Duftsucht

Duftsucht

Rezensionen
6 - 10 von 137
Duftsucht vor 4 Jahren 21 11
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Dolce far niente - Urlaubsgefühle im Flakon!
Ein Paket von Acqua di Parma zu bekommen, ist immer ein Genuss. Allein die liebevolle Verpackung mit Seidenpapier, die dottergelben und dunkelblauen Schachteln und Döschen aus haptisch wunderbarem Strukturpapier sind ab und zu den Luxus einer Blindbestellung wert! Diesmal wollte ich eigentlich nur das hervorragende Duschgel (passend zu Colonia) nachkaufen, aber die Noten des neuen, limitierten Duft der blauen Serie klangen so verlockend, dass ich alle Gelöbnisse, nie mehr spontane Duftkäufe zu tätigen, wieder einmal brach – und, wie ich gestehen muss, mit großem inneren Vergnügen.

Blu Mediterraneo – Bergamotto di Calabria La Spugnatura: Was für ein Name! Lasst ihn mal auf der Zunge rollen und kostet ihn so richtig aus – sofort fühlt ihr euch versetzt in die pittoresken Küstendörfer Kalabriens. Und ein erster vorsichtiger Sprüher aus dem wirklich außergewöhnlich schönen Flakon trägt erheblich dazu bei, diese Phantasie auch olfaktorisch zu untermalen. Augen schließen, tief Luft holen, zurücklehnen und entspannen, denn jetzt geht es mitten hinein in den Hesperidenhain eurer Träume. Da ist alles dabei: Bitter, zitrisch-zischig, lieblicher-orangig, herb und saftig-grün – und in der Gesamtheit ergibt es einen äußerst verlockenden und vielversprechenden Auftakt, bei dem die namensgebende Bergamotte stets im Vordergrund bleibt. Doch man soll den Tag(traum) nicht vor dem Abend loben und einige der blauen Acquas haben mich in der Kopfnote schon zu Begeisterungsmurmeln hingerissen, nur, um mich danach entweder schmählich sofort im Stich zu lassen oder mich mit einer lauwarmen, generischen Basis zu enttäuschen.

Bei „La Spugnatura“ geht es erfreulich lange weiter mit diesem erfrischenden klaren Auftakt. Er verändert sich nur ganz allmählich in eine etwas zartere Richtung. Sie blumig zu nennen, wäre schon zu viel gesagt. Eher so, als würde man zusätzlich zu den Früchten der Orangen – und Bergamottenbäume auch einen Hauch des Blütendufts erhaschen. Wenn ich sie benennen würde, dann wohl blumig-grün, denn es bleibt ohne Süße für meine Nase.

Im Lauf des Nachmittags bewegt sich der Duft weiter und wird gegen Abend hin angenehm herb-grün. Unverkennbar schieben sich zwei meiner Lieblingsnoten in den Vordergrund: Vetiver und Galbanum lassen „La Spugnatura“ weicher und tiefer werden und geben ihm neue Fülle. Gedanklich versetzen mich die Gerüche auf eine Terrasse, ein Glas Wein in der Hand, die Sonne ist am Untergehen und endlich bringt ein Windhauch von den Bergen frischfeuchte Luft und vielleicht eine Ahnung von Kühle.

Der Duft mit dem klangvollen Namen begleitete mich in den vergangenen Tagen ins Büro, zu einer Fahrradtour und zu ausgedehnten Spaziergängen. Er ist ein unaufdringlicher Geselle, der aber jede Menge Eleganz und italienischen Esprit in sich trägt. Mich erinnert er (nicht vom Duft, sondern vom Lebensgefühl!) an das klassische Colonia desselben Hauses, das ich mir immer wieder einmal aus dem Duftschränkchen meines Mannes stibitze. Das 100 ml-Fläschchen mit dem schönen stilisierten Bergamottendekor werde ich mit Sicherheit im Verlauf des Sommers leeren – und ich muss gestehen, dass mir diese limitierte Edition sehr viel besser gefällt als das normale Bergamotto di Calabria. Und schon beginne ich zu überlegen, ob nicht ein Bunkerflakon eine äußerst sinnvolle Angelegenheit wäre und verdränge damit geflissentlich die Tatsache, dass meine Parfumschubladen aus allen Nähten platzen und ich mir geschworen hatte, endlich meine Sammlung radikal zu reduzieren.

