HIRH

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1 - 5 von 45
HIRH vor 4 Jahren 28 2
Etikettenschwindel
Nouveau Monde riecht nach teuer. Nach sehr teuer. Also, nicht nach teuren Duftölen und kunstvollen Duftkompositionen. Sondern nach teuer im Sinn von teurer Porsche mit Ledersitzen, teure Lederjacke, teure Handtasche.

Gemeinsamkeit der vorgenannten assoziierten Güter: Die Fertigung aus Leder. Zugegeben, bei vielen Louis Vuitton Handtaschen nicht, aber darum geht es hier ja nicht.

Und das ist für mich auch die Kern-Komponente des Duftes. Wie häufiger bei Louis Vuitton, ohne in der Duftpyramide angegeben zu sein. Eine interessante Idee (das ist sicher nicht versehentlich passiert), als Hommage an die Wurzeln des Hauses.

Allerdings führt eben das dazu, dass man auch gerne mal eine falsche Erwartung an einen Duft knüpft. Ich bin bekennender Liebhaber von Oud und ebenso bekennender Liebhaber von Gourmant-Düften (Kakao). Diese Symbiose erschien mir durchaus vielversprechend und so sprühte ich in freudiger Erwartung einige Sprühstöße aus meinem Sample auf.

Ich erhielt allerdings nicht die versprochene Oud-Kakao-DNA, sondern stattdessen einen leicht aquatisch-salzigen Lederduft. Ja, ich erkenne leichte Anwandlungen von Kakao und absolut hintergründigem Oud. Aber in der Hauptsache ist es einfach ein salziger Lederduft. Gar kein schlechter, hat durchaus was. Aber warum muss dieses "Gimmick" Erinnerung an die Tradition des Hauses denn so präsent sein, dass es die gesamte Ambition und kreative Idee dieses Duftes zerstören muss?

Das hier hätte etwas sehr eigenes und sehr besonderes werden können. Und zwar in zweierlei Hinsicht. Denn man hätte - statt der Verwirklichung der kreativen Duftpyramide - die Alibi-Duftpyramide auch einfach ganz vergessen und stattdessen
einen Duft a la "Essence d' Louis Vuitton" herausbringen können. Mit der einzigen Duftnote "Louis Vuitton Tasche". Das wäre ein garantierter Erfolg geworden - ganz ohne eine die Verklärung einer tollen und kreativen Duftkomposition.

Ich bin davon insgesamt eher genervt und weiß nicht, was das soll. Cheers.
2 Antworten
HIRH vor 4 Jahren 10 1
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
The Kingdom of zu viel für mich
Mit dem Hause Roja Dove verbindet mich eine Art Hassliebe. Ich bin Fan von Roja's Marketing und dem besonderen Augenmerk auf Eleganz und Qualität. Ich bin auch ein Fan von vielen seiner Kompositionen.

Mit den Aoud-Parfums des Hauses habe ich aber zwei kleine Problemchen: Erstens sind sie für mich deutlich "overengineered", mit etwas zu vielen Komponenten. In der Kürze liegt die Würze und ich weiß gerne, was ich rieche. Ich mag keine Konstrukte, die in ihrer Komplexität kaum überschaubar sind. Außerdem schätze es bei Parfums sehr, wenn diese intensiv sind, gerne auch mit Ecken und Kanten. Kurz gesagt: klares (gerne innovatives) Konzept und raumfüllende Sillage.

