FloraBervoix

FloraBervoix

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6 - 10 von 26
FloraBervoix vor 8 Jahren 11 5
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Duft
Ich kündige - lass tanzen gehen
Sehen wir jetzt mal von all den übrigen Zeilen der Lyrics von «Move it» von Culcha Candela ab, es geht wirklich nur um diese Zeile.

Und sind wir jetzt mal ehrlich zu uns: Die sind doch genial, oder? Denn so gut einem die eigene Arbeit auch gefallen mag, ist man wo angestellt und nicht sein eigener Chef, gibt es doch immer mal wieder so einen Tag oder Tage, wo einfach nichts so läuft, wie es sollte, die Arbeit immer mehr statt weniger wird und man irgendwann zu dem Punkt gelangt, wo man nicht mehr gegen die Papierberge (heute schon teils in elektronischer Form vorhanden, aber nicht minder bedrohlich) kämpfen, sondern einfach alles hinschmeissen und gehen möchte. Am besten eben noch mit so einer Begründung.

In diesen Situationen kann man verschiedene Dinge machen:
- Tief durchatmen, einen Kaffee oder Tee trinken und dann weitermachen.
- Wirklich einmal früher in den Feierabend gehen und die Zeit an einem anderen Tag nachholen.

Diese beiden sind noch ziemlich normal und eigentlich auch etwas langweilig.

Man kann mit Kopfhörern lautstark «Move it» von Culcha Candela hören, dazu wirklich ein wenig tanzen (diese 3 Minuten liegen auch bei Stress drin) und sich vorstellen, wie es wäre, wirklich zum Chef zu gehen und ihm eben dies zu sagen. Bringt einen zum Lachen – garantiert.

Falls man nicht so mutig ist, in der Arbeit zu tanzen (was sich wirklich nur die ersten 10 Sekunden blöd anfühlt, danach ist es ziemlich toll; vorausgesetzt man hat ein Büro für sich alleine), oder eben in einem Grossraumbüro arbeitet, kann man auch dieses Parfum aufsprühen. Gibt es bei Sephora zu einem Spottpreis zu kaufen und riecht einfach nur nach gezuckerten Brombeeren. Während die anderen Parfums dieser Linie ein wenig zu klebrig-synthetisch für meine Nase riechen, riecht dies einfach nur unglaublich witzig.

Kein Scherz – ich habe es schon mehreren Personen unter die Nase gehalten. Die Reaktionen waren immer gleich: ein Lächeln, manchmal sogar ein Lachen. Kommentare wie «Das ist irgendwie skurril, aber genial.» oder «Das bringt echt runter.» kamen manchmal dazu.

Ein bisschen wie ein Duschgel für kleinere Mädchen, ein bisschen nach «Ich war mit Oma Brombeeren pflücken und hab mir jetzt mehr Zucker über diese gestreut, als Mama je erlauben würde. Aber glücklicherweise bin ich ja bei Oma.»

Klar, das ist keine hohe Parfumeurskunst, was hier geboten wird, sondern einfach nur gezuckerte Beeren. Aber so genial, dass es zwischen Duschgelduft und echten Brombeeren in Zucker begraben liegt, ohne unangenehm zu wirken. Haltbarkeit ist solala, sodass er weg ist, bevor er beginnen könnte, einem auf die Nerven zu gehen. Somit: Klare Kaufempfehlung und in der Form von einem «Pen» der ideale Begleiter in jeder Handtasche.

Und vor allem bringt es dieses «Ich kündige - lass tanzen gehen» Feeling mit sich, das an manchen Tagen einfach notwendig ist.
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FloraBervoix vor 8 Jahren 38 7
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Duft
Ach, komm....
Manchmal wünschte ich wirklich, ich könnte von mir behaupten, dass ich eine durchaus vernünftige Person bin. Denn eigentlich dürfte man das ja erwarten. Ich habe brav mein Studium abgeschlossen, erscheine täglich pünktlich zur Arbeit, gelte als gewissenhaft, zuverlässig usw. Soweit ist also alles gut.

Nur leider gibt es auch so eine andere Seite an mir. Und das ist diese "Ach, komm..."-Seite. Beispiele gefällig?

Ich bin am Heimweg, es regnet. Doch anstatt den Schirm aufzuspannen, den ich griffbereit in meiner Handtasche hätte, denke ich mir nur "Ach, kommm...", lege den Kopf ein wenig in den Nacken, bleibe wenige Sekunden stehen, geniesse den Regen im Gesicht und gehe dann weiter. Zu Hause angekommen, erkenne ich natürlich, dass die Idee suboptimal war, da ich sofort aus der nassen Kleidung sollte, aber egal.

