Leons

Leons

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 14
Leons vor 2 Jahren 8 6
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Späte Liebe
Es benötigte eine gewisse Zeit, bis ich den besonderen Charakter von Cuoio Nobile erkannt habe. Die leise Herbheit und Eleganz des Dufts erahnte ich zwar, nahm mir aber nicht die nötige Zeit und Ruhe um ihn zu genießen und zu entdecken.
Erworben habe ich ihn vor einem Jahr. Die vermeintlich fehlende Projektion war der Grund ihn in die Ecke zu stellen, wieder zum Verkauf anzubieten und schließlich zu vergessen. Ein gewaltiger Irrtum ...
Vor einigen Tagen kramte ich in ruhiger Stunde in unsortierten Proben, vergessenen Abfüllungen, abgelegten Flakons, Notizen und flüchtigen Kritzeleien.
Ich holte den unspektakulären Pineider Flakon mit der noblen Lederkappe wieder aus den hinteren Reihen meiner Sammlung hervor.
Herb und frisch die Kopfnote - dominant die bitter würzige Lavendelnote. Das Zusammenspiel von Harzen, Zypresse und Lavendel erzeugt mit Nachdruck ölige, metallische Anklänge, die das Entré lange dominieren. Zügig gesellen sich eine präsente, aber unaufgeregte Tabakwürze und helle Ledertöne dazu. Das leichte Leder und behutsam dosierte Noten von Tonka und Patchouli lassen den Duft im weiteren Verlauf trotz aller ernst anmutenden Tiefe smart und
charmant duftig erscheinen. Alle Komponenten verdichten sich wunderbar zu einem lässig eleganten Lederduft, der fein den Träger umspielt, charmant begleitet und niemanden überfordert.

Der meisterhafte Luca Maffei zeigte bereits mit einigen Kreationen für Acca Kappa und Carthusia, daß er die Kunst der "schwebenden Balance" hervorragend beherrscht.

Cuoio Nobile assoziiert hellen und dunkle Ledertöne, herben Tabak, manchmal den Geschmack eines guten Cognacs.
Für die "Garderobe zum Duft" sind lässige Klassiker zu empfehlen, die späte Abendstunde, sowie eine jazzigen Ballade von Sade.

Ich habe - Gott sei Dank - noch rechtzeitig die besondere Qualität dieses schönen Duftes schätzen gelernt.
Er hat jetzt einen schönen Platz in den vorderen Reihen meiner Sammlung.


6 Antworten
Leons vor 3 Jahren 7 6
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Meditative Blütenpracht
Eine besondere Neigung zu blumigen Düften habe ich nicht ... so dachte ich. Seit der intensiven Beschäftigung mit Duftkreationen lernte ich auf wunderbare Art und Weise mit meinen eilig gefassten duftigen Vorurteilen und hartnäckigem Schubladen- Denken gründlich aufzuräumen. Zuerst begeisterten mich einige schöne Kompositionen mit Veilchen. Vorsichtig näherte ich mich duftender Rosenpracht. Überwältigend die Intensität des Öls der Ylang Ylang Blüte. Viele oberflächliche Klischees lösten sich rasch auf und mir war sehr schnell bewußt, daß jede Form der Begrenzung der (Duft) Erfahrung auch für spannende und genußvolle Duftreisen ein baldiges Ende und Langeweile bedeuten kann.
Sutra Ylang war ein Blindkauf. Da ich ein großer Freund von Lorbeer - auch in Düften - bin, war meine Aufmerksamkeit
geweckt. Hier also in der Kopfnote ...
Auch Nelke und Kardamom in der üppig - blütigen Komposition erschienen mir interessant. Auch mit der Marke Bois 1920 verband ich sehr schöne und interessante Dufterlebnisse.
Einige Tage später hielt ich dann den typischen, schlichten und urbanen Bois Flakon in der Hand.
Ein sagenhafter Duft entwickelte sich auf meiner Haut. Von Beginn an war ich überwältigt von der Fülle, Vielschichtigkeit und Intensität der Komposition. Eine dunkle blumige Würzigkeit, schön gefaßt mit leichtem Sandelholz und schimmernden Harzen.
Was für eine Pracht und welche enorme, unendliche Tiefe. Alle Duftelemente fügen sich zu einem üppigen, wohlwollenden meditativen Klang....
Wilde Gärten, Sommerabende im August, duftende Hölzer und Blütenmeere in fernöstlichen Tempeln.... Bei aller schwerer Opulenz bleibt ein Eindruck wunderbarer blumiger Leichtigkeit.
Diese schöne Dualität prägt Sutra Ylang.

