Flixx10

Initio-Düfte waren 2023 die Entdeckungen schlechthin für mich. Ob Side Effect, Rehab oder Absolute Aphrodisiac ... mit jedem einzelnen dieser Flakons verbinde ich mehr als einen Gedanken. Welche dies jeweils sind, werde ich den nächsten Monaten näher beleuchten.

Heute soll es einzig um Blessed Baraka gehen, da dieser meinen ersten Berührungspunkt mit dem Hause Initio darstellt und somit einen besonderen Rang innehat.

Der Duft verkörpert keine Leichtigkeit, wie man sie im Frühling oder Sommer vorfinden würde. Er ist stattdessen perfekt für kalte Monate geeignet. Kirschanklänge und Rauch sind das, was zügig nach dem Aufsprühen in Erscheinung tritt. Etwas Schweres liegt in der Luft, sobald Holziges die Kopfnote durchbricht und in ein Herz überleitet, welches tief und geheimnisvoll anmutet. Noch immer findet man dezent Fruchtiges, noch immer leicht Verquarztes vor. Spätestens jetzt gesellen sich allerdings feine Vanille und Moschus spürbar hinzu, wodurch die mitunter derben Nuancen viel weicher werden. Cremige Süße lockert über den gesamten weiteren Verlauf hinweg auf. Amber verleiht dem Parfum schließlich seine nötige Ausdauer und das kuschelige Bett, in dem alles harmonisch ausklingt.

Beim ersten Test erinnerte mich das Opening an Mandorle von Sora Dora. Saftig-kirschig und dabei rauchig. Danach beginnt jedoch bei Blessed Baraka unmittelbar der Abstieg in die dunkleren Gefilde der Nischenwelt, wo wesentlich mehr splittriges Holz schlummert. Mir kommt am ehesten ein Lagerfeuer in den Sinn. Glimmende Scheite und von Schwaden umschlungene Vanilleschoten. All das aber gut aufeinander abgestimmt und nicht gewöhnlich.

Es reichen 2 bis 3 Sprühstöße, um eine Aura zu schaffen. Ich sehe den Duft dabei absolut nicht im Büroalltag oder in heimeligen Wohnzimmern, sondern bei besonderen Anlässen wie einem Date. An dieser Stelle wird er sein Potential bestmöglich abrufen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen ... daran besteht kein Zweifel. Testen lohnt sich!

Wer eine pappige Angelegenheit erwartet, wird diese beim Azzaro aus 2022 nicht vorfinden. Stattdessen liefert der Duft tolle holzige Schoten mit pfeffrigen Untertönen, die zusätzlich von einer angenehmen Schärfe des Ingwers aufgefangen werden. Auf der Haut entfaltet sich der Duft bei mir sehr stimmig, da ihm diese perfekte Balance zwischen Süße und Würzigkeit gelingt, ohne ordinär zu wirken. Stellenweise nehme ich im Opening eine seifig-anmutende Note wahr, welche die ersten Minuten - entgegen meiner Erwartungen in der Theorie - noch interessanter gestaltet.

Die Aufmachung im typischen Azzaro-Flakon gefällt mir ebenfalls sehr gut. Sowohl schwarze Details als auch das gefärbte Glas unterstreichen den Charakter der Essenz, die sich im Inneren befindet. Einziger Kritikpunkt wäre der Sprüher, der einen weniger wertigen Eindruck vermittelt. Ansonsten eine klare Kaufempfehlung meinerseits für diese dunkle Vanillevariation mit mystischer Aura!

Düfte verankern sich im Gedächtnis. Sie leben von individuellen Erinnerungen. Dies wurde mir erst neulich wieder bewusst, als ich Pour Homme nach Jahren erneut im Bekanntenkreis wahrgenommen habe. Diesen Mainstream-Vertreter, der nun seit über 20 Jahren am Markt existiert und anhaltend vertrieben wird.

Ich selbst habe die süß-fruchtige Komposition erstmals vor ca. 15 Jahren bewusst getestet. Damals wusste ich kaum etwas von wertigen Akkorden und stimmigen Duftpyramiden. Es war jedoch dieser erste Eindruck, auf den man sich als Jugendlicher verließ. Was genau das für Pour Homme hieß? Er eckte nicht an und gefiel mir aufgrund seiner Einfachheit. Ich nutzte ihn sehr gut.

Und 2024? Obwohl sich die Parfumwelt unaufhaltsam neu erfindet und den Horizont der Parfumliebhaber erweitert, zählt der Lacoste-Flakon in vielen Köpfen beständig zu den "Immergehern". Weil er eben kein hochkomplexes Meisterwerk ist, das unbedingt mit zig Nuancen spielen möchte. Weil er durch einen recht linearen Verlauf besticht ... seinen Mix aus fruchtiger Süße mit würzigen Anklängen und holziger Unterstützung.

