Cravache

Cravache

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56 - 60 von 64
Cravache vor 8 Jahren 7
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
„Südsee-Puder“ - Fancy Dachterrassenparty mit Pierre Guillaume
Foudre ist nach Pierre Guillaume eine Südsee-Duftatmosphäre zum Aufsprühen: Der Duft der Blüte des Champaka-Baumes, unmittelbar vor Ausbruch eines Sturmes oder Gewitters über einer Insel im Indischen Ozean. „Foudre“ bedeutet auf Deutsch übersetzt „Blitzschlag“.

Die jüngste und nunmehr vierte Duftlinie von Pierre Guillaume bilden die Collection Croisière-Düfte. Eine unkonventionelle, erfrischende, originelle Linie von genial-synthetischen Duftbildcollagen in satten Farben. Neben Foudre sind besonders Mojito Chypre (ein Electro House-Chypre!) und Métal Hurlant - Pilotenjacke und Flugbenzin, Nostalgie und Stil - erwähnenswert.

Mit Foudre zaubert Pierre Guillaume einmal mehr ein spannendes Duftbild in den Flakon, das man mit „Südsee-Puder“ zusammenfassen könnte. Foudre startet mit dem unbeschwerten Duft der Champaka-Blüte. Vielmehr, es ist eine wahre Duftexplosion dieser frischen, floralen Blüte mit fruchtigen Facetten.

Den Duft der Champaka-Blüte ist am ehesten mit Narzisse zu vergleichen, jedoch etwas süßer. Der Champaka-Baum ist unter anderem auf La Réunion, einer zu Frankreich gehörenden Insel im Indischen Ozean, heimisch. La Réunion, auch Insel der Zyklone genannt, ist wohl Patin für Pierre Guillaumes Duft(bild) gestanden.

Richtung Herznote zieht sich die reifer-floral gewordene Champaka-Note etwas zurück, bleibt als roter Faden jedoch bis in die Basisnote erhalten. Allmählich wird satt grüner, erdiger Vetiver wahrnehmbar, zugleich entfaltet sich ein Kanon von feucht-nassen Noten.

Ich rieche modernen, warmen, regennassen glatten Beton, helles Holz von frisch umgeknickten jungen Nadelbäumen. Daneben ist eine ozonische Facette sowie Nuancen von grünen Äpfeln auszumachen. Eine Prise schwarzen Pfeffers rundet den Dufteindruck ab. Dieser regenfeuchte, aber nicht muffige Dufteindruck bleibt einige Zeit bestehen.

Im weiteren Duftverlauf ziehen sich die grünen und feucht-nassen Noten zurück. Eine ruhige, warme Teenote in Kombination mit der etwas leiser gewordenen Champaka-Blüte bestimmt den Duft in der Basis. Der Charakter von Foudre wird hier, gebettet auf weißen Moschuswölklein, samtig, seidig und pudrig. Wer Pierre Guillaumes Werk kennt, darf hier zu Recht keine grau-fade Teenote erwarten. Die Teenote, gebettet auf das weiße Designersofa, ist von gewohnter Guillaume-Ästhetik. Schön, relaxt, unkompliziert.

Um den Vergleich zu Tom Fords Champaka-Duft zu ziehen, Champaca Absolue (Blumenstrauß, Champagner und Rumpralinen) ist ernsthafter als Foudre, zugleich auch förmlicher. Foudre riecht nach Dachterrassenparty in der Stadt, die von einem kurzen Regenschauer überrascht wird. Ich würde sogar behaupten, dass der Name „Party“ genauso gut zum Duft passen würde. Im Gegensatz zu Friedemann Ramachers Party von Sentifique ist Foudre weniger versnobt, weniger affektiert, spontaner und lockerer.

Foudre ist für mich der Geruch einer Dachterrassenparty in der City. Auf der Dachterrasse stehen schwere Blumenkübel, die Sonne scheint. Plötzlich ziehen sich die Wolken zusammen. Der Wind wird stärker, ein ozonisch frisch-feuchter Geruch von Gewitter liegt in der Luft. Dann fällt ein mäßiger Regenschauer. Die warme Stadtluft riecht nach nassem Beton und dem feuchten Holz der Dachterrasse. Man zieht sich zum Trocknen bei einer Tasse Schwarztee in die Wohnung zurück und macht es sich auf dem weißen weichen Sofa gemütlich.
7 Antworten
Cravache vor 8 Jahren 5
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Strahlend wie das Leben, strahlendst wie die Liebe
Vega ist ein Duft fürs Herz, bezaubernd, umhüllend und liebkosend. Vega ist Geborgenheit, Wärme, Sanftheit. Vega ist die wundervolle feminine Sanftheit, Weichheit und Wärme, die man fühlt, wen man an eine warme weibliche Brust gekuschelt liegt, Zeit und Ort vergessend.

