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16 - 20 von 226
First vor 2 Jahren 11 6
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Eine glückliche Verwechslung, eigentlich zwei davon
* Diesen Kommentar habe ich hierhin verschoben, nachdem der "richtige" Duft im "richtigen" Flakon dankenswerter Weise von Sweetsmell75 hier bei Parfumo aufgenommen worden ist. Zunächst hatte ich meinen Flakon für den anderen Classique der Airline Edition gehalten, nämlich denjenigen, der hier zu dem Zeitpunkt bereits gelistet war, hatte dann aber meinen Irrtum noch vorm Schreiben des Kommentars bemerkt. Gepostet hatte ich den Kommentar dann aber dennoch falsch, nämlich unter dem Classique Pin Up. Irgendwo hatte ich gelesen, dass mein Flakon eine Sonderedition von Pin Up sei. Aber nun zeigte sich, dass auch das nicht stimmte.
Es ist ganz schön verwirrend mit den vielen Classiques! Und eins muss ich vorab ergänzen, Jasmin-Sambac ist hier sogar für mich so sehr im Hintergrund, dass ich ihn gar nicht bemerke. Das heißt vermutlich, dass auch kaum jemand anderes ihn bemerken wird. So, genug der langen Vorrede. Hier der alte, unveränderte Kommentar an neuer, richtiger Stelle:*

