02.07.2020 - 05:30 Uhr

MonsieurTest
39 Rezensionen

MonsieurTest
Top Rezension
45
Iso Tannenbaum, Iso Superbaum, wie Schön g‘lingt Gezas 3.Streich?
Erfrischst nicht nur für kurze Zeit,
Nein noch nach Stunden bist bereit.
Oh Isobaum, oh Limobaum,
Kannst Du mir sehr gefallen?
So ein Evergreen kann man ja auch mal Off-Season anstimmen. Und dieser Tannenduft passt für meinen Geschmack allemal besser in die wärmere Jahreszeit. Mit seiner leicht süßlichen Koriander-Limo-Grünlichkeit geht diesem wirklich besonderen 4711, in meiner Nase jedenfalls, jegliche weihnachtliche Gewürzheimeligkeit ab.
Nach seiner rundum gelungenen, feinen Muskat-Limette und seinem Ganzjahrescologne mit spritzigen Mandarinen über Kardamom & Kunstholz ist dieser Wald-Duft die dritte Etude des Avantgarde-Parfumeurs Geza Schön für das Traditionshaus 4711. Ums gleich vorwegzunehmen: In meiner Nase erklingt hier eher Czerny als Chopin. Denn der Duft ist gefällig, zeigt aber wenig Entwicklung. Interessant und solide, originell und tragbar. Niederknien muss hier keiner.
Ohne Moss nix los, lautet die Klage unzähliger Waldfreunde, die allergisch auf die (anti-allergenen) Eichenmoos-Verbote der IFRA reagieren. Hier ist definitiv kein Moos drin. Was ist stattdessen los?
Das Waldeserwachen beginnt mit einer süsslich-grünen Fanfare, in der nur dezent Bitterorange (und für mich kein spürbarer Pfeffer) mitschwingt. Jedoch verströmt schon dieser Auftakt einen fröhlichen Limodunst: eine gut gekühlte, mit einer Prise Koriander gepimpte Fanta, mitten im Schwarzwald. Sportlich wirkt das, nicht altbacken. Also eher ein schöner Blaubeerpfannkuchen auf der Grünhütte, als Grandhotel Bühlerhöhe oder Traube in Tonbach. Der Duft wirkt jung und hat NICHTS gemein mit dem Original 4711.
Wenn man tiefer in den Wald geht, wird es in grünen Düften üblicherweise moosig, erdig, schattig; womöglich leicht modrig, vetiverwurzelig. Jedenfalls: schwer. Hier aber ereignet sich nichts davon. Alles bleibt ganz hell, licht, wie eine sonnendurchflutete Plantage von Jungtannenbäumen, deren minimale Harzigkeit dauerhaft von süsslich blümeliger Orangenlimo übertönt wird.
Mit einiger Gewissheit dürften auch hier keine ganz kleinen Mengen an Iso E Super für diese silbrig helle, recht lang vor sich hin irisierende Unterfütterung der Orangentanne sorgen. Besonders beim Sport, auf dampfender Haut, erinnert mich dieser Tannenduft an diese Allzweckwaffe moderner Aromachemie, die Düften Aura und Strahlung verschafft.
Das (durchaus muskulöse) Gesamtpaket scheint mir jedenfalls ziemlich originell. Diese Art von Cologne gab es bisher wohl weder bei 4711 noch anderswo - soweit ich sehe. Es ist ohne Zweifel erfrischend. Und unbedingt modern, weil irgendwie doch erkennbar synthetisch; dabei freilich keineswegs unangenehm plastikartig. In diesem Sinne besetzt das 4711 Wakening Woods eine Nische im Bereich der Erfrischungswässerchen.
Zudem hält es auch deutlich länger als ein klassisches Kölnischwasser, was die Gattungsbezeichnung Colonia Intense definitiv rechtfertigt (6-8 Stunden). Schließlich weisen diese ‚Erwachenden Skandinavischen Wälder‘ in der Zutatenliste deutlich mehr Ingredienzien auf als die anderen, schmaler gebauten 4711. Wobei ich Koriander noch leicht heraus spüren kann; Rose, Osmanthus und Jasmin aber kaum als solche, sondern bestenfalls als einen dünnen Schleier von Blumigkeit wahrzunehmen vermag. Gleiches gilt von allenfalls subliminal, homöopathisch mitwirkenden Weihrauchwölkchen.
Aufgrund einer gewissen Eindimensionalität im Duftverlauf und besagter Künstlichkeit wird es trotz seiner Tannen-Cologne-Alleinstellung bei mir wohl eher selten zum Einsatz kommen. Missen möchte ich es hingegen nicht in meiner Collection.
Um auch noch die letzte Strophe des populären Weihnachtslieds ertönen zu lassen:
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren!
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit!
Beständigkeit wollen wir seiner Ausdauer attestieren. Seine Sillage ist für ein Cologne stark, für ein Vollparfum mäßig. Ja, ein Sprüher gibt Kraft durch Frische. Hoffnung und Trost? Zum Kuscheln ist er zu frisch und oberflächlich, finde ich. Keine große Wald-Symphonie erklingt hier in meinen Ohren, aber ein fröhlich spätmodernes Arrangement von ‚Oh Tannenbaum, Iso Superbaum‘ mit einem Zweigchen Koriander und ein paar Blümchen schön abgerundet.
Geza Schöns dritter Streich für die Kölner Traditions-Colognisten hat also womöglich das Zeug, zum Klassiker des Synthie-Pops zu werden. Jedenfalls blicke ich weiteren Modernisierungs-Experimenten aus dem Hause 4711 erwartungsfroh, adventlich gestimmt, entgegen.