Ich hatte einen langen Arbeitstag und der nächste dürfte auch nicht besser werden. Also sollte ich nach Hause, mir etwas Gesundes kochen und früh ins Bett. Doch dann eben wieder dieses "Ach, kommm..." - und ich lande bei einer Freundin und einem Glas Wein. Und Erdnüssen. Und einem zweiten Glas Wein. Und Schokolade. Und zu spät im Bett. Am nächsten Tag dann zwar müde, aber grinsend in die Arbeit.

Letztes Wochenende auch wieder. Am Fuss verletzt, Arzt verordnet strenge Couchruhe. Die wird eben mal auf eine Picknickdecke in den Park verlegt, weil das Konzert dort kann ich ja nicht verpassen. Und wo ich herumsitze, ist doch egal. Dann dort die Musik. Und wieder diese laute Stimme im Kopf "Ach, komm...." - und ich stehe schon bei der Bühne. Und ja, ich tanze. Fühlt sich zwar nicht intelligent an, aber so unglaublich gut.

So auch in der Früh vor meinen Parfums. Es ist ein warmer Tag, ich habe Arbeitskollegen. Also etwas Frisches und Leichtes. Also den Garten von Herrn Li. Hm, nein, heute nicht. Dann die Grapefruit. Nein, auch keine Lust darauf.

Schon erscheinen die zwei berüchtigten kleinen Gestalten auf den Schultern, der Teufel beginnt das Gespräch:

- Oh, da steht ja das schicke Dessert. Kokos und etwas Zitrone. Und vor allem soooo schön süss. Und soooo fluffig.

Noch ist der Engel vernünfitg und kontert:

- Äh nein, das kann ich nicht bringen. Das riecht nach Urlaub.

- He, Urlaub ist doch nichts Schlechtes.

- Sorry, ich hab ein wenig untertrieben. Es riecht Südsee gepaart mit Überfall auf einen Süssigkeitenladen.

- Ja gut, er ist jetzt nicht aufdringlich, also nicht sooo schlimm...

- Nein, das kannst hat viel zu viel Teenie-Flair. Das passt, wenn man mit Minirock durch die Gegend geht, ein Strandkleidchen trägt oder gar nur mit Bikini am See liegt.

- Ach komm....

Und plopp, der Engel verschwindet. Ist mir nur Recht, denn auch wenn ich etwas inadäquat dufte, ich habe unglaublich viel Spass den ganzen Tag. Und meine Kollegen? Die müssen zwar einen nicht allzu frischen Duft ertragen, bekommen dafür aber eindeutig ein breiteres Lächeln sowie ein zufriedenes Grinsen zu sehen - und das ist ihnen hoffentlich deutlich lieber als ein frischer Grapefruit- oder sonst was Duft.
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FloraBervoix vor 8 Jahren 21 5
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Flakon
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Haltbarkeit
8
Duft
Warum denn eigentlich nicht?
Irgendwie ist das dieses Jahr wirklich nicht der Sommer, den ich mir gewünscht habe. Egal, wo ich mich befinde, der Regen folgt mir. Während ich meinen bunten Sommerkleidern Hausarrest geben musste, sind meine Gummistiefel (sehr schick, schwarz und in Form von Chelsea-Boots) meine liebsten Begleiter geworden.

Nachrichten traue ich mich kaum mehr lesen, kann aber irgendwie nicht anders, als es doch zu tun, um vor all den Dingen nicht die Augen zu verschliessen.

Über Arbeit und Privat breite ich lieber mal gleich den Mantel des Schweigens.

Kurzum: Nicht alles so wirklich toll. Wäre zumindest die naheliegende Feststellung.

Doch dann: Nein, warum denn?? Also gut, das Weltgeschehen kann ich leider nicht ändern, aber zumindest
kann ich es als Anlass sehen, etwas bei mir zu ändern.

Regen? Ja, Gummistiefel sind schon toll, aber warum nicht mit Sommerkleid kombiniert? Notfalls noch eine Regenjacke darüber, das geht schon. Seidenkleider werden viel zu selten mit Gummistiefel und Jack Wolfskin-Regenjacken getragen. Vielleicht setze ich ja sogar einen neuen Modetrend!

