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Ohne Moos nix los
Wie auch bei
Moss+, wollte ich diesen Duft auf meiner Suche nach dem ultimativen Eichenmoos-Soliflor testen. Geza Schön hat hier jedoch offenbar gezielt versucht, mittels geschicktem Blending von ausgesuchten Noten, den Duft von Eichen- bzw. Baummoos nachzustellen. Ob es ihm gelungen ist? Dazu später mein Urteil.
Der Duft startet mit einer durch Kardamom, Koriandersamen und Rosa Pfeffer gewürzten Bergamotte, frisch-würzig. Die schwarze Johannisbeere nehme ich allenfalls als dezent herbfruchtige Ahnung war. Im Verlauf wird der Duft ein wenig holzig-bitter, die in der Herznote aufgeführten Blumen nehme ich im Einzelnen nicht wahr. Jedoch ist eine zarte Blumigkeit zu bemerken, die sich nahtlos einfügt. Die bittere Holzigkeit tritt im Anschluss weiter in den Vordergrund, ergänzt durch die Harzigkeit der Myrrhe. Über allem wabert deutlich wahrnehmbar die synthetisch-samtige Frische des ISO-E-Super. Zum Schluss der, in Anbetracht der Konzentration, recht kurzen Haltbarkeit bleibt eine diffuse, helle Holzigkeit mit bitterem Einschlag. Wo bleibt das Moos?!
Mein Fazit: Herr Schön ist ein Meister seines Fachs, keine Frage. Aber hier mochte ihm sein Unterfangen, meiner Ansicht nach, nicht recht gelingen. Der Duft hat zwar eine gewisse chyprige Bitterkeit, ist jedoch von einem realistischen Moos-(bzw. Flechten-)Soliflor weit entfernt. Es fehlt die Mineralik, und die kühle Frische und dezente Süße hat er auch einfach nicht getroffen. Nicht falsch verstehen, der Duft ist sehr schön und einzigartig. Die Zusammenstellung der Noten ist durchaus stimmig und ergibt einen zarten, gefälligen Duft. Aber Moos ohne Moos geht halt nicht. Ohne Moos nix los.

Der Duft startet mit einer durch Kardamom, Koriandersamen und Rosa Pfeffer gewürzten Bergamotte, frisch-würzig. Die schwarze Johannisbeere nehme ich allenfalls als dezent herbfruchtige Ahnung war. Im Verlauf wird der Duft ein wenig holzig-bitter, die in der Herznote aufgeführten Blumen nehme ich im Einzelnen nicht wahr. Jedoch ist eine zarte Blumigkeit zu bemerken, die sich nahtlos einfügt. Die bittere Holzigkeit tritt im Anschluss weiter in den Vordergrund, ergänzt durch die Harzigkeit der Myrrhe. Über allem wabert deutlich wahrnehmbar die synthetisch-samtige Frische des ISO-E-Super. Zum Schluss der, in Anbetracht der Konzentration, recht kurzen Haltbarkeit bleibt eine diffuse, helle Holzigkeit mit bitterem Einschlag. Wo bleibt das Moos?!
Mein Fazit: Herr Schön ist ein Meister seines Fachs, keine Frage. Aber hier mochte ihm sein Unterfangen, meiner Ansicht nach, nicht recht gelingen. Der Duft hat zwar eine gewisse chyprige Bitterkeit, ist jedoch von einem realistischen Moos-(bzw. Flechten-)Soliflor weit entfernt. Es fehlt die Mineralik, und die kühle Frische und dezente Süße hat er auch einfach nicht getroffen. Nicht falsch verstehen, der Duft ist sehr schön und einzigartig. Die Zusammenstellung der Noten ist durchaus stimmig und ergibt einen zarten, gefälligen Duft. Aber Moos ohne Moos geht halt nicht. Ohne Moos nix los.
Moos, nicht Eichenmoos
Ich liebe den Duft von Eichenmoos. Jedes Mal, wenn ich bei einem meiner Spaziergänge an einem Ast ein Büschel der hirschgeweihartigen Flechte erblicke, pflücke ich mir ein wenig und zerreibe es zwischen meinen Fingern, um danach daran zu schnuppern. Dieser frische, trocken-pudrige, mineralisch-erdige, grüne Duft hat es mir schon seit frühester Kindheit angetan.
Ich suche momentan einen stark Eichenmoos-dominierten Duft. Ein Eichenmoos-Soliflor, wenn man so will. Bei Moss+ wurde ich diesbezüglich leider nicht fündig.