Bekanntermaßen spiele ich gern in den verschiedenen Tauschspielen im Forum mit. Gibt es dort doch die Möglichkeit, Restflakons, Proben und Abfüllungen von Düften zu ertauschen, die ich schon immer mal langfristiger und ausgiebiger testen wollte als es im Rahmen eines Wanderbriefes möglich wäre. Manchmal weckt auch ein besonders gestalteter Flakon oder die Pyramide eines mir bis dato unbekannten Duftes mein Interesse.
Kaufen würde ich solche "Katzen im Sack" nicht, aber der Tausch gegen Düfte, die bei mir ein Schattendasein fristen, passt dann wunderbar.
So sprang mir also im Tauschspiel der Classique Airlines Edition ins Auge, limitierte Edition, nicht in dem oben abgebildeten, sondern in einem Flakon mit blauer Corsage.
Sowohl die Classique Urmutter wie auch viele ihrer Nachfolgerinnen hatten mich fasziniert und ich war schon oft kurz davor, sie zu erwerben, aber bei den meisten von ihnen störte mich letztlich doch irgendetwas leicht Stechendes, das auf Dauer nervte - mal wieder hatte ich die Kombination von Jasmin und Orangenblüte als Ursache in Verdacht.
Dennoch, irgendetwas Tolles hatten die meisten eben auch, und so hin- und hergerissen ertauschte ich den mir unbekannten Classique aus dem Spiel. Vielleicht würde dieser Classique mich vollends überzeugen können? In der Pyramide zum blauen Corsage-Flakon fanden sich Ingwer, Zitronen-Sorbet, Zuckerrohr, Tiaré, Orangenblüte, Jasmintee, Labdanum, Moschus und Vanille.
Vielleicht würde der Zusatz -tee hinter dem Jasmin ja mein Classique-Problem lindern?
Als der schöne blaue Flakon ankam, musste ich ihn selbstverständlich sofort testen: Kopfnote - oh, ja, sehr intensive Orangenblüte der natürlichen Art! Sofort werde ich an den herrlichen Frischekick erinnert, den meine Oma immer mit sich trug, wenn sie ihr 4711 gerade aufgetragen hatte. Das sind fröhliche Erinnerungen an milde Orangenblüte ohne jegliche Indolik, für mich also die schönste Version von Orangenblüten überhaupt. Auch Zitrone und Ingwer geben meiner Instant-Gute-Laune Drive. Schnell gesellt ist nun pudrig Wärmeres dazu, ohne dass der Duft seine Leichtigkeit und Frische einbüßt. Trockene, ganz leicht gesüßte Vanille kommt dazu, aber das ist nicht alles. Ist es der Ingwer, der noch sein besonderes Aroma beisteuert? Vielleicht ein Hauch von nicht benanntem Heliotrop mit den Anfängen eines glücklicherweise trockenen und nicht stickigen Moschus'? Ich meine, auch einen Hauch von Benzoe wahrzunehmen. Nun wird der Duft immer faszinierender, leicht und schwebend und auf transparente Art pudrig-fein, wie ganz leichtes, zartes Gebäck, ohne Fett, ohne künstliche Geschmacksstoffe.
So bleibt der Duft über viele Stunden, wobei das Zitrische nach und nach etwas zurücktritt, auch der Benzoe-Eindruck geht mit der Zeit, besonders in der Projektion etwas zurück und fügt sich weicher ein, bis dieser Classique eher anmutet wie ein Chanel: milde, edel, zurückhaltend und in jede Chefetage passend, ohne dabei zu freudlos zu sein.
Am nächsten Tag duftet meine Kleidung himmlisch nach erlesenem, federleichtem Zitronengebäck.
Sofort muss ich den Duft wieder tragen. Ich trug ihn Heiligabend, am ersten Weihnachtstag, am zweiten....und irgendwann fiel mir auf, dass ich Jasmin überhaupt nicht bemerkt hatte, wirklich gar nicht, auch keinen Jasmintee. Sollte da nicht auch Tiaré drin sein? Hatte ich ebenfalls nicht bemerkt. Das allerdings, war sehr verwunderlich. Tiaré ist so charakteristisch, dass es doch selbst in kleinsten Mengen bemerkbar wird. Und wenn ich als Jasminkritikerin einen Jasminriechstoff nicht bemerke, dann stimmt vielleicht mit mir etwas nicht?
Irgendwas war doch komisch mit der Pyramide, komischer als Pyramiden ansonsten schon manchmal sind.
Also guckte ich mir die Parfumoseite mit dem blauen Airline-Flakon nochmal genauer an. Meiner hatte auch eine blaue Corsage, limited Edition, Airline-Variante. Aber auf meinem stand doch nicht Eau Fraîche? Und dann sah ich es: Bei dem blauen Flakon der Website stand unten auf der Packung: Eau Fraîche. Und auf meiner stand: Pin-Up Eau de Parfum - Natural Spray.
Genauer betrachtet sehen auch die Flakons etwas unterschiedlich aus: Meine blaue Corsage hat einen Gürtel mit einem Flugzeug auf der Schnalle. Der Eau-Fraîche-Flakon hat keinen Gürtel und dafür am oberen Rand der Corsage eine weiße Einfassung. Was besonders irritierend ist, ist, dass auf der Eau-Fraîche-Seite auch ein Userfoto mit meinem Flakon ist - offensichtlich eine weitere Verwechslung.
Nun hat sich für mich alles geklärt, natürlich rieche ich keinen Jasmin(tee), wenn keiner drin ist, und auch kein nicht vorhandenes Tiaré. Mit Marshmallow kann ich hier wesentlich mehr anfangen, trocken, pudrig, milde gesüßt und mit leichter Vanille ohne Fett kommt das doch meinem Edelgebäck nahe.

Ich freue mich riesig über meinen Tausch inclusive Verwechslung und danke Schokololly sehr herzlich für den wundervollen Gaultier mit Flugzeug-Gürtel und Chanel-Vibe!

