Fresh21

Zugegeben, ich konnte mich bis auf ein paar wenige Ausnahmen noch nie richtig mit sehr süßen Düften anfreuden, und The Scent gehört definitiv auch dazu:

Als ich jüngst eine Probe von diesem Süßstoff erhielt, kam mir gleich die Erinnerung an meinen ersten Schnüffeltest zur damaligen Markteinführung wieder hoch, nur leider noch schlimmer. Denn nach einem fruchtig-frischen Auftakt hat dieses EDT seinen Charme schon nach ca. zehn Minuten verspielt, indem es anschließend in einen simplen sweat-mode umschaltet und bei mir nur noch den Drang auslöst, sofort wieder aus diesem schwindelerregenden Sillage-Karussell herausspringen zu wollen. Dabei kann ich kaum glauben, dass dies ein Marken-EDT ist, welches sich auch noch THE Scent nennt, was wohl DER Duft (schlechthin?!) verheißen soll, doch für mich leider nicht besser riecht als ein 10€-Synthetik-Wasser aus der Drogerie. Mir fehlt es an Qualität, sowohl hinsichtlich der Natürlichkeit des Duftes als auch seiner Komplexität und Entwicklung.

Drum bitte ich um Nachsicht, dass die "Geschmäcker" nun mal verschieden sind und ich diesmal kaum mehr beitragen kann als die Umschreibung einer "angewürzten Süßkeule", um die ich auch künftig einen Bogen machen werde. I am sorry, Boss.

Weil ich den Duft nirgends testen konnte und er gerade deutlich unter 20 € angeboten wurde, wagte ich den Blindkauf. Ich erhoffte mir einen sportlich zitrischen Aquaten auf Basis des Nautica Voyage, den ich schon kannte. Doch leider weit gefehlt, denn dieser Sportler hat keinerlei Voyage-DNA und riecht auch nur zu Anfang fruchtig und gut. Aber selbst das verabschiedet sich schon nach 15-20 Minuten. Danach kippt das EDT zunehmend in einen billigen Discounter-Duft um, der auf Klamotten nach ein paar Stunden kaum mehr auszuhalten ist. Anstatt dem bekannten (aquatischen) Voyage einfach etwas stark Zitrisches hinzuzugeben (auf das ich hoffte), entstand ein stickig-penetranter Low-Performer, der viel zu muffig-süß und daher untragbar für mich ist. Drum taugt er jetzt nur noch als DDT (Duft der Toilette), denn immerhin schafft er wenigstens diesen Dienst recht ordentlich zu verrichten ;-)

Aqua Quorum befindet sich schon länger in meiner Sammlung, und es sollte sich einmal mehr bewahrheiten, was erfahrenere Parfumos längst wissen: Dufttests brauchen ihre Zeit. Und das erlebe ich gerade mit Aqua Quorum, den ich derzeitig nicht mehr ganz so gut finde wie noch vor Monaten. Nicht, dass ich mich daran sattgerochen hätte, doch im Vergleich zu anderen zitrischen Frische-Düften bringt er eine ungewöhnliche Schärfe, eine nahezu rauchige Würzigkeit mit, die mir früher gar nicht so auffiel.

Dennoch, dieser Duft ist zumindest frisch, kein Zweifel. Er verfügt durchaus über eine gewisse Spritzigkeit, doch teilweise empfinde ich sie als zu schrill durch diese kratzige "Rauchigkeit" und stechende Schärfe der ersten Stunde, die vielleicht der (zu?) künstliche oder nur überdosierte Lavendel erzeugt. Irgendwie ist Aqua Quorum leicht "bissig", zumindest anfänglich. Erst nach 1-2 Stunden wird er etwas lieblicher und blumiger. Und so verbleibt doch ein ganz passabler Sommer-Frische-Duft, auch wenn er schon fast 25 Jahre auf dem Buckel hat. Man riecht förmlich, wie progressiv er damals gewesen sein muss, wenngleich er heute ein wenig old school wirkt ob seiner mangelnden Komplexität. Aber vielleicht macht ihn gerade das irgendwie aus und so langlebig, denn er kommt mit einer unbeirrbaren Frechheit daher, straight away und mit einfacher Botschaft "hier bin ich, der Frische-Kick". Spitz verblümt, stechend grell, ein wenig kratzig und irgendwie zitrisch ohne Zitrone.

