Eau Sauvage Parfum 2012

Version von 2012
Eau Sauvage Parfum (2012) von Dior
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8.3 / 10 500 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Dior für Herren, erschienen im Jahr 2012. Der Duft ist würzig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wurde zuletzt von LVMH vermarktet. Der Name bedeutet „wildes Wasser”.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Zitrus
Harzig
Rauchig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
kalabrische Bergamottekalabrische Bergamotte
Herznote Herznote
somalische Myrrhesomalische Myrrhe
Basisnote Basisnote
haitianisches Vetiverhaitianisches Vetiver

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.3500 Bewertungen
Haltbarkeit
8.6405 Bewertungen
Sillage
7.9407 Bewertungen
Flakon
8.3414 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.8105 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 05.04.2024.

Rezensionen

24 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 36  
Anders, vorallem aber besser als erwartet!
Einfach wird es dieser Duft nicht haben: zu groß sind die Fußstapfen in die er treten soll, zu legendär der eigene Vorgänger. Aber François Demachy mangelt es ganz offensichtlich weder an Demut, noch scheint er von Selbstzweifeln geplagt, und so beglückt er uns mit etwas, was bis vor kurzem noch unmöglich schien: mit einer Parfum-Version des alten Roudnitska-Klassikers.
Ist der Duft wirklich ein Parfum?
Jein.
Die Dior-Seite behauptet es handle sich um ein Eau de Parfum, auf dem Label steht aber klar und deutlich ‚Parfum’, und da Etikettenschwindel immer so eine Sache ist, dürfte sich der Duftölanteil von ‚Eau Sauvage Parfum’ vermutlich zwischen 14 und 15% bewegen, was rein formal beide Bezeichnungen ermöglicht – eine Grauzone.
Wie auch immer, Caron, Guerlain und Hermès haben´s vorgemacht: ein Herrenduft musste her, der – berechtigt