Dem entspricht Roja mit seinen Aoud-Kompositionen eher so semi-sehr. Die Düfte sind beispiellos komplex - und sollen das ja auch sein! Das macht es mir schwer, die Ingredienzen zu erriechen. Ich erkenne zweifellos eine Johannisbeere, einen Hauch von Apfel und etwas Oud. Im Entree sogar noch etwas Limette. Aber: das alles zusammen macht den Character des Duftes gefühlt zu nicht einmal 40% aus. Es kommt eine Vielzahl weiterer Noten hinzu, die ich nicht differenziert ausklambüstern kann. Es aber will, weil ich das Gefühl habe, eben diese Noten sind ganz deutlich mitverantwortlich für die DNA des Duftes. Da ist dann - für mich - auch der Unterschied zu Düften wie XerJoffs Alexandria II. Die sind ebenfalls komplexer als nur Oud-Rose-Lavendel. Aber der Duft wird von diesen drei Ingridienzen ausgemacht. Und das ist der Unterschied zu Roja's Oud-Kreationen, die eben nicht nur von den gerade so herauszuriechenden Komponenten bestimmt sind, vieles bleibt diffus. Diffus nicht in der Wirkung, sondern schon in der Ursache. Und das finde ich schade. Fast ebenso schade finde ich, dass die Aoud-Kreationen von Roja so sanft und rund sind. Das ist zweifelsohne auch das, was Roja vorhatte. Aber es passt für mich nicht zum animalisch-mysteriösem Charakter von echtem Oud, den ich so mag.

Außerdem habe ich ein Problem mit der Haltbarkeit und Sillage bei Roja's Oud-Kreationen. Ich weiß nicht warum und kenne die vielen anderslautenden Erfahrungsberichte. Aber ich muss meine Unterarm schon fast in Kingdom of Saudi Arabia ertränken, um überhaupt nach 10 Minuten noch etwas wahrnehmen zu können. Dieses Problem habe ich nicht nur mit Kingdom of Saudi Arabia, sondern auch mit weniger komplexen Aoud-Düften wie Amber Aoud. Dahin gegen brauche ich zB bei Creed's Royal Oud oder MFK's Baccarat Rouge Extrait für die gleiche Wirkung einen Spritzer, oder sogar noch weniger. Ich steige nicht dahinter, aber es stört mich. Interessant dabei: Bei den Düften aus der Parfum Cologne-Serie von Roja habe ich genau dieses Problem nicht. Da ist die Haltbarkeit und Sillage ganz nach meinem Geschmack - ebenso entgegen der vielfachen hiesigen Bewertung.

Fazit: Aus den vorgenannten Gründen kann ich mich mit Kingdom of Saudi Arabia leider nicht anfreunden. Ein wunderschön rund zusammengestellter Duft, der in seiner Überkomplexität seinen Reiz für mich verliert. Aber er ist genau das, was Roja Dove liefern wollte. Deswegen scheut euch nicht, ihn auszuprobieren, wenn euch das reizt, was mich stört. :) Cheers!
1 Antwort
HIRH vor 4 Jahren 12 3
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Mit dem Zweiten riecht man besser
Bei meinem letzten Einkauf in der Nischen-Parfümerie meines Vertrauens durfte ich mir mal wieder selber aussuchen, welche Proben ich so mitnehmen möchte. Als ich erspähte, dass auch Creed-Proben verfügbar sind, dachte ich mir, ich nehme mal eine Royal Oud-Probe mit.

Ich hatte über diesen Duft in Vorhinein eigentlich nur gutes gehört. Eine klassische DNA mit Oud, die auch im Sommer tragbar ist. Vorweg: Diesem Anspruch wird der Duft nach meinem Empfinden durchaus gerecht. In meinem Statement habe ich hier zunächst aus dem Ersteindruck heraus auf Parallelen zu AdP's Oud gezogen. Aber da hat mich der Ersteindruck definitiv getäuscht. Allerdings: von Anfang an!

Der Duft startet mit zitrischen Noten, die sich recht schnell auf ein Zedern-Bett setzen. Die leichten Zitrusnoten verfliegen aber erst nach einer bis zwei Stunden, nicht schon mit dem Auftritt der Zeder.

Dann wird der Duft etwas cremiger, weiterhin auf der Zedernholzbasis. Nicht ohne eine gewisse Leichtigkeit, aber keine Übertriebene.

