Ergreifend

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16 - 20 von 486
Ergreifend vor 2 Monaten 23 12
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft
Tiefhängende Pastellwölckchen
Mit Amouage verbindet mich eine sehr schöne Vergangenheit und Erinnerung, wo ich mit "Fate Woman (Eau de Parfum) | Amouage" so einiges Schönes durchgemacht habe. Damals trug ich ihn für einige Wochen, Tag ein Tag aus. Ebenso war der Duft, ein toller Begleiter in einer unvergessenen Sylvesternacht.

Die Vorfreude auf diesen Duft, war nicht sonderlich groß beim Lesen der Noten, jedoch ist man immer neugierig, was einem da so erwartet. Erwartet hätte ich mir tiefhängende Pastellwölckchen, die freudig am rosafarbenen Himmel hängen. Bekommen habe ich eine langweilige Wolkenfront, welche fast schon in Depressionen verfällt, weil sie nicht mehr selber wissen, was sie mit sich selbst anfangen könnten. Die Luft ist raus, wie mir scheint. Love Delight? Ja, aber deutlich untertrieben.

Schließlich kam er dann. Aus einem Sharing. Schon beim Erstkontakt dann, aber gähnende Leere. Das Parfüm startet sehr zimtbelastend mit einer eher garstigen Rose. Leicht grün schimmernd im Hintergrund eine Atmosphäre von Frühling, bedeckt mit einer pudrigen Substanz. Wirkt auf mich, wie jeder x-beliebige Designer Duft, für 50 Tacken. Naja, Amouage dacht ich mir. Für einen so tollen Namen, was Parfüms anbelangt, hätte ich mir ehrlich gesagt, deutlich mehr erwartet.

Der Duft ist dann eigentlich nur ein Bestand aus Rosenwasser, grünen Aspekten, die sich mit Zimt und Puder verbinden. Leicht bitter zum Schluss hin, mit etwas Zartbitterschokolade im Abgang, welche sich zäh an den Gedanken heftet. Keine Tiefe. Der Duft hängt blass in der Luft, aber auch auf der Haut. Es ist wie ein sehr behutsamer Kuss, den man jemanden gibt. So im Vorbeigehen eben. Ohne jegliche Leidenschaft und Nähe. Viel Spielraum ist hier nicht und auch macht er keine nennswerten Entwicklungen durch. Im Gegenteil. Es ist eine Endlosschleife, an Langweiligkeit.

Haltbarkeit und Sillage sind zwar nicht schlecht, er atmet lange auf der Haut, dennoch verströmt er eine Langeweile, so dass man sich nicht sonderlich angetan fühlt. Der Flakon ist zwar wieder, wie schon gewohnt, sehr hochwertig und auch hübsch anzusehen, aber der Inhalt diesmal, bei mir persönlich, fast schon eine Flaute.
12 Antworten
Ergreifend vor 3 Monaten 15 9
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Ein Thron für Trono

Mein Mann ist seit neuestem absolut verknallt. Nicht in mich (legt sich ja bekanntlich nach Jahren :D) nein, vielmehr hat er sein Herz an Layton verloren, wobei er jetzt so ganz und gar nichts in der Parfümmaterie angesiedelt ist. Aber Layton hat ihn gleich mal im Sack gehabt. Als er jedoch den Preis dafür erfahren hat hielt sich die Begeisterung spürbar in Grenzen. "Waaaas für einen Duft, der eh dann wieder weg ist, so viel Geld?" , kam da über die Lippen. Ihr wisst ja, jedem Parfümmüffel zu erklären, dass Düfte ja auch Hobbies sind und man ja natürlich auch für das Erlebnis zahlt, ist hier nicht. Das ist eine nie endende Diskussion, die wir wahrscheinlich zu Genüge kennen.

Nun, was macht mein Mann? Macht sich auf die Suche nach einer günstigeren Alternative. Er trifft dabei auf ein paar, doch eins sticht dann besonders ins Auge. Der "Trone | La Bonté" . Gekauft haben wir ihn dann, ganz unspektakulär in einem Einkaufszentrum, in Bosnien, wo der große Flakon auf ca. 86BAM kam. Dies sind umgerechnet um die 43€. Also ganz ok, für 100ml. Die Verpackung und auch der Flakon erscheinen solide, also nicht irgendwie ein Ramsch. Es fühlt sich schwer und wertig an, wenn man ihn in der Hand hält. Vom Spruchverhältnis auch richtig gut, nichts patzt hier und es kommt alles dort hin wo es soll.

