Calliste

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Rezensionen
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1 - 5 von 45
Calliste vor 10 Jahren 14 6
5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
8
Duft
Pure Harmonie
Im Dunkel einer ehemaligen Fabrikhalle:
Ein ovaler, mit hellem Holz verkleideter Raum, in ein warmes, freundliches Licht getaucht,
Es herrschte vollkommene Harmonie, friedlich, entspannt, sich selbst genügend. Die Kostüme in warmen Pastellfarben. Nichts stört, nichts eckt an in diesem hermetisch abgeschlossenen Raum. der das antike Arkadien als Bühnenbild der Oper darstellen soll, die nun beginnt.
Mir kommt sofort mein neues Oud-ish in den Sinn.


Eigentlich kann ich mit Iso-E-Düften oder Molecule-Düften nichts anfangen.
Entweder rieche ich gar nichts oder ich muss mich darauf sehr konzentrieren.
Deshalb stand ich dieser dänischen Style-Linie sehr skeptisch gegenüber. Aber ich war dennoch neugierig genug, mich auf diese ungewöhnliche Verbindung von Oud und „hell“ einzulassen.
Erwartet hatte ich mit Sicherheit kein stolzes Oud Parfüm. Und wirklich, man kann es fast gar nicht wahrnehmen.
Es ist allerdings mehr als nur ein freundlicher, sauberer Moschusduft mit Wellness-Grüntee und ein bisschen Zauberhokuspokus eines Chemikers. Diese zarten Anklänge von Oud oder Ambra setzen es einen kleinen Ton dunkler und machen es damit tiefgründiger.
Es ist eigentlich gar kein Parfüm, es ist eher eine Aura, kaum wahrnehmbar und doch präsent. Dieser Duft will Haut und Körper umhüllen. Er strahlt nicht, ist eher ruhig und sich selbst genug, kontemplativ.
Ein Yoga-Duft, hell, warm, sanft, weiches Holz, pur,
am Ende dann doch mein geschätztes dänisches Design.
6 Antworten
Calliste vor 11 Jahren 17 11
10
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Ruhmreicher Eroberer
Das üppige Gold des Flakons kündigt es bereits an:
Mit stahlender, goldglänzender Rüstung stürmt Julius Caesars als selbstbewußter Eroberer mit dem berühmten „Veni, vidi, vici“ ins Feld.

Direkt zum Auftakt und ohne viel Federlesens wirft der ruhmreiche Potentat seine stärksten und erfahrensten Mitstreiter gleich zu Beginn ins Feld.
Beeindruckend, mit kräftigen Hufgetrappel reiten die militärischen Legaten an seiner Seite ein; hier der alten Recke Patchouli und die erfahrenen Haudegen Moschus und Ambra, dort die gewiefenten und geschmeidigen Führer aus den östlichen Provinzen: Kardamon, Safran und Zimt.

„Veni“, „ich kam“, seine ganz Präsenz steht sofort im Raum und nimmt einen gefangen, geradezu geblendete ist man von seinem Erscheinen.
Alle stürmen sofort und gleichzeit auf einen zu und wirbeln dabei eine Menge feinen, pudrigen Staubes auf, der einem sofort alle Sinne vernebelt. Weich und verführerisch legt er sich um einen, es ist wunderbar, strahlend, samtig, heilsverkündend, köstlich.
Man weiß sofort, bzw. ich wusste sofort, hier lohnt kein Aufbegehren, kein Kampf, kein Widerstand. Am besten man ergibt sich gleich in das Unausweichliche und kapituliert, als weiße Fahne diente die Kreditkarte. Caesar hatte gewonnnen.

