GratWanderer

GratWanderer

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1 - 5 von 229
GratWanderer vor 6 Monaten 4 2
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Kühl, mineralisch, faszinierend - Die Katakomben von Paris
Wundervoll kühler, mineralisch wirkender Einstieg in die Räucherwelt. Fast samtig, erfrischend und doch leicht "Grufti", musste ich bei dem Duft jedes Mal an die verborgene und schaurig-schöne Pariser Unterwelt und ihre Katakomben denken. Die passend gleich in mehrfacher Hinsicht in das mentale Bild, einerseits sind es ehemalige Steinbrüche (mineralisch), die für Millionen Pariser zur letzten Ruhestätte nach der Überfüllung der Friedhöfe (incense/Grufti) wurden, doch wirken sie faszinierend und in Verbindung mit dem Ort und der Präservierung der Stätten, hat es was makaber-romantisches (Rose).

Während er recht mineralisch-Weihrauch fokussiert und luftig startet, wird er trockener und leicht herber, aber behält immer diese französische Leichtigkeit, dieses dezent Volumen und schafft es trotzdem präsent zu sein. Im Verlauf der ersten 30-60 Minuten wird die Ledernote präsenter, bleibt für mich aber maximal irgendwo bei 30% was den Duftcharakter angeht, Incense und Aldehyde bleiben dominant, das Leder ist frisch gerubbeltes und geriebenes Wildleder, wirkt eher leicht und jung. Die Rose ist was dem Duft wohl bei manchen dann in Verbindung mit der Trockenheit und den Aldehyden diese Kloduft-Note vermittelt, ich persönlich musste da tatsächlich nie dran denken, zu anders war der mineralische Weihrauch darin. Die Rose ist dabei auch eher der ein oder andere Tropfen Rosenwasser, der auf das Wildleder gefallen ist, auf dem der Berg mineralischer Weihrauch und Quarze liegt, der Pfeffer gibt so einen ganz kleinen Spice-Kick nach hinten heraus, den man wohl blind nicht immer wahrnehmen würde.

Für mich ein insgesamt sehr schön ausgeglichener und gelungener Duft, wie so manche Projekte des Hauses aber schwebt schon der Gedanke im Raum "Für wen machen sie das?", anscheinend weil sie Lust drauf haben und das finde ich fantastisch. Unangepasst und speziell. Wäre hoher Kandidat für meine Liste, hätte ich nicht schon 2-3 Weihrauchdüfte zu viel. :)
Im übrigen mit der durchaus ansehnlichen Performance, gerade für franz. Duftkunst, ein echter Schnapper zu dem Preis und dann auch noch oft runtergesetzt.

2 Antworten
GratWanderer vor 8 Monaten 3
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Edler Patchouli Duft genau zwischen Alltag & Nische
Intensiver, dunkler, kompakter Patchouli-Auftakt par excellence, maskulin und trocken, aber nicht kratzig oder überfordernd. Leicht medizinisch und durchaus ledrig, erinnert er mich erstmal an einen Arzt alter Tage, in schickem Wollanzug, 19. Jh., der beim Hausbesuch seine Ledertasche aufklappt mit ein paar Kräutern darin.

Diese doch recht extreme Interpretation lockert sich jedoch ein wenig auf, es kommt nach 10-15 Minuten dezente, trockene-zesty Mandarine dazu, lockert das ganze leeeeicht auf, aber auch nur leicht, sie setzt sich eher leise zwischen Leder und Patch.

Im weiteren Verlauf ist es fast wieder die Rückbesinnung auf den Patch als Fokus, eher zarter, warmer Weihrauch umschmiegt ihn, spiced Rum kommt dazu, das Leder wird etwas animalischer, aber nie zu sehr.

Insgesamt ein Duft, der weiß was er sein will, nicht sonderlich changiert oder sich ändert, sogar teils gefühlt rückbesinnt auf seine Stärke. Ein Patchouli-Brecher, einer der Patchouli-Referenzen, auch wenn durchaus ein wenig damit rumgespielt wird, also nichts für absolute Fans der rein natürlichen Note.
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GratWanderer vor 8 Monaten
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Toller Auftakt, klassisches Herz, Oud leider nicht anwesend
Schön, sehr ölig-elegante Bitterorange, zahlreiche Orangen und Pampelmusenschalen langsam mit einem Mörser ausgequetscht, bis alle ätherischen Öle rauskamen, eine luftige, leicht grüne Wolke durchzieht dabei die schönen Bitter-Zitrusnoten, Wacholderbeere mit noch ein wenig Wacholder am Stengel, ganz leicht waldig, schön belebend und anregend. Rosa Pfeffer nur als kleine Priese darüber für etwas Pepp, tut dem Rest gut. Sehr schön abgestimmtes Opening, dass dafür, dass an sich recht klassische Noten aufgezählt sind, durchaus besonders in seiner Zusammenstellung herüberkommt.

