Karli

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6 - 10 von 27
Karli vor 9 Jahren 11 5
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
„Seifenoper“ in 2 Akten
Akteure: Vater, Mutter und Karli
Ort: In einem Haus irgendwo in Hamburg
Zeit: Um 1950

1. Akt
Mutter beim Betreten des Kinderzimmers: Meine Güte, was für eine Miefbude. Karli…!, Kaaaaarli? Wo steckt der Junge wieder? Vater, komm mal her und guck dir diesen Saustall an: Fenster verrammelt, Vorhänge zugezogen und überall liegen Klamotten und Sachen herum. Pfui Deibel was für ein Gestank.

Vater aus dem Wohnzimmer: Ach Mutter lass doch den Jungen, er macht gerade eine schwierige Phase durch.

Mutter zu Vater: War ja klar, dass du den Jungen wieder in Schutz nimmst. Naja kein Wunder, bei dir unterm Bett sieht‘s nicht besser aus: Dreckige Socken, Zeitungen, leere Bierflaschen und Essensreste vom Vortag. Es ist ein Wunder, dass es da nicht vor Ungeziefer wimmelt.

Vater: Seufz!

Karli mit leise Stimme aus dem Kleiderschrank: Seufz!

Mutter zu sich selbst beim Schließen der Zimmertür: Der Jung soll mir mal nach Hause kommen, der kann was erleben…!

Karli im Kleiderschrank: Lang halte ich dieses Gemecker nicht mehr aus. Jeden Tag muss ich mir anhören wie unaufgeräumt mein Zimmer ist, das meine Hosen miefen und meine Hemden dreckig sind. Dabei hab ich kaum etwas anzuziehen und wenn ich mich waschen will, ist das Bad besetzt oder der Heißwasserboiler leer. Mutter duscht jeden Tag und ich kann mich dann mit einem alten Waschlappen und kaltem Wasser begnügen. Wenn ich groß bin, wird alles anders...

2. Akt
Akteure: Fernsehmoderator, Karli
Ort: Fernsehstudio
Zeit: Um 1990

Moderator: Karli, was ist das für ein besonderes Parfum das sie da kreiert haben? Es duftet nach Sauberkeit, Reinheit, Frische, Strahlkraft… fast wie die perfekte Seife! Was hat sie zu diesem Duft bewogen und wie sind sie auf diesen besonderen Namen gekommen?

Karli (leicht lispelnd): Ach wissen sie, eigentlich komme ich aus gutem Hause. Dennoch waren bei uns nach dem Krieg die Mittel begrenzt: Es gab kaum etwas anzuziehen und die sanitären und hygienischen Möglichkeiten waren überschaubar. Ich hatte eine Mutter, die sehr viel Wert auf Reinlichkeit und Körperpflege legte. Leider konnte ich als Kind und später als pubertierender Junge diesen Ansprüchen kaum gerecht werden. Das war nicht immer leicht für mich!

Beim Kreieren dieses Duftes hatte ich genau diese Bilder im Kopf. Bilder die sich wie beim Durchblättern eines Albums in Erinnerung bringen und besondere Gefühle auslösen. Doch Bilder wollte ich diesen Duft nicht nennen, deshalb habe ich ihn Photo genannt.

Moderator: Verstehe ich das richtig, sie wollten Sauberkeit in Flakons abfüllen?

Karli (immer noch lispelnd): In der Tat, das war meine Absicht! Wenn man nicht zu jeder Zeit und überall sauber sein kann, so kann man wenigstens danach duften. Probieren sie es aus!

Moderator: Das werde ich, ich habe eine ähnliche Mutter wie sie (lacht)!

Karli mit leiser Stimme zum Moderator gebeugt: Darf ich noch jemanden grüßen?

Moderator: Natürlich!

Karli: So Mutter, jetzt gibt es nichts mehr zu meckern, und Vater bekommt von mir die 1 Liter-Pulle mit Nachfüllpack auf Lebenszeit.

ENDE!
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Karli vor 9 Jahren 11 5
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Die zweite Haut oder Ich bin hier der Boss
In den 70er Jahren waren Polyester, Nylon und Viskose Dauergäste in meinen Kleiderschrank. Man fand dort Hemden mit großen Mustern und extrem langen Kragen. Die Hemden waren so eng geschnitten, dass man als Kind hätte Platzangst kriegen müssen. Die bunten Kragen trug man dann über einem einfarbigen Wollpullunder in himmelblau, sonnengelb oder grasgrün. Neonfarben kamen erst Mitte der 80er Jahre auf und hätten sowieso nicht in diese blumige Zeit gepasst. Ich kann mich erinnern, dass wir beim Spielen die Kragen oft hochklappten, weil unsere Gesichter so schön dahinter verschwanden.
Geliebt habe ich auch die Rollkragenpullover, die, wenn einem so richtig schön warm wurde, am Hals kribbelten und kratzten bis die Haut rot wurde. Und zu guter Letzt gab es die großartigen Schlaghosen unter denen man keine Schuhe mehr sehen konnte oder an die man eine Borte mit Blumenmotiven nähte, wenn die Beine schneller wuchsen als der Bauchumfang (was als Kind durchaus noch möglich war). Wer sich solche Kleidung überhaupt nicht vorstellen kann, sollte mal einen Schlager-Move besuchen.