Genauso wie Caesars erfolgreiche Propaganda dazu diente, seinen Machtanspruch rhetorisch geschickt zu untermauern, um erst gar nicht den kostspieligen Beweis seiner Überlegenheit anzutreten, so sehen auch wir uns einem rhetorischen; oder heute würde man sagen; marketing-technischen Kniff gegenüber.
Nachdem die Würfel gefallen, die Verträge gezeichnet sind und wir den Kauf getätigt haben, stellen wir fest, dass dieses Spektakel einen große Inzenierung ist.
Ohne Frage glänzend, aber die Nachhaltigkeit von Caesars Gebietseroberung läßt zu wünschen übrig. Nach relativ kurzen 2 bis 3 Stunden verliert der Herrscher das Interesse an unseren Ländereien und verflüchtigt sich.
Zunächst ist man enttäuscht, wo bleibt der Glanz des Imperiums. Erst später beschleicht mich der Verdacht, dass das auch ein Segen sein kann. Einen solchen Potentaten ständig in unmittelbarer Nähe zu haben, kann auf die Dauer sehr anstregend sein.
Da ist es ganz gut, selber bestimmen zu können, wann Caesar wieder auf seinen Siegesfeldzug gehen darf.
11 Antworten
Calliste vor 11 Jahren 14 9
10
Flakon
0
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Sauer macht nicht lustig
Ich bin auch enttäuscht.
Ich wollte ihn so gerne mögen! Ich wollte ihn sogar kaufen, auch wenn er mir nur ein kleines bisschen gefallen hätte. Der Flakon ist großartig, geradezu spektakulär, ein Handschmeichler, schwer wie ein Paper-weight, sogar aufschraubbar und wieder verwendbar. Den möchte ich so gerne haben.
Aber mit dem Inhalt kann ich leider gar nichts anfangen. Er startet zitrisch, säuerlich, bis ins Grüne, ok, find ich nicht schlecht, aber vom Hocker reißt mich das noch nicht. Und dann? Keine Ahnung. Die zarte zitrisch-grüne Note hält sich noch relativ lang auf der Haut, aber mehr kommt nichts.

Wieso gehen hier die Meinungen so weit auseinander? Einige schwärmen von zarten Blumen und sind geradezu euphorisch, während andere keinerlei Blumen oder gar Cremigkeit ausmachen können.
Bislang ist noch keine Angaben zu den Inhaltsnoten gemacht worden und mir beschleicht da so ein Verdacht, dass unser lieber Parfumeur Ellena diesmal sehr tief in den Chemiebaukasten gegriffen hat und sich dabei nicht in die Karten schauen lassen will.
Vielleicht spielen ordentliche Mengen von „Isos xyz? oder andere Moleküle, die für mich schlichtweg nicht erriechbar sind, eine große Rolle. Auf dieser Parfumnotenklaviatur bin ich absolut riechblind. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir wahre Mengen aufsprühen kann, ohne auch nur ein bisschen mehr zu riechen als die besagte säuerliche Note. Grapefruit wurde bereits gemutmaßt, mir kann auch spontan der modische Rhabarber in den Kopf.
Vielleicht liegt der Idee zu „Jour d´Hermes“ der recht erfolgreiche Aedes-Duft zugrunde, interpretiert auf Ellenas minimalistische Art und Weise, sehr modern, sehr innovativ.
Wie gesagt, ich weiß es nicht, ich rieche kaum was.
9 Antworten
Calliste vor 11 Jahren 13 7
2.5
Sillage
6
Duft
Bitte keine Vorurteile
Spätestens seit Pradas Verkaufschlager befürchtet man bei dem Wort Candy sofort eine Zahn und Nasen belastende Zuckerbombe. Als dann auch noch das Haus Montale einen Candy gepaart mit Rose offeriert, befürchte ich sofort das Schlimmste:
einen Extrem-Gourmand mit stechender Blumennote. Die vorliegende Probe habe ich deshalb lang genug ignoriert, weil ich mir so sicher war, über das, was mich da erwarten würde. Erst heute, auf der Suche nach einer passenden Duftbeigabe in Richtung süß, wagte ich einen kleinen Test. Und siehe da:

