LouiePacard

Ich möchte vorab sagen, dass ich absoluter Verfechter der Designerdüfte bin und meiner Nase ausdrücklich verboten habe, arrogant zu werden. Es ist aber nun mal leider so, wenn man tief in die Nische geblickt hat, müssen einen Designerdüfte schon massiv erfassen.

Spoiler: "Myslf | Yves Saint Laurent" hat das nicht geschafft. Lass mich meine Gedanken dazu ordnen.

Yves Saint Laurent ist eine Hausnummer. Und L'Oréal wäre natürlich sehr blöd, wenn die dieses Image der Marke nicht nutzen würden.

Bei "Myslf | Yves Saint Laurent" muss ich aber sofort an eine Casting-Show denken. Man könnte hier meinen, dass eine "Eierlegende Wollmilchsau" vermarktet werden sollte. Es waren viele Parfumeure im Recall. Ein wahres Rennen haben sie sich geliefert, ohne Frage.

Da war mit Sicherheit der Mutige, welcher erkannt hat, dass die Parfumbubble inzwischen weiß, was in der Nische so passiert, sich aufgrund seiner Ecken und Kanten nicht "megamäßig" verkaufen ließ...

Er kam nicht in den zweiten Recall......

Da war mit Sicherheit die Schöne, die Talent hat und man sich ständig fragt - Warum machst du bei "Deutschland sucht das Superparfüm" mit? Zu wertvolle Ingredienzien, zu teuer in der Herstellung für nen Maßenmarkt....

Nicht im zweiten Recall.

Da war sicher der Rebell, ein Typ der auf den Tisch haut und sich durchsetzt. Aber nein, das hat nicht mit dem Juryboss bei L'Oréal gepasst - man will etwas, was sich "hammermäßig" gut verkauft und der Masse gefällt. Ein Duft der Teenies genauso anspricht, wie finanziell, potente Männer!

Nicht im zweiten Recall.

Gewonnen hat dann 08/15. Ein Talent, was so austauschbar ist, wie so gut wie jeder Gewinner von DSDS. Ein Talent, was ein/zwei Jahre gut performt und die Marke nährt - bis zum im besten Fall zum Follow-Up "Le Parfum" Flanker, oder eben auch der Einstellung. Der Duft arbeitet solide bei Sillage und Haltbarkeit und ist perfekt zugeschnitten für den durchschnittlichen Mann Anfang 30. Perfekt für seinen Alltag 9- 17 Job im Büro. Er wird angenehm wahrgenommen ohne zu nerven - um dann aber auch nach dem beendeten Meeting im stickigen Konferenzraum wieder vergessen zu werden.

Ein Talent, dass unfassbar fotogen ist, aber dessen Hit man in 6 Monaten vergessen hat. Genau das ist alles "Myslf | Yves Saint Laurent" ! Es ist austauschbar! Es könnte von Dieter Bohlen komponiert sein. Es ist nichts, was bleiben kann und soll. Nein, es soll genau eine Saison Quote schaffen, um dann wieder abgelöst zu werden. Le Parfum, Elixier, wie auch immer...

Man hatte nicht das Ziel einen Meilenstein herzustellen. Das Ziel hierbei ist die Crowd zu pleasen. Und das wird/tut der Duft. Dazu ist er zu gefällig und Herr Mustermann kann sagen, dass er einen GANZ neuen Duft besitzt. Wie sollte er es besser wissen?

Diese Duschgel Bergamotte, Holz und Ambrox Akkorde Nummer hatten wir gefühlt schon 1000 mal - dennoch wird "Myslf | Yves Saint Laurent" gekauft werden. Das hat bei "Brother Louie" und "Atlantis is calling" schon geklappt - warum nicht auch hier?

Wird er sich verkaufen? Nicht lange - aber in kurzer Zeit sehr viel! Aber das ist nicht schlimm, weil wenn das neue Talent am verglühen ist - startet bereits die nächste Staffel.

