09.06.2017 - 15:00 Uhr

Meggi
1019 Rezensionen

Meggi
Top Rezension
21
Ich wähle ein Teil-Perdu
Darüber, wie ein Paradies beschaffen sein sollte, gehen die Meinungen bekanntlich auseinander. Kaum verwunderlich daher, dass die bisherigen Verlautbarungen hier kein einheitliches Bild von dem bieten, was da nun eigentlich perdu ist. Und ich komme mir vor, als stünde ich mit der nächsten Nebelkerze bereit…
Den Auftakt bestreitet was Herb-Zitrisches, dann spekuliere ich ein Weilchen über Elemi und Galbanum. Aber bevor ich alles ordnen kann, schiebt sich ungefragt ein Gedanke an wächserne Tuberose hinzu. Nanu? Rasch verfalle ich darauf, dass mich ein nennenswerter Anteil von Paradis Perdu verblüffend genau an Voyance von Baruti erinnert - dort werden Tuberose und Vetiver verblendet.
Ein Parallel-Test enthüllt, dass die Assoziation stilistisch mitnichten absurd ist, doch hinsichtlich ihrer Ursache bin ich ratlos, schließlich riecht der Frapin nicht nach Tuberose und zu einem frühen Vetiver passte das ebenso wenig. Von Duft-Zwillingen kann mithin keine Rede sein, ohnehin vergleiche ich einen Ausschnitt mit einem Ganzen. Seltsam.
Erstmal schnell weitermachen. Denn der Frapin hat seinen Weg schon fortgesetzt, und zwar ins Grüne hinein; flankiert… ach was: dominiert von einem zitrisch-zitronenschaligen Stechen. Zitronat-Zitrone ist plausibel. Alsbald entsteht ein Spannungsfeld zwischen grün-harzig-wächsernen und einem weiterhin ziemlich bissigen Frucht-Irgendwas. In Bezug auf Letzteres erlebe ich einen Aha-Effekt, als ich lese, dass der Geruch von „Paradisamide“ beschrieben wird als „Guave und Passionsfrucht mit Nuancen von Grapefruit, Rhabarber und schwarzer Johannisbeere“. Abgehakt. In Anbetracht der enormen Stabilität und Haltbarkeit dieses Aromas drängt sich die Frage auf, ob außer dem künstlichen Riechstoff überhaupt noch allzu viel anderes aus der Frucht-Ecke enthalten ist.
Gelegentlich taste ich unverdrossen versuchsweise in Richtung Voyance-Quervergleich und rätsele vor mich hin, weil ich meine Idee mal mehr, mal weniger nachvollziehbar finde. Ad acta mag ich die Sache allerdings nie legen.
Im Laufe des Vormittags beginnt die Vermutlich-Laborfrucht-Tröte, mich in ihrer charakterlichen Unveränderlichkeit zu nerven und ich würde ein „Teil-Perdu“ dieser Note langsam durchaus begrüßen. Das scheint ihren Aromen-Kollegen ähnlich zu gehen. Sie lassen die (vermeintliche) Chemie einfach vor sich hinbölken, während sie ihrerseits im Hintergrund zur Mittagszeit hin neue eigene Aktivitäten aufnehmen. Unter der Tröte wird es dunkler und runder. Eine reichhaltige Auswahl an Holz ist deutlich zu spüren, dazu hell-cremiges Harz. Und endlich geht besagtem Getute allmählich die Luft aus. Die harzigen Noten rücken richtig in den Vordergrund und - da ist sie tatsächlich wieder, die partielle Voyance-Gemeinsamkeit, und sie begleitet mich nunmehr durch den Nachmittag.
Die beiden sind freilich keineswegs Duft-Zwillinge, erwähnte ich das bereits? Die Unterschiede im Gesamtbild bleiben evident. Vor allem legt Paradis Perdu mit dem nächsten Stich nach. Was ist das jetzt? Vielleicht hat ein Gummi-Sauer-Vetiver insgeheim irgendwo gelauert und ergreift seine Chance, direkt in die widerwillig schwindenden Pieksefrucht-Reste reinzugrätschen. Falls das als Linie jene Penetranz spiegeln soll, mit der uns Kirchens nimmermüde an unsere ewige Sündenhaftigkeit und Paradiesverlorenheit erinnern: Och nö, da ist mir nicht nach.
Ich sollte Paradis Perdu beiseitelegen. Es kommt mir nämlich vor, als habe Herr Drosopoulos den schönsten Aspekt von Paradis Perdu gleichsam gekapert und per „Spin Off“ mit seinem Voyance zum separaten Duft erhoben. Auf meine Bewertung dafür packe ich glatt noch einen halben Punkt drauf. Schade, dass ich letztlich nicht aufklären kann, wie die Ähnlichkeit stofflich zustande kam.