Die Intention hinter dem Duft ist, den Eindruck von Moos olfaktorisch umzusetzen, also echtes Moos, nicht Eichenmoos, welches ja eigentlich eine Flechte ist. Das Eichenmoos in der Basis fügt sich als Note gut ein, dient aber dem vorgenannten Zweck. Dieser ist auch ziemlich gut umgesetzt. Die Kopfnote ist über alle Maßen grün mit einer zarten boozy Note, was den Blattalkohol, den man beim Zerbrechen oder Zerreiben von Pflanzenteilen riecht, realistisch darstellt. Im restlichen Verlauf wird der Duft parfümiger mit den Harzen und schließlich dominiert in der Basis Erdigkeit. Der Eindruck von Blattgrün zieht sich jedoch durch den gesamten Verlauf.
Haltbarkeit und Sillage sind moderat bis gut. Der Duft hält seine 7-8 Stunden auf meiner Haut, aber wird nach ca. 3 Stunden hautnah. Dafür, dass er als „Bold“ vermarktet wird, ist das ziemlich schwach. Von Beastmode meilenweit entfernt.
Vom Charakter würde ich den Duft als eine Art Neo-Chypre bezeichnen, wo das blumige Herz weggelassen und durch die Harze ersetzt wurde. Die Bergamotte in der Kopfnote spielt auch eher eine untergeordnete Rolle, indem sie den Blattgrün-Akkord auffrischt.
Im Fazit ist dies ein interessanter, ungewöhnlicher Duft, der sicherlich seine Liebhaber hat. Auch mir gefällt er ja gut, nur hat er mich bezüglich meiner Suche nach dem ultimativen Eichenmoos-Duft enttäuscht, was ich ihm ein wenig übelnehme. Zumal im Parfum-Kontext „Moos“ ( oder „moss“ und „mousse“) eben nunmal für Eichen- bzw. Baummoos steht (Letzteres ist auch eine Flechte aus der gleichen Gattung, Evernia).
So geht meine Suche wohl weiter.
Ich suche momentan einen stark Eichenmoos-dominierten Duft. Ein Eichenmoos-Soliflor, wenn man so will. Bei Moss+ wurde ich diesbezüglich leider nicht fündig.
Die Intention hinter dem Duft ist, den Eindruck von Moos olfaktorisch umzusetzen, also echtes Moos, nicht Eichenmoos, welches ja eigentlich eine Flechte ist. Das Eichenmoos in der Basis fügt sich als Note gut ein, dient aber dem vorgenannten Zweck. Dieser ist auch ziemlich gut umgesetzt. Die Kopfnote ist über alle Maßen grün mit einer zarten boozy Note, was den Blattalkohol, den man beim Zerbrechen oder Zerreiben von Pflanzenteilen riecht, realistisch darstellt. Im restlichen Verlauf wird der Duft parfümiger mit den Harzen und schließlich dominiert in der Basis Erdigkeit. Der Eindruck von Blattgrün zieht sich jedoch durch den gesamten Verlauf.
Haltbarkeit und Sillage sind moderat bis gut. Der Duft hält seine 7-8 Stunden auf meiner Haut, aber wird nach ca. 3 Stunden hautnah. Dafür, dass er als „Bold“ vermarktet wird, ist das ziemlich schwach. Von Beastmode meilenweit entfernt.
Vom Charakter würde ich den Duft als eine Art Neo-Chypre bezeichnen, wo das blumige Herz weggelassen und durch die Harze ersetzt wurde. Die Bergamotte in der Kopfnote spielt auch eher eine untergeordnete Rolle, indem sie den Blattgrün-Akkord auffrischt.
Im Fazit ist dies ein interessanter, ungewöhnlicher Duft, der sicherlich seine Liebhaber hat. Auch mir gefällt er ja gut, nur hat er mich bezüglich meiner Suche nach dem ultimativen Eichenmoos-Duft enttäuscht, was ich ihm ein wenig übelnehme. Zumal im Parfum-Kontext „Moos“ ( oder „moss“ und „mousse“) eben nunmal für Eichen- bzw. Baummoos steht (Letzteres ist auch eine Flechte aus der gleichen Gattung, Evernia).
So geht meine Suche wohl weiter.
Die Kirche des Heiligen Neroli
Als ich den
Popeline Blanche zum ersten Mal bei Zara roch, während ich mich durch die aktuellen Releases testete, hatte ich eigentlich den
Sunrise on the Red Sand Dunes Eau de Parfum im Visier. Hängen blieb jedoch vor allem der Eindruck dieses klaren, hellen Nerolis aus der Kopfnote von
Popeline Blanche. Gekauft habe ich ihn mir trotzdem nicht, ich war an diesem Tag einfach nicht entschlossen. Zumal ich Neroli eigentlich nie gemocht hatte.