PS: noch einige Worte zu dem Zusatz im Namen „La Spugnatura“. In meinem Schatzkistchen aus Italien lag ein kleiner Flyer, das das Verfahren beschrieb, das bei dem Duft zur Anwendung kommt. Die Bergamotten werden von Hand verarbeitet – dabei wird mit einem löffelgroßen Mini-Rechen das Fruchtfleisch herausgelöst. Die Schale wird dann auf Meeresschwämme gepresst, die die Bergamottenessenz aufnehmen. Offenbar ein Verfahren, das schon in der Antike zur Anwendung kam und das angeblich geeignet ist, eine besondere Vielfalt an Aromen zu erhalten. Wie dem auch sei – das Ergebnis ist ein äußerst erfreulicher Sommerduft, ein Test sei allen Liebhaberinnen und Liebhabern von Bergamotten-Düften ans Herz gelegt.
11 Antworten
Duftsucht vor 5 Jahren 26 10
5
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wenn Shalimar und Bois des Îles unter einer Decke kuscheln….

… dann könnte durchaus ein kleiner Edelstein entstehen! Und dabei spreche ich von den jeweils alten Extraît-Versionen dieser Urgesteine der Parfumkunst. Und während ich so begeistert an meinem Handgelenk schnuppere, stelle ich wieder einmal fest, dass man mit klassisch-unsüß-komplex bei mir eigentlich fast nichts falsch machen kann!
Mein kleiner Smaragd beginnt mit einer klassisch zitrisch-zarten, nicht spitzen Kopfnote. Ein wenig aldehydig kommt es ganz kurz für meine Nase auch daher, obwohl das in der Pyramide nicht zu finden ist. Die zitrische Kopfnote alter Düfte scheint mir oft sanfter zu sein als bei modernen Chypres, die für mich mitunter zu scharf-spitz riechen. Vielleicht ist es aber auch nur der natürliche Alterungsprozess der edlen Wässerchen, der die Kopfnote verflachen lässt und dadurch meinen persönlichen Duftvorlieben entgegen kommt. Unter dieser sanften Zitrik schält sich ein wunderbarer Strauß aus Jasmin und Ylang Ylang heraus, nicht schwülstig-üppig, was diese Duftnoten durchaus auch drauf haben, sondern zart-süß, fast transparent und elegant umrandet durch Holz. Und Holz ist auch ein Stichwort für die sensationelle Basis: Sandelholz in seiner schönsten Form, begleitet von Patchouli, das von gruftig oder modrig so weit entfernt ist wie es nur irgend sein kann und dass vermutlich viele, die zusammenzucken, wenn sie diese Duftnote in einer Pyramide entdecken, noch bekehren könnte. Überhaucht ist die Basis von ätherischem Rauch und unsüßer Vanille, die dem Duft eine gewisse Leichtigkeit und Flüchtigkeit verleihen.
Doch kurz zurück zum Familienstammbaum des Smaragds. Von Mama Shalimar hat er die Vanille und den zarten Rauch ererbt, Papa Bois des Îles steuerte Sandelholz und tropische Blumen bei – und so steht dieser Duft, den ich zufällig im Souk entdeckte und in einem Anfall von Wagemut einfach erwarb, diesen ungleich bekannteren Ahnen in meiner Nase um nichts nach. Das kleine Fläschchen werde ich mit großem Genuss vermutlich ziemlich rasch aufbrauchen – und ich freue mich wieder einmal über diese wunderbare Eigenschaft alter Extraîts, ganz nahe bei mir zu bleiben und nicht den ganzen Raum mit ihrem Duft zu erfüllen. So genieße ich diesen Schatz ganz privat für mich und ich habe das Gefühl, dass er genau dafür geschaffen wurde. Nicht für den großen Auftritt in Robe und mit Schmuck, sondern für die stilleren, intimen Momente, in denen ich zur Ruhe komme, einfach nur entspannt genieße und die für mich ein ganz besonderer Luxus sind.
10 Antworten
Duftsucht vor 5 Jahren 9 5
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Vollkommenheit – die Abwesenheit aller Wünsche