*Und natürlich muss es auch noch einen Nachtrag geben: Mein Marshmallow ist vermutlich Tonka mit etwas Vanille, vielleicht einem Hauch von Sternanis und Papyrus, eben ein Edelgebäck. Es erscheint mir auch stimmiger, dass in der nun richtigen Pyramide oben, noch mehr gelistet ist als in dem normalen Pin Up. Ich hatte vermutet, dass im Pin Up nicht alles angegeben ist, denn der Duft erschien mir komplexer als die Pyramide, auch wenn die Pyramide von Pin Up schon wesentlich besser passte als die von dem anderen Airline. Und nun habe ich Euch vielleicht komplett verwirrt. Sorry!
Dennoch lasse ich den Kommentar so, denn ich empfinde ihn als ein Lehrstück für beides: dafür, dass man durchaus merken kann, wenn eine Pyramide nicht stimmt (weil man den Duft verwechselt hat), aber auch dafür, dass man es nicht merken kann, wenn die zentralen Duftstoffe in beiden Düften vorhanden sind. Und nun ist wirklich Schluss :-) *
6 Antworten
First vor 2 Jahren 26 12
9
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
9.5
Duft
Von Guildo Horn, Nussecken, einem Chocolatier und einigen weiteren Erinnerungen
Bei diesem Duft muss ich an Guildo Horn denken. Ja, ich weiß, das erscheint etwas absurd. Aber Guildo Horn hatte mal ein Lied, das sinngemäß aussagte, wenn du deinen Partner auf die Straße setztest, käme alsbald jemand, der ihn an deiner Stelle nähme. Die Moral von der Geschichte ist natürlich, dass man sich wohl überlegen sollte, ob man jemanden gehen lässt, es könnte sein, dass man es schneller bereut, als man es für möglich gehalten hätte.

So ging es mir mit Covet. Ich bekam ihn, schätzte ihn durchaus, dann wandte ich mich anderen Düften zu und gab Covet weg. Zu früh. Schon unmittelbar danach vermisste ich ihn, aber ich dachte mir, das sei ja nun etwas idiotisch, ihn wegzugeben und gleich erneut zu besorgen. Also ließ ich einige Zeit ins Land ziehen. Irgendwann fragte ich mich, ob ich mich überhaupt noch richtig an ihn erinnerte, ob ich nicht nur einer Illusion anheim gefallen sei, dass dieser Duft so traumschön war - warum hatte ich ihn dann bitte weggegeben? Ich musste ihn einfach noch einmal erneut unter die Nase bekommen.

Das ist nun geschehen und jetzt denke ich an Guildo Horn, seinen Song und seine Nussecken, von denen ich ein Rezept habe.
Covet ist nämlich sogar etwas nussig, aber in erster Linie ist Covet schokoladig! Ja, ich würde Covet sogar als Gourmand bezeichnen, aber als keinen typischen, denn er ist nicht besonders süß und zeichnet sich durch eine feine Transparenz und Zartheit aus, die man sonst eher bei einigen klassischen Blütendüften findet und weniger bei Gourmands. Auch die typischen, von anderen Gourmands bekannten Riechstoffe wie "Praline" fehlen hier. Covet enthält zwar auch Blüten, aber als Blumenduft, würde ich ihn nicht sehen. Und als grünen Blumenduft erst recht nicht.
In meinen Notizen haben ich stehen: "Santalwalti hat Recht, ihr Kommentar kommt gut hin." Tja, das ist etwas unglücklich, weil Santalwalti der Community nicht mehr angehört und ihr Kommentar somit verschwunden ist. Und so denke ich jetzt an Guildo Horn und Santalwalti und an Santalwaltis Vater. Denn ich glaube noch zu erinnern, dass sie schrieb, Ihr Vater sei Chocolatier gewesen und daran würde sie der Duft von Covet erinnern, an feine Schokoladen, teils verfeinert mit anderen, meistens natürlichen Zutaten wie zarten Blüten.
Ich habe damals, als ich ihren so gelungenen Kommentar las, gedacht, ich kann mir wirklich sehr gut vorstellen, dass es in einer kleinen und feinen, exklusiven Chocolaterie so duftet.
Besonders bemerkenswert finde ich, dass Covet mich an helle, nur sehr wenig süße Schokolade erinnert, obwohl gerade helle Schokoladen ja oft ganz besonders süß sind, während dunkle Schokoladendüfte wiederum herb, manchmal bitter und sogar säuerlich sind. Die Schokolade von Covet hingegen, finde ich geradezu perfekt: Milde, cremig, aromatisch, fein und durchscheinend, quasi schwebend.

