Käse

Käse

Rezensionen
1 - 5 von 119
Käse vor 2 Monaten 8 9
8
Haltbarkeit
8
Duft
Bin im Garten, pflück Zitronen, umarme Bäume und streichel Farn
Den Kollegen hier finde ich deutlich gelungener.

Eine sehr schöne Zitrik, wild und ausdrucksstark. Etwas Öliges schwingt mit, subtile Aldehydtönchen.
Blüten verbinden die flüchtigen Zitriksphären mit geerdeten Hölzern. Farn sorgt dafür, dass ein maskuliner Touch reinkommt, ohne dass der Duft für Frauen untragbar wird.

Hat sich die Marketingabteilung vertan? Ist das nicht hier der Sublime?
9 Antworten
Käse vor 2 Monaten 11 10
7.5
Duft
Sublimieren
Verfeinern, erhöhen, vergeistigen, veredeln... Mehr oder weniger wörtlich übersetzt, aber doch die Bedeutung treffend.
In der Psychonanalyse beschreibt das Sublimieren die Umwandlung von Triebenergie ins Kreative oder auch in intellektuelle Leistungen. Der Trieb wird also nicht unterdrückt, sondern verwandelt. Es entsteht kein neuer Mensch aus Fleisch und Blut, sondern ein geistiges Werk.
In der Physik beschreibt das Sublimieren ein Phänomen, das für uns eher ungewohnt ist. Jeder weiß, dass Eis schmilzt. Wasserdampf entsteht nur aus flüssigem Wasser. Schwefel hingegen schmilzt nicht. Er geht von einem festen Zustand direkt in einen gasförmigen über und überspringt die flüssige Phase. Was macht also der Schwefel? Er geht in die Höhe, ist erhaben = sublimis. EDIT
Schwefel kann doch schmelzen. Hab ich mich falsch erinnert. Das Element Bor sublimiert und Trockeneis ist sicher ein gutes Beispiel.

Tja, und unser Duft? Ihr ahnt es, ich gehöre zu den glücklichen TesterInnen und freue mich über jede Testgelegenheit, so auch über diese.
Der Begleittext der Probe erzählt, dass dieser Duft (oder meinen sie nur den Namen?) die quintessentielle Umwandlung sei. Vgl. meine kleinen, einleitenden Erläuterungen. Da landen wir in der Alchimie, der Vorgängerin der heutigen wissenschaftlichen Chemie. Heute wissen wir, dass wir Elemente (theoretisch) herstellen können, indem wir "einfach" die Protonenzahl der Atome ändern. Ein Proton im Kern = Wasserstoff. 92 Protonen = Uran.
Die Alchimisten suchten ein fünftes Element. Feuer, Wasser, Erde, Luft kannten sie. Das fünfte Element, der Stein der Weisen, sollte in der Lage sein, diese Elemente in Gold oder was auch immer zu verwandeln.

Dieser Duft will nach Marketingangaben eine Ode an diesen alchimistischen Vorgang sein.

Wenn ich diesen Werbetext als Maßstab nehme, kann ich mir das nur so erklären, dass das Duftergebnis recht einheitlich daherkommt, obwohl eine große Duftstoffliste dahintersteht. Vlt. ist es so gemeint, dass die vielen Einzelkomponenten zu einer Einheit verschmelzen. Dann wäre das Ziel erreicht.
Ich habe den Duft extra zweimal getestet. Meine Wahrnehmung war beim ersten Mal etwas anders als heute beim zweiten Mal. So gesehen wird er einer angestrebten Transformation gerecht. Ich empfand ihn beim ersten Mal etwas gefälliger und linearer. Heute war in der ersten halben Stunde so eine seifige Komponente drin, die subtil störend war. Ich meine, nicht richtig schlimm oder schlecht, aber... Heute entwickelt sich der Duft auch etwas... Wie heißt das Gegenteil von linear? Er ist etwas abwechslungsreicher.

