KleinKirivi

KleinKirivi

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1 - 5 von 6
KleinKirivi vor 9 Monaten 16 4
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Earendils Stern
Angeregt durch @Turandots aktuellen Blogbeitrag „Rückblick und Ausblick“ wurde ich auf Parfums de Nicolaï aufmerksam.

Ähnlich wie meine liebe Mit-Parfuma hänge ich ein bisschen fest in meiner eigenen Bubble hier: ich kreise um die alten Düfte und Traditionshäuser, streichle meine Vintageflakons und selten können Neuheiten meine guerlainesk erhobene Parfumsnobnase begeistern. Nische ist was stattfindet, nachdem die relevanten Düfte eh - und das bereits vor Jahrzehnten - lanciert wurden. Hochpreisiges Blendwerk.

Sprich: ich finde mich grad selbst doof und langweile mich mit meiner Hochnäsigkeit - im wirklich wahrsten Sinn. Und wahrscheinlich alle anderen auch.


Auf diesen kargen Boden fiel nun der Blogbeitrag und ich las: Patricia de Nicolaï.

Meine Recherchemaschine lief an, noch geschmiert durch den Umstand, dass Mme ja doch irgendwie Guerlain ist (Nichte von Jean-Paul G.), ich also nicht komplett außer Rand und Band. Die ersten interessanten Düfte wurden ausgemacht, und nun stand ich vor der ersten Hürde: wo schnuppern?

Es geschah, was nicht hätte geschehen dürfen: exakt 20 Gehminuten von mir entfernt gibt es eine Nischenparfümerie, die die Düfte führt. Nische. 20 Minuten. Seit vier Jahren bereits, und ich wusste nichts davon. Und viele andere Düfte ebenfalls. Ich bin ruiniert, bereits jetzt.

Natürlich bin ich sehr bald hin, habe viel geschnuppert und mich für diesen Duft hier entschieden.
Mein Wunsch war ein anschmiegsamer, warmer, cremig pudrig vanilliger Duft, der nicht erdrückt, warme Tage toleriert, aber bereits einen Ausblick auf den Herbst gibt. Und hier ist er.

Ich spare mir hier die genaue Beschreibung des Duftverlaufs, die Duftpyramide bildet es ganz gut ab.

Frisch aufgesprüht fragten mich alle meine Lieben, was das ist, das da so toll duftet. Hat hier noch niemals vorher jemand gemacht, und die kennen mich nur mit Flakon in der Hand.

Im Herz trägt hier für mich die Irisbutter, die ich von "Black Tie | Celine" liebe, das Geschehen, ohne zu schmierig zu werden. Dafür sorgen Nelke und Pfeffer.

Die Basis ist zum Niederknien. Schaut man sich hier die Noten an, könnte man einen schweren, dunklen Fonds vermuten. Gar nicht! Irgendwas mischt da mit und sorgt dafür, dass der Duft strahlt. Warm. Sinnlich. Hell. Ich mußte irgendwie an Galadriels Geschenk an Frodo Beutlin denken, die Phiole aus Kristall mit dem Licht von Earendils Stern. So duftet er.

Und jetzt kommt‘s: über Tage! Der Duftstreifen liegt jetzt den vierten Tag auf meinem Schreibtisch und hin und wieder trifft mich ein Luftzug. Sensationell.


Ich freue mich. Es gibt sie doch noch, die wirklich guten Düfte, auch heute.
(Ok. Etwas Guerlain ist ja doch drin.)

Danke an die liebe Parfuma , die mir mit ihren Worten den Schubs gegeben hat.
Danke an Mme Nicolaï für dieses Meisterwerk.

Für mich heißt es nun, auf zur weiteren Entdeckungsreise.

4 Antworten
KleinKirivi vor 9 Monaten 9 2
8
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Es war einmal……
….. eine wunderbar tiefe, samtige, pfeffrig-rumige Vanille. Ein bisschen wie Rum-Rosinen auf duftigem Bourbon-Vanille-Eis, tief, fast sämig. Müßte ich einen Stoff für diesen Duft wählen, wäre es Samt.

Kennen gelernt habe ich diese Vanille vor vielleicht acht, neun Jahren im KaDeWe am Guerlain Counter. Ein wahnsinns Duft mit einer enormen Haltbarkeit und angenehmen Sillage, beides dem Thema, der Marke und dem Preis angemessen.