Aber es gab auch 2, 3 Stücke, die ich geliebt habe. Weiße Hemden waren dabei, die überhaupt keine Naturfaserangaben im Etikett hatten. Das tolle an diesen Hemden – so meine Mama – man brauchte sie nicht zu bügeln. Tat man es doch und das Eisen war zu heiß, konnte es passieren, dass das Hemd darunter kleben blieb und zu kleinen schwarzen Kunststoffkügelchen zusammenschrumpelte. Ich hatte damals kurz überlegt ob ich das Experiment heimlich durchführen möchte, hab mich aber lieber dagegen entschieden. Diese Hemden lagen an wie eine zweite Haut, was mich überhaupt nicht störte. Ich habe sie oft und gern getragen, und zwar immer so lange bis ich zu schwitzen begann. Danach war es unerträglich…

Nein, Boss Selection duftet alles andere als schweißabsorbierende Polyesterhemden. Er duftet 100 Mal schöner, ist aber mindestens genauso eng am Körper. Die Sillage ist kaum wahrnehmbar, was diesen Duft zu einem hervorragenden Büroduft macht. Er „vergewaltigt“ die Zimmergenossen nicht, sondern fängt sie wie ein leichter Windhauch ein. Das Gesamtkonzept des Duftes entspricht der allseits bekannten eierlegenden Wollmilchsau und passt zu jedem Typen, zu jede Tag- und Nachtzeit, an jeden Ort, in jede Jahreszeit und in alle denkbaren Jahrzehnte. Trotz seiner Unaufgeregtheit ist der Duft aber nicht einfach oder gar billig. Er ist viel mehr sehr fein und schick abgeschmeckt und duftet elegant und edel: Ein Anzugduft, der auch zu Sakko und Jeans passt. Ich trage diesen Duft immer dann, wenn mir nichts Besseres einfällt oder ich nicht auffallen möchte.

Wer aber doch gerne auffallen möchte, für den habe ich einen Tipp: Benutzt keinen Duft (auch diesen hier nicht), kein Deo und zieht kein Unterhemd an. Schlüpft direkt ins Polyesterhemd und darüber einen Wollpullunder. Und dann lauft 2x die Straße hoch und runter. Ich schwöre euch, danach hat man Aufmerksamkeit – wenn auch nicht die, die man gerne haben möchte.
5 Antworten
Karli vor 9 Jahren 9 2
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mr. Beans Tochter
Wir alle kennen das, man sieht einen Mann und eine Frau auf der Straße und fragt sich, wie wohl die Kinder dazu aussehen. Ich selbst finde solche Sachen total spannend und bin überrascht, wie oft ich die Kinder einwandfrei zuordnen kann oder aber völlig daneben liege. Nicht immer sind die äußeren Merkmale so offensichtlich wie bei Boris Becker und seiner Tochter Anna.
Was mich anbelangt, ich bin ein Mischkind (nicht Mischling). Ich soll viel von meiner Oma mütterlicherseits haben, was eine Zuordnung zu meinen Eltern erheblich erschwert. Egal.

Mr. Bean - oder besser Rowan Atkinson – ist ein begnadeter Komiker. Sein Humor und vor allem seine Mimik sind legendär und treiben mir regelmäßig Tränen in die Augen. Es ist Jahre her, da kursierte eine Mail mit der Frage durch die Lande, wie wohl seine Tochter aussehen würde. Ich nahm mir also ein paar Sekunden Bedenkzeit, kam aber zu keinem erfreulichen Ergebnis. Umso mehr war ich positiv überrascht, als ich den Mailanhang öffnete und mich ein wirklich hübsches Mädchen anlächelte, welches mit dem „angeblichen“ Vater kaum Ähnlichkeiten hatte.

Nach dem diese Frage geklärt war, nahm ich mir noch ein paar Sekunden Bedenkzeit und stellte mir vor, ob dieses bezaubernde Wesen wenigsten die gleichen Grimassen wie ihr Papa machen kann. Mir wurde aber ziemlich schnell klar, dass ich das eigentlich gar nicht wissen wollte.