Was den Duft anbelangt, so kann ich sagen, dass er dem Layton sehr nahe kommt, wobei sie sich dennoch in ihrer Offenbarung unterscheiden. Vor allem wenns zum Schluss geht. Da ist der Trono deutlich geschmeidiger, ruhiger, wenn auch ein wenig mehr mit Synthese bespickt, scheint aber gar nicht zu stören.

Ein sehr kräftiger Fruchttduft, welcher Aspekte von Apfel und Mandarine sehr gut verbindet. Dabei ein Hauch von Heu, welcher gelassen durch die Felder zieht. Lavendel ist hier genau gut abgestimmt, wie die Noten von Jasmin und Veilchen. Nicht zu schrill, nein! Genau richtig fügen sie sich ein. Die Süße wird dann deutlich zäher, es reiht sich erdiges Patchouli ein, macht es etwas ernster. Cremige Wolkchen, die über den Horizont ziehen, bringen nich etwas Vanille, Zimt und Pfeffer. Ein Hauch Synthese schwingt hier nicht gerade unscheinbar mit, aber dies scheint meinen Mann keineswegs zu stören.

Ein spriziger Fruchtduft, vereint mit Creme & Süße. Ein gut gewählter Orientale, für Leute, die solche Kombinationen mögen und nicht so tief in die Tasche greifen wollen. Absolut okay. Haltbarkeit und Sillage überzeugen und man kann da wirklich nicht meckern. Mein absoluter Lieblingsduft an meinem Mann, wird es nicht werden, denn ich empfinde keine all zu große Sympathie gegenüber Layton, aber man muss ehrlich sein, gut gemacht ist er ja. Trono steht ihm aber, fairerweise im Nichts nach. Im Gegenteil, er hat eigentlich auch fast so viel, wenn nicht gerade gleich viel Ausdauer und haftet sich lange an den Träger.

Ein Thron für Trono, wie mein Mann sagt.
Hauptsache glücklich, mit dem was man trägt.
Egal aus welchem Hause (würde ich nicht wissen das es von MAD ist, hätte ich ihn geruchsstechnisch, auf eine andere, höhere Ebene eingereiht)
9 Antworten
Ergreifend vor 3 Monaten 8 7
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
4.5
Duft
Nicht mal die Sonne lacht
.. bei dieser Perfomance, die hier geboten wird.
Wohl eher sind Sonnentränen zu erwarten, vor lauter Enttäuschung.
Der Name scheint leider nicht so glücklich gewählt zu sein.
Da hätte ich mir alle möglichen Sphären des Glücks gewünscht, vor allem wenn es durch die Sonne gehen soll. Ein Gefühl von Sommer, von Unbeschwertheit. Doch dem ist nicht so.

Erwarten tut mich hier nur eins:
Eine Rose, die mit dem Baseballschläger durch grüne Weiden, ihr Unwesen treibt. Sehr auf Krawall gebürstet ist sie, die Rose. Auch hängt die Rose hier besonders schwer im Duft, ohne dabei nur einen Hauch von einem angenehmen Touch zu verbreiten. Es kitzelt dabei unangenehm unter der Nase, die Dornen scheinen auch ganz tief in die Haut zu dringen. Ich bin bekanntlich sowieso kein übermäßiger Freund der Rose, kann sie aber dennoch ab und an gut ab, aber hier ist es wirklich zu viel des Guten, vor allem da sie von Anfang bis zum Schluss sehr dominant, dabei aber deutlich unpassend und im völligen Ungleichgewicht im Duft hängt. Zitrisch ist der Duft nur banal, fast schon langweilig. Kommt aber durch die Rose eigentlich gar nicht zur Geltung. Die anderen Komponenten kann ich auch nicht heraus haschen. Es ist dann für mich eigentlich nur noch seifig, hat was Synthetisches an sich. Kein Verlauf oder große Entwicklungen. Die Haltbarkeit und die Sillage bei mir auch besonders mau, was mich jedoch nicht sonderlich unglücklich stimmt.