Außerordentlicher Großzügigkeit habe ich es zu verdanken, dass einige Tropfen dieses Duftes zu mir kamen. Das No 1 Eau de Parfum befindet sich in meiner Sammlung und ich mag es sehr gerne, obwohl ich es eher selten trage. Meine Erwartungen an das Parfum waren dementsprechend hoch: Nun bin ich zum ersten Mal der Meinung, dass ich möglicherweise für mich DEN DUFT gefunden habe. Den einen, für den ich (vielleicht) alle anderen eintauschen würde.
Und dabei fällt es mir sehr schwer, zu beschreiben, was mir hier so gut gefällt. Vielleicht ist es in Wahrheit ganz simpel: Nichts fehlt und nichts stört.
Mit unglaublicher Haltbarkeit umgibt mich den ganzen Tag eine zarte Präsenz, ein durchscheinendes Meer an Blumen, ein ätherischer Hauch von Vanille, ein sanfter Amber-Schleier. Zu Beginn etwas frischer mit einer Andeutung von unsüßer Frucht, in der Mitte ein schwelgerisch, elegantes und federleichtes Blumenbouquet, die Basis ein Übereinander transparenter Dufteindrücke von Holz, Vanille, Amber.
Es gibt viele Düfte, die ich trage, einige, die ich liebe – und diesen hier, den ich zelebriere und vor dem ich mich bei jedem Auftragen innerlich verneige.

Einen Flakon werde ich nie mein eigen nennen, aber die Momente der tiefen, stillen, unaufgeregten Freude, die mir diese kostbaren Tropfen bereiten, genieße ich zutiefst.
Und wieder einmal wünschte ich mir ein kleines magisches Fläschchen, in dem wundervolle Augenblicke aufbewahrt werden können – um sie in den Situationen, in denen wir sie brauchen, wieder freizulassen und sie noch einmal wie beim ersten Mal zu erfahren….
5 Antworten
Duftsucht vor 5 Jahren 16 9
10
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Blau-kristallene kühle Schönheit

Lavendel als Duft ist sicher nicht jedermanns Sache. Durch seine Verwendung in Duft-Wäschesäckchen oder Pot-Pourris haftet ihm etwas Altmodisches an – und so mancher erinnert sich an das Badezimmer seiner Großeltern, in dem ein Lavendelwasser stets griffbereit stand. Ich habe diese Assoziationen nicht, weder meine Oma – da ich das Jüngste einer ganzen Reihe von Kindern bin und meine Eltern spät Eltern wurden, lernte ich nur noch ein Großelternteil kennen – verwendete Lavendelwasser noch fanden sich in unserem Haushalt Duftsäckchen.
Ich kannte Lavendel nur als Pflanze – und deren Geruch fand ich schon als kleines Kind wunderbar. Mit meiner Mutter teilte ich die Liebe zu duftenden Pflanzen und bei langen Wanderungen (die ich als Kind hasste wie die Pest!) vertrieb sie uns die Zeit mit Riechen und mitunter Kosten von allem, was da so blühte und wuchs. Kräutergärten waren und sind für mich noch immer der Dufthimmel, Klostergärten beherbergen daneben oft auch noch – mitunter alte - Rosensorten und in der Kombination sind das Fleckchen Erde, von denen man mich nur sehr schwer wieder wegbewegen kann. Mein Mann und meine Söhne können bei gemeinsamen Ausflügen, die mit dem Heranwachsen der beiden Buben derzeit leider immer seltener werden, ein Lied davon singen.
Lavendel steht für mich auf der Liste der Pflanzen, an denen ich nicht vorbeigehen kann, ohne mit den Fingern entlang zu streifen, um den Duft mitzunehmen, ganz oben – und zusätzlich ist dieses ganz besondere Blau eine meiner Lieblingsfarben im Garten. Und so steht ebenfall weit oben auf der Liste der Dinge, die ich in meinem Leben noch gerne machen möchte, ein Besuch in der Provence, wenn dort der Lavendel blüht.
Bis es so weit ist, tröste ich mich mit Lavendelwasser und mit Parfüms, die dominant Lavendel erhalten. Je purer der Lavendelduft und je näher er an die Pflanze herankommt, desto glücklicher bin ich in der Regel. Und „Lavanda Imperiale“ erfüllt da genau meine Sehnsucht. Deshalb empfinde ich die Beschreibung unter dem Duft als blumig-grün auch als grundverkehrt: Da müsste ganz eindeutig und ohne jeden Zweifel blumig-blau stehen!
Der Beginn ist frisch-herb mit einem Hauch von Zitrik, steht aber nicht für sich, sondern ist sofort eingehüllt in Lavendel, Lavendel und noch mehr Lavendel. Dass in der Pyramide Ylang-Ylang und Salbei stehen, verblüfft mich etwas. Denn meine simple Nase hätte weder das eine, noch das andere herausgerochen. Wenn ich mich, nachdem ich es gelesen habe, darauf konzentriere, habe ich das Gefühl, dass der Lavendel eventuell eine Spur süßer ist als in der Natur – vielleicht ja durch Ylang-Ylang, das Bitter-Frische des Salbeis bleibt mir komplett verborgen. Lavendel selbst hat ja auch eine ganz bestimmte Form von Herbheit und alles, was ich in „Lavanda Imperiale“ rieche, unterstützt für mich die Phantasie, wie ein voll erblühtes, violettfarbendes Lavendelfeld in der heißen Sommersonne riechen müsste.
Und da gerade der Lavendel in meinem Garten frisch austreibt, mache ich noch einen Vergleich – und bin verblüfft: der Duft, der auf meiner Haut haftet, wenn ich die frischen Triebe sanft zwischen den Fingern reibe, ist praktisch ident mit dem Duft von „Lavanda Imperiale“, das nun schon seit einiger Zeit auf meinem Handgelenk weilt. Ich gerate ins Grübeln, denn so hat ja die Beschreibung als „grün“ auch wieder ihre Berechtigung – doch das ist für mich nur eine rein philosophische Frage.