Vega ist eines der Parfüms, die man nicht in Duftnoten auspalten mag, die man nicht analysieren will. Denn Vega ist wie Liebe, einfach überwältigend, faszinierend, berührend. Jede Beschreibung erscheint als zu gering, um es in Worte zu fassen.

Vega ist hellstrahlend, golden, warm und weich. Man verspürt kein Bedürfnis, auf die Duftpyramide zu schielen. Vega vermittelt die warme Geborgenheit, die einem das hell funkelnde Firmament in einer lauen Sommernacht auf einem Spaziergang, ganz allein, vermittelt. Bezaubert vom Anblick des Firmaments scheint Vega der schönste, goldenste, strahlendste Stern am Firmament zu sein. Irgendwo im All, aber nicht fremd und kalt, sondern nah, warm, vertraut.

Vega ist ein Duft für die Seele, umarmend und liebkosend, eine Beschützerin, eine Trösterin. Vega streichelt einen in den Schlaf, so wie es Eltern mit ihren Kindern tun. Vega ist ein Einschlafduft, wenn die vertraute Person neben einem fehlt. Vega vertreibt jede Melancholie, jedes Bittere. Vega ist wie ein Fenster, das man öffnet, um die Strahlen des funkelnden Firmaments ins Schlafzimmer zu lassen.

Und wenn die Zeiten einmal beschwerlich sind, Vega erinnert an die Worte von Roosevelt: „Keep your eyes on the stars and your feet on the ground.“ Vega, das ist der Blick zu den Sternen, vermittelt die Geborgenheit und Sicherheit, stets den richtigen Tritt zu finden.

Vega startet mit einer Supernova der Aldehyde. Jedoch keineswegs so harsch, wie dies Chanels No. 5 tut, und keineswegs verpuffend, sondern auf eine ungemein golden-strahlende, einnehmende, gleichzeitig umarmende und sanfte Weise.

Hernach umhüllt den Träger ein sanfter Teppich aus Blumen (Jasmin, Ylang-Ylang, Iris). Man vernimmt cremige Noten, streichelnd-sanft. Pudrigkeit gibt der Herznote Zärtliches, Beeren vermitteln Sicherheit, Nelke eine erhabene Würzigkeit. Sanft, tragend und wärmend ist die holzige, vanillige und harzige Basis.

Die einzelnen Duftnoten sind rund und harmonisch ineinander verwoben. Keine Kanten stören das harmonische Duftbild.

Vega wurde 1936 geschaffen, verschwand dann vermutlich in den 80er-Jahren vom Markt. 2005 wurde der Duft als Teil der Kollektion „Il était une fois Guerlain“ neu herausgegeben. Es wurden lediglich zwei Batches (2005/6 und 2011) produziert.

Vega ist inzwischen nicht mehr erhältlich. Als Alternative käme Liù in Frage, das in der Les Parisiennes-Linie nach wie vor erhältlich ist. Liù fehlt zwar dieses einmalige goldene Strahlen von Vega, Liù hingegen weist eine atemberaubende animalische Facette auf. Das Extrait von Chanel No. 5 ist femininer, leider auch weniger strahlend, weist jedoch gleichermaßen die wundervolle feminine Weichheit auf.
5 Antworten
Cravache vor 8 Jahren 4
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Nackiger Womanizer Kouros mit Blüten im Haar – Kouros-Nachfolger und Must-have
NoteS ist genetisch ein eheliches Piguet-Kind. Ein Parfüm, das sich in die olfaktorische Ahnenreihe von Stammmutter Germaine Cellier einreiht. Germaine Cellier stellte bei fast allen ihren Kreationen eine Duftnote ins Scheinwerferlicht. Über-prominent, jedoch ohne „too much“ oder unangenehm aufdringlich zu wirken. Ich denke an die ursprüngliche Formulierung von Monsieur Balmain (Zitrone als Ode an den Mann) oder Fracas (Tuberose).

Parfümeur Guichard hat bei NoteS eine maskuline Orangenblüte in wundervoller Anlehnung an Germaine Celliers Parfümeriekunst in den Vordergrund gestellt, kunstvoll olfaktorisch überhöht. Abgerundet wird die Orangenblüte durch ganz gegensätzliche Duftnoten, vermählt zu einem Spannung erzeugenden und dennoch ästhetisch runden Duftbild.