Nein noch nach Stunden bist bereit.
Oh Isobaum, oh Limobaum,
Kannst Du mir sehr gefallen?
So ein Evergreen kann man ja auch mal Off-Season anstimmen. Und dieser Tannenduft passt für meinen Geschmack allemal besser in die wärmere Jahreszeit. Mit seiner leicht süßlichen Koriander-Limo-Grünlichkeit geht diesem wirklich besonderen 4711, in meiner Nase jedenfalls, jegliche weihnachtliche Gewürzheimeligkeit ab.
Nach seiner rundum gelungenen, feinen Muskat-Limette und seinem Ganzjahrescologne mit spritzigen Mandarinen über Kardamom & Kunstholz ist dieser Wald-Duft die dritte Etude des Avantgarde-Parfumeurs Geza Schön für das Traditionshaus 4711. Ums gleich vorwegzunehmen: In meiner Nase erklingt hier eher Czerny als Chopin. Denn der Duft ist gefällig, zeigt aber wenig Entwicklung. Interessant und solide, originell und tragbar. Niederknien muss hier keiner.
Ohne Moss nix los, lautet die Klage unzähliger Waldfreunde, die allergisch auf die (anti-allergenen) Eichenmoos-Verbote der IFRA reagieren. Hier ist definitiv kein Moos drin. Was ist stattdessen los?
Das Waldeserwachen beginnt mit einer süsslich-grünen Fanfare, in der nur dezent Bitterorange (und für mich kein spürbarer Pfeffer) mitschwingt. Jedoch verströmt schon dieser Auftakt einen fröhlichen Limodunst: eine gut gekühlte, mit einer Prise Koriander gepimpte Fanta, mitten im Schwarzwald. Sportlich wirkt das, nicht altbacken. Also eher ein schöner Blaubeerpfannkuchen auf der Grünhütte, als Grandhotel Bühlerhöhe oder Traube in Tonbach. Der Duft wirkt jung und hat NICHTS gemein mit dem Original 4711.
Wenn man tiefer in den Wald geht, wird es in grünen Düften üblicherweise moosig, erdig, schattig; womöglich leicht modrig, vetiverwurzelig. Jedenfalls: schwer. Hier aber ereignet sich nichts davon. Alles bleibt ganz hell, licht, wie eine sonnendurchflutete Plantage von Jungtannenbäumen, deren minimale Harzigkeit dauerhaft von süsslich blümeliger Orangenlimo übertönt wird.
Mit einiger Gewissheit dürften auch hier keine ganz kleinen Mengen an Iso E Super für diese silbrig helle, recht lang vor sich hin irisierende Unterfütterung der Orangentanne sorgen. Besonders beim Sport, auf dampfender Haut, erinnert mich dieser Tannenduft an diese Allzweckwaffe moderner Aromachemie, die Düften Aura und Strahlung verschafft.
Das (durchaus muskulöse) Gesamtpaket scheint mir jedenfalls ziemlich originell. Diese Art von Cologne gab es bisher wohl weder bei 4711 noch anderswo - soweit ich sehe. Es ist ohne Zweifel erfrischend. Und unbedingt modern, weil irgendwie doch erkennbar synthetisch; dabei freilich keineswegs unangenehm plastikartig. In diesem Sinne besetzt das 4711 Wakening Woods eine Nische im Bereich der Erfrischungswässerchen.
Zudem hält es auch deutlich länger als ein klassisches Kölnischwasser, was die Gattungsbezeichnung Colonia Intense definitiv rechtfertigt (6-8 Stunden). Schließlich weisen diese ‚Erwachenden Skandinavischen Wälder‘ in der Zutatenliste deutlich mehr Ingredienzien auf als die anderen, schmaler gebauten 4711. Wobei ich Koriander noch leicht heraus spüren kann; Rose, Osmanthus und Jasmin aber kaum als solche, sondern bestenfalls als einen dünnen Schleier von Blumigkeit wahrzunehmen vermag. Gleiches gilt von allenfalls subliminal, homöopathisch mitwirkenden Weihrauchwölkchen.
Aufgrund einer gewissen Eindimensionalität im Duftverlauf und besagter Künstlichkeit wird es trotz seiner Tannen-Cologne-Alleinstellung bei mir wohl eher selten zum Einsatz kommen. Missen möchte ich es hingegen nicht in meiner Collection.
Um auch noch die letzte Strophe des populären Weihnachtslieds ertönen zu lassen:
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren!
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit!
Beständigkeit wollen wir seiner Ausdauer attestieren. Seine Sillage ist für ein Cologne stark, für ein Vollparfum mäßig. Ja, ein Sprüher gibt Kraft durch Frische. Hoffnung und Trost? Zum Kuscheln ist er zu frisch und oberflächlich, finde ich. Keine große Wald-Symphonie erklingt hier in meinen Ohren, aber ein fröhlich spätmodernes Arrangement von ‚Oh Tannenbaum, Iso Superbaum‘ mit einem Zweigchen Koriander und ein paar Blümchen schön abgerundet.
Geza Schöns dritter Streich für die Kölner Traditions-Colognisten hat also womöglich das Zeug, zum Klassiker des Synthie-Pops zu werden. Jedenfalls blicke ich weiteren Modernisierungs-Experimenten aus dem Hause 4711 erwartungsfroh, adventlich gestimmt, entgegen.
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