04.05.2020 - 04:58 Uhr

FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
51
Colonia statt Corona. No. 7: Schrot ist Schrott.
Schrot ist, ihr Veganer, Müslis und Pazifisten, nicht nur das grob gemahlene Dinkelzeug, das ihr immer abends zwecks Frischkorn-BREI einweicht, sondern auch grob geschreddertes BLEI oder anderes weniger genießbare Zeug, das mit einer Schrotflinte verschossen wird. Das ergibt einen breiten Streuwinkel, sodass man irgendwie immer was erwischt. Schrot heißt auf englisch übrigens "shot", und eine Schrotflinte ist ein "shotgun". Erst kürzlich habe ich gelernt, dass "auf der Beifahrerseite sitzen" auf Englisch (jedenfalls auf American English) "to ride shotgun" heißt, weil im Wilden Westen vorne auf dem Kutschbock immer zwei saßen: der, der die Zügel hielt, und der Beifahrer mit der Flinte in der Hand, falls ein Hase oder Indianer vorbeikam.
Nach der Schrotschussmethode gehen auch einige Dufthäuser vor, z.B. Guerlain mit seiner Aqua-Allegoria-Reihe. Bei den AAs handelt es sich ja um leichte Eau de Toilettes hart an der Grenze zum Cologne, die, ebenfalls wie ein Cologne, oft schlicht aufgebaut sind, z.B. aus einer frischen Note und einer würzigen Beigabe. Weil sie aber offiziell EdTs sind und typischerweise für ein Cologne auch zu sehr feminin weichgezeichnet sind, kommen sie in meiner Kölnischwasser-Reihe nicht vor. In der Parfumo-Duftdatenbank zählen wir 51 Aquae Allegoria, oder wie immer man den Plural hier bilden soll, auf der Guerlain-Homepage finden sich noch 12. Mit anderen Worten, es werden jedes Jahr drei oder vier von den Dingern rausgehauen, und die, die bei den Käufern ganz gut ankommen, werden fortgesetzt, die anderen eingestellt. Ich halte das für einen Missbrauch der Kunden als Versuchspersonen. Gerade von einem Haus wie Guerlain erwarte ich eigentlich, dass sie zuerst testen, welche Düfte, die aus dem Labor als Vorschlag kommen, gut sind und dann diese Auswahl der Besten auf den Markt bringen. Das wäre Respekt vorm Kunden, der dann wüsste: Bei Guerlain krieg ich erstens Qualität, und zweitens nächstes Jahr auch noch den Duft, den ich dieses Jahr kaufe.
Die Acqua-Colonia-Reihe von 4711 (mit c, weil nicht ans Lateinische, sondern ans Italienische angelehnt, oder weil einer aus der Muppetshow der Marketingabteilung von 4711 ein C verkauft hat) ist die deutsche Antwort auf Aqua Allegoria. Also, so wie Köln knapp auf der deutschen Seite der Grenze liegt, liegen diese Düfte knapp auf der Cologne-Seite der Grenze zum EdT. Ohne Weichzeichner und eher kristallin als fluffig. Sonst dasselbe in grün. Und dieselbe Schrotschussmethode: 28 Düfte in der Parfumo-Datenbank, 9 auf der 4711-Homepage.
Weil ich das Schrott finde, bleibe ich auch bei den 7,5 Punkten, die ich früher mal hier gegeben habe, obwohl man hier auch über 8 hätte reden können, denn das dürfte einer der besten Düfte dieser Reihe sein. Bei eher kühleren Temperaturen wie heute weist er eine Haltbarkeit von etwa einer Stunde auf, im Hochsommer, für den er gemacht ist, sind es eher zehn Minuten. Um mal mit der "Performance" anzufangen, die nach Ansicht vieler Kommentatoren ja das wichtigste an einem Duft ist ("müsst ihr sofort kaufen, geile H+S, Duft hat nur 1 kleinen Fehler, riecht wie Kacke mit Himbär"). Riechen tut er, wie er heißt, nämlich nach Blutorange und Basilikum, was eine sehr schöne, ungemein erfrischende sommerliche Mischung ergibt, mindestens für Leute wie mich, die solche Zitrus-Küchenkräuter-Kombis mögen. Durch die Blutorange, die gewiss synthetisch hergestellt ist, schon eher weit weg von den klassischen, jahrhundertealten Cologne-Noten (Zitrone, Bergamotte, Limette, Neroli, allenfalls Orange) und damit anders und sozusagen modern. Warum auch nicht, ich mag es. Schon beim ersten Testen kam mir das Ganze ein bisschen vor wie eine abgespeckte, vereinfachte, eben auf Cologne runtergebrochene Variante des Klassikers "Concentré d'Orange Verte" von Hermès, was ja durchaus ein großes Kompliment ist. Diese Orange hier ist allerdings röter, eben blutig, etwas weniger wertig und etwas süßer.
Für wen es interessiert: Der mir bis heute namentlich nicht geläufige Vincent Schaller zeichnet u.a. auch für Wilmas Lieblings-Remix aus demselben Hause, für einige Düfte von "Rituals" und sogar für den gar nicht schlecht gelungenen "Oud 27" von "Le Labo" verantwortlich.