Echt Kölnisch Wasser Eau de Cologne war ein Liebling meiner Mutter gewesen, aber ich hatte ihm nie etwas abgewinnen können. Ich fand es nervig, aufdringlich und altbacken. Doch an diesem Tag hat mich Olivia Giacobetti bekehrt. Plötzlich war meine Einstellung der bitter-frischen Orangenblüten-Essenz gegenüber völlig verändert. Selbst das olle Kölnisch duftete auf einmal wunderbar und hob meine Stimmung, sobald ich es wahrnahm. Solche missionarischen Fähigkeiten imponieren mir bei einem Parfum. Mittlerweile ist also der Flakon bei mir eingezogen und — was soll ich sagen? Der Duft überzeugt mich auf ganzer Linie.
Die Kopfnote kombiniert klares Neroli mit heller Bergamotte und hat zarte grüne Noten. Möglich, dass hier mit Cis-3-Hexenol oder etwas Ähnlichem gearbeitet wurde. Die Unbeschwertheit der Zitrusnoten hat gleichzeitig eine bittere Ernsthaftigkeit — die Ambivalenz fasziniert. Eventuell wurde hier die Bitterkeit des Nerolis noch mit Petitgrain unterstrichen. Die Fantasienote „Baumwolle“ erinnnert an frische Wäsche und schlägt eine süßlich-cremige Brücke zur cleanen Moschusbasis, die schön ausbalanciert, aber sehr synthetisch ist. Manche mögen sie als stechend empfinden, insbesondere aus nächster Nähe. In der Sillage jedoch ergibt der Duft in seiner Gesamtheit einfach Sinn. Er erinnert mich an
Mugler Cologne, ist jedoch für meine Begriffe wesentlich besser gemacht. Neben der besseren Haltbarkeit und Sillage ist auch der Moschus viel schöner umgesetzt und durch die Baumwollnote schöner mit der zitrischen Kopfnote verbunden. Tragbar vor allem im Frühling und ganz besonders im Sommer, ist dieser Duft eine Bereicherung meiner Sammlung und hat mich zur Kirche des Heiligen Neroli bekehrt.




Die Kopfnote kombiniert klares Neroli mit heller Bergamotte und hat zarte grüne Noten. Möglich, dass hier mit Cis-3-Hexenol oder etwas Ähnlichem gearbeitet wurde. Die Unbeschwertheit der Zitrusnoten hat gleichzeitig eine bittere Ernsthaftigkeit — die Ambivalenz fasziniert. Eventuell wurde hier die Bitterkeit des Nerolis noch mit Petitgrain unterstrichen. Die Fantasienote „Baumwolle“ erinnnert an frische Wäsche und schlägt eine süßlich-cremige Brücke zur cleanen Moschusbasis, die schön ausbalanciert, aber sehr synthetisch ist. Manche mögen sie als stechend empfinden, insbesondere aus nächster Nähe. In der Sillage jedoch ergibt der Duft in seiner Gesamtheit einfach Sinn. Er erinnert mich an

Köln liegt am Mittelmeer
Das Cologne Agua Brava der Traditionsmarke Puig kommt entsprechend seines fortgeschrittenen Alters sehr klassisch daher - unsüß-holzig, bitter-moosig und würzig-frisch.
Seine Kopfnote ist die Schönste, aber auch die Flüchtigste, die ich kenne. Ich bin hin und weg von dieser unfassbar natürlichen Zitrone, die einer noch flüchtigeren Bergamotte nachfolgt. Ich liebe diese "Zitrone von Amalfi", wie die Note in den Beschreibungen von Versandhäusern bezeichnet wird. Sie leuchtet geradezu, strahlt die mediterrane Sonne aus, ist spritzig erfrischend wie das Mittelmeer. Schade, dass sie nur so kurz (max. 3 Minuten) verweilt. Danach wird sie sukzessive schwächer, um sich schließlich zwischen Hölzern, Gewürzen und Moos zu verlieren.
Was danach kommt, wird meiner Nase nach von Lorbeerblatt und Nelke (Eugenol) dominiert, Kiefer oder Pinie hingegen rieche ich eher schwach. Dennoch ist es eine schöne, fast vollkommen unsüße Mischung von Gewürzen, Hölzern und echtem Eichenmoos, die mich persönlich kaum an Pino Silvestre erinnert, da ihr diese Erkältungsbad-Note des Pino völlig abgeht.