Abenteuerlustig und open-minded ist das Wesen von NoteS, zugleich charakterstark und kultiviert. Nicht bloß ein weiterer maskuliner Fougère-Duft, der synthetisch frisch wie Cool Water oder nach mehr oder weniger krampfhaft nischigem Barbershop-Duft riecht. NoteS ist ein würziger Charakterkopf, ohne knarzig zu sein, ein animalisch angehauchter Womanizer (anziehend attraktiv, aber nicht plump zudringlich), ein maskulin floraler Abenteurer, der jederzeit kultiviert bleibt. Kurzum ein Duft, der den Drang nach Freiheit stilsicher auslebt.

Eine satte, etwas kratzige Salbeinote bildet die würzige Kopfnote. Grün und herb. Eine flüchtige Bergamotte gibt NoteS im Auftakt einen frischen Drall. Wer wunderbar kräftigen Salbei mag, wird von NoteS hingerissen sein.

Rasch entfaltet sich die bestimmende Duftnote – Orangenblüte. Keinesfalls eine mädchenhafte Blütennote – nur zu oft wird eine rosa-klebrige Orangenblüte in Mainstreamdüften zu einem jämmerlichen Dasein verurteilt. Nein, hier ist die Orangenblüte maskulin. Selbstbewusst, kräftig, betörend, sogar mit einem leicht animalischen Touch. Begleitet wird die Orangenblüte von einer minzigen Rosengeranie.

Umfasst wird die floral-würzige Herznote von Costus. Costus ist ein mediterranes, nach salzig-nassen Brusthaaren riechendes Gewächs. Diese durch und durch männliche Costus-Note macht NoteS für das reizvollere Geschlecht untragbar.

Die würzige florale Herznote mit den animalischen Aspekten steht auf einer soliden, klassischen Fougère-Basis: Kräftiges, nicht glattgebügeltes Eichenmoos und grüner Vetiver. Die Sillage ist recht kräftig, die Haltbarkeit zumindest gut.

NoteS ist ein Duft, den man im Büroalltag trägt, dabei von den letzten Ferien am Meer träumt. Wie man spontan das Auto in Strandnähe abstellt, aus den Kleidern schlüpft und sich nackig in die vom Wind aufgetürmten Wogen des Meeres stürzt. Die Ungezähmtheit der Natur genießend, sich durchaus dem leichtsinnigen Drang der Freiheit hingebend.

NoteS ist eine moderne Alternative zu Kouros. Und ich bin sicher, Germaine Cellier wäre begeistert, mit ihrer Hand über eine nach NoteS riechende behaarte Männerbrust zu fahren.
4 Antworten
Cravache vor 8 Jahren 7
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Von diabolischem Oud und mephistophelischen Brüsten (Teil 2) – Lass die Oud-Sau raus!
Black Aoud, das ist Herkules mit gezücktem Schwert, Samantha Fox im aufreizenden Lederdress. Ein wilder Stier mit steifem Horn, jederzeit bereit zum Angriff. Black Aoud ist wie U-Bahn Surfen oder Base Jumping. Nicht ganz legal, eher illegitim, wohl rücksichtslos. Durchaus süchtig machend.

Trägt man Black Aoud zu offensiv auf: Absturz. Man zerschellt an der Wand, das Umfeld dämmert im komatösen Zustand. Richtig dosiert ist Black Aoud hot. Wie ein Sprung von der Klippe ins Meer – oder sonst was Illegales. Schon fast sexuell – nein, wirklich sexuell.

Oud und Rose. Trotz exhibitionistischer dunkelroter Rose, Black Aoud ist maskulin genug für ein liederliches Macholeben. Oud, hier weniger Kuhstall, nur latent animalisch (Black Aoud ist ein europäisches Reagenzglas-Oud), mehr Frau Doktor. Lasziv in engen Lederhosen und mit Knackarsch. Dafür verzeiht man ihr den medizinischen Geruch in ihrer Praxis und den erdig-feuchten Topf mit den Geranien. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Frau Doktor von verruchterem Fetisch beseelt gewesen wäre.

Black Aoud ist intensiv wie die Liebe. Leidenschaftlich wie Berührungen nach langer Trennung. Gleichzeitig ist Black Aoud ein cholerisches Büro-Alphatier, das Mephistophelische im Bürotiger zum Erwachen bringend. Black Aoud ist eine tiefschwarze Dampfwalze.

Die Rose und das Oud (in Kombination mit Patschuli) walzen alles platt. Und das mit der Ausdauer von Herkules. Black Aoud ist freilich kein sensibles Meisterwerk. Etwas klischeehaft, ein mit der Axt aus einem derben Block gehauenes Werk. Black Aoud ist hart wie Heavy Metal nachts in Über-Lautstärke. Wuchtig wie eine Diva in ihren besten Jahren. Ein dunkler, erotischer Traum.