Jetzt habe ich über meine Assoziationskette hier mit der Herznote des Duftes angefangen. Die Kopfnote von Covet ist zitrisch, aber nicht so hell wie zitrische Düfte sonst oft sind, sondern verhaltener und sofort mit einer dezent herben Note unterlegt, die ich am ehesten mit einem Korbblütler in Verbindung bringen würde. Diese Note macht den Duft am Anfang durchaus blumig, jedoch legt sich dieser Eindruck alsbald, wenn die Schokolade hervortritt. Ab und zu entsteht noch einmal ein Anflug von Blüten, die vielleicht die Schokolade zieren, ein paar Blättchen Ringelblume, ein Hauch von Lavendel, dann ein kurzer Gedanke an den Kakaobutterduft weißer Schokolade, ein Rest von Zitrusfrüchten, die aber nicht sauer sind und etwas leicht nussiges, aber eher Macadamianuss oder Paranuss als Haselnuss - und das alles ohne jemals schwer zu werden, Covet bleibt hell und schwebend.
Schon nach 2 Stunden habe ich das Gefühl, der Duft verschwände allmählich. Etwas hektisch hoffe ich, ihn doch irgendwie wieder mehr wahrnehmen zu können und das passiert auch, aber wieder nur kurz, alsbald ist er erneut schwach oder vielleicht sogar ganz weg, um dann doch wieder aufzutauchen.
Ich scheine an Covet ausgesprochen schnell zu adaptieren.
Am nächsten Tag ist er aber auch von meiner Kleidung verschwunden, nur ein ganz leichter Hauch von Moschus bleibt. Jenen habe ich jedoch am Tag davor gar nicht bemerkt.
Diese Duftaussetzer schon nach kurzer Zeit und der Moschus am nächsten Tag, der mir nicht so zusagt, auch wenn er nur dezent ist, haben mich wohl bewogen, den Duft leichtfertig wegzugeben.
Ein zweites Mal werde ich diesen Fehler nicht machen, denn an dem Tag, an dem ich ihn trage und in den Phasen, in denen ich ihn rieche, ist er geradezu perfekt und auch einzigartig. Außerdem ist er seit einiger Zeit eingestellt und wer weiß, wie lange man ihn überhaupt noch bekommt.
Danke, liebe Chartreux, für den Restflakon, der mich erneut begeisterte.
Er wird bleiben.
12 Antworten
First vor 2 Jahren 34 11
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Lehrstück vom Sich-selber-Beine-stellen
Chopards sind mir meistens einen Test wert, gefallen mir doch so einige der Marke und so fielen mir auch die drei Happy Chopards schon öfter ins Auge.

Den Lemon setzte ich sofort auf die Merkliste. Den Rosenduft habe ich nicht darauf gesetzt, weil ich schon einige wirklich traumhafte Rosendüfte habe, aber bei Gelegenheit getestet hätte ich ihn natürlich auch.