Im Anschluss hatte ich eine Abfüllung, die mich begeistert hat, gewonnen hat das Kräftemessen damals jedoch die "Tonka Impériale | Guerlain" . Es war mehr das, was ich suchte. Mir war mehr nach Bohne, nicht nach Schote. Die Schote war dennoch toll!

Heute nun bin auf der Suche nach einer Vanille, der einen für mich, und ich erinnerte mich an die SDV. Meine nun getestete Abfüllung stammt aus einem aktuellen Sharing.

Was auch immer Guerlain in den letzten Jahren mit dem Duft veranstaltet hat, man hätte es lassen sollen. Vanille ist da. Double - nein. Beschwipst ist da auch nichts mehr, keine Spur von der ehemals vorhandenen rumigen Malzigkeit. Wüßte ich es nicht besser, würde ich behaupten, einen Teeduft vor mir zu haben. Ein bisschen Oolong, aber mit etwas zu wenig Blatt aufgegossen und zu kurz gezogen.
Der Weihrauch taucht mit dem Pfeffer zu Beginn auf (übrigens war der Pfeffer früher auch in Rum eingelegt!), und dann kommt nur noch eindimensionale Vanille, flach, uninspiriert. Mir ist, als wäre da jemand sparsam gewesen, hätte mit den Zutaten gegeizt, alles verwässert, lieber weniger als mehr. Früher hat man aus vollen Kanonen geschossen. Das ist nicht mehr die SDV, die ich kennen gelernt habe.

Die Haltbarkeit ist ein Witz. Bei mir sind es maximal drei Stunden, dann ist der Duft weg. Auf der Kleidung hält er etwas länger.
Die Sillage folgt dem.

Ich bin echt einfach traurig. Schade um diesen Duft.
2 Antworten
KleinKirivi vor 10 Monaten 13 4
4
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Frisörbesuch
Vorwort: ich bin Baujahr 75. Ich mag die alten Klassiker und Chypres. Damit dürfte meine Haltung zu süßen, lauten Düften in zu blingblingbunten Flakons eigentlich erklärt sein. Aber: meine Kinder lehren mich jeden Tag, offen zu sein und neugierig zu bleiben. Und nun sitze ich hier mit einem Xerjofflastigen Wanderbrief. Schlimmes erwartend. Auf überraschend Positives hoffend. Wirklich.

Zum Duft:
Ich denke ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Erba Pura sowohl in Social Media als auch hier bei Parfumo Kultstatus genießt. Jedenfalls wäre das der erste Duft, der mir einfällt, wenn ich Xerjoff höre. „Fruchtig-süß“ ist per se nicht meine Richtung, es war also von Beginn an klar, dass das hier kein Wunschlistenkandidat ist. Dennoch war ich sehr gespannt, da ich sehr wohl trennen kann zwischen Duft ist doof, mag ich nicht und Duft ist gut gemacht, aber nicht mein Ding (so zb bei "Angel (Eau de Parfum) | Mugler" )

Bei dem "Erba Pura | XerJoff" suche ich die genannte Kopfnote vergebens: von Zitrone, Orange und insbesondere Bergamotte keine Spur. Ich liebe Bergamotte und hatte auf zumindest etwas leicht herbe Frische im Auftakt gehofft, als kleiner Kontrapunkt zur dann sicher bald folgenden Fruchtsüße. Leider nix.

Es macht sich sofort der Fruchtkorb breit, süß, schwülstig, drüber, überall. Und da ist er nun, und bleibt. Für mich leider eine Kopfwehnote, die bis in den Magen dringt und leichte Übelkeit verursacht.

Ich überlege die ganze Zeit, woher ich diesen Geruch kenne, und dann kam es: es riecht wie früher in Damensalons. Nach Schaumfestiger und Haarspray. Ich glaube der Schaumfestiger des Drogerie-Branchenführers war es, ich sach jetzt nix.
Und das war’s. Für meine Nase kommt da nichts mehr, keine Veränderung, kein Verlauf, der Duft ist sehr statisch und einfach nur künstlich, süß. Es gibt nichts, was neu wäre, überrascht, oder wohltuend irritiert.

Die Basisnote würde mir sehr gefallen, läge da nicht der Schleier übersüßer bereits leicht angegorener Früchte drüber.

Unbenommen: Haltbarkeit und Sillage sind wirklich gut, das könnte manch anderem Hersteller als Vorbild dienen. Flakon passt zum Duft.

Und nun? Wer süß mag, braucht und liebt und keine weiteren Erwartungen an ein Parfum hat im Sinne von Duftverlauf und der Erwartung irgendeiner Aussage, die Raum läßt für Gedankenspiele, wird hier glücklich.
Alle anderen, und ich fürchte auch wirklich alle anderen, haben nichts verpasst.

