Comed

Die Private Line (dunkler Flakon) wurde durch die Signature Version (durchsichtiger Flakon) von Tom Ford abgelöst. Tatsächlich gefallen mir beide Versionen gut.

Die Private Version ist super grün, facettenreich und sehr verspielt. Ich habe das mal mit einer Reise durch den Kräutergarten beschrieben. Der Duft durchläuft eine starke Wandlung. Und ist damit etwas schwieriger zu verstehen.

Ich glaube, deshalb hat Tom Ford die Signature Version entwickelt, da das Hauptthema gefällig und die Facetten teilweise unverstanden und damit vermeintlich unnötig waren.

Die Signatur Version ist deshalb weniger komplex und bildet für mich eigentlich nur das Hauptthema des Duftes (diese wunderbare Zino Note) wirklich gut ab. Außerdem ist der Drydown etwas eintönig geraten. Die Patch/Amber Kombination kommt leider weniger hochwertig, etwas synthetisch, ja sogar "pappig" daher.

Es fehlen die vielen kleinen, grünen Facetten aus der Private Line. Auch wenn die Melodie die Gleiche ist, habe ich vom Gefühl einmal ein Orchester und das andere Mal eine Juke Box... es ist ein anderes Erlebnis.

Fazit:
Der Private Line Duft ist für mich der spannendere Duft. Er ist vielseitig und komplex.
Die Signature Version ist der für den tagesgebrauch bessere, da günstiger und weniger dicht und weniger komplex.
Eigentlich wie ich es erhofft hatte. Ich behalte beide Abfüllungen, da mir das Grundthema gut gefällt. Je nach Anlass greife ich zu mehr oder weniger Facettenreichtum.

Seit 1959 gibt es diesen tollen Duft und ich habe die letzten 4 Reformulierungen für mich getestet und analysiert. Das Ergebnis soll Euch vielleicht helfen, die unterschiedlichen Version zu identifizieren und besser einzuordnen:

1. Vintage Version, braune Flüssigkeit (vor dem Jahr 2000)

Kopfnote: Zitrus+, Tabak+++
Drydown: Vetiver+, Tabak+++
Wärme: +++
Grüne: 0
Projektion: 0
Haltbarkeit: +
Anmerkung: Vetiver als Beiwerk zu feinem Schnitttabak, nach unspektakulären Auftakt leider schnell hautnah

2. Geschliffenes Milch-Glas, breiter Flakon, grüne Flüssigkeit (in den Jahren 2000-2011)

Kopfnote: Zitrus++, Tabak++
Drydown: Vetiver++, Tabak++
Wärme: +
Grüne: +
Projektion: ++
Haltbarkeit: ++
Anmerkung: komplett neue Komposition, Vetiver wirkt grün, kühl und nüchtern, Tabak ist nur noch in der Kopfnote prominent, im Drydown dann harmonisches Tabak-Vetiver nebeneinander

3. Silberne Kappe, schlanker Flakon, geschwungener "Guerlain" Schriftzug, grüne Flüssigkeit, grüne Verpackung (in den Jahren 2011-2016)

Kopfnote: Zitrus++, Tabak+
Drydown: Vetiver++, Tabak++
Wärme: ++
Grüne: +
Projektion: ++
Haltbarkeit: +
Anmerkung: wirkt von Anfang an harmonisch, auch im Drydown Vetiver und Tabak schön ausgeglichen, Ecken und Kanten wurden herausgeschliffen, Komposition wieder etwas wärmer

4. Kunstholzkappe, hoher Flakon, einfacher "Guerlain" Schriftzug, grüne Flüssigkeit, graue Einheits-Verpackung (seit 2016)

Kopfnote: Zitrus+++, Tabak+
Drydown: Vetiver++, Tabak+
Wärme: +
Grüne: ++
Projektion: ++
Haltbarkeit: +
Anmerkung: Prominente Zitrone im Auftakt, viel weniger Tabak, wird im Drydown herber Vetiver-grün, leicht dumpf, Wärme wurde wieder reduziert

Über die Zeit wurden die Verhältnisse von Vetiver und Tabak stark verändert. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Tabak immer weiter reduziert wurde. Im Gegenzug wurde der Duft immer Vetiver-grüner und die Kopfnote immer zitrusreicher.