Den Bigaradia hielt ich für am wenigsten attraktiv. Die Pyramide enthält mit Orangenblüte und Jasmin mein Duo infernale, stacheln sich die beiden in meiner Nase doch oftmals zu einer fies bissigen Indolik auf, die mir nicht mehr erträglich ist. Ansonsten schien mir in der Pyramide nicht viel los: ganz viel Orange, Mandarine (kenne ich beide in Düften leider oft mit einem Unterton von Schimmel) und Orangenblüten, durch Zesten vielleicht etwas herb (aber dennoch vermutlich nicht weniger stechend als üblich), der Jasmin als einzig andere Zutat in Kopf und Herznote - naja Honig, aber das fügt nur Süße bei und Süße ist für mich keine attraktive oder unattraktive Note an sich, Süße ist für mich nur aus dem Zusammenhang als passend und damit als schön, oder unpassend und damit als unschön zu beurteilen. Manche Süße allerdings, ist ebenfalls bissig und stechend, dazu manchmal verkokelt (doch das ist dann fast immer Maltol, aber auch Honig empfinde ich gelegentlich als irgendwie stechend). Karotten. Karotten habe ich noch in keinem einzigen Duft als solche wahrgenommen, außerdem sind sie nur klein geschrieben. Dann bleibt nur noch die Basis, da soll Patchouli drin sein, was ich eigentlich liebe, aber was mir bei Chopards noch nie wirklich als Patchouli wahrnehmbar war. Also, ob das da steht oder nicht macht vermutlich keinen Unterschied. Zeder ist für mich in der Regel weder attraktiv noch unattraktiv, aber mit bestimmtem Moschus zusammen bringt Zeder einen fiesen Plastikgeruch hervor. Labdanum mag ich gern - aber wie schon mit dem Patchouli: Bei Chopard hält man sich meiner Erfahrung auch mit Harzigem sehr zurück, so wird Labdanum vermutlich nicht besonders in Erscheinung treten.
Schwarzer Sesam. Hm. Ich benutze schwarzen Sesam in der Küche und mag ihn in manchen Gerichten sehr, aber zusammen mit Jasmin und Orangenblüte, stellte ich mir Sesam jetzt nicht besonders reizvoll vor.
Das in etwa dachte ich beim Lesen der Pyramide.

Diese vielen Gedanken kann man ja in wenigen Sekunden denken und zack - der Duft fällt in diesen wenigen Sekunden noch beim Pyramidelesen durch.

Mein Fazit war also: ist bestimmt fies stechend indolisch auf leichter Süße mit schwacher, eventuell nach Plastik riechender Basis, falls nämlich noch ein nicht aufgelisteter Moschusriechstoff dabei sein sollte, und vielleicht etwas Sesam. Lieber vermeiden. Keine Merkliste.

Monate später bekam ich von der lieben SaGa fünf nummerierte Pröbchen zum blind Testen. Später erfuhr ich, dass die Nummer 1 Bigaradia war.
Zunächst sprühte ich auf Papierstreifen. Zu Nummer 1 notierte ich wörtlich Folgendes: "Mit etwas Feigenriechstoff. Außerdem eine schöne Blüte, die ich nicht genau zuordnen kann. Der Duft ist leicht süßlich. Im Verlauf wird er deutlich schöner, hauptsächlich weil die Feige schnell weggeht und die Blüte mehr herauskommt. Den könnte ich mir mit Nr. 5 als einzigen vorstellen, auf die Haut zu sprühen."
Später ergänzte ich:
"Auf der Haut mit sehr wenig Feige und auf Dauer recht schön zitrisch und leicht blumig, fröhlich, frisch."
Inzwischen habe ich die Probe leergetestet und kann meine Wahrnehmung noch differenzierter beschreiben:

Im ersten Moment rieche ich schon die Orangenblüte, aber ohne den scharfen Unterton, den manche Orangenblüte oft hat, allerdings auch ohne an die typische, weichere Orangenblüte in 4711 zu erinnern. Die Süße, das leicht Bittere der Zesten, die Sanftheit der leicht öligen Orange/Mandarine, der Jasmin, und ich vermute auch das Labdanum, vermischen sich so schnell und perfekt miteinander, dass ich sie nicht einzeln wahrnehmen kann, sondern nur Zitrisches und "eine schöne Blüte" rieche, die ich nicht unmittelbar als Jasmin erkennen kann. Etwas Indolisches bemerke ich zwar schon, aber ich denke, es versteckt sich ein wenig in der Bitterkeit der Zesten, die diesem Duft sehr wohltun. So fügt die Süße Milde bei, die sich mit der bitteren Zesten-Indolik ein interessantes Gleichgewicht liefert. Auf diesem Hintergrund kann sich die zitrisch-blumig helle Melange entfalten, ohne zu sperrig oder zu langweilig zu werden. Zwischenzeitlich hat diese Mischung offensichtlich für mich einen Anflug von Feige, nur wenig, und auf der Haut noch weniger, aber ich freute mich als ich in den Statements zu dem Duft ebenfalls etwas von Feige las. So bin ich mit diesem Eindruck also nicht allein.