Black Aoud gehört ins sommerheiße Großraumbüro. Zum One Night Stand. Black Aoud ist ein Egoist, sexuell wie emotional. Der Duft hält ewig, starke Sillage. Je heißer die Temperaturen, desto tragbarer Black Aoud. Ein olfaktorischer Rammpanzer und Firewall zugleich.

Ein Appell ans Mephistophelische in mir.
7 Antworten
Cravache vor 8 Jahren 13
5
Flakon
8
Duft
Flittchenhafte Batch-Bitch? Olfaktorischer Opportunist!
Creed ist hauptsächlich ein französischer Märchenverlag, der seine Schmähgeschichten mit Vorliebe eigens dafür gefertigten Parfümflakons beilegt. Seit 1985 lässt Creed Düfte, die sich irgendwo zwischen gutbürgerlichem Mainstream und handzahmer Nische bewegen, fertigen. Creed ist in mit ausgelatschten Teppichen ausgestatteten Kaufhäusern ebenso erhältlich wie in vielen vornehmen Nischenparfümerien mit französischen Firmennamen.

Wirklich anspruchsvoll und sperrig-nischig sind nur ganz wenige Düfte von Creed. Ich denke an den sexuellen Lavendelduft Royal Scottish Lavender (Jicky für den Mann) oder der fruchtig-metallische Acier Aluminium, ein Duft der die 70er-Jahre olfaktorisch überzeichnet.

Creed-Düfte werden denn auch gerne von Personen gekauft, die sich einmal einen „guten“ Duft leisten wollen. Frisch beförderte Vizedirektoren, Studenten kurz vor dem Abschluss (Berufsziel „Management Consulting“), Ehemänner mit zahlreichen Dienstjahren, die sich zu Weihnachten etwas Ordentliches schenken lassen.

Genau diesem Creed-Imago entspricht Aventus. Aventus ist ein Creed durch und durch. Würzig, frisch, hell - das sind unverkennbar die Creed-Gene.

Aventus ist ein eher schulbuchklassischer Herrenduft, jedoch gepimpt mit frischen beerigen und fruchtigen Facetten (altes Herz gönnt sich junges Ding). Aventus ist betont gefällig und vielseitig zeitlos. Dank seines Duftverlaufs, von frisch über würzig-hell zu mehr Wärme, kann Aventus von Herren jeden Alters und zu jeder Gelegenheit getragen werden. Aventus passt zum grauen Kaufhausanzug schlecht frisierter Naturwissenschaftler ebenso wie zum sportlichen T-Shirt von Calvin Klein.

Nach dem Aufsprühen eröffnet eine fruchtige, nicht besonders künstlich wirkende Ananas den Duftverlauf. Zur Ananas gesellen sich nicht synthetisch riechende und leicht saure Beeren, eine Nuance grünen Apfels und spritzig frische Bergamotte, welche dem Duft als Gegengewicht zu der in einem Herrenduft eher wenig verbreiteten Ananasnote einen konventionelleren Touch gibt.

Die Herznote ist von hell-würzigem Charakter. Helle Holznoten und würzige Beerennoten sind duftbestimmend, daneben sind buttrige florale Anklänge auszumachen. Ein Hauch Patschuli verleiht Aventus eine leichte Süße und ein wenig Tiefe. Mit fortschreitendem Duftverlauf erscheint moosiges Eichenmoos und Moschus zeichnet zunehmend den Duft weich.

Gegen Ende des Duftverlaufs wird Aventus weicher und wärmer. Viel Moschus, warmes und leicht cremiges Holz, Amber und eine kleine Prise Vanille prägen die Basis.

Aventus hat keine Kanten und Brüche, erzeugt keinen eindimensionalen Duftweindruck, wirkt nicht eigentlich synthetisch, weist aber auch keine wirkliche Tiefe auf, ist kein naturnahes Erlebnis. So wie der Sex mit sich selber vor der ersten Freundin.

Die Haltbarkeit ist gut bis sehr gut. Gerüchte, dass gewisse Badges von Aventus anders riechen sollen oder weniger lang halten, sind freilich unzutreffend. Die Sillage ist recht stark, jedoch wird Aventus regelmäßig vom Träger wesentlich weniger stark wahrgenommen als von seinem Umfeld.

Gerne wird Aventus als Signaturduft empfohlen. Dafür eignet er sich so gut wie östrogenhaltiges Trinkwasser als Potenzmittel. Moschus nimmt Aventus das Gesicht und das Geschlecht. Aventus ist kein Charakterkopf, sondern ein gefälliger olfaktorischer Opportunist.
13 Antworten
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