Für Rosenliebhaber ist er ja vielleicht was, aber ich denke da gibt es einige bessere Düfte, dieser Kategorie. Da habt ihr hier defintiv nichts verpasst.
7 Antworten
Ergreifend vor 3 Monaten 15 12
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
2
Duft
Kaulquappen Blues
Es gab da mal einen kleinen Teich (gibt es wahrscheinlich immer noch, war aber lange nicht mehr dort), voller Kaulquappen und Fröschen, den wir als Kinder immer aufgesucht haben und ständig in das Wasser gegriffen haben, Frösche eingefangen, ihnen eine Behausung gebaut, alibi geangelt haben und und und. Was halt Kinder damals gemacht haben, ohne den ganzen Smartphoneg*cksi. Wir waren Kinder der 90er und ich denke immer wieder an diese unbeschwerliche Zeit zurück, wo unsere Eltern uns nicht immer an der Gurgel hingen und wir von morgens bis abends am Wochenende draußen waren. Vor allem denk ich an diesen Teich, der inmitten eines kleinen Parks, neben unseren Dorfspielplatz war.

Dieses Glibbrige, wenn man nach den Kaulquappen greift habe ich noch immer als Gefühl auf der Haut, den Geruch dieses Teiches ebenso, auch den lauwarmen, feuchten Körper des Frosches fühl ich noch. Und ich hatte mal einen Frosch, den ich Bobo nannte, war damals mein erstes fiktives Haustier, da Mutter keine Haustiere dudelte und schon gar nicht in einer Wohnung.

"27 Limanakia | Pierre Guillaume" riecht genauso, wie dieser kleine Teich, voller Kaulquappen und Fröschen. Glibbrig grün, stark nach Algen, feuchter warmer Erde. Dabei hängt eine sehr starke Note von einer undefinierbaren Blume in der Luft. Da flöten die Kaulquappen regelrecht einen Blues und es blubbert aus der Tiefe im kleinen Teich, so als würde ein kleines, grünes Ungeheuer empor steigen. Sorry, aber das ist ein Duft, den man nicht mal dem größten Feind umlegen mochte, außer man will ihm die Kehle zudrücken, dann wäre dieser grüne Schleim, sicherlich gut dafür. Derr Duft hat keine Entwicklungen, grünt und schleimt vor sich hin. Hier und da, erdige, warm, nasse Facetten und diese komische Blume. Das wars dann auch schon. Gut ist hier, das sich der Duft nicht lange an mir hält und das ist auch gut so, denn auch wenn er mich an die Kindheit erinnert, hat dieser Duft nichts von Wohlbefinden am Hut.

Fehlt nur noch das animalische Gepäck und dann könnte er zusammen mit "Eau de Space | Eau de Space" als Schwein im Weltall umherschwirren.

Also seit gewarnt, Finger weg!
12 Antworten
Ergreifend vor 3 Monaten 22 18
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schwerelos in der Dunkelheit

Schwerelos in der Dunkelheit schweben, das Haupt völlig entspannt in graue Wolken fallen lassen, sich betören an animalischen Hüben, die der fast schon stille, warme Wind daher trägt.

Der Jasmin beim nächtlichen Erblühen zusehen, in Ruhe, in der Finsternis.
Ihre Demut lässt sie Anfangs sachte durch die Gegend gleiten, wie schwarze, hohe Wellen, die langsam, aber gefährlich immer näher rücken.
Doch Hochmut kommt alsbald.

Die Pupillen geweitet, das Blut am Rauschen. Die Jasmin umschachtelt immer mehr und mehr, bringt ein Labyrinth voller Gefühle. Lieblich ummantelt von einer sanften würzigen Note, wo sich animalisches Gestrüpp mit Teer und Harz verbindet. Leicht bitter im Herzen, wobei nicht sonderlich erzürnt. Die Jasmin dabei blutsaugend, entfacht eine wirklich dunkle Macht. Tiefgründig, sehr aussdruckstark und eigenwillig! Eine Wucht sondergleichen, wenn man auf schwere Jasmin steht, die sich hier als absolut stimmig in Szene setzt, vor allem was die Verbindung mit animalischen Akzenten anbelangt, dabei dann deutlich sanfte im Abgang, mit ein wenig holzigem Nachschub.

Ein wirklich schönes Parfüm, welches mich in der Dunkelheit schweben lässt. Haltbarkeit und Sillage hoch angesiedelt und das Ganze ist einfach ein Genuss für meine Sinne.

Mit Dank an Rieke
18 Antworten
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