13.04.2023 - 13:41 Uhr

Axiomatic
133 Rezensionen

Axiomatic
Top Rezension
33
Der Apfel im Märchen
2023.
Wieder eine ungerade Jahreszahl.
Wird Alexandra Monet den Fluch bannen können?
Zisch!
Alles beginnt so vielversprechend, so schön gekonnt.
Für ein paar Augenblicke lassen die fruchtigen Agrumen die Hoffnung keimen. Leicht herb und saftig laden sie zur unbekümmerten Sommerfrische ein.
Gerade mal lang genug, um es im Eiltempo von der Glockengasse zum Kölner Aachener Weiher zu schaffen.
Ja, jetzt noch eine gemütliche Decke ausbreiten und dem Plätschern im Wasser lauschen.
So ein Fleckchen Sonnenschmaus mitten in der Stadt. Und der Duft verspricht eine schöne Stimmung mit Gleichgesinnten.
Doch leider, ja leider, hat die liebe Alexandra wohl, als sie den Auftrag bekam, für 4711 den 2023 Remix zu schaffen, sich von deutschen Märchen inspirieren lassen.
Dass da immer vermaledeite Früchte für Schicksalsschläge sorgen!
Dieses Mal darf es der Apfel sein, der die Prophezeiung erfüllen wird.
Sonnten sich gerade eben noch Ylang und Freesie gemütlich im Park, pflanzt sich nun auch der Landbursche frech dazu.
„Hey Mädels, ich schaffe euch trocken zum anderen Ufer des Weihers rüber.
Ihr braucht es Euch nur bequem zwischen meinen Backenzähnen zu machen.“
„Lieber Apfel, unsere Eltern haben uns gewarnt, uns auf solche Galanterien einzulassen.
Dürfen wir Dir trauen?“
„So wahr isch ei Kölsche Jung bin!“
Schnelles Vorspulen.
Die naiven Grundguten steigen ein, werden durchgekaut und hungrig vom Schinderappels verschluckt.
Der läßt es sich prächtig auf der Decke in der Nähe zum Wasser gehen.
Noch ein wenig mit dem synthetischen Zahnstocher die traurigen Reste der Blüten entfernen und schnell sich die schuldigen Hände mit der neuen Seife „AmberXholz“ waschen.
In der Zwischenzeit wird die Decke im nahe gelegenen Waschsalon mit weißem Moschus gründlich geschleudert.
Um die Wartezeit zu überbrücken, setzt sich der Apfel noch zu anderen Zeitgenossen zum frischen Kölsch ins Hallmackenreuther, die Kultkneipe liegt ja quasi um die Ecke.
Leider wird der frisch geduschte und gebügelte Apfel dort nur bemitleidenswerte Blicke und Nasenrümpfen von den Tischnachbarn ernten.
Die Kölner Avantgarde hätte sich vielleicht doch eine gewagtere Inszenierung des vermaledeiten Apfels gewünscht. So schön kakophonisch wie eine Auseinandersetzung zwischen Peter Zadek und Christoph Schlingensief.
Aber die Herren weilen schon seit ein paar Jährchen nicht mehr unter uns und der Geschmack im Jahre 2023 ist wohl genormt ambroxan-gefärbt.
Langer Rede kurzer Sinn, mit diesem Remix läßt es sich sicherlich gut an den üblichen Urlaubsdestinationen oder Badeanstalten aushalten, vorausgesetzt, man mag diese heute so weiterverbreitete synthetische Basis.
Eines noch zum Flakon.
Das Design ist dieses Mal schön gelungen, die Farben suggerieren aber eine ganz andere Richtung. Passender wäre es gewesen, ein Granny-Smith-Grün zu verwenden.
Ja, die gute Oma Smith mit ihren Äpfeln…
Und falls immer noch welche die Urversion von 4711 als „Oma-Duft“ titulieren, hier mal was zum Nachdenken.
Der Urduft stammt aus dem Jahr 1792, in jenem Jahr rief der Nationalkonvent in Paris die erste französische Republik aus und setzte König Ludwig XVI ab.
Mittlerweile leben die heutigen Franzosen in der fünften Republik.
Also, kurzes Nachrechnen…
Der „Oma-Duft“ müßte wohl eher der xte-Uroma-Duft heißen, als besagte Verwandte noch Haube und Perücke trug und bei Kerzenlicht über die Umstürze jenseits des Rheins las.
Vielleicht wischte sie sich den Angstschweiß von der Stirn mit einem exklusiven Destillat aus Köln ab.
In der Zeit aber von der ach so gern zitierten Oma, vermutlich die 1950er Jahre, genossen die Franzosen noch ihre etwas unregierbare vierte Republik, bis Charles de Gaulle im Jahre 1958 die heute noch gültige fünfte ausrief. Auslöser war der Putsch in Algerien.
Und diese Ereignisse durfte nun die stets bemühte Oma im schwarzweiß Fernseher verfolgen und sich die Stirn mit 4711 vorsorglich erfrischen.
Ob der 2023 Remix in etwa 20 Jahren für die späteren Omas stehen wird, steht in den Sternen.