Allerdings bleibt er seinem Grundmodus immer treu (ich habe jetzt extra Modus statt Essenz geschrieben, um die Begriffe nicht überzustrapazieren).
Dieser Grundmodus ist für mich pudrig, blumig, subtile Aldehydnoten, eine Prise frische Brise und alles umrahmt von einer süßen Aura.

Wenn ihr nun denkt "Joah, klingt nett, aber hab ich in dieser oder jenen Variante schon etliche Male gerochen." - dann habt ihr mein Hauptproblem mit diesem Duft erkannt!
Er ist nicht schlecht. Ich finde auch, dass man ihm seine Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe anmerkt. Nie hat er diese Flachheit, wie der eine oder andere Drogerie- oder sogar mancher Designerduft. Aber er bietet für seine 200 Euro/100 ml auch kein "Wowerlebnis", "Sowas hab ich ja noch nie gerochen", "Ich krieg nicht genug davon".

Nein, erhaben ist er nicht, erhoben wird man nicht, aber für ein irdisches Parfum tut er, was er soll.
10 Antworten
Käse vor 7 Monaten 18 22
7
Haltbarkeit
8
Duft
Früher war mehr Lametta
Bin gerade im 90er-Nostalgierausch.
Momentan trauer ich etwas dem Accenti Parfum und dem Magnetic Eau de Toilette nach. Das waren damals meine Topfavoriten. Ich habe sie oft getestet, aber nie gekauft, weil man als Teenager nunmal nur begrenzt Geld hat. Aber ich besaß beide als Miniaturen. An sich hab ich mich ja längst damit abgefunden, dass gerade diese beiden Düfte nicht mehr produziert werden. Ausgerechnet den Gabriela Sabatini Eau de Toilette gibt es noch und den Ziegelstein Rush werden wir im Parfumregal wohl auch nicht mehr los. Na ja. Müssen die wissen.

Noch zu haben hingegen ist der Miro Femme. Der Flacon sieht inzwischen anders aus als der, den meine Freundin damals hatte. Auch beim Duft würde ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es noch zu exakt 100% die Rezeptur von damals ist. Aber: Die DNA ist klar vorhanden!
Die erste Zeit, vlt eine halbe Stunde, sind pudrige Weißblüher dominant. Dann kommt die erwähnte DNA peu à peu durch. Der weißleuchtende Teppich wird hin und wieder von einer wässrige Schliere durchzogen (ich kann es nicht besser beschreiben; muss man selbst testen, dann versteht man vielleicht, was ich meine. Vielleicht würde jemand anderes diese Schliere aber auch ganz anders beschreiben). Früchte, Hölzer und Blumen geraten in Extase, tanzen wild durcheinander und bilden ein neues Ganzes, was ich in dieser Form von keinem anderen Parfum kenne.
Ich glaube, Miro femme ist ein bisschen zahmer geworden. Diese beschriebene Note war früher intensiver, dadurch war der Duft für mich manchmal aber auch etwas anstrengend. An das Weißblühervorspiel hingegen kann ich mich nicht so richtig erinnern.

Dann muss man noch den Preis erwähnen. Ich habe für 50 ml weniger als 6 Euro bezahlt. Dafür bekommt man heute nichtmal einen vegetarischen Döner, geschweige denn einen "normalen" mit Fleisch. Und man riecht noch dazu wesentlich besser! ;)
22 Antworten
Käse vor 7 Monaten 26 17
8
Flakon
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Klo(ramm)stein
Aktuell 1,5? Das würde ich geben, wenn mir ein gewisser Till L. mal zu nahe gekommen wäre. Ansonsten kann ich das absolut nicht nachvollziehen.
Leute, Seuchen wie Sirenis oder Sea Angel dümpeln bei stolzen 5 oder gar 6 rum. Und von denen ist mir so schlecht geworden, dass ich beim Testen mein Parfumhobby verflucht habe und ich zumindest momentweise ernsthaft in Erwägung gezogen habe, stattdessen mit Eisbaden, Hobby Horsing oder mit einem Nebenjob als Reißzweckentestwand anzufangen.