Ich muss Abbitte leisten, denn dieser Montale überrascht mich sehr.
(Eigentlich hätte ich es mir ja denken können; spätestens als Hannali vor einiger Zeit ein Sharing mit CR startete, denn er passt tatsächlich perfekt in ihr Beuteschema.)
Für mich jedenfalls vollkommen unerwartet ist „Candy Rose“ ein leichter, zarter Rosenduft, ein französisches Ballettmädchen im blassrosa Tütü, und keine orientalisch verführerische Leckerei, wie sonst häufig bei Montale.
Die tonangebende Rose wird begleitet von einem hellen fruchtigen Akkord, der ihr die dumpfe Muffigkeit nimmt. Nur ganz fein legt sich eine dünne Puderzuckerschicht darüber, überdeckt sie nicht, sondern lässt das rosaweiße Geheimnis transparent durchscheinen.


Zunächst bekam die arme „Candy Rose“ von mir nur 40 points,
hauptsächlich weil ich persönlich ja kein ausgewiesener Freund von Rosendüften bin.
Aber das erscheint mir jetzt doch ein wenig ungerecht.
Der Duft ist sehr schön ausgewogen, sehr elegant und feminin, und damit sehr tragbar. Liebhabern zarter feiner Blumendüfte gefällt er bestimmt.

Trotzdem ist es fraglich, ob Candy Rose mit der dezenten Zurückhaltung genügend eigenen Charakter aufweist, um genau diese Rose haben zu wollen. Er kommt mir jedenfalls nicht unbedingt zwingend als Anschaffungsempfehlung im Sinne von „Diese Rose und sonst keine“ vor. Mir fallen zumindest direkt einige Düfte der Richtung „blumig-fruchtig-transpartent“ ein, die ähnlich sind.
Vielleicht wäre die Montale-typische gute Haltbarkeit ein entscheidender Pluspunkt vor der Konkurrenz.
7 Antworten
Calliste vor 11 Jahren 9 11
5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Keine Angst vor Geistern!
Mit einem Geist zu schlafen, spannend und unheimlich zugleich, dazu gleich mehreren,
was gehen da einem nicht für Assoziationen durch den Kopf:
erotische Albträume, Poe, Rosmaries Baby, die Twiligt-Romänchen.

Ich war neugierig, ob es sich tatsächlich um ein englisches Gruselkabinettstückchen handelt, das mit einem harmlosen Einstieg im englischen Obstgarten eine scheinbare Sicherheit vorgaukeln will, bevor dann die unheimlichen Gesellen Leder und Vetiver in finsterer Absicht losschlagen werden.

Stattdessen präsentiert sich das Spiel mit dem Unheimlichen und der Gefahr
überraschend als ein verzaubender Sommernachtstraum á la Shakespeare,
Cremigsanfte Blüten verströmen den warmen goldgelben Duft des Tages in die anbrechende Nacht. Zarte Elfen bringen herbsüße Früchte und beginnen einen betörenden Schleiertanz.
Lockend, verwirrend, nicht fassbar.
Das ist fein und zart, sehr dezent, aber präsent, für Liebhaber nicht allzu kräftiger Sillage genau das Richtige, eher ein Auraduft. Obwohl nicht gerade ein Duftzwilling zu nennen, erinnert er mich an "Roma imperiale" von Profumi del Forte. Und in sofern führt uns der Untertitel, der zu diesem Duft auf der Internetseite zu finden ist, auf die richtig Fährte:
"Fantasy of extreme Tenderness".

Bevor uns die süßliche Blumenelegie in einen narkotischen Schlaf einlullen kann,
kommt ein kleiner, frecher Vetiver-Puck und treibt mit dem dunkel grummeligen Leder-Zettel seine Späße. Durch ihre komödiantischen Einlagen kitzeln sie hin und wieder unsere Aufmerksamkeit wach.


Unbedingt eine Empfehlung für die anstehende wärmere Jahreszeit, oder auch für die Zeit der Vorfreude darauf.
Und bitte, die Damen sollten sich nicht durch den ziemlich männlich durchgestylten Flakon abhalten lassen, den Duft wenigstens zu testen.
11 Antworten
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