„Lavanda Imperiale“ trag ich bisher nur als Einschlafduft – und der Flakon ist schon halb leer. Jetzt, wo ich mich durch den Kommentar ausführlich mit ihm beschäftige, beschleicht mich fast ein schlechtes Gewissen, denn dieser Duft ist wirklich liebevoll gearbeitet und hat es verdient, auch tagsüber genossen zu werden! Für die Arbeit käme er für mich nicht in Frage, da trage ich doch einfach lieber komplexere Düfte. Aber an einem wunderschönen Tag wie heute, an dem ich vorhabe, in meinem Mini-Gärtchen ein wenig zu werkeln, wird er mich nun auch bei Sonnenschein begleiten. Und ich bin absolut sicher, dass ich ihn sehr genießen werde!
9 Antworten
Duftsucht vor 5 Jahren 15 6
10
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ent-Täuschung

Meine Vorliebe für Düfte mit Lavendel ist ja längst kein Geheimnis mehr. Schnell mal durchgezählt: Neun Lavendeldüfte finden sich momentan gerade in meiner Sammlung – fast ausschließlich kommen sie übrigens am Abend zum Einsatz, weil ich es liebe, von diesem wunderbaren Aroma umgeben, einzuschlafen. Bucoliques de Provence dahingegen trage ich dahingegen immer tagsüber. Wie kommt das? Ganz einfach: Weil es für mich alles ist, aber nur kein Lavendel-Duft! Leder Duft? Iris-Duft? Wacholder-Duft? Oh ja, das alles ist er! Lavendel? Das kann ich nur mit einem sehr zögerlichen „Jein“ beantworten.
Für mich beginnt der Duft würzig – und eindeutig nach Wacholderbeeren- und Blättern duftend. Grün, aber nicht strahlend, saftig Grün, sondern gedämpft, eher graugrün. Es gibt eine Serie von Bildern von Paul Cézanne, die den Mont Sainte-Victoire in der Provence zeigen, an diese Farbgebung fühle ich mich spontan erinnert.
Sofort ist auch auch die Iris präsent, trocken-pudrig, tatsächlich mit einem Touch von frisch angespitzten Bleistiften. Dann entwickelt sich Bucoliques de Provence immer mehr zu einem eleganten Lederduft – und urplötzlich vermeine ich, doch noch Lavendel zu riechen. Retrospektiv war der Lavendel auch schon ganz zu Beginn präsent, aber verwirrenderweise erkenne ich ihn nur in der Erinnerung, wenn der würzige Beginn schon nur mehr zu erahnen ist.
Leder in Düften ist für mich manchmal ein Problem, hier ist es aber nicht wie ein echter Ledergeruch, der mir oft zu viel oder zu animalisch ist, sondern fast, als wäre nur mit der Idee des Leders gespielt worden. Schwierig zu erklären, denn Bucoliques de Provence ist auf jeden Fall ein natürlicher Duft, trotzdem wirken die einzelnen Duftnoten wie eine chinesische Zeichnung: perfekt, genau im Detail erfasst – und in dieser Perfektion auch irgendwie artifiziell.
Für mich ist es ein entspannter Duft, zurückhaltend und als zarter Hauch umgibt er mich und drängt sich zu keiner Zeit in den Vordergrund. Auf Stoff ist er übrigens deutlich präsenter als auf der Haut und insgesamt erweist sich dieser wunderschöne träumerische Duft als überraschend haltbar.
Und so freue ich mich jedes Mal, wenn ich Bucoliques de Provence aufsprühe, dass auf der Suche nach einem Lavendelduft meine Erwartungshaltung enttäuscht wurde – und ich stattdessen etwas Unerwartetes, Überraschendes und Neues fand.
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