Und jaaaaa, ich weiß, das ist Geschmackssache und wenn andere Düfte, die mich verzweifeln lassen, toll finden und Düfte, die ich OK bis gut finde andere schlecht finden, dann blablabla... Das ist alles korrekt, aber genauso korrekt ist: Meine Rezi, meine Meinung, mein Geschmack.

Zum Duft selbst: Meine Prognose ist, dass in vielen Statements das Wort "Klostein" fallen wird. Überraschung: Das kann ich sogar nachvollziehen. Wenn man diese Assoziation hat, dann hat man sie eben und sie ist in dem Fall nicht völlig abwegig.
Dennoch ist dieser Duft für mich besser als diese Assoziaton vermuten lassen könnte. Die Zitrusnote ist lange dominant, ehe sie von der Basis untermauert wird. Letztere lässt mich an eine dezente Menge Eichenmoos denken, was aber nicht gelistet ist. Dann sind es wohl das Patchouli und das Räucherwerk, die diesen Eindruck entstehen lassen.
Das Blumige geht bei mir völlig unter. Auch etwas Subjektives meinerseits: Ich hab weiß Gott nichts gegen blumig-süße Damendüfte, aber ich empfinde es als schöne Abwechslung, wenn ein als explizit Damenduft gelisteter Duft mal was anderes als ein Blumensüßi ist.
Interessant ist die Zitrusnote. Sie hat nichts gemein mit den ExdC der Marke Acqua di Parma beispielsweise. Sie hat auch keine Zitronenbonbonvibes wie der Yellow Diamond u.ä. Es ist eine Zitrik, die eine gewisse Aggressivität ausstrahlt - oder eben profaner: Klosteinvibes. Aber in gut, durchaus in gut.
Ich würde es verstehen, wenn der Duft irgendwann bei einer 6 landet. Diese Art von Zitrik werden viele vlt. nicht mögen.
17 Antworten
Käse vor 8 Monaten 14 13
8
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Da bleib ich kühl
kein Gefühl

Nachdem ich neulich beim Gucci Rush sehr auf den Flacon fixiert war, wenn auch negativ, möchte ich hier diesem Flacon zu Gute halten, dass er sehr angenehm in der Hand liegt, wie ich es in der Form selten hatte. Auch die Farbzusammensetzung gefällt. Das Martialische mit "Bomb" oder "Granate" muss man jetzt nicht mögen, mich persönlich störts aber auch nicht (habe ich eigentlich schonmal erwähnt, dass ich die Flacons von Herrera besch-, ach, lassen wir das).

Zum Duft selbst: Er entwickelt sich bei mir die ersten 20 Minuten recht würzig-süß. Nicht schlecht, aber so in der Form schon x-mal gerochen. Das hätte genauso gut irgend ein Mâle von JPG sein können. Wenigstens kein Duschgel dabei.

Eineinhalb Stunden später dachte ich, das war's jetzt wohl, jetzt sind wir in einer abartig flachen, synthetischen Basis angekommen. Doch nein, Irrtum, der Duft geht weiter und gewinnt ein kleines bisschen an Tiefe zurück. Hin und wieder, hinter den sieben Bergen, erahnt man einen Hauch von Zwergenchili. Davon hätte es ruhig mehr sein können. Bitte auch nicht zu viel, aber gewiss mehr als das, was ich auf meiner Haut bekomme, und was ich bei einem Duft mit dieser Aufmachen auch erwarten kann.

Viktor und Rolf, Aufmachung und Marketing könnt ihr schon gut, nächstes Mal bitte ein bisschen mehr Chili und ein bisschen mehr Kreativität reinpacken, dann wird das was mit uns dreien.

13 Antworten
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