Heute trage ich zum 4 oder 5 Mal Jules Verne und überlege, wie ich den Duft am besten beschreiben kann. Inhalte wie Eukalyptus und Zitrusfrüchte sind deutlich erkennbar und geben dem Duft einen sommerlichen und frischen Charakter. Dazu schwingt ein leicht stechender Ton mit, der mich ganz stark an L'Eau d'Issey pour Homme von Miyake erinnert. Die Haltbarkeit ist mit 10 Stunden im ordentlichen Bereich und die Sillage fängt Freunde und Gäste sehr schön ein, ohne zu erdrücken. Der Duft ist wunderbar für den Sommer geeignet und lässt sich von Damen und Herren jeden Alters und überall tragen.

Alles klar, würde der geneigte Leser jetzt feststellen, Jule Vernes duftet wie L'Eau d'Issey!

Aber nein, weit gefehlt. Jules Verne und L'Eau d'Issey scheinen zwar die gleichen „Geruchseltern“ zu haben, dennoch ist Jules Verne lange nicht so bissig oder aufdringlich wie sein japanischer Vater. Er ist am Ende sogar wesentlich hübscher, weicher, anschmiegsamer und ausgewogener. So viel dazu!

Ich gebe zu, der Vergleich mit Herrn Bohne und seiner Tochter mag deutlich hinken, trotzdem kann man mit der Vorstellung von L'Eau d'Issey nicht unmittelbar auf Jules Verne schließen.

(Wenigstens ist L'Eau d'Issey 5 Jahre älter, was die Vater-Tochter-Theorie einigermaßen aufrecht erhalten würde. Obgleich: Vater mit 5 Jahren…?). Kompliziert dieses ganze Gedankenkonstrukt, am besten ihr probiert es selbst aus.

Für mich ist Jules Verne so hübsch wie die Tochter von Mr. Bean in einem sommerlichen Abendkleid, und alles andere interessiert mich nicht die Bohne!
2 Antworten
Karli vor 9 Jahren 16 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Meine Güte, nun sitz doch mal still!
Als kleiner Junge war ich sehr aktiv: Auf Bäume klettern, Höhlen bauen und den ganzen Tag draußen an der frischen Luft. Am Tisch konnte ich kaum still sitzen, und es war oft nur dem beherzten Eingreifen meiner Eltern zu verdanken, dass ich beim Kippeln nicht rücklings nach hinten fiel und dabei die Tischdecke samt Mahlzeit mit in die Tiefe zog. Besuche bei Verwandten waren für meine Eltern ein Graus, denn war mir langweilig turnte ich durch die Wohnung, hüpfte auf den Polstermöbeln herum und tobte durch die Betten. Ungehorsam oder frech war ich nicht, nur etwas lebhaft!
Ruhig war ich eigentlich nur auf Mutters Schoß, wenn sie mich im Nacken kraulte oder ich nach 15 Stunden Vollgas, erschlagen ins Bett fiel.

Aber auch ohne medizinische Unterstützung oder irgendwelcher Besuche bei Fachärzten haben meine Eltern und ich diese sehr aktive Lebensphase längst hinter uns gebracht. Aktiv werde ich jetzt nur noch auf dem Weg zum Kühlschrank oder wenn ich auf der Straße meinen Hals nach hübschen Mädchen verdrehe.

Brauch ich also einen Duft der Active Bodies heißt? Zum Beleben meines mittlerweile unsportlichen mitvierziger Bodies bestimmt nicht. Zum Wohlduften und Wohlfühlen aber dann doch ganz bestimmt!

Diesen Duft Active Bodies zu nennen ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass Adidas Sportklamotten herstellt. Inwieweit die Entwickler von Trainingshosen und Fußballschuhen auch beim Kreieren dieses Duftes Hand angelegt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Letztlich spielt es aber für mich auch keine Rolle, denn der Duft ist sehr gut.

Wer einen klassischen Sportduft erwartet wird enttäuscht sein. Acitve Bodies enthält zwar eine Menge „Zitronensaft“, diese ist aber eher weich und cremig eingefangen, als dass sie spritzig frisch oder aquatisch rüberkommt. Einen wirklichen Duftverlauf nehme ich hier nicht wahr, dafür hält Active Bodies locker seine 10 Stunden durch.

Active Bodies können im Anzug durch die Büros jagen oder im Abendkleid über den Tanzboden schweben. Sie können mit Lumpi durch den Wald joggen oder auf dem Skateboard durch die Einkaufzone cruisen. Ganz egal wo, wann und von wem, der Duft ist multitaskingfähig und global einsetzbar.