Da vertraue ich eher dem heute 231 Jahre alten Liebling.
Wieder eine ungerade Jahreszahl.
Wird Alexandra Monet den Fluch bannen können?
Zisch!
Alles beginnt so vielversprechend, so schön gekonnt.
Für ein paar Augenblicke lassen die fruchtigen Agrumen die Hoffnung keimen. Leicht herb und saftig laden sie zur unbekümmerten Sommerfrische ein.
Gerade mal lang genug, um es im Eiltempo von der Glockengasse zum Kölner Aachener Weiher zu schaffen.
Ja, jetzt noch eine gemütliche Decke ausbreiten und dem Plätschern im Wasser lauschen.
So ein Fleckchen Sonnenschmaus mitten in der Stadt. Und der Duft verspricht eine schöne Stimmung mit Gleichgesinnten.
Doch leider, ja leider, hat die liebe Alexandra wohl, als sie den Auftrag bekam, für 4711 den 2023 Remix zu schaffen, sich von deutschen Märchen inspirieren lassen.
Dass da immer vermaledeite Früchte für Schicksalsschläge sorgen!
Dieses Mal darf es der Apfel sein, der die Prophezeiung erfüllen wird.
Sonnten sich gerade eben noch Ylang und Freesie gemütlich im Park, pflanzt sich nun auch der Landbursche frech dazu.
„Hey Mädels, ich schaffe euch trocken zum anderen Ufer des Weihers rüber.
Ihr braucht es Euch nur bequem zwischen meinen Backenzähnen zu machen.“
„Lieber Apfel, unsere Eltern haben uns gewarnt, uns auf solche Galanterien einzulassen.
Dürfen wir Dir trauen?“
„So wahr isch ei Kölsche Jung bin!“
Schnelles Vorspulen.
Die naiven Grundguten steigen ein, werden durchgekaut und hungrig vom Schinderappels verschluckt.
Der läßt es sich prächtig auf der Decke in der Nähe zum Wasser gehen.
Noch ein wenig mit dem synthetischen Zahnstocher die traurigen Reste der Blüten entfernen und schnell sich die schuldigen Hände mit der neuen Seife „AmberXholz“ waschen.
In der Zwischenzeit wird die Decke im nahe gelegenen Waschsalon mit weißem Moschus gründlich geschleudert.
Um die Wartezeit zu überbrücken, setzt sich der Apfel noch zu anderen Zeitgenossen zum frischen Kölsch ins Hallmackenreuther, die Kultkneipe liegt ja quasi um die Ecke.
Leider wird der frisch geduschte und gebügelte Apfel dort nur bemitleidenswerte Blicke und Nasenrümpfen von den Tischnachbarn ernten.
Die Kölner Avantgarde hätte sich vielleicht doch eine gewagtere Inszenierung des vermaledeiten Apfels gewünscht. So schön kakophonisch wie eine Auseinandersetzung zwischen Peter Zadek und Christoph Schlingensief.
Aber die Herren weilen schon seit ein paar Jährchen nicht mehr unter uns und der Geschmack im Jahre 2023 ist wohl genormt ambroxan-gefärbt.
Langer Rede kurzer Sinn, mit diesem Remix läßt es sich sicherlich gut an den üblichen Urlaubsdestinationen oder Badeanstalten aushalten, vorausgesetzt, man mag diese heute so weiterverbreitete synthetische Basis.
Eines noch zum Flakon.
Das Design ist dieses Mal schön gelungen, die Farben suggerieren aber eine ganz andere Richtung. Passender wäre es gewesen, ein Granny-Smith-Grün zu verwenden.
Ja, die gute Oma Smith mit ihren Äpfeln…
Und falls immer noch welche die Urversion von 4711 als „Oma-Duft“ titulieren, hier mal was zum Nachdenken.
Der Urduft stammt aus dem Jahr 1792, in jenem Jahr rief der Nationalkonvent in Paris die erste französische Republik aus und setzte König Ludwig XVI ab.
Mittlerweile leben die heutigen Franzosen in der fünften Republik.
Also, kurzes Nachrechnen…
Der „Oma-Duft“ müßte wohl eher der xte-Uroma-Duft heißen, als besagte Verwandte noch Haube und Perücke trug und bei Kerzenlicht über die Umstürze jenseits des Rheins las.
Vielleicht wischte sie sich den Angstschweiß von der Stirn mit einem exklusiven Destillat aus Köln ab.
In der Zeit aber von der ach so gern zitierten Oma, vermutlich die 1950er Jahre, genossen die Franzosen noch ihre etwas unregierbare vierte Republik, bis Charles de Gaulle im Jahre 1958 die heute noch gültige fünfte ausrief. Auslöser war der Putsch in Algerien.
Und diese Ereignisse durfte nun die stets bemühte Oma im schwarzweiß Fernseher verfolgen und sich die Stirn mit 4711 vorsorglich erfrischen.
Ob der 2023 Remix in etwa 20 Jahren für die späteren Omas stehen wird, steht in den Sternen.
Da vertraue ich eher dem heute 231 Jahre alten Liebling.
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