Mit meinen Vor-Urteilen hatte ich einzig in der Basis recht: Ich rieche weder Patchouli noch könnte ich Labdanum herausriechen. Sesam? Fehlanzeige. Ich tue Abbitte, wenn die Blüte von schwarzem Sesam gemeint war und die irgendwie anders riecht und vielleicht ihren Teil zu meiner oben beschriebenen Melange beisteuert. Aber der typische Geruch von Sesamsaat ist definitiv nicht dabei. Und zur Zeder kann ich nur sagen: Keine Zeder und zum Glück auch kein Plastik.
Die Basis ist für mich nicht als eigenständige Phase vorhanden, der Duft wird einfach nur schwächer, etwas weniger zitrisch, dafür etwas blumiger und auch etwas indolischer. Die Frische und Helligkeit bleiben dabei die ganze Zeit erhalten.

Happy Chopard Bigaradia ist mir eine willkommene Neuentdeckung und sehr gelungene Interpretation von zitrisch-blumiger Frische, die das perfekte Gleichgewicht zwischen herb und lieblich hält. Ich wette, im Sommer ist der Duft ein herrlicher Erfrischer!
Danke, liebe SaGa, dass Du mir diese Probe geschickt hast und vor Allem, dass Du sie mir als Blindtest geschickt hast.
11 Antworten
First vor 2 Jahren 13 10
6
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Auskugeln, Einsprühen und auf geht's!
Ich habe gerade die 212-Herrera-Reihe für mich entdeckt und teste, wann immer möglich, weitere Varianten. Hier habe ich also 212 Summer 2013 am Wickel.
Bislang hatte ich die Reihe nur aus Proben, Abfüllungen oder dem 80ml-Flakon probiert. Nun habe ich das erste Mal einen 60ml-Flakon in der Hand, der für mich überraschenderweise, aus zwei 30ml-Fläschchen an den Enden besteht, während der Mittelteil des Flakons den gemeinsamen Deckel bildet. Die Handhabung empfinde ich als befremdlich. Die Flakons lassen sich relativ leicht mit einer halben Umdrehung lösen, so dass ich befürchte, die andere Seite könne herausfallen, wenn ich den gemeinsamen Deckel drehe. So halte ich ihn also etwas krampfhaft fest und versuche, nur die Seite zu drehen, die ich öffnen möchte. Das fühlt sich in etwa so an, als würde ich ein kleines Gelenk auskugeln. Das Einkugeln hinterher ist ebenfalls etwas merkwürdig, da ich das Gewinde nicht auf Anhieb erwische und mehrfache Anläufe brauche. Sitzt das "Gelenk" jetzt auch wieder richtig drin? Nach nur einer halben Umdrehung? Es sitzt wieder drin, aber so außergewöhnlich und kreativ diese Darreichungsform ist, mir ist der 80ml-Normalflakon dann doch deutlich lieber.