Obwohl bei all dem eine gehörige Portion Synthetik mitschwingt, empfinde ich es in diesem Fall nicht als Problem. Stattdessen sehe ich nach all den Jahren einen Duft vor mir, der zwischen aller Vielfalt und Komplexität anderer Vertreter seinen einstigen Platz behalten darf. Im täglichen Unterfangen auf der Arbeit, beim Strandurlaub etc. macht er wie gehabt durchaus eine gute Figur macht. Auch Haltbarkeit und Preis sind für den Designer wirklich passend.

Es ist sehr schwierig, in Zeiten permanenter Neu-Releases als Hersteller nicht in der breiten Masse unterzugehen. Besonders Vanilledüfte fluten und prägen den Markt, weisen allerdings regelmäßig starke Ähnlichkeiten zueinander auf und lassen mitunter genauer hinschauen ... ein Schelm, wer sich dabei Böses denkt!

Da mich die Duftsparte ungeachtet der besagten Flut anhaltend begeistern kann, sofern sie nicht mit widerlicher Süße oder ausufernder Synthetik daherkommt, halte ich natürlich wie gewohnt gern die Augen offen.
Dementsprechend gespannt war ich auf den Dior-Vertreter, der 2021 veröffentlicht wurde und um den es an dieser Stelle gehen soll.

Im Herbst hatte er sich mir geradezu aufgedrängt. Ich fand die Duftnoten interessant genug, um mir Vanilla Diorama schlussendlich auf der offiziellen Homepage zu bestellen ... das war auch gut so!

Es sind vor allen Dingen saftige Orangen (nicht rein deren Schale) und Würze, die im Opening in die Nase steigen. Später wird der Duft cremiger, behält sich aber die bereits zu Beginn vertretene Süße bei, ohne unangenehm oder sogar altbacken zu werden. Insgesamt wirkt die Komposition dem Preis entsprechend wertig und stimmig.

Obwohl Vanilla Diorama u.a. mit Zitrik und Pfeffer aufgepeppt ist, bleibt es jedoch einer der Düfte, die aufgrund ihrer relativen Schwere nicht übersprüht werden dürfen. Permanent tragen erscheint zumindest mir ebenfalls als nicht sinnvoll, sofern man dem Flakon nicht direkt überdrüssig werden möchte. Am besten im Winter hin und wieder, sodass der besondere Charakter erhalten bleibt.

Leider, ja leider, lässt man sich häufig zu stark von positiven Bewertungen beeinflussen. So zumindest ist es mir ergangen, als ich Tobacco Vanille ohne Skrupel im Blindkauf bezogen habe. Eine rauchige Vanille mit getrockneten Früchten? Klingt toll und wird in der Praxis funktionieren! Das habe ich bis zu dem Zeitpunkt gehofft, als ich den ersten Sprüher getan hatte.

Im Gegensatz zu vielen - Geschmäcker sind nun mal verschieden - mag ich diesen Duft überhaupt nicht. Er verkörpert das komplette Gegenteil von dem, was ich mir gewünscht hatte. Anstatt gut abgestimmter Würzigkeit schießen mir direkt stechende Bestandteile in die Nase. Durch den Alkoholanteil sowie die Harzanleihen, die auch in der Duftpyramide aufgeführt sind, erinnert mich TV sehr stark an einen Hustensaft aus der Kindheit. Ähnlich wie bei diesem wird auch bei TV über all das, was im Hintergrund recht bitter erscheint eine Art Zuckrigkeit gelegt, die jedoch alles andere als wärmend oder schmeichelnd wirkt. Viel mehr hat mir der Flakon aus dem Hause Tom Ford ziemliche Kopfschmerzen bereitet, als ich ihm trotz des bescheidenen Ersteindrucks eine faire 2. Chance gewährte und das Parfum unmittelbar auf die Haut sprühte. Schade um das Geld, welches ich wie eingangs angedeutet voreilig in die 10ml-Version investiert habe!

Abgesehen davon, dass ich eine Verwendung im Alltag auch weiterhin nicht vorsehe, frage ich mich, zu welchem Anlass TV überhaupt problemlos getragen werden könnte? Dieser medizinische Charakter des Duftes bleibt übermäßig lange erhalten. Zudem projiziert er äußerst stark, was ihn z.B. in geschlossenen Räumen als No-Go erscheinen lässt. Ein Weihnachtsduft? Ein Klassiker? Nein, TV und ich werden nicht zueinander finden ...