Und so verweilt der Duft schier endlos auf der Haut, bis zum nächsten Morgen oder eher bis zur nächsten Dusche. Die Haltbarkeit ist hier nach meinem Empfinden definitiv unterbewertet. Die Sillage ist ob der klassischen DNA nicht allzu aufdringlich, ohnehin nicht weltmeisterlich. Aber durchaus vorhanden.

Der Ein oder Andere fragt sich beim Lesen sicherlich zu Recht, warum ich hier überhaupt nicht auf die Basisnoten eingehe. Das liegt daran, dass sie für mich nicht existieren. Ich bin "Oud-Experte" und Liebhaber orientalischer Düfte. Ich weiß, wie Moschus riecht. Ich weiß, wie Oud riecht. Ich weiß, wie Sandelholz riecht. Nichts hiervon rieche ich in Creed's Royal Oud. Auch nicht im Dry-Down. Ein passenderer Name wäre Royal Cedar gewesen. Denn mit Oud hat dieser Duft beim besten Willen nichts zu tun!

Das macht ihn auch anders als die AdP-Oud-"Reihe". Denn die basiert auf Oud und nicht auf Zedernholz und das macht im Drydown tatsächlich einen größeren Unterschied. Lediglich die Kopfnoten sind ähnlich zitrisch.

Fazit: Eine klassische Zitrus-Holz-DNA, toll gemacht. Aber leider Etikettenschwindel. Trotzdem so schön, dass ich mir vorstellen könnte, den Duft zu kaufen. Aber erstmal stehen definitiv andere Düfte bei mir auf der Liste. Cheers!
3 Antworten
HIRH vor 4 Jahren 17 3
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Urlaub am Lago Maggiore
Star Musk ist leicht, Star Musk ist sanft.

Star Musk erweckt den Eindruck eines schwachbrüstigen Duftes. Weil viele Düfte, die so sanft sind, schwachbrüstig sind. Und man sich beim riechen dieser wundervoll runden Komposition einfach beim besten Willen keine raumfüllende Sillage vorstellen kann. Denkste!

Die Wahrheit sieht nämlich anders aus. Dieser Duft ist - trotz seiner runden Sanftheit - ein echter Brecher. Der raumfüllend begeistert. Und zwar jeden und nicht nur die, nach deren Geschmack der Duft ist. Ich kann ihn, wenn ihn Freunde von mir tragen, bereits aus Metern wahrnehmen. Der Duft ist einer der wenigen Düfte, die es mit einem so sanften und leichten Duftcharacter schaffen, Räume zu füllen.

Moschus-Düfte lassen sich ja grob in zwei Kategorien einteilen. Es gibt einmal den scharfen, fast stechenden Moschus. So wie etwa in Roberto Ugolinis Blue Sude Shoes. Den finde ich gar nicht mal so schlecht, wie es das negativ belegte Wort "Stechen" vermuten ließe (da muss dafür an der Kopfnote nachgebessert werden, wie ich finde). Die andere Kategorie ist die des sanften Moschus, von der ich als Liebhaber orientalischer Düfte erstmal nicht der allergrößte Fan bin.

Mit dem Musk Star ist das aber etwas anders: Die Sanftheit macht diesen Duft aus. Der Auftakt ist durchaus ein wenig zitrisch und floral und gibt dem sanften Moschus durchaus zusätzliche Leichtigkeit. Damit ist dieser Duft ein leichter Duft, der allerdings seine - vielfach im Segment der Designerdüfte zu findenden - Kumpanen in deren Anti-Elegant belächelt. Der Duft ist für mich ein Duft für den Urlaub. Für den Urlaub, an einem italienischen oder schweizerischen See, in einem der altangestammten Fünf-Sterne-Häusern. Der sich gut mit dem Amber Star kombinieren lässt. Aber auch durchaus für sich stehen kann.