Er nimmt eine interessante, leicht unerwartete Richtung, nach 15 Minuten gehen wir mit der Rose und und den vermehrt grünen Noten in ein auf den ersten Blick etwas altbacken wirkendes Territorium, ein Hauch seifig wirkt er hier auch mal zwischendurch.

Nach über einer Stunde gehen wir in die Basis über, die Rose verbleibt zart, wird nun kuschelig eingerahmt von warmen Harzen, dank der sehr frischen Tonka behält der Duft jedoch etwas leichtes und belebendes, das Oud ist aber eher mit der Lupe zu suchen.

Insgesamt ein eher schwächeres Bortnikoff Release für mich. Ein zwar nett abgestimmter Duft, mit tollem Auftakt, der aber einen mir zu klassischen Turn nimmt und auch in der Basis eher sehr glattgebügelt ist, generell auch wenig vom im Namen vorkommenden Oud hat. Da habe ich schon interessantere frisch-Oud Interpretationen gesehen.

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GratWanderer vor 8 Monaten 8 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
The grown-up interpretation of vanilla
Wunderschön aromatischer Auftakt, gedörrte, dunkle Tabakblätter, generell eine Trockenheit mit genau der perfekten Kombination aus Restfrische, Dunkelheit und Süße. Schon lange vertrocknete Sultanine, ein paar Kakaobohnen liegen dazwischen, leicht angeröstete Vanilleschote. Ein verruchter Hinterraum in einem schon leicht heruntergekommenen, ehemaligen Edelhotel mitten in Havana.

Nach 10-15 Minuten merkt man Einflüsse von Kardamom, aber schön natürlich und kulinarisch, nicht diese süße Pampe wie so oft, auch ledrige Noten spielen jetzt mit, ebenso eher alt und trocken, als frisch und eingeölt.
Auch Zimt breitet sich nach 40-50 Minuten aus, auch hier wieder, authentisch und nicht süßlich.

Im weiteren Verlauf ändert sich nicht mehr viel, mal wirkt er trockener, mal süßer, changiert nett. Leider hat er bei mir deutlich schwächere Sillage als hier in der Wertung rüberkommt, eher eine 6.5 (geht ja nicht). Das empfinde ich an sich nicht als schlimm, es passt zu der erwachsenen Interpretation des Themas, ein trocken-eleganter und nicht zu lauter Herrenduft für Tabak-Vanille-Fans,. Aber nicht die klassischen Gourmand-Freunde, obwohl das Thema ja die verschiedenen Aspekte der Vanille sein soll.
3 Antworten
GratWanderer vor 8 Monaten 2
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Viel Potential, aber ein zu schneller Verlauf
Wunderschöner, intensiver Auftakt und typisch Tom Ford (das gute TF) dabei. Mystisch und deftig, ein Zimtnebel mach sich breit über eingelegte, boozy Pflaume, alter Armagnac im Gefäß, in dem die 10 Pflaumen eingelegt sind. Dazu dunkle Harznoten ebenso direkt von Beginn an mit vom Spiel, durch die Eigenheit der Noten kommen auch Assoziationen von handgemachten Lakritz auf, außerdem muss ich zwischendurch, wenn Zimt und Vanille reinspielen, auch immer wieder an Granatapfel(sirup) denken, eine Zutat, die in so einigen Cocktails vorkommt.

Nach ca. 30 Minuten wird der Duft ein klein wenig frischer, immer noch merklich boozy, kommt nun aber auch die firsch gepflückte Pflaume dazu, schön frischer, eher leichter Safran und einzelne, aufhellende, florale Noten.

Nach einer Stunde sind wir schon recht weit weg vom Beginn, noch zarter und leichter geworden, haben wir die Benzoe und Amber, wärmend, aber frisch-pudrig, eher nur noch sehr zurückhaltende grüne Pflaume, weiterhin den Safran und dezente Frische von Zypresse.
Im weiteren Verlauf tut sich dann nicht mehr viel.
Insgesamt muss ich sagen, die ersten 30 Minuten finde ich genial, die erste Stunde noch sehr nett, danach ist der Ablauf leider sehr schnell hin zu einem nicht mehr sonderlich interessanten, amberlastigen, warmen Finish, das auch schon nach 90 Minuten sehr hautnah ist. Schade, wäre bei langsameren Verlauf vllt. sogar mein liebster TF, so ist es mir nicht im Ansatz das Geld wert.
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