Doris32

Doris32

Rezensionen
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6 - 10 von 13
Doris32 vor 12 Jahren 14 8
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Dieser Duft erweckt Heimatgefühle
Auch wenn Dahn Oudh Al Shams ein Duft aus dem fernen Arabien ist, so fühle ich mich doch gleich nach dem Aufsprühen in die Orte meiner Kindheit zurückversetzt. Zwar komme ich nicht vom Dorf, doch bin ich in einer wald- und wiesenreichen Gegend aufgewachsen, und als Kind lief ich oft allein zum Bauer, um Milch zu holen, ich lungerte am Reiterhof herum, um die Pferde anzufassen, und lief durch die Wälder, ich kam an Fachwerkhaus-Siedlungen vorbei, die von Feldern umgeben waren, auf denen Tierherden grasten. All diese Erinnerungen evoziert Dahn Oud Al Shams bei mir, und ich fühle mich gleich ganz wunderbar geborgen.

Ich sehe die heimatlichen Wälder, es wurden gerade alte Bäume gefällt, und das frisch zurechtgeschnittene Holz liegt am Wegesrand und verströmt seinen Geruch. Aus anderen alten Bäumen tropft das Harz. Tannenzapfen liegen unter den Bäumen. Es raschelt im Gebüsch, es wird wohl eine Maus sein, vielleicht auch ein Fuchs. Ich hebe ein Stück Holz auf und schnitze daran herum, dass die Späne fliegen. Am Rande des Waldes beginnen die Felder, dort stehen Kühe und mampfen genüsslich und entspannt ihre Grashalme. Ein Kalb kommt ganz nah an den Zaun ran, und ich streiche über sein vom Herumtollen verschwitztes braunes Fell. Ein Feld wurde gerade gedüngt, auf dem Feld nebenan liegen schon die Heuballen aufgereiht...

Dahn Oud Al Shams hat etwas sehr Organisches, nahezu Animalisches, es wirkt sehr warm und sinnlich. Der Duft ist dicht, man meint fast, danach greifen zu können. Ich empfinde diesen Geruch als sehr angenehm, und muss immer wieder an der Hautstelle riechen, auf die ich den Duft aufgesprüht habe. Mich von oben bis unten mit diesem Duft einzudieseln, kann ich mir allerdings nicht vorstellen, denn ich glaube kaum, dass der mit den oben geschilderten Impressionen verbundene Geruch bei meinen (großstädtischen) Mitmenschen ähnlich positiv ankommen würde.
8 Antworten
Doris32 vor 12 Jahren 17 11
8
Duft
Im finsteren Wald
Es ist Nacht, der Himmel ist tiefschwarz und nur selten kommt der Mond hinter einer Wolke hervor und überzieht alles mit seinem silbrigen Glanz. Ich durchquere einen dunklen, dicht bewachsenen Wald, allein. Meine Begleiter haben längst den Rückweg angetreten, weil ihnen dieser Wald zu unheimlich war. Ich schlage mich durch das Gestrüpp, sehe Bäume, die ihre Äste wie Arme von sich strecken, einige sehen krank aus, lebensmüde tragen sie keine Blätter mehr, es riecht nach modrigem Holz, nach Erde, nach Verwestem. Tieraugen blinken mich durch das Geäst hindurch an. Der scharfe Geruch ihrer Drüsen vermischt sich mit dem Waldgeruch. Dieser Wald ist majestätisch, die Atmosphäre ist dicht, ich genieße es, diesen herausforderungsvollen Weg zu beschreiten, auch wenn ich weiß, dass mich nur wenige auf diesem Weg begleiten würden, weil ihnen dieses Erfahrung zu stark, zu intensiv wäre, und weil nicht jeder den Wald liebt. Stunden später erreiche ich den Waldesrand. Noch immer liegt der Geruch der Bäume und Sträucher in der Luft, aber hier wachsen auch Blumen, und ich komme an Himbeersträuchern vorbei. Die Nacht ist vorüber, es wird morgen.
11 Antworten
Doris32 vor 12 Jahren 8 5
7.5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Sanfter Hautduft mit Waschpulvernote?
Soll es das schon gewesen sein? Mitnichten. So zart und unscheinbar dieser Duft zunächst auch scheinen mag, hat Geste doch einen sehr spannenden Duftverlauf zu bieten.

In der Kopfnote ist er lieblich blumig. In diesem Stadium strahlt der Duft Reinheit und Frische aus. Neben einem seifigen Geruch ist jene Note zu erkennen, die Veilchen darstellen soll. Die Moschusnote dient hier als Fond, der die anderen Gerüche einbettet und dem ganzen Duft eine Weichheit gibt, die nach einer Weile beginnt schmierig zu wirken.

Doch nach ca. 2 Stunden kommen gut eingebettete Harznoten zum Vorschein. Deutlich rieche ich das Labdanum heraus. In Verbindung mit der süßlichen Note der Pseudo-Veilchen, riecht das sehr raffiniert. Es prickelt ein wenig in der Nase, vielleicht löst das bei einigen der mir vorangegangenen RezensentInnen die Waschpulverassoziation hervor? Die Harze sind süßlich, in ihrer eleganten Würzigkeit und Wärme erinnern sie an Honig. Der Charakter des Duftes hat sich nun komplett verändert und von der schmierigen Moschusweichheit ist nichts mehr zu riechen. Stattdessen ist der Duft richtig schön.

Die Basisnote vereint dann alle bisher erschienenen Noten in einem leicht verwirrenden Gemisch.

Geste ist kein harmonischer Duft; allzu deutlich ist die Gegensätzlichkeit der Moschus-/Ambernoten und der Harze wahrzunehmen. Doch diese letztlich unvereinbare Gegensätzlichkeit entspricht genau dem Konzept dieses Duftes, dem sich mein Vorgänger sehr gut mit dem Bild der Mrs. Robinson angenähert hat.