Lange Arbeitszeiten? Also wenn schon lange arbeiten, kann man am Abend auch gleich mal zum Dinner oder Afterwork gehen. Ob wenig Schlaf oder wirklich wenig Schlaf, das ist doch echt schon egal. Aber ob einen tollen Abend verpassen oder nicht, das eindeutig nicht!

Aus dieser «Warum denn eigentlich nicht?»-Laune heraus zog auch dieses Parfum in meine Sammlung ein. Eigentlich eindeutig nicht mein Beuteschema. Es ist süss und fruchtig. Und etwas klebrig. Und riecht nach Essen. Und vielleicht ist es nicht ganz passend für die Arbeit.
UUUUUND macht Spass! Mag ja sein, dass es ein bisschen ernster zu nehmen ist als die Ausgangsversion, aber so wirklich nicht.

Denn ganz ehrlich: Das riecht nach Himbeersirup. Also da ist schon auch eine Rose mit Tonkabohne, die es etwas gediegener wirken lässt. Und etwas erwachsener. Aber dennoch: Auch hier Patisserie und Obst!
Ich weiss, ich mag eigentlich Nischendüfte. Und ich mag tendenziell auch andere Duftrichtungen.
Doch noch viel mehr als das weiss ich, dass ich es vor allem mag, auch einmal unbeschwert zu sein und frei nach «Warum nicht?» zu leben?

Und vielleicht sind wir hier auch bei der Zielgruppe für dieses Parfum angelangt. Während man in Teenagerjahren noch auf die Kirsche der Ausgangsrobe steht, bringen es ein oder zwei Jährchen mehr mit sich, dass man das Gefühl hat, man möchte nicht nach einem Dessert riechen, weil das eigentlich nicht unbedingt passend ist.

Und dann noch ein oder zwei Jährchen mehr, um zu erkennen, dass man alles nicht so ernst nehmen darf.

Somit hülle ich mein Umfeld in eine Wolke aus Himbeersirup mit leicht damenhaften Akkorden – und lächle es an. Denn über der Realität zu verzweifeln, das bringt es ja doch nicht. Somit – einfach mal Leben nicht zu ernst nehmen, sondern es leben.
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FloraBervoix vor 8 Jahren 31 10
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Haltbarkeit
10
Duft
Trauer, Resignation, Hoffnung
Kennst die die kalten ersten Tage des Frühlings? Die, an denen noch Schnee liegt? Die, die ganz grau sind? Wenn Du schon seit Wochen keine Sonne mehr gesehen hast? Wenn Du zweifelst, jemals wieder die Sonne zu sehen? An denen Wolken und Nebel Dein Leben in jedem Bereich charakterisieren? Wenn ein kalter Luftstoss brutal in Dein Gesicht schlägt und Du einfach nur noch losweinen möchtest? Wenn Du Dich in einem grauen Gefängnis wähnst?

Trotz einer Rhabarbernote ist das Parfum beim Aufsprühen kalt. Und es wird noch kälter. Nicht nur auf der Haut, sondern es riecht einfach nach kalter Luft, die von draussen hineinströmt. Kalter Weihrauch hängt ganz sanft in der Luft. Wie in einer kleinen Kapelle, in welcher es auch im Sommer nie warm wird. Bei deren Betreten man immer fröstelt.

Kennst Du den Tag, an dem nach langer Zeit wieder der erste Sonnenstrahl seinen Weg durch diese graue Decke findet? Er das Grau zerteilt? Die Menschen auf die Strassen strömen, einfach nur, um sich zu vergewissern, dass dies real ist? Einfach nur, um die Sonne auf der Haut zu fühlen?

Nachdem das Parfum einige Zeit immer kälter wird, auch wenn man schon mehrmals gedacht hat, dass es den Höhepunkt der Kälte schon erreicht haben muss, erkennt man sie – die ersten warmen Noten. Harze. Schön, sanft. Schmeichelnd statt schlagend.

Kennst Du die darauffolgenden Tage, an denen Hoffnung aufkeimt? Neuer Tatendrang? Es wieder Wärme gibt? Nicht nur die Sonne die Haut wärmt, sondern auch alle Menschen im Umgang wieder wärmer sind?

Die warmen Noten nehmen immer mehr Platz ein, werden breiter. Man hat zwar noch Erinnerungen an die Kälte, doch sind es nur noch Erinnerungen, keine aktuellen Erlebnisse mehr.