Ich kann Sutra Ylang sehr genießen, möchte ihn aber nicht tragen, da mir sein Duftcharakter für mich zu opulent erscheint. Vermutlich würde er meine Befindlichkeiten mit seiner enormen Vielstimmigkeit permanent "überfordern".
Ich werde Sutra Ylang weiterreichen und ihn in bester Erinnerung behalten.

Vielleicht findet er in Mörderbienes Sammlung einen guten Platz.




6 Antworten
Leons vor 3 Jahren 10 6
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Kühle Schönheit
Einer solchen besonderen und geradlinigen Klarheit im Ausdruck bin ich bisher selten auf meinen Duftreisen begegnet.
Schnörkellos präsentiert Acca Kappa das Thema Lavendel. Behutsam umrahmt vom freundlichen, dunkelblütig - pudrigem Veilchen, atmosphärischem Weihrauch und zartem Moschus. Trotz dieser schönen Untermalungen, die im weiteren Duftverlauf eine eher unscheinbare Nebenrolle spielen, erscheint der Lavendel pur, intensiv und streng. Auch eine fast nüchterne metallische Note drängt einige Male nach vorn und simuliert Kühle. Ein angenehmes Erlebnis, da es vollkommen unspektakulär bleibt und ganz und gar konzentriert ist auf den Duftverlauf des Lavendels. Keine abenteurlichen Duft - Labyrinthe, keine Opulenzen ... dafür überzeugend klar und nachvollziehbar.
Mir gefällt Blue Lavender außerordentlich. Der strenge Habitus erinnert mich an den sachlichen Ausdruck und Aufbau des "L'orpheline | Serge Lutens".
Blue Lavender entfaltet sich wunderbar an frischen Frühlingstagen, auch an Sommer- und Herbstabenden. Weiße Leinen, fließende kalte und warme Grauabstufungen oder tiefblaue, kalte Farben passen gut zu diesem Eau de Cologne.
Blue Lavender überzeugt durch seine durchdringende Kühle und monothematische Präsenz, die nie langweilt.
6 Antworten
Leons vor 3 Jahren 15 8
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Friedensstifter
Es ist nicht der große Auftritt im eleganten Abendgewand, kein duftiger Blütenregen, kein stürmisches und perlendes Wasser, kein englisch distinguiertes Teetassengeklapper. Auch kein dunkler Hexenwald oder etwas übergriffig Animalisches in kerliger Lederjacke.

Nein.

Es ist einfach köstlich und ausgesprochen gourmandig.
Sonntagnachmittag. Die aufgeräumte Küche. Auf dem großen hölzernen Tisch steht Mutters bunt bemalte Keksdose, die ist randvoll gefüllt ist mit herrlichem Gebäck. Ganz frisch.
Hebt man den Deckel, entströmt ein so wunderbarer, so vertrauter Duft zarter Butterkekse mit Vanille - überpudert mit einem leichtem Hauch von Mandeln und Toffee und gefühlt von transparenten Bernsteinen. Zum heißen Kaffee gibt es etwas braunen Zucker und cremige Sahne. Der Veilchenstrauß auf dem Tisch duftet ganz wunderbar dunkelblütig und bittergrün.
Alles ist vertraut, alles ist wohl und samtig. ... Möchte mich und die Welt umarmen.

Aus dem Radio krümmelt ein hübsche Carpenters - Ballade auf das weiße Tischtuch.

Kleine Welt.
Meine kleine Welt.
Mit Keksen.

Friedensstifter.




8 Antworten
Leons vor 4 Jahren 25 12
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Abend im September
Goldener Herbst. Ein Nachmittag an einem der letzten Tage im September. Das noch wärmende Licht des Tages fällt durch die raschelnden Kronen der Apfelbäume und sonnige Lichtflecken huschen auf der Obstwiese zwischen orange und braun getupftem Laub und überreifen Äpfeln hin und her. Der schwere süße Duft der rotwangigen Früchte schwebt in der abendlichen Luft.
Bronze. Fülle. Süßes Wehen.
Leichter Wind weht Blüten auf den schweren hölzernen Gartentisch. Der bitter erdige und trockene Geruch des von Sonne, Regen, Wind und Zeit gegerbten Holzes ist wunderbar verwoben mit der duftenden Atmosphäre des golden schimmernden Nachmittags und der von den Bäumen gefallenen, überreifen Früchte.
Die Abend senkt sich und gießt ein letztes rasch verglühendes Licht sanft über den Garten, die Bäume, über die Felder.

Viele Körbe mit Äpfeln stehen in der Veranda und in der Küche. Ein prächtiger Duft von Vanille und sanfter süßer Schwermut zieht durch das Haus.
Kleines Glück.


Die Fenster werden verschlossen. Es wird jetzt draußen rasch kühler. Der Ofen summt leise sein Abendlied.
Das erste Mal in diesem Jahr.



12 Antworten
6 - 10 von 14