Fazit: KEINE DUFTZWILLINGE! Kann man nicht oft genug sagen.
Ich bedanke mich bei Puck1 für die Probe.
Den Auftakt bestreitet was Herb-Zitrisches, dann spekuliere ich ein Weilchen über Elemi und Galbanum. Aber bevor ich alles ordnen kann, schiebt sich ungefragt ein Gedanke an wächserne Tuberose hinzu. Nanu? Rasch verfalle ich darauf, dass mich ein nennenswerter Anteil von Paradis Perdu verblüffend genau an Voyance von Baruti erinnert - dort werden Tuberose und Vetiver verblendet.
Ein Parallel-Test enthüllt, dass die Assoziation stilistisch mitnichten absurd ist, doch hinsichtlich ihrer Ursache bin ich ratlos, schließlich riecht der Frapin nicht nach Tuberose und zu einem frühen Vetiver passte das ebenso wenig. Von Duft-Zwillingen kann mithin keine Rede sein, ohnehin vergleiche ich einen Ausschnitt mit einem Ganzen. Seltsam.
Erstmal schnell weitermachen. Denn der Frapin hat seinen Weg schon fortgesetzt, und zwar ins Grüne hinein; flankiert… ach was: dominiert von einem zitrisch-zitronenschaligen Stechen. Zitronat-Zitrone ist plausibel. Alsbald entsteht ein Spannungsfeld zwischen grün-harzig-wächsernen und einem weiterhin ziemlich bissigen Frucht-Irgendwas. In Bezug auf Letzteres erlebe ich einen Aha-Effekt, als ich lese, dass der Geruch von „Paradisamide“ beschrieben wird als „Guave und Passionsfrucht mit Nuancen von Grapefruit, Rhabarber und schwarzer Johannisbeere“. Abgehakt. In Anbetracht der enormen Stabilität und Haltbarkeit dieses Aromas drängt sich die Frage auf, ob außer dem künstlichen Riechstoff überhaupt noch allzu viel anderes aus der Frucht-Ecke enthalten ist.
Gelegentlich taste ich unverdrossen versuchsweise in Richtung Voyance-Quervergleich und rätsele vor mich hin, weil ich meine Idee mal mehr, mal weniger nachvollziehbar finde. Ad acta mag ich die Sache allerdings nie legen.
Im Laufe des Vormittags beginnt die Vermutlich-Laborfrucht-Tröte, mich in ihrer charakterlichen Unveränderlichkeit zu nerven und ich würde ein „Teil-Perdu“ dieser Note langsam durchaus begrüßen. Das scheint ihren Aromen-Kollegen ähnlich zu gehen. Sie lassen die (vermeintliche) Chemie einfach vor sich hinbölken, während sie ihrerseits im Hintergrund zur Mittagszeit hin neue eigene Aktivitäten aufnehmen. Unter der Tröte wird es dunkler und runder. Eine reichhaltige Auswahl an Holz ist deutlich zu spüren, dazu hell-cremiges Harz. Und endlich geht besagtem Getute allmählich die Luft aus. Die harzigen Noten rücken richtig in den Vordergrund und - da ist sie tatsächlich wieder, die partielle Voyance-Gemeinsamkeit, und sie begleitet mich nunmehr durch den Nachmittag.
Die beiden sind freilich keineswegs Duft-Zwillinge, erwähnte ich das bereits? Die Unterschiede im Gesamtbild bleiben evident. Vor allem legt Paradis Perdu mit dem nächsten Stich nach. Was ist das jetzt? Vielleicht hat ein Gummi-Sauer-Vetiver insgeheim irgendwo gelauert und ergreift seine Chance, direkt in die widerwillig schwindenden Pieksefrucht-Reste reinzugrätschen. Falls das als Linie jene Penetranz spiegeln soll, mit der uns Kirchens nimmermüde an unsere ewige Sündenhaftigkeit und Paradiesverlorenheit erinnern: Och nö, da ist mir nicht nach.
Ich sollte Paradis Perdu beiseitelegen. Es kommt mir nämlich vor, als habe Herr Drosopoulos den schönsten Aspekt von Paradis Perdu gleichsam gekapert und per „Spin Off“ mit seinem Voyance zum separaten Duft erhoben. Auf meine Bewertung dafür packe ich glatt noch einen halben Punkt drauf. Schade, dass ich letztlich nicht aufklären kann, wie die Ähnlichkeit stofflich zustande kam.
Fazit: KEINE DUFTZWILLINGE! Kann man nicht oft genug sagen.
Ich bedanke mich bei Puck1 für die Probe.
16 Antworten