Dufthauptstadt Köln
Wenngleich Dietmar Wischmeyer einen herrlich fiesen wie lustigen Text über Köln verfasst hat https://www.youtube.com/watch?v=HHVyEvRgn2s, ist Köln eine Reise wert. Ich habe Köln 2004 im Ausnahmezustand des Weltjugendtags erlebt, dann vor ca. zehn Jahren als kleinen Neujahrsurlaub und jetzt nochmal als Kurzurlaub in den Sommerferien.
Bevor ich zum eigentlichen Parfumthema komme, kurz das Drumrum. Das Walraff-Richartz-Museum ist recht günstig, u 18 sogar kostenlos und bietet eine Sammlung mit Schwerpunkt Barock und 19. Jahrhundert sowie Mittelalter. Letztere Abteilung haben wir nicht besichtigt, Barock und die aktuelle Ausstellung Blumenstillleben intensiv und noch etwas das 19. (mein sechsjähriger Sohn war mit). Was ich nicht wusste: wenn man zweimal umfällt, steht man vor Farina. So bin ich unverhofft zu einer Führung gekommen. Dazu später mehr.
Ein sinnliches Erlebnis ist auch das Schokoladenmuseum: sehen, hören, riechen, schmecken, anfassen. Kein Wunder, dass Kinder es lieben.
Am Rhein spazieren gehen im sommerabendlichen Trubel macht Spaß, zwischendurch ein Pfund Gouda, von den Einheimischen "halver Hahn" genannt, Röggelchen darf nicht fehlen! Ich bin keine Biertrinkerin, aber sogar ich krieg ein 0,2 Kölsch runter.
Mein Sohn liebte den Wasserspielplatz, ebenfalls am Rhein gelegen. Überhaupt habe ich die Kölner als sehr kinderlieb und freundlich wahrgenommen. Viele haben eine offene, im positivsten Sinne gesprächige Art, so dass wir uns immer und überall wohlgefühlt haben.
Bei einem Abendspaziergang bin ich an einer Nischenparfumerie vorbeigekommen. Ich weiß leider nicht mehr genau, welche das war, vlt. war es die Duftkunsthandlung (https://www.duftkunsthandlung.de). Ich hatte keine Gelegenheit, sie nochmal zu Öffnungszeiten zu besuchen, aber es wirkte mal interessant.
Irgendwo in der Fußgängerzone ist ein interessanter Laden, der neben Textilien auch Parfum verkauft. Wer Marken wie Alhambra, Afnan, Lattafa mag, wird hier das eine oder andere testen und kaufen können. Da ich den #afnan 9 pm sehr mag, habe ich den #afnan 9 pm dive probiert, der nicht schlecht ist, mich aber auch nicht so begeistert hat wie sein schwarzer Flanker. Daneben finden sich, na ja, nennen wir es Dupes von Louis Vuitton und Xerjoff. Reinfallen kann man eigentlich nicht. Jeder, der schonmal einen echten Xerjoffflakon gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten hat, wird über den "Versuch" nur müde lächeln. Nach dem Preis habe ich nicht geschaut, aber ich vermute, auch daran würde man erkennen, dass man hier keinen echten Vuitton oder Xerjoff erwirbt. Getestet habe ich sie nicht, darum kann ich nichts zur Qualität sagen.

In der Nähe des Kölner Doms, der selbstverständlich auch höchst sehenswert ist, ist ein kleiner 4711-Laden. Das Stammhaus selbst habe ich nicht besucht, dort im Shop aber ein Päckchen mit Erfrischungstüchern mitgenommen, die kann man immer brauchen.
Mein Parfumhighlight in Köln war daher Farina. Ich hatte Gelegenheit, Russisch Leder After Shave zu testen - ein toller Duft! Hätte ich gerne mitgenommen, aber ich muss jetzt wirklich erstmal meinen Bestand etwas aufbrauchen (bekanntes Phänomen hier auf der Plattform, ich weiß :D)

Meine Mutter hat sich da tatsächlich ein Parfum mitgenommen, ich konnte es nicht fassen. Ihr Parfumkonsumverhalten ist nämlich sehr entgegengesetzt zu meinem, wenn sie mal einen Duft mitnimmt, das will schon was heißen. Ich glaube, es war Tina Farina Fassion - Skorpion. Ein schöner Duft, übrigens.
Nachmittags um 15 Uhr konnte ich an einer Führung teilnehmen, Oma und Enkel waren in der Fußgängerzone unterwegs.
Sie war kurzweilig und sehr, sehr spannend. Ich interessiere mich für Geschichte und für Parfum, beide Welten hier vereint, mein Herz ging auf. Bevor die Führung begann, hab ich auf einer Infotafel gelesen, dass das Haus "gegenüber Jülichplatz" heißt, die heutige Schreibweise jedoch Gülichplatz ist, wie ich auch zuvor dem Straßenschild mit Verwunderung entnommen hatte. Das sei dialektbedingt (persönliches Beispiel: In einem Gespräch an einem Nachbartisch schnappte ich mal den Satz auf "...Soll ja sehr jesund sein!"); unter preußischer Herrschaft wurde bestimmt, dass es hochdeutsch mit "G" zu scheiben ist. Warum die Berliner, die sonst allet jut finden, damit ein Problem hatten oder warum nach Beendigung der Herrschaft Borussias die Stadtverwaltung nicht entschieden hat, die Kölner Schreibweise anzuwenden, da bin ich freilich überfragt.
Ebenfalls vor der Führung bekommt jeder Teilnehmer das Original Eau de Cologne aufs Handgelenk gesprüht. Der Kreis schließt sich, denn am Ende der Führung bekommt man einen Mini-Flakon geschenkt. Hab mich natürlich sehr gefreut.
Neben zahlreichen interessanten Informationen zum Haus Farina, Herstellmethoden, historische Zusammenhänge, Trivia,..., ist ein weiterer Bestandteil, dass alle Teilnehmer an einer handvoll Parfumölen riechen können. Iriswurzel, Neroli, Damaszener Rose (mein Favorit, darin könnte ich baden, wenn auch besser verdünnt), Bergamotte - sehr spannend für jeden Duftliebhaber!

Wir waren sicher nicht das letzte Mal in Köln. Wenn mein Sohn etwas älter ist, können wir vlt. sogar einen Workshop zusammen machen, wer weiß.
Farina ist toll.
Das es Russisch Leder noch gibt!
Die Führung bei Farina werde ich mit auf jeden Fall vormerken.
Das was eine super schöne Postkarte mit jutem Düftsche!
🏆 für deinen Blogartikel habe ich selbstverständlich dagelassen