Als Konzeptduft finde ich Geste gelungen. Es macht Spaß, sich auf die intellektuelle Spielerei einzulassen, die einem hier geboten wird. Das Kopfkino liefert dem Duftverlauf entsprechende Bilder von der Begegnung eines zarten jungen Mannes und einer interessanten reiferen Frau.

Die Tragbarkeit und die Alltagstauglichkeit dieses Duftes lassen jedoch zu wünschen übrig: mir fällt kein passender Anlass ein, um diesen Duft zu tragen; die Sillage ist allzu dezent und hautnah, die Umwelt dürfte den Duft kaum mehr wahrnehmen als etwa den Geruch von Hautcreme.

Mit diesem Düftchen wird eine Mrs .Robinson wohl kaum einen College-Absolventen verführen können und auch umgekehrt kann ich mir eine Verstärkung der Anziehungskraft via Geste schwer vorstellen.
5 Antworten
Doris32 vor 12 Jahren 9 5
9
Duft
Zimtiger Wohlfühlduft
Vor dem Testen dieses Duftes war ich mir sicher, hier einem gefährlichen und schwierigen Duft zu begegnen. Ich erwartete in diesem Jasmin-Parfum etwas sehr Süßes, Schweres und wegen der Nacht im Namen auch Düsteres zu finden.
Die Jasmin, diese sonnengeküsste Steppenblume, strömt für meine Nase eine fast schon ekelerregende Süße aus und so erwartete ich einen spannenden, aber etwas schwer zu ertragenden Duft.
Nach dem Auftragen erwartete mich jedoch das genaue Gegenteil; Gleich zu Beginn fühle ich mich wie in weiche Kissen gebettet. Die angenehm satte Würze von Zimt und Kardamom umhüllt mich und weckt in mir Kindheitserinnerungen: ich erinnere mich an den Duft von Milchbrei mit Zimt, den meine Großmutter immer für uns Kinder zubereitete, und ich muss sogleich an ihre liebe sorgende Art denken. Dieser Eindruck wird durch die Ambernote verstärkt, die wohlig-warm ist und so besänftigend wirkt, wie es dem Jasmin als Heilkraut nachgesagt wird. Ich atme den Duft tief ein und bin gleich ungeheuer entspannt und ruhig. Nichts stört den harmonischen zimtig-würzigen Gesamteindruck.
Besonders aufregend ist das nicht, und zum Ausgehen würde ich diesen Duft mit Sicherheit nicht wählen. Vielmehr ist Jasmin de Nuit für mich ein Duft für einen ruhigen Abend allein zu Hause, an dem man in eine kuschelige Decke gewickelt Erinnerungen nachhängt, ein Photoalbum durchblättert, oder ein Buch liest und dabei einen Gewürztee trinkt.
Vielen Dank für die Entdeckung dieses schönen Wohlfühlduftes an Igraine, die so lieb war, mir eine Probe dieses zimtigen Jasmin-Duftes zu vermachen!
5 Antworten
Doris32 vor 12 Jahren 6 1
7.5
Flakon
7
Duft
Angenehm herber Alltagsduft mit Ananas
Der einstimmig negativen Kommentierung dieses Duftes kann ich mich nicht anschließen. Zwar ist es ein preiswerter Duft einer jungen Modemarke im Mainstreambereich, aber das allein macht diesen Duft für mich noch nicht zu einem olfaktorischen Scheusal.

Difference Women erinnert mich mit seiner – auf meiner Haut übrigens angenehm süß-herben – Ananasnote an Inekes Gilded Lily. Die Ananas ist bei Difference schon in der Kopfnote präsent, sie wird von einer sinnlichen Honigmelone begleitet, vom Pfeffer ist nur ein leichter würziger Hauch wahrzunehmen. Es ist auch gleich etwas Cremiges dabei, wodurch die fruchtigen Noten wie warm eingebettet erscheinen. Nach ca. 15 Minuten kommen dann die aquatischen Noten hinzu und verändern den Charakter des Duftes erstmal in Richtung Sportlichkeit und Frische. Die Ananas erscheint jetzt nicht mehr primär reif und süß, sondern eher frisch und fruchtig. In dieser Phase könnte der Duft durchaus als Herrenduft durchgehen, mindestens aber als unisex, zumal sich bald eine deutlich wahrnehmbare Moschusnote einschleicht. Wenn dann noch die herben Hölzer ins Spiel kommen erinnert mich das Ganze stark an die aquatischen Woodies von Dsquared.

Der Flakon passt in seiner ausgewogenen Eckigkeit zu selbstbewußten Frauen mit Persönlichkeit („mit Ecken und Kanten“), die sich im harten Berufsalltag durchboxen und damit umzugehen wissen, auch mal anzuecken, das angenehme dunkle Lila verweist darauf, dass sie dabei durchaus auch charmant bleiben können.

Alles in allem ist Difference Women ein sehr gegenwartsbezogener Duft, der nicht unbedingt Nostalgie-Bedürfnisse befriedigt, aber das muss ja auch nicht jeder Duft.

Die Sillage bleibt bei mir ziemlich hautnah, der Duft passt sich ganz wunderbar meiner Haut an, da ist nichts Stechendes oder penetrant Süßes. Für mich ist das ein angenehmer Alltagsduft, den man gut im Büro tragen kann, ohne dass die Kollegen entsetzt Reißaus nehmen müssten. Wer den Geruch von Ananas mag und nicht nur auf Nischendüfte fixiert ist sollte dem Duft mal eine Chance geben.
1 Antwort
6 - 10 von 13