Nach 2 Jahren Parfumo hat man die große Duftwelt so ziemlich in alle Richtungen bereist. Dass man hier aber einen super Duft für 25 Euro in einer 100ml Pulle bekommt, hätte selbst ich nicht zu träumen gewagt. Ein glücklicher Umstand, der mir direkt zappelig werden lässt (auch ohne hübsche Mädchen).
4 Antworten
Karli vor 9 Jahren 9 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Nadelstreifenanzug und Mopedhelm
17:00 Uhr, endlich Feierabend. Ich habe ein erfolgreiches Meeting in der City Nord gehabt und bin bester Stimmung. Alles ist perfekt gelaufen und mit dieser Energie kann ich die 6 Stockwerke aus dem Gebäude spielend über die Treppe bewältigen.

In der 3. Etage fehlt bereits die Krawatte und die obersten Knöpfe meines Hemdes sind gelöst. In der Eingangshalle angekommen rufe ich dem Kollegen an der Information ein fröhliches „Schönen Abend noch“ zu und schmeiße mein Jackett über die Schulter, mein Aktenkoffer schwingt dabei fröhlich hin und her. Flugs durch die Drehtür und raus in die Sonne. Es ist Mai und mit 22 Grad angenehm warm. Die Vögel singen als wollten sie mich zum Frühabend begrüßen. Die Tulpen, Narzissen und Hyazinthen vor dem Firmenparkplatz erstrahlen in einer Pracht, die nur ein Ignorant übersehen würde. So einen Ausklang eines Arbeitstages habe ich mir verdient – und das beste kommt noch.

Nur ein kleiner Windstoß reicht und ich nehme noch wage den Duft meines Parfums von heute Morgen war: Maserati von La Martina!

Von der Firma ist es nur ein kurzer Weg bis zur Bahn und von dort geht es direkt nach Hause. Die Familie ist ausgeflogen und das passt heute wunderbar. Schnell zwei Sandwiches verdrückt und dabei umgezogen; der Nadelstreifenanzug wird gegen Jeans, Cowboystiefel und Lederjacke getauscht. Den Helm gepackt und ab in die Tiefgarage. Dort steht die uralte Puch, die ich von meinem Vater geerbt habe. Schon als 16-Jähriger durfte ich damit fahren, obwohl ich damals noch keinen Führerschein hatte. Nur zu besonderen Anlässen wird sie angeschmissen - und heute ist so ein Anlass.

Nach dem 3. Startversuch springt sie an. Was für ein Knattern!

Es geht rauf auf die Straße und über die Dörfer Richtung Elbe. Schnell bin ich mit der Fähre übergesetzt und im Alten Land. Es ist immer noch Apfelblüte und ein unheimlich schöner Anblick. Rechts der Deich, auf dem bei diesem Wetter viele Spaziergänger unterwegs sind. Hinterm Deich sieht man hin und wieder die Schornsteine großer Schiffe, die aus aller Welt Richtung Hamburger Hafen fahren. Ich fahre langsam und atme immer wieder den Duft des Frühlings ein. Und auch Maserati mischt sich dazu.

Zugegeben eine alte Puch ist kein Sportwagen. Da aber der Duft auch nicht die große Parfumkunst offenbart, passt das schon irgendwie zusammen. Auf jeden Fall kann man Maserati zu beiden Anlässen tragen, zu einem Tag im Nadelstreifenanzug, wie auch zu einem Tripp auf einem alten Moped. Frühling sollte schon sein, denn der Duft hat eine grüne Frische, etwas Pfeffer, ein wenig helles Holz und etwas Würze. Und spätestens wenn man den Nadelstreifenanzug abgestriffen hat und in die Jeans schlüpft, muss nachgesprüht werden. Mehr Kraft hat der Maserati leider nicht und der Name des Duftes verspricht letztlich mehr, als er am Ende hält. Dennoch bekommt man einen guten Wegbegleiter, der zwar nicht glänzt wie ein Sportwagen in der Sonne, einen aber auch nicht wie auf einem Steckenpferd über die Wiese hoppeln lässt.

Langsam dämmert es und ich drehe um. Die Fähre wartet auf mich und kurzerhand bin ich wieder auf der anderen Seite. Ich hab die untergehende Sonne im Rücken und sie zeigt mir den Weg nach Hause. Zuhause brennt Licht, die Familie wartet schon auf mich.

Ab in die Tiefgarage, und Danke, dass du durchgehalten hast! Hat mir viel Spaß gemacht: der Arbeitstag, die Puch, die Apfelblüte und Maserati von La Martina.
2 Antworten
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