Insgesamt wirklich ein sehr nettes Produkt. Ich wiederhole mich: Hätte 4711 eine Reihe von z.B. fünf (auf Dauer gestellten) Acqua-Colonia-Düften herausgegeben, wohldurchdacht ausgewählt, ein breits Duftspektrum abdeckend, wären da noch mehr Pünktchen denkbar gewesen. So gibt es einen kleinen Schrott-Malus.
Nach der Schrotschussmethode gehen auch einige Dufthäuser vor, z.B. Guerlain mit seiner Aqua-Allegoria-Reihe. Bei den AAs handelt es sich ja um leichte Eau de Toilettes hart an der Grenze zum Cologne, die, ebenfalls wie ein Cologne, oft schlicht aufgebaut sind, z.B. aus einer frischen Note und einer würzigen Beigabe. Weil sie aber offiziell EdTs sind und typischerweise für ein Cologne auch zu sehr feminin weichgezeichnet sind, kommen sie in meiner Kölnischwasser-Reihe nicht vor. In der Parfumo-Duftdatenbank zählen wir 51 Aquae Allegoria, oder wie immer man den Plural hier bilden soll, auf der Guerlain-Homepage finden sich noch 12. Mit anderen Worten, es werden jedes Jahr drei oder vier von den Dingern rausgehauen, und die, die bei den Käufern ganz gut ankommen, werden fortgesetzt, die anderen eingestellt. Ich halte das für einen Missbrauch der Kunden als Versuchspersonen. Gerade von einem Haus wie Guerlain erwarte ich eigentlich, dass sie zuerst testen, welche Düfte, die aus dem Labor als Vorschlag kommen, gut sind und dann diese Auswahl der Besten auf den Markt bringen. Das wäre Respekt vorm Kunden, der dann wüsste: Bei Guerlain krieg ich erstens Qualität, und zweitens nächstes Jahr auch noch den Duft, den ich dieses Jahr kaufe.
Die Acqua-Colonia-Reihe von 4711 (mit c, weil nicht ans Lateinische, sondern ans Italienische angelehnt, oder weil einer aus der Muppetshow der Marketingabteilung von 4711 ein C verkauft hat) ist die deutsche Antwort auf Aqua Allegoria. Also, so wie Köln knapp auf der deutschen Seite der Grenze liegt, liegen diese Düfte knapp auf der Cologne-Seite der Grenze zum EdT. Ohne Weichzeichner und eher kristallin als fluffig. Sonst dasselbe in grün. Und dieselbe Schrotschussmethode: 28 Düfte in der Parfumo-Datenbank, 9 auf der 4711-Homepage.
Weil ich das Schrott finde, bleibe ich auch bei den 7,5 Punkten, die ich früher mal hier gegeben habe, obwohl man hier auch über 8 hätte reden können, denn das dürfte einer der besten Düfte dieser Reihe sein. Bei eher kühleren Temperaturen wie heute weist er eine Haltbarkeit von etwa einer Stunde auf, im Hochsommer, für den er gemacht ist, sind es eher zehn Minuten. Um mal mit der "Performance" anzufangen, die nach Ansicht vieler Kommentatoren ja das wichtigste an einem Duft ist ("müsst ihr sofort kaufen, geile H+S, Duft hat nur 1 kleinen Fehler, riecht wie Kacke mit Himbär"). Riechen tut er, wie er heißt, nämlich nach Blutorange und Basilikum, was eine sehr schöne, ungemein erfrischende sommerliche Mischung ergibt, mindestens für Leute wie mich, die solche Zitrus-Küchenkräuter-Kombis mögen. Durch die Blutorange, die gewiss synthetisch hergestellt ist, schon eher weit weg von den klassischen, jahrhundertealten Cologne-Noten (Zitrone, Bergamotte, Limette, Neroli, allenfalls Orange) und damit anders und sozusagen modern. Warum auch nicht, ich mag es. Schon beim ersten Testen kam mir das Ganze ein bisschen vor wie eine abgespeckte, vereinfachte, eben auf Cologne runtergebrochene Variante des Klassikers "Concentré d'Orange Verte" von Hermès, was ja durchaus ein großes Kompliment ist. Diese Orange hier ist allerdings röter, eben blutig, etwas weniger wertig und etwas süßer.
Für wen es interessiert: Der mir bis heute namentlich nicht geläufige Vincent Schaller zeichnet u.a. auch für Wilmas Lieblings-Remix aus demselben Hause, für einige Düfte von "Rituals" und sogar für den gar nicht schlecht gelungenen "Oud 27" von "Le Labo" verantwortlich.
Insgesamt wirklich ein sehr nettes Produkt. Ich wiederhole mich: Hätte 4711 eine Reihe von z.B. fünf (auf Dauer gestellten) Acqua-Colonia-Düften herausgegeben, wohldurchdacht ausgewählt, ein breits Duftspektrum abdeckend, wären da noch mehr Pünktchen denkbar gewesen. So gibt es einen kleinen Schrott-Malus.
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