Aber nun endlich zum Duft selbst: Zitrisch mit einem Unterton von - tja was ist das? Es erinnert mich an einen Duft, den eine ehemalige Bekannte in den 90ern trug. Nun hoffe ich schon seit Tagen auf eine Eingebung, welcher es war, aber mir fällt es partout nicht ein, vielleicht kann es mir auch gar nicht einfallen, vielleicht wusste ich nie, welcher es war. Diese erinnerungsträchtige Note ist schwer zu beschreiben. Es ist ein leicht herber, würziger Ton, aber wenn ich diese Adjektive lese, lassen sie bei mir eine völlig falsche Vorstellung entstehen. Die Note, die ich meine, ist nicht warm und nicht weich, auch in keiner Weise die Richtung, die wir bei Parfum orientalisch nennen, sondern sie findet irgendwie auf einer höheren Oktave statt, steigt einem zu Kopfe, wirkt etwas künstlich, aber dennoch in meiner Nase faszinierend attraktiv. Wenn ich sage, sie hat etwas von Anis, ist es auch falsch, aber vielleicht wird durch den Anisvergleich deutlich, in welche Richtung es geht.
Diese Note bleibt über den gesamten Verlauf erhalten, ist aber nur bis etwa Mitte der Herznote im Vordergrund. Sie mischt sich mit einer feinen Blütenkombination zu einer freundlichen Melange, die gefällig, aber nicht langweilig ist.

Ohne auf die Pyramide zu schauen ist es schwer, einzelne Noten der Blütenkombination herauszuriechen, da sie sich so elegant verbinden. Ich rieche eine etwas herbe Note, die mir wie Johannisbeere oder Grapefruit erscheint, etwas Puder, der durchaus ein Irisriechstoff sein könnte und einen Hauch von Grün, der entweder zur Johannisbeere gehört oder von etwas anderem stammen muss. Ein wenig Indolik ist auch dabei, aber dezent und nicht typisch für Jasmin, eher denke ich an Lilie. Minimale Süße und ein paar äußerst dezente Anflüge von Vanille geben dem Ganzen die nötige Wärme und halten den Duft quasi zusammen. Und wenn ich nun die Pyramide lese, bin ich verwundert: Ylang-Ylang rieche ich gar nicht. Jasmin hat sich offensichtlich als Lilie getarnt und die Himbeere als Johannisbeere. Es ist definitiv nicht der gängige Himbeerriechstoff. Und der Moschus wirft nur ab und zu dezent ein wenig Puder.

Als EDT ist 212 Summer 2013 intensiv und hält auch ausgesprochen lange, nämlich über bestimmt 8 Stunden. Eine klassische Basis scheint es nicht zu geben, die angenehme Melange wird einfach nur nach und nach schwächer und ganz leicht holzig. Am nächsten Tag duftet mein Shirt noch wundervoll milde blumig-fröhlich.

Langsam merke ich, warum mir die Reihe so gut gefällt: Meine allgegenwärtigen Problemkandidaten Jasmin und Moschus tauchen in allen bislang Getesteten in den wirklich seltenen, für mich sehr angenehmen Varianten auf. Anderer Moschus, Cashmeran, künstliches Sandelholz und Oudriechstoffe sind entweder gar nicht dabei oder so maßvoll dosiert, dass nicht der typische, für mich alles überblendende Overkill entsteht.

Ich empfinde 212 Summer 2013 als unbeschwerten, hellen, gut zugänglichen Duft, der zu vielen Gelegenheiten tagtäglich getragen werden kann. Mit seiner unkomplizierten Eleganz scheint er kaum irgendwo wirklich unpassend zu sein, wirkt aber auch niemals alltäglich.
10 Antworten
First vor 2 Jahren 7 7
8
Flakon
9
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Gartenparty!
212 VIP Party Fever beginnt total intensiv fruchtig, so ein bisschen wie Dosenfruchtcocktail mit Melonen - der angenehmen Art: nicht zu süß, nicht zu sauer, superfruchtig und in keiner Weise vergoren. Dann kommt etwas Cremiges dazu. Normalerweise mag ich Cremiges nicht, da es für mich in der Regel nach unangenehmem Moschus riecht. Hier aber ist es eine andere, wirklich mal eher sahnige Creme. Für mich ist das eine ganz neue Art von Duft, die sofort Fröhlichkeit in mir aufkommen lässt.