Ich glaube, meine Maxi-CD von "Take me tonight" von Alexander habe ich 2005 auf einem Flohmarkt für 50 Cent los bekommen.

Bei "Myslf | Yves Saint Laurent" würde es echt mit dem Teufel zugehen, wenn ich mich in 6 Monaten noch an seinen Namen erinnern könnte.

Nein - er ist nicht gekommen um zu bleiben. Aber - alle bei L'Oréal wissen das schon und die Castings für die nächste Staffel sind schon gestartet...

Armer "Superstar"....

8.13 Uhr:

Er erwacht. Es fahren die automatischen Verdunkelungen seines Luxusappartments hoch und automatisch startet auf allen Lautsprechern in seiner Wohnung der "Deutschlandfunk" - natürlich hört er unter der Dusche alles was vorbörslich wichtig erscheint.

8.42 Uhr:

Das Haar sitzt pomadisiert mit einem Seitenscheitel, der kaum akkurater sein könnte. Er greift zu "Green Irish Tweed | Creed" und feuert 6 Sprüher aus dem zeitlos schönen, mattschwarzen Flakon auf die gestählte, behaarte Brust. Die frische Pfefferminze und die saftige Bergamotte erfrischen seinen wachen Geist. Der Anzug für den Bürotag ist bereits am Vortag herausgelegt. Schnell noch die schicke Armbanduhr angelegt und schon geht es in den Fahrstuhl. Natürlich steht sein Fahrer bereit..

10.40 Uhr:

Er verhandelt wie ein harter Hund dies nunmal tut. Souverän und maximal selbstbewusst. Der Lavendel und die Veilchen untermauern seine Worte und er beeindruckt nicht nur die anwesenden Damen (natürlich auch die Jungs - Parfum kennt keinerlei Diskriminierung) mit seiner Erscheinung, die durch diesen unaufdringlichen, maskulinen Duft so sehr unterstrichen werden, dass man es nicht wagen würde, ihn beim sprechen zu unterbrechen. Er kennt das.

14.30 Uhr:

Eigentlich war er zum Mittagessen mit einer alten Studienfreundin verabredet. Wieso diese Mahlzeit ausfiel lässt sich nur mit der spontanen Liebelei auf der Restauranttoilette erklären. In dieser Location sind nicht nur die leichten Salate unwiderstehlich - auch die alte Freundin hatte keine Chance bei der langsam erscheinenden Basisnote zu widerstehen. Sandelholz, Ambra und dazu dieser Mann mit dem tiefen Bass und dem perfekt geschnittenem Vollbart - nein - Sie hatte keine Chance - und er weiß das!

22.40 Uhr:

Die Afterworkparty ist nicht nur gewünschte Zerstreuung. Nein, hier wohnt er einem illegalen Kartenspiel im Hinterzimmer bei. Die Männer um ihn herum schwitzen, denn niemand pokert so wie er. Er gewinnt immer. Die Mischung seines Testosterons, was inzwischen mit dem am morgen gewählten Parfum zu einer Einheit verschmolzen scheint und dem dem geschulten Pokerface, sind unüberbrückbare Hindernisse, diesen Mann an seinem Gambler-Dasein gefährlich zu werden. Und er will möglichst schnell alle abziehen, weil ihm die süße Bardame so nett immer wieder zu zwinkert. Wieso Zeit verlieren?

0.21 Uhr:

Die wunderschöne Frau liegt ermattet und zufrieden in seinen muskelgestählten Armen und nun ist es auch für ihn Zeit wieder Kraft zu tanken. Es ist erst Dienstag - und die Woche hat erst angefangen. Sein Parfum ist noch leicht vorhanden - es ist seine zweite Haut.

"Green Irish Tweed | Creed" und er sind für einander gemacht.

