon er immer noch frisch und herb bleibt, aber um Einiges sanfter und pudriger als erwartet. Frische Zitrone - eher Zitronenschale, in Mineralwasser, so etwas wurde schon erwähnt und genau das nehme ich auch im ersten Moment wahr. Frisch, prickelig, irgendwie ozonisch, kein bißchen synthetisch zitrisch zum Glück und eher unfruchtig, sondern sehr natürlich und einfach herb sauber mit einer Ahnung von Baumwolle.. So duftet für mich die Farbe Weiß! Einige Minuten später wird es sanft blumig, einzelne Komponenten kann ich nicht erschnuppern, später wird's leicht holzig, ein paar Ecken und Kanten kommen hinzu, wenn auch nur wenige, gerade genug um die lineare Sauberkeit etwas interessanter zu machen. Manche würden es unspektakulär nennen, ich nenne es konsequent, der Duft bleibt seinem Thema einfach treu. - Ich habe vor Jahren lange Zeit das Pure benutzt, eben wegen dieser eleganten, gepflegten Sauberfrische und die haben beide Düfte auch gemeinsam. Sport Water ist jedoch sanfter, unaufdringlicher, fast niedlicher, einen klitzekleinen Hauch aquatischer. Duschen nach dem Sport und dann mit diesem Duft in frisch gewaschene weiße Bettwäsche hüllen, das ist schon ein perfekter Wohlfühlmoment...
Eigentlich empfinde ich Sport Water eher als Sommerkandidaten, aber wenn ich ihn mit der Farbe Weiß assoziiere, finde ich ihn im Winter eigentlich gar nicht mehr so abwegig, weißer Schnee hat ja auch sowas Reines und wenn man sich morgens nicht entscheiden kann, wonach einem ist, DER geht immer! Denn er wirkt trotz allem auch nicht kühl oder unnahbar auf mich, sondern freundlich.. Verträgt sich auch wunderbar mit sämtlichen Weichspülersorten (solange sie keine Vanille enthalten).

..zumindest um einiges mehr Gaga-like, als ihr erster Duft Fame. Eau de Gaga ist nicht wirklich süß, nicht wirklich fruchtig, nicht würzig, nicht weich, nicht schwer, aber auch nicht leicht, nicht wirklich blumig, ja was is es denn nu?
Ich finde es ist definitiv anders. Während Fame so unspektakulär und belanglos war, dass sich nicht mal eine Diskussion darüber gelohnt hätte, kann ich mir bei diesem Duft sehr wohl vorstellen, dass er die Gemüter spalten wird. Ich selbst bin immer noch unentschlossen.. Ich finde ihn schon speziell und überhaupt nicht weiblich. Drei Zutaten laut Liste, mehr gibts auch nicht zu erschnuppern. Die Limette ist von Anfang an durchgehend dominant. Spritzig und säuerlich. Nach ein paar Minuten wird's ein bißchen blumig-grün und eine Ledernote kommt dazu, die ich zwar erkennen aber irgendwie nicht lieben mag, da sie auf meine Nase leider ziemlich synthetisch wirkt. Einen großen Duftverlauf gibt es auch nicht, ausser dass die Limette nach einer Weile nicht mehr so sauer rüberkommt und die Komponenten insgesamt etwas kompakter und recht clean, ja beinahe seifig werden. Ich habe ein Insektenspray, das ähnlich riecht. Als Frau müsste ich schon in besonderer Laune sein, um dieses Parfum aufzulegen und einen passenden Anlass müsste ich mir noch einfallen lassen. An einem Mann kann ich es mir aber gut vorstellen, da erscheint es mir fast ein wenig wie die Bübchen-Version von Fahrenheit mit Anklängen von CK One.

Nachtrag:
Heute morgen Dusche mit Limette küsst Minze
danach Bodylotion Bio Limette
danach Eau de Gaga und morgendlicher Waldspaziergang bei Nebel
Ergebnis: der perfekte, frisch cleane Limetten-Start in den Tag!

Die Düfte von Nicki Minaj gehören für mich zur Gummibärchen-Kaugummi-Fraktion. Bei mir ist das nicht unbedingt was schlechtes. Aber ich finde, man muss sein Näschen schon ein bißchen anstrengen, um die feinen Unterschiede zu erschnuppern, denn sie gleichen sich doch alle sehr. An Minajesty mochte ich das Beerige, der Duft war mir aber irgendwie zu synthetisch vanillig im Abgang, zumindest auf meiner Haut. Auf dem Teststreifen war das nicht so penetrant. An Pink Friday mochte ich das Blumig-Holzige, er war mir aber viel zu schwach auf der Brust. Onika ist in etwa eine Mischung aus beiden aber noch ein bißchen exotischer und ohne Vanille. Er erinnert mich ausserdem verdächtig an Heat Rush von Beyoncé lol. Wer den mag, wird höchstwahrscheinlich auch Onika mögen. Die Zutaten sind nicht direkt die selben, aber das Ergebnis im Aufbau schon. Quitschig, fruchtig süß im Kopf, einige exotisch anmutende Blüten im Herzen und eine sonnig warme, leicht cremige Basis mit ein bißchen Holz. Nicht mehr und nicht weniger.
Ganz klar erkennen kann ich die Birne, die Sternfrucht nicht wirklich aber ich nehme an, dass sie für das leicht Pricklige verantwortlich ist, das die Kopfnote an sich hat. Ohne die Zutaten zu kennen, hätte ich auch spontan auf Ananas oder Kokos getippt. Die Orchidee ist definitiv aus Heat Rush geklaut. Die schüchterne Zeder dürfte für mich ruhig etwas präsenter sein, aber die Basis gefällt mir ohnehin am Besten. Und zuckrig ist der Duft von Anfang bis Ende.

Onika ist sicher kein Geniestreich, eben ein fröhlich süßer Cocktail, ein netter Ausgehduft, der sich hervorragend dafür eignet, um dieses letzte Aufbäumen des Sommers nochmal zu genießen und dann sanft hinüberzugleiten in einen goldenen Herbst. Und übrigens, so blöd der Flakon vielleicht aussehen mag, ich finde ihn von allen Minaj Flakons noch am Stylischsten und er liegt ausserordentlich gut in der Hand, besser als so manch Anderer, der eleganter daherkommt ;-)