Kennst Du es, wenn Du in tiefster Hoffnungslosigkeit dennoch fühlst, dass es weitergehen wird? Egal wie trist alles ist, egal wie auswegslos alles scheint? Der kleine Funke Hoffnung und Gewissheit, der dazu führt, dass man nicht aufgibt, dass man nicht gänzlich resigniert? Weil man irgendwie fühlt, dass es schon gut werden wird?

Sprüht man das Parfum ein weiteres Mal auf, so erkennt man schon zu Beginn die harzigen Noten. Sie lassen einen die Kälte besser ertragen. Es wird zwar erneut kalt und trist, doch ist die Hoffnung stark präsent, beinahe wie unbewusst. Doch so unglaublich schön.

Ich mag die Handschrift von YS Uzac, doch jenes Parfum ist besonders. Nicht nur, weil es in Zusammenarbeit mit einem Dirigenten entstand und limitiert ist. Es fasziniert mich, eben da es immer kälter wird. Und es berührt mich, da es Trauer, Resignation, doch auch Hoffnung und Wärme in sich vereint. Und weil es mit meinem Inneren spricht.
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FloraBervoix vor 8 Jahren 30 8
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Duft
Glaubensfrage
Kurzum: Ich glaube an so Versprechen wie «aphrodisierende Wirkung» nicht. Also empfand ich es auch nicht als unpassend, Absolute Aphrodisiac für die Arbeit zu verwenden. Denn ein kurzer Test hatte ergeben: hübsch, Vanille, ein bisschen Blümchen. Und ja, etwas Zitrone zum Auftakt. Wirklich, wirklich schön. Alles so nett fluffig irgendwie.

Also am Morgen aufgesprüht, Zitrone macht kurz munter, dann die Vanillewölkchen mit einem Hauch von Holz und ein ganz klein wenig Rauch. Und daran ändert sich auch eine Weile nichts, bis auf dass das Zitrische vom Beginn ganz verschwindet. Vielleicht wird das Fluffige noch ein wenig Fluffiger. Wattewölkchen, Eischnee, aufgeschlagene Creme, was auch immer. Auf jeden Fall: LECKER!

Doch dann werde ich misstrauisch «Du riechst heute aber gut» kommt von einer Kollegin. Äh, danke. Eigentlich versuche ich, immer gut zu riechen, aber ja… Komplimente machen Freude, auch wenn ich sie nicht bei diesem Duft erwartet hätte.

Dann zu einem Kollegen, kurz was besprechen. «Warte, das muss ich noch telefonisch abklären». Soweit so gut. Ich will, wie üblich, gehen, um dann auf seinen Rückruf zu warten. Aber nein «Warte doch hier, das dauert nicht lange». BITTE? Ich denke, ich höre nicht recht, aber gut, stehe ich eben 5 Minuten einfach nur herum und lausche dem Telefongespräch.

Zu Mittag ein Anruf, anderer Kollege «Zum Lunch schon was vor?»

Gut, ich beschliesse, dass da doch etwas mehr zu sein scheint als ein cremiges Vanillewölkchen. Vielleicht ist es irgendetwas mit Amber und Moschus in der Basis. So leicht nimmt man die schon die ganze Zeit über wahr, aber gegen Ende werde sie stärker.

Ein paar Tage später kommt wieder mein Verstand zum Tragen – das kann doch alles nicht sein. War sicher Zufall. Also aufgelegt, als es mit einer Freundin zum Abendessen geht. Dort schleicht der Kellner wie verrückt um unseren Tisch. Brot wird sogleich nachgebracht und es gibt ein Glas auf Kosten des Hauses. «Kennst Du den?» raunt mir meine Freundin zu. Ich schüttle den Kopf. «Will der was von Dir?» - die nächste Frage ist nicht so diskret… Ich zucke mit den Schultern. Wir zahlen.

Ich lese zu Hause die Kommentare auf Parfumo. Dort wird ihm keine aphrodisierende Wirkung bescheinigt. Also was ist da bitte los? Wirklich nur Einbildung? Das ist doch eigentlich nur Vanille, Süsses, Zuckerwatte usw. Aber eben auch Moschus, Amber usw. Ich bin ratlos. Muss ich meinen Glaubenssatz umstossen?

Diese Ratlosigkeit hält bis heute an. Aber einen weiteren Test will ich erst wagen, wenn die Nebenwirkungen gewünscht sind. Und nein, davon wird dann nicht berichtet, denn eine Lady schweigt und geniesst.
8 Antworten
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