Er ist ein Badguy - Im Gentlemankostüm

Zugegeben, die Farbe des Flakons ist gewöhnungsbedürftig. Sieht aber im echten Leben wesentlich besser aus, als auf den unzähligen Bildern.

Aber wie sage ich immer so schön: Es zählt der Inhalt.

Ich habe "Althaïr | Parfums de Marly" jetzt endlich auf der Haut testen können. Schon beim ersten Heranführen meines Handgelenkes, hatte ich ein kleines Flashbackgewitter in meinem Kopf. Diese Vanille....wow! Es erinnert mich an irgendwas aus meiner Kindheit. Zuerst hatte ich den Vanillin-Zucker in Verdacht - nein. Dann die damals sehr bekannte Playdoo Knete - nein. Der Vanillemilchreis von einer berühmten Molkerei - nein. Es ist zum verrückt werden, denn ich komme nicht drauf. Vielleicht geht mir ja bald mal ein Licht auf...

Der Duft startet - leider sehr kurz - mit Bergamotte und Orangenblüte und tanzt dann wirklich ohne Zwischenhalt in die Herznote und verballert seine Vanille im echten Beastmode. Die Praline in der Basis und der wirklich dezente Moschus, machen "Althaïr | Parfums de Marly" wirklich zu einem Gourmandpowerhouse, was für die Herbst/Winter Saison wie gemacht ist. Dieser Duft könnte massiv nerven, wenn es draußen mehr als 5 Grad hat.

Es wurde hier weder das Rad neu erfunden, noch kann man hier von einem Gamechanger sprechen. Aber eines macht ihn für mich sehr besonders: Diese sehr kühle Vanille. Das ist nicht diese Lagerfeuer/Kuscheldichein Vanille - nein. Das ist kühle Vanille. Wie eine kühle Vanillemilch.

So eine Vanille habe ich vorher nicht gerochen. Vielleicht ist es dieses Zusammenspiel der Citrusnoten, Guajakholz und Ambroxan - no Idea. Aber es ist ein schöner Release.

Ich bin jedenfalls happy und abgeholt und kann diesen Duft, er ist 100% unisex, bedenkenlos an alle Parfumas und Parfumos empfehlen.

Wenn die Parfümsammlung eine gewisse Größe erreicht hat, ist eine gewisse "Betriebsblindheit" immer irgendwie vorprogrammiert, oder?

Ich weiß nicht wieso, aber "Casamorati" hatte mit ihren doch recht kitschig, trutschigem Design eher abgeschreckt. Wenn ich das jetzt rückwirkend betrachte, könnte ich mir schon in den Allerwertesten beißen. Wir konnte ich "Casamorati - Lira (Eau de Parfum) | XerJoff" übersehen?

Ich hatte mich lange davor gedrückt und gestern konnte ich mich für ein Review-Video dazu durchringen. WOW! Es passiert seit Jahren nur noch selten, dass ich Gänsehaut bekomme...

Sofort entluden sich Erinnerungsblitze. Es hat wirklich gedonnert in meinem Kopf. Ich war nach den drei Sprühern nicht mehr in meiner Dachwohnung in Freiburg. Nein, ich stand neben meiner Großmutter...

Sie redet mit mir und rührt dabei ihren berühmten Teig für ihre Zitronentarte an. Ich ziehe an ihrem Rockzipfel, weil Kindern nunmal der rohe Teig meistens immer am besten schmeckt. Ich darf naschen. Meine geliebte Oma strahlt mich an, streichelt mir über den Kopf und genießt die Qualitytime mit ihrem Enkel.

Ich stehe ungeduldig am Backofen und beobachte, wie dieser unfassbar, klebrige, zuckrige, vanillige Zitronenkuchen aufgeht und die ganze Altbauwohnung in den Zucker-Himmel mit seinem Duft verwandelt. Ich werde diesen Duft niemals vergessen. Leider hat meine Großmutter nie ihr Rezept verraten und mit ins Grab genommen. Das war Zuhause. Das war Liebe.