Im Dry-Down wird der Duft vanilliger und insgesamt cremiger. Aber auf eine Art und Weise, die ihm nicht die Lebensart des italienischen Sommers nimmt.

Fazit: Die Assoziation zu meinen Italien-Urlauben ist für mich immer ein hohes Kompliment an einen Duft. Warum, ist in meinem Kommentar zu Alexandria II nachzulesen. Er eignet sich für jeden Anlass, der irgendwie eine besondere Eleganz fordert, aber gleichzeitig Aufdringlichkeit verbietet. Mit diesem Duft ist man deutlich wahrnehmbar, ohne besonders aufzufallen. Eine exzellente Leistung des Parfumeurs. Ich muss mal gucken, woher ich den bekomme. Denn den Amber Star mag ich zwar auch, aber er ist für mich lange nicht so schön wie Star Musk. Cheers!
3 Antworten
HIRH vor 4 Jahren 6 1
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Nacht im Saloon durchzechen
The Don. Welch einprägsamer Name. Der Duft eines Mannes, der sich nicht zu Schade ist, sich die Hände dreckig zu machen.

Der Duft spielt mit Klitsches. Vor allem mit dem Klitschee, was einen echten Mann im Jahr 1850 ausgemacht hat. Der Mann wusste sich mit seinem Revolver durchzusetzen. Und war Zigarre rauchend und Whisky trinkend in Bars - Verzeihung, in Saloons - anzutreffen.

Das ist hier auch die Inspiration. Der Duft ist nicht komplex, nein. Der Duft ist einfach. Fast so einfach wie das damalige Bild von Männlichkeit. Passt also.

Der Duft startet mit jeder menge Schießpulver. Ein wenig Schießstandsgeruch. Sportschützen und die unter uns, die noch unfreiwillig in den soldatischen Dienst treten mussten, wissen was ich meine. Ich finde den Duft in den ersten Minuten sogar etwas grün. Ist aber definitiv das Schießpulver. Nach etwa 15-30 Minuten kommt der Tabak hinzu. Sehr authentisch und sehr reichhaltig, eher Zigarren- als Zigarettentabak. Noch ein wenig später kommt etwas Whisky hinzu. Die hinzukommenden Ingredienzen verdrängen die vorherigen nicht, sondern gesellen sich hinzu. Das Drydown ist sehr ähnlich zu dem von Margielas Jazz Club, um eine Schießpulvernote erweitert. Von Melasse rieche ich nichts, wird eher ein Blend-Inhalt sein. Der Duft ist dabei definitiv einer mit Ecken und Kanten, kein rundgelutschtes Parfum.

Ich finde diese Kombination sehr schön. Nicht nur, weil ich (Gelegenheits-)Sportschütze bin und mich dieser Duft diesem Hobby näher bringt und schöne Assoziationen weckt. Sondern auch, weil hier aus Whisky und Tabak ein sanftes und wärmendes Ambiente geschaffen wird. Ein Ambiente, wie es auch Amber-Vanille-Kombinationen auslösen. Das aber anders als das dieser Kombination nach Mann riecht und definitiv nicht Unisex-tauglich ist.

Die Haltbarkeit ist Taglang, die Sillage etwas zurückhaltender als die Sillage anderer XerJoff-Düfte. Dazu muss man aber auch erwähnen, dass es sich um ein Produkt der günstigeren XerJoff-Linie handelt und als Eau de Parfum konzentriert ist, nicht als Parfum wie etwa die Oud Stars. Daher ist das durchaus fair. Halber Preis, aber definitiv mehr als die halbe Sillage.

Fazit: Dieser Duft gefiel so gut, dass ich ihn heute in meiner Sammlung willkommen heißen darf. Die männliche Wärme von Whisky und Tabak sind überaus angenehm, wenn auch nichts für schwache Nerven. Die Ecken und Kanten machen ihn zu keinem Duft für Jedermann, aber zu einem Duft für mich. Kaufempfehlung kann ausgesprochen werden. Cheers!
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