Und weil Aqua Quorum so günstig ist, kann man nicht viel falsch machen wenn man auf (über)frische Sommerdüfte steht, auch wenn mir das Aquatische dieses Dufts genau so wenig gefällt wie seine rauchige Schärfe ... Sei's drum, Hauptsache sommerlich frisch. Denn das kann er ...

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Unforgivable riecht sehr attraktiv, wobei eine der Duftnoten regelrecht "betörend" ist (ggf. der Champagner?)

Es beginnt mit einem fruchtigen Cocktail, angeführt von einer feinen Mandarine, flankiert von leicht zitrischen Noten und eben dieser sinnlichen Zugabe - und davon reichlich. Danach ist der Duft weiterhin top und zum Glück recht linear, nur im späteren Verlauf durch die zunehmenden Basisnoten noch einen Hauch süßer. Allerdings ist diese Süße verglichen mit anderen süßlichen Herrendüften harmlos und wiederspiegelt lediglich meine diesbezügliche Empflindlichkeit. Für alle, die es jedoch verführerisch angesüßt mögen ist Unforgivable ganz sicher eine Empfehlung und wird zurecht gut benotet von der Community. Denn dieser Gönner performt so leicht wie transparent, und alles andere als schwer und schwülstig. Deshalb gehört er für mich nicht nur wegen seiner äußergewöhnlichen Hauptnote zu den Besten meiner Sammlung.

Fazit: Dieser Duft besticht durch seine hohe Anziehungskraft. Er ist und macht attraktiv!

Und was mich besonders freut ist die gute Haltbarkeit und Sillage, die bei mir offensichtlich besser ausfällt als eure durchschnittlich niedrigere Bewertung, die sich wahrscheinlich mehr auf die Verwendung auf der Haut bezieht. Denn Unforgivable hält z.B. auf einem Bürohemd oder Sweatshirt 8-10 Stunden durch, und die Sillage ist auf halber Armlänge gut wahrnehmbar - samtweich und edel, verführerisch gut!

Edit : Ich fand nun in einer Beschreibung, dass in der Basis von Unforgivable auch (Kokosnuss)Rum enthalten sein soll. Kann mir nun gut vorstellen, dass der den Duft so unwiderstehlich macht. Ansonsten wird es wohl das Wacholderblatt im Champagner sein. Ein Prosit auf diesen Duft:)

Étoiles Silver riecht Davidoffs Ur-Cool Water ähnlich und ich habe ihn allein schon deshalb besorgt, weil ich damals gerne mit CW um die Häuser zog. Zwar kann ich den Duft nicht mehr mit dem Original vergleichen, doch meine Erinnerung kamen nun wieder hoch - im positiven Sinne:)

Dabei versteht sich von selbst, dass wir nicht in gleichem Atemzug vom heutigen reformulierten Cool-Wässerchen sprechen können, dank und im Vergleich solch ausdrucksstarker Düfte wie diesem Étoiles Silver. Denn der kommt trotz Eigenständigkeit "nur" dem früheren Original nahe, insbesondere im späteren Drydown. Allerdings muss man diese (Original-)Duftrichtung mögen, ihre Besonderheit der nahezu aufdringlich kühl und markant-dominanten Aquatik. Drum Vorsicht, dass dieser heftige Dupe (?) nicht zum Sillage-Monster wird, wenn zuviel aufgesprüht wird. Dabei ist er glasklar, ozonisch-männlich-herb, aber auch leicht blumig und fruchtig, was etwas Milde in seine Strenge bringt.

Das Erstaunlichste aber ist der Preis, denn Étoiles Silver gibt es derzeitig für unter 20€/100ml - und das bei dieser Qualität!

Und zum Schluss noch ein Tipp für alle, die das Layern nicht scheuen: Wer die Intensität der aquatischen Markanz des Original Cool Waters vermisst, kann 2-3 Sprühern der deutlich lieblicheren aktuellen Formulierung 1 Sprüher Étoiles Silver hinzu geben, und schon ist das Vintage-Feeling wieder da. Was der Etoiles Silver zu viel an Bord hat, fehlt ja dem heutigen Cool Water ...