Ich beginne allerdings schon etwas zu ahnen: Irgendwie erinnert mich dieser Duft entfernt an "Sunny Side Up" von Juliette has a Gun, der auf seltsame Art gleichzeitig cremig und stechend war, was ich dem dort aufgeführten Riechstoff Jasmin-Lacton zuschrieb. Hier scheint mir der gleiche Riechstoff auch drin zu sein, nur sehr viel dezenter dosiert und viel harmonischer in andere Duftnoten integriert. Dennoch kommt jetzt auch bei Party Fever ein irgendwie gedimmt stechender Jasmin dazu, den ich so seiner Spitze beraubt, sogar ganz interessant finde.

Viel alarmierender finde ich, dass ich nun doch einen Moschusunterton wahrnehme, eines Moschus' den ich für mich selbst als "Langweilermoschus" bezeichne. Damit meine ich den allgegenwärtigen Moschus, den sehr viele Mainsteamdüfte als Basis haben. Er ist weder besonders pudrig, noch ausgesprochen cremig, nicht animalisch, noch ist er auf irgendeine Art attraktiv. Zum Glück ist er auch nicht so sehr stickig wie einige andere Moschusriechstoffe, aber etwas stickig ist auch er und vor allem wirkt er gnadenlos künstlich und ist für mich einfach kein angenehmer Geruch. Diesen "Langweilermoschus" kann ich hier im Hintergrund auch ausmachen und hoffe nun, dass er nicht mehr wird, dann würde der Duft für mich zum No-Go werden.
Aber nein, mehr wird eine seltsame Melange von, wie ich denke Jasmin-Lacton und den Früchten der Kopfnote, die mich im Verlauf immer intensiver an Guave denken lassen, so dass der Duft nun in der Herznote auf fruchtige Art aquatisch wirkt. Selbst der Gardenien-Unterton, der nicht von Gardenien stammt, und den ich auch in Sunny Side Up schon bemerkte, stört mich nicht, weil meine übliche Gardenien-Depression hier von der fröhlichen Guave, ausgeglichen wird.

Die Kombination der Duftnoten in 212 VIP Party Fever empfinde ich als faszinierend anders als in den meisten der mir bekannten Düfte. Der Moschus hält sich zum Glück bis zum Schluss so im Hintergrund, dass er mir den Duft nicht verdirbt und auch das für mich schwierige Jasmin-Lacton (falls ich hier richtig liege) ist in dieser Dosierung zusammen mit dem Fruchtcocktail aus der Dose wohl der Twist, der den Duft zu etwas Besonderem macht. Selbst das leicht Stechende wird benötigt, damit er nicht zu sahnig-lieblich und damit langweilig wird.

212 VIP Party Fever ist intensiv und lang anhaltend. Er ist ganz bestimmt nicht nur für Partys geeignet, ich würde bei diesem Duft sowieso eher an eine sommerliche Gartenparty denken als an einen Nachtclub. Letztlich bin ich aber der Meinung, dass er zu jedem Freizeitanlass gut tragbar ist, nur sollte man vorsichtig dosieren. Er ist wirklich recht intensiv.

Übrigens von Holz oder Himbeeren merke ich den ganzen Verlauf über nichts. Das macht aber gar nichts, denn ich empfinde den Duft bis zum sanft fruchtig-blumig und leicht aquatisch ausklingenden Schluss einfach rund, so wie er ist.

Schade, dass dieser besondere Gute-Laune-Flanker eingestellt wurde.

Kleiner Nachtrag: Am nächsten Tag auf Kleidung vom Vortag stelle ich eine Note fest, die auch in A Drop D'Issey drin ist, und die mir dort zwar interessant und neu erschien, aber im Verlauf zu dominant cremig-indolisch war. Bei 212 VIP Party Fever ist die Note perfekt eingebettet, eben so, dass sie nicht hervorsticht. So trägt sie sicherlich auch zur Besonderheit des Duftes bei und ist bestimmt mit ein Grund, weshalb er mich so überzeugt.
7 Antworten
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