Wirklich unverhältnismäßig finde ich hier den Preis. Gut, Sillage und Haltbarkeit sind top. Aber so viel Geld für nur süß? Da gibt es gleich teure, ähnlich süße, aber deutlich bessere Parfums im Sinne von Komposition, Duftverlauf, Komplexität.
4 Antworten
KleinKirivi vor 11 Monaten 6 1
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wohlfühlduft
Ich mag "For Her (Eau de Parfum) | Narciso Rodriguez" , ein Immergeher zu dem ich greife, wenn mir sonst nix einfällt, den ich jedoch insgesamt als „kühl“ empfinde. Manchmal brauche ich den Immergeher in „warm“, und das ist für mich hier "Narciso (Eau de Parfum Poudrée) | Narciso Rodriguez" .

Und wenn ich jetzt beschreiben möchte, was der Duft für mich ist, fällt mir nur ein, was er eben nicht ist.
Ich finde ihn nicht sexy, dafür ist er zu plüschig, ihm fehlt die erotische, animalische Note.
Ich finde ihn nicht businesstauglich, dafür ist er zu süß.
Ich finde ihn nicht ladylike, dafür ist er zu warm, zu nahbar.
Ein Sauberduft ist es auch nicht, dafür ist er zu dicht und etwas schwülstig.

Was macht ihn also für mich aus? Eben das.
Es ist für mich ein Duft ohne Ecken und Kanten, etwas profillos. Genau richtig für die Tage, an denen ich überhaupt keine Lust habe, irgendetwas für andere zu sein, eine Rolle wahrzunehmen, Profil zu zeigen. Wenn meine Konturen etwas verwischen. Genau dann ist er perfekt, wie eine warme weiche Decke.

Haltbarkeit ist ordentlich, Sillage zunächst ebenfalls, wird aber mit den Stunden zurückhaltender.

Der Flakon ist schlicht, schön, puderfarben.

Kein Duft, den man haben muss oder bei dem man etwas verpasst, wenn man ihn nicht kennt.
Ich mag ihn sehr gern.
1 Antwort
KleinKirivi vor 11 Monaten 7 1
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Sonnencreme 2.0
Von einer Kollegin habe ich eine Handvoll Abfüllungen überlassen bekommen mit den Worten „mögen wir nicht (wir sind eher orientalisch geneigt), kannst ja trotzdem mal gucken, schadet nicht sie zu kennen“.

Noch im Büro halte ich komplett frei von Erwartungen die Nase an den Sprüher und stutze. Schön! Cremig! Süß aber nicht zu viel. Frisch. Aber nicht zu viel. Ah, Hermès! Na sowas! Vorsichtig habe ich einen Sprüher gewagt und mich an die Arbeit gemacht, wirklich guter Laune.

Der Duft startet schön frisch, nicht fruchtig wie zumeist, sondern es ist der Ingwer, der mit seiner würzigen Frische daherkommt und mich einfängt. Dann folgen sogleich cremig die Tuberose - ohne mich zu ersticken, was sie sonst echt gut kann! - und im Hintergrund sanft das Sandelholz. Und die drei bleiben, lassen sich abwechselnd blicken und hinterlassen ein andauerndes Wohlgefühl. Ich, die ich sonst gerne opulentere Düfte mag, erfreue mich hier an der Reduziertheit der Noten, die ich wahrnehme. Kein großes Orchester, dennoch tolle Musik!

Ein Flakon mußte her, und ich trage den Duft nun ab dem späten Frühjahr und gewiss auch gern im Sommer. Er hat eine Anmutung von Sonnencreme, aber ohne die hawaiianische Opulenz von zB "Terracotta Le Parfum | Guerlain" , den ich sehr liebe im Hochsommer, der mir aber auch gern mal zuviel ist.

Die Sillage ist da, wo ich sie eh gern habe: recht nah bei mir, nach einer Umarmung zur Begrüßung wird der Duft vom Gegenüber aber wahrgenommen. Die Haltbarkeit bewegt sich im durchschnittlichen Bereich, was für mich ebenfalls passt, da mir nicht selten im Laufe des Tages der Kopf nach einem Wechsel steht.

Flakon: ok. Ich hätte den schwarzen Plastikhut als Deckel nun nicht gebraucht, das kann Hermès besser. Aber kein Drama.

Für mich insgesamt eine unverhoffte Entdeckung.
1 Antwort
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