Haltbarkeit des mediterranen Kölnisch ist überdurchschnittlich für dessen Duftkonzentration und seine Noten wirken alle sehr natürlich. Ihr Zusammenspiel ist harmonisch, abgesehen von den erwähnten starken Gewürzen, die aber auch nur bedingt aus der Reihe tanzen und im Grunde gut zum moosig-holzigen Rest passen. Nur die Kiefer/Pinie vermisse ich etwas, aber die schönste Zitrone der Welt (..., die ich kenne) kann darüber, wenn auch immer nur kurz, ganz gut hinwegtrösten.
Seine Kopfnote ist die Schönste, aber auch die Flüchtigste, die ich kenne. Ich bin hin und weg von dieser unfassbar natürlichen Zitrone, die einer noch flüchtigeren Bergamotte nachfolgt. Ich liebe diese "Zitrone von Amalfi", wie die Note in den Beschreibungen von Versandhäusern bezeichnet wird. Sie leuchtet geradezu, strahlt die mediterrane Sonne aus, ist spritzig erfrischend wie das Mittelmeer. Schade, dass sie nur so kurz (max. 3 Minuten) verweilt. Danach wird sie sukzessive schwächer, um sich schließlich zwischen Hölzern, Gewürzen und Moos zu verlieren.
Was danach kommt, wird meiner Nase nach von Lorbeerblatt und Nelke (Eugenol) dominiert, Kiefer oder Pinie hingegen rieche ich eher schwach. Dennoch ist es eine schöne, fast vollkommen unsüße Mischung von Gewürzen, Hölzern und echtem Eichenmoos, die mich persönlich kaum an Pino Silvestre erinnert, da ihr diese Erkältungsbad-Note des Pino völlig abgeht.
Haltbarkeit des mediterranen Kölnisch ist überdurchschnittlich für dessen Duftkonzentration und seine Noten wirken alle sehr natürlich. Ihr Zusammenspiel ist harmonisch, abgesehen von den erwähnten starken Gewürzen, die aber auch nur bedingt aus der Reihe tanzen und im Grunde gut zum moosig-holzigen Rest passen. Nur die Kiefer/Pinie vermisse ich etwas, aber die schönste Zitrone der Welt (..., die ich kenne) kann darüber, wenn auch immer nur kurz, ganz gut hinwegtrösten.
Der Freundliche Kauz
Der Homme I und ich, wir hatten einen schwierigen Start. Er war Teil meiner ersten Blindbestellung, und das, obwohl die Kommentare hier und woanders eigentlich nicht sehr ermutigend waren, und im ersten Moment war ich dann auch sehr enttäuscht und dachte: "Mist, hätteste mal auf die gehört, die kennen sich doch aus!"
Was da aus dem großzügigen Sprühkopf kam, war mir wirklich zuerst sehr suspekt. Ich dachte an uralte Parfums und Haarspray. Aber meine Nase musste sich offenbar an dieses Gebräu aus Grasse erst einmal gewöhnen. Nach etwa einer Woche war ich verliebt. Ab da sehnte ich den Frühling noch mehr herbei, als ohnehin schon, damit ich meinen Molinard endlich hinaus in die Welt tragen können würde. Obgleich jene ihn wohl kaum zu schätzen wissen würde, weil er trotz seiner Freundlichkeit eben doch ein komischer Kauz ist, irgendwie aus der Zeit gefallen und in sich widersprüchlich...aber für mich macht eben das seinen besonderen Charme aus!
Dominant bei diesem EdT sind für meine Nase Lavendel, Patchouli und Baummoos. Aber jede Note ist wichtig und unverzichtbar. Nelke spendiert der Kopfnote die Würze, Myrrhe die Harzigkeit, Geranie etwas rosige und Lavendel eine Menge ätherische Blumigkeit, im Herzen wird es rauchig mit dem Guajakholz und süßlich mit der Zeder. Die Frische der Minze nehme ich bereits in der Kopfnote wahr, sie ist aber ebenso wichtig für den Duft wie die anderen Noten und für mich in Kombination mit jenen kaum zahnpastaesk. Überhaupt riechen alle Noten extrem natürlich und harmonieren sehr gut miteinander. In der Basis findet dann alles mit der erdig-süßlichen Einheit aus Baummoos, Labdanum, Patchouli und Vetiver seinen cremigen Abschluss. Gleichzeitig sind darin noch Spuren der vergangenen Noten zu spüren und ergeben einen unglaublich schönen, warmen und freundlichen Duft.
