HeavensScent

Man kan im Jahr 2022 natürlich über die Langweiligkeit von Cool Water oder CK one lamentieren. Aber der, der die Zeit kennt, als diese Düfte auf den Markt kamen, wird sich erinnern, dass sie geradezu eine olfaktorische Revolution auslösten. Cool Water war damals der Duft, der uns wie magisch anzog, den man wie süchtig inhalierte, bis irgendwann mal jeder Zweite auf der Strasse danach roch, womit die Begeisterung dann langsam abebbte. Aber warum machte dieser Duft uns derzeit geradezu gaga? Es gibt viele Geschichten die sich um ein damals neu kreiertes ozonisches Molekül winden, welches erstmalig in Cool Water eingesetzt worden sein soll. Eine andere Legende besagt, dass Pierre Bourdin sich eines psychologischen Tricks bemühte, indem er sich frug: „was hatten die 1988 25-30 jährigen Männer in der Nase, als sie 20-25 Jahre davor als kleine Kinder an einem Freitagabend frisch gebadet mit ihren Eltern auf dem Sofa sassen und gemeinsam die Hitparade anschauten“. Die Antwort war: das im deutschsprachigen Raum bestverkaufte Badegel: Badedas (das hellblaue Ding mit der weissen Kordel … ihr erinnert Euch?) . Badedas hatte diese frische intensive blaue Note, die man am Badetag ganz dezidiert genossen hat, als man mit der Gummiente in der Wanne sass, bis Mama einen abtrocknete, auf‘s Sofa setzte und Dieter Thomas Heck anfing schnell sprechend zu moderieren … und diese blaue Note - diese Erinnerung an unser damaliges Kindheitsglück - wurde geschickt in der Cool Water Komposition verwoben, versteckt und bildet eine geheime kleine Leiter in’s Unterbewusstsein - direkt zu unseren heiteren Kindheitserinnerungen. Urban Legend oder nicht? Ich liebe diese Erklärung - da sie so viel olfaktorische Kraft hat.

Einer der Düfte die man an einer anderen Person am Vorbeigehen riecht und die einen dazu verleiten, dass man wildfremde Menschen auf der Strasse mit dem peinlichen Satz: „du riechst so gut - darf ich fragen was du trägst“ anspricht.

Als ich ihn dann selber besaß, fiel mir auf, dass er analog Geza‘s Molecule Kollektionen einfach sehr verschwenderisch mit dem Geschmacksverstärker ISO-e-Super hantiert und zur Zedrigkeit dieser Kern-Note noch extra Hölzer unterlegt.
In der Analyse auf eigener Haut eher ein „ach sooo“ Erlebnis, aber in der indirekten Erfahrung am Vorbeigehen an einer anderen Person - eine absolute Wucht. Ich rieche diesen Duft viel lieber an anderen Menschen, als an mir selbst und schliesse daraus, dass dieser Duft nicht dafür gemacht ist, dass man ihn direkt aus nächster Nähe auf der Haut riecht - er entfaltet aber eine geradezu magische Aura auf 1-2 Meter Abstand. In der Silage einer der aufregendsten modernen, abstrakten Düfte. Für Frauen und Männer tragbar - insbesondere zu schwarzer, grauer oder weisser Kleidung.
Ein Wenig wie Molecule 1 auf Steroiden.
Steht in meiner Hauptsammlung und wird sich in diesem kleinen Schrein noch lange halten können.

Vielleicht der schwächste aus der sonst unglaublichen David Rothschild Duft Familie,
vielleicht aber auch nur der verkannteste und beste Nischenduft dieser bisher sehr gelungenen Serie. Interessant ist, dass dieses Parfum bei manchen Damen etwas zu hart und synthetisch wirkt - und auf anderen Hauttypen ist er extrem progressiv, sexy und urban. Am besten selber ausprobieren. Für mich ein echtes Berliner Club Fragrance auf hohem Niche-Niveau. Ein Duft den nicht Jede(r) sofort versteht, weil eben kein zutrauliches, 100 mal gerochenes Blümchenwasser.
Ich würde sagen: der hier ist nur was für mutige Damen die sich gerne an Nischen-Duftregalen aufhalten und sich vom grauen Allerlei deutlich abheben möchten.

Erinnert mich an den bitter-herben Wacholder-Geschmack eines kräftigen Gin‘s, mit einer Note Lippenstift. Also einfach: Bar/Nightlife/sexy.

Nicht süss
Nicht fruchtig
Nicht blumig
Nicht nett

intellektuell
hart
urban
unbequem

irgendwie ziemlich cool und ein Muss für die Nischensammlung !

… dann ist der Gedanke an Baccarat Rouge nicht weit. OK - zugegeben, Kurkdjian ist mit seinen 240€ pro Fläschchen noch eine Klasse drüber - trockener und noch moosiger. Aber dieser hier ist mit Abstand das brutalste Silage Biest das ich jemals für unter 50€ erstanden habe. Spasseshalber mal 5-6 Sprühstösse auf den Hanf-Teppich im Treppenhaus abgegeben und die Etage roch sage und schreibe 4 Tage und Nächte nach David Rothschild.

An dem Produkt mag ich eigentlich alles, nur der zu niedrige Preis stört mich. Für so einen Duft will man etwas mehr ausgeben, sonst glaubt man nicht das er was taugt…

Spielt sowohl optisch als auch olfaktorisch in der gehobenen Liga. Ich kriege es im Kopf nicht übereinander. Das Parfumöl ist kein billiger Lifestyle Duft - da sind erkennbar viele hochwertige Essenzen drin und die Dosierung hat richtig Wums…. in seiner Chypre-Nachbarschaft finde ich Ähnlichkeit mit Chloe‘ wobei die beiden Düfte sich qualitativ ebenbürtig sind.

Ladies - wenn Ihr mal für kleines Geld richtig teuer duften wollt - damit macht man nichts falsch! Gehimtipp des Tages!