Wenn der Kuchen fertig war, bekam er noch einen Zitronenzuckerguß - sehr zum missfallen meiner Mutter. Niemand hat es jemals wieder geschafft einen so knackig, zitronigen Zuckerguss zu zaubern. Das alles ist "Casamorati - Lira (Eau de Parfum) | XerJoff" !

Dieses zitrische Opening, dieser samtige Zimt im Herzen und diese Vanille/Karamellbasis - sind so unglaublich schön, dass ich echt feuchte Augen bekomme. Dieser Duft ist eine Zeitmaschine.

Das Parfum ist wahnsinnig performant und strahlt sehr gut ab. 10 Stunden gut wahrnehmbar und für mich als Oversprayer sind sogar 5 Sprüher schon zu viel. Klar, der Duft ist teuer - aber für mich hat sich jeder Cent davon gelohnt.

Es ist doch irre, was Parfum mit einem machen kann, oder? Ich glaube nicht an paranormale Phänomene - aber "Lira" hat mir wieder Tage meiner Oma Carlotta beschert.

Danke dafür...

Jungs, ich muss es euch sagen wie es ist: Dieser Duft ist nicht für euch.

Für diesen Duft, muss man ein Mann sein - er ist so maskulin, dass er Milchgesichter einfach aus den Sneakern hauen würde. Nicht böse sein! Ihr werdet alle reif genug für "Encre Noire (Eau de Toilette) | Lalique" werden - nur noch nicht jetzt!

Wenn ich ein Parfum nennen müsste, was am besten zu einem vollbärtigen Mann passt - würde ich immer "Encre Noire (Eau de Toilette) | Lalique" vorschlagen. Dieser Duft ist ein Holzfäller! Dieser Duft macht keine Kompromisse, dieser Duft hält gar nichts von metrosexuellen Kerlen, dieser Duft kennt keine politische Korrektheit. Dieser Duft ist ein Macho! Dieser Duft könnte ein hochpreisiger Nischenduft sein.

Er startet mit diesem Zypressen-Paukenschlag. Du hast das Gefühl, du hörst die Geräusche des Waldes, spürst die Stille, riechst noch den Regen von letzter Nacht! Einige der Bäume, für die du verantwortlich bist, sondern ätherische Harze ab, die Waldtiere beobachten dich bevor du die Axt an einen morschen Baum setzt und dich austoben und deine Muskeln spielen lassen kannst.

Dann kommt die Herznote: Du riechst das Holz, die frischen Späne, die Rindensplitter. Der Holzfäller schwitzt. Sein Testosteron mischt sich mit dem Duft des Waldes. Es geht über in sehr männlichen holzigen Moschus, als der Fäller stolz sein sein Tagwerk betrachtet.

Er denkt nicht daran nach der Arbeit noch zu duschen oder schon müde zu sein. Der Holzfäller wirft sich am Abend nur eine Lederjacke über das Holzfällerhemd, um in der Ortskneipe ein saftiges Steak (politisch korrekt wäre hier natürlich der Tofubratling - aber "Encre Noire (Eau de Toilette) | Lalique" ist nicht politisch korrekt - hält nichts vom Zeitgeist) zu verdrücken und der Kellnerin/dem Kellner lüstern nach zu grinsen. Der Holzfäller weiß, dass er nur lächeln muss, um genau zu bekommen was er will. Er ist Mann, er weiss, dass er sexy ist und er weiss ganz genau was ihn von den anderen Jungs in der Bar unterscheidet.

Und so findet es dieser Holzfäller auch ganz normal, als seine nächtliche Eroberung vehement protestiert, als er vorm ersten morgendlichen Kuss duschen will.

Er weiss, dass er gut riecht. Er ist ein Macher. Er ist ein Holzfäller. Er hat einen Bart. Man riecht ihn auch noch 12 Stunden später!

Er weiß - er ist unwiderstehlich!