Ich liebe mittlerweile alle Phasen dieses Duftes, aber in diese unfassbar cremige, grüne und erdige Basis von dezent honigartiger Süße habe ich mich zuerst verliebt. Schade nur, dass sie nicht länger hält. Überhaupt ist die Haltbarkeit von Molinard Homme I sein größtes Manko. Vom Aufsprühen bis zum Verfliegen vergehen bei mir maximal 4-6 Stunden, je nach Außentemperatur. Dennoch kann ich nicht anders, als dieses Parfum zu lieben; dieses unsüße, honigsüße, frische, erdige, kühle, warme Parfum, das voller Widersprüche, aber doch so harmonisch ist.
NACHTRAG 14.02.2017
Da ich den Duft sehr liebe, habe ich mir eine zweite Flasche gekauft, zumal er ja eingestellt wurde. Als ich aber den Duft überprüfte, war ich sehr enttäuscht. Ich hatte einen anderen Batch erwischt, der anders riecht. Er riecht viel weniger ausgewogen, geradezu streng in der Kopfnote. Ich vermute, es sind Myrrhe und Zeder, die hier ein wenig überdosiert wurden. Erst in der Basis hat man wieder diese geschmeidige Ausgewogenheit meines zuerst gekauften Batchs. Positiv zu erwähnen ist noch, dass der neuere Batch geschätzte zwei, drei Stunden länger hält.
Was da aus dem großzügigen Sprühkopf kam, war mir wirklich zuerst sehr suspekt. Ich dachte an uralte Parfums und Haarspray. Aber meine Nase musste sich offenbar an dieses Gebräu aus Grasse erst einmal gewöhnen. Nach etwa einer Woche war ich verliebt. Ab da sehnte ich den Frühling noch mehr herbei, als ohnehin schon, damit ich meinen Molinard endlich hinaus in die Welt tragen können würde. Obgleich jene ihn wohl kaum zu schätzen wissen würde, weil er trotz seiner Freundlichkeit eben doch ein komischer Kauz ist, irgendwie aus der Zeit gefallen und in sich widersprüchlich...aber für mich macht eben das seinen besonderen Charme aus!
Dominant bei diesem EdT sind für meine Nase Lavendel, Patchouli und Baummoos. Aber jede Note ist wichtig und unverzichtbar. Nelke spendiert der Kopfnote die Würze, Myrrhe die Harzigkeit, Geranie etwas rosige und Lavendel eine Menge ätherische Blumigkeit, im Herzen wird es rauchig mit dem Guajakholz und süßlich mit der Zeder. Die Frische der Minze nehme ich bereits in der Kopfnote wahr, sie ist aber ebenso wichtig für den Duft wie die anderen Noten und für mich in Kombination mit jenen kaum zahnpastaesk. Überhaupt riechen alle Noten extrem natürlich und harmonieren sehr gut miteinander. In der Basis findet dann alles mit der erdig-süßlichen Einheit aus Baummoos, Labdanum, Patchouli und Vetiver seinen cremigen Abschluss. Gleichzeitig sind darin noch Spuren der vergangenen Noten zu spüren und ergeben einen unglaublich schönen, warmen und freundlichen Duft.
Ich liebe mittlerweile alle Phasen dieses Duftes, aber in diese unfassbar cremige, grüne und erdige Basis von dezent honigartiger Süße habe ich mich zuerst verliebt. Schade nur, dass sie nicht länger hält. Überhaupt ist die Haltbarkeit von Molinard Homme I sein größtes Manko. Vom Aufsprühen bis zum Verfliegen vergehen bei mir maximal 4-6 Stunden, je nach Außentemperatur. Dennoch kann ich nicht anders, als dieses Parfum zu lieben; dieses unsüße, honigsüße, frische, erdige, kühle, warme Parfum, das voller Widersprüche, aber doch so harmonisch ist.
NACHTRAG 14.02.2017
Da ich den Duft sehr liebe, habe ich mir eine zweite Flasche gekauft, zumal er ja eingestellt wurde. Als ich aber den Duft überprüfte, war ich sehr enttäuscht. Ich hatte einen anderen Batch erwischt, der anders riecht. Er riecht viel weniger ausgewogen, geradezu streng in der Kopfnote. Ich vermute, es sind Myrrhe und Zeder, die hier ein wenig überdosiert wurden. Erst in der Basis hat man wieder diese geschmeidige Ausgewogenheit meines zuerst gekauften Batchs. Positiv zu erwähnen ist noch, dass der neuere Batch geschätzte zwei, drei Stunden länger hält.