Ich würde nicht so weit gehen, dass ich die 4 Versionen als eigenständige Düfte bezeichnen würde. Auch das Thema vom "rauchenden Gärtner" ist immer noch präsent. Er raucht aber deutlich weniger als früher, was wohl besser in unsere Nichtraucher Gesellschaft passt. ;)

Um die Frage nach Preis und Qualität beurteilen zu können, bedarf es immer eines Vergleiches.

Bin ich zu groß oder zu klein? Zu dick oder zu dünn? Zu teuer oder zu günstig? Im Vergleich zu was bitte? Ohne Vergleich kommt man nicht weiter...

Ich werden den Duft hier konkret mit Elysium Cologne von Roja Dove vergleichen. Warum? Einfach subjektive Wahrnehmung.

Denn der Vergleich liegt immer im Auge des Betrachters. Und für mich persönlich erinnert Office for Men eben stark an Elysium Cologne von Roja Dove.

Außerdem haben beide mit 160-260 Euro pro 100 ml einen ähnlich, gehobenen Preis und müssen sich deshalb von mir messen lassen.

Wo ist das Geld am Besten angelegt?

Während die Eröffnung des Rojas fruchtiger und maximal strahlend rüber kommt, macht Alberto den Duft für Jeremy holziger und weniger laut.

Morillas spart sich das Roja-typisch pompöse Feuerwerk der Eröffnung, sondern glänzt mit weitaus besserer Haltbarkeit bei einer Armlänge Projektion.

Will man kunstfertiges Spektakel, greift man zum Elysium. Will man solide Handwerkskunst die eine Extrameile im Büro durchhält, zum Office for Men.

Wo sind die Unterschiede? Eher im Marketing.

Will man schöne Geschichten über edle Duftstoffe und kindliche Erlebnisse, greift man zu Roja Parfums. Will man YouTube Push-ups und "the Best" Bling-Bling, landet man zwangsläufig bei Jeremy.

Was ist gleich? Solides Handwerk.

Der Juice ist in beiden Fällen 1A. Die Perfumer sind wahre Meister. Die Köpfe sind großartige Geschichtenerzähler. Und die Düfte sind beide im massentaugliche Segment zum Niche Preis angesiedelt.

Ob man damit kommerziellen Erfolg hat, wird der Vergleich mit dem Markt zeigen. Ich wünsche es jedenfalls beiden. Sie machen beide gute Arbeit.

Seit langem suche ich einen tragbaren Oud Duft für das Büro. Oud und Büro geht das überhaupt?

Im Office trage ich entweder Düfte mit maximal einer Armlänge Projektion. Oder Welche die so gefällig sind, dass man Sie selbst kaum mehr wahrnehmen kann. Reflection Man oder Aventus sind gute Beispiele dafür.

Wenn Oud im Spiel ist, dann wird es für mich erst interessant. Oud ist wie das Salz in der Suppe. Zuviel ist nicht gut und ohne wirds es schnell langweilig. Die Nase meldet "unbedenklich" ans Großhirn und blendet viele gute Düfte sukzessiv aus.

Oud ist der "Hallo Wach" der Parfum Welt. Für meine Nase ist es unmöglich Düfte mit Oud auszublenden. Oud riecht nach verbrannten Holz. Feuer! Ein Alarmsignal das den Verstand aktiviert.

Im Büro will man das aber nicht unbedingt. Einzige Ausnahme sind vielleicht Messen oder Verhandlungen. Hier will man ständig Präsent sein. Sonst eher nicht.

Der Armani Eau de Nuit Oud schafft diesen schwierigen Spagat meisterlich. Er ist präsent, aber nicht weiter als eine Armlänge vorhanden. Durch die Iris so edel und gefällig, dass mein Hirn ab und zu abschalten kann.

Geruchlicht ist der Armani irgendwo zwischen Tom Fords Oud Wood (Kardamom) und Dior Homme (Iris) angesiedelt. Das Oud ist hier ein perfekter Gegenspieler zur Tonka Süße und entwickelt sich holzig-cremig. Haltbarkeit ist mit 6-7 Stunden auf meiner Haut ideal. Länger will ich auch nicht im Büro sein. ;)

Abschließend kann ich diesen Duft uneingeschränkt für das Büro empfehlen. Er hat zwar einen eigenen Charakter, ist aber trotzdem ein Teamspieler: eine wahre Führungskraft!

Zur Vollständigkeit:
- Auf Messen trage ich Layton Exclusif. Dieser hat die gefällige Layton DNA mit einer Monster Sillage bis zum Hallenende. :)
- Bei Verhandlungen trage ich Gucci Oud Intense. Dieser Duft gibt nicht nach. Freundlich aber sehr bestimmt wie ich selbst. ;)

Anfang November, 10 Grad und die Tage werden immer dunkler. Zeit um sich mit Oud Düften auseinander zu setzen.

Ich schicke 3 Düfte ins Rennen, die nicht nur Oud im Namen tragen, sondern hauptsächlich auch nach Oud riechen. Oder was ich eben für Oud halte. ;)

Da haben wir den reformulierten Klassiker von YSL M7 Oud Absolu. Die etablierte Referenz von Nasomatto Black Afgano. Und der Herausforderer Gucci Oud Intense hier.

Das Opening beginnt beim M7 sehr warm, rund und fast lieblich mit Nouancen von Mandarine und für mich sehr hellem, aber doch würzigen Oud. Der Gucci kommt etwas tiefer mit dunklen Früchten daher. Black Afgano ist der Sopran in der Runde und haut einem Oud mit Nouancen von Cannabis um die Ohren. Was für ein Blast!

Im Verlauf wird der Oud im M7 noch etwas heller und hält seine feine Note auf meiner Haut 6-7 Stunden, ohne richtig aufdringlich zu werden. Einfach eine meisterliche Komposition ohne Ecken und Kanten. Die Projektion ist dabei OK.

Der Gucci hält seinen hochwertigen Oud Duft sehr linear 8-10 Stunden auf hohen Niveau durch. Ist dabei ein bisschen kräftiger und dunkler als der M7. Aber immer noch rund. Die Projektion ist GUT.

Im Verlauf des Black Afgano von 10-12 Stunden wird der Oud Duft immer dunkler und wird zum Ende hin richtig schwer und rauchig auf der Haut. Für mich sogar etwas anstrengend zu tragen. Die Projektion ist STARK.

Fazit: Für mich persönlich hat der Gucci Oud Intense gewonnen. Auch wenn die Duft Komposition beim M7 vielleicht raffinierter ist, hat er für mich etwas Wertigeres. Man merkt die überragende Qualität der Zutaten. Das Oud riecht einfach wunderbar.

Beide sind so schön und rund, dass ich sie im Büro tragen kann. Der Gucci ist dabei genau an der Grenze, aber genau das finde ich so gut an Ihm. Er ist sehr präsent und schlägt nicht über die Stränge.

Genau hier sehe ich persönlich die große Schwäche von Black Afgano. Mir fallen persönlich wenig Szenarien ein, wo ich so stark und schwer nach Oud (und etwas Kiffe) riechen möchte.

Nichtsdestotrotz sind alle Düfte wunderbare Oud Düfte und sollten von jedem Oud Interessieren unbedingt getestet werden. Im Gesamtpaket gefällt mir der Gucci am Besten. Auch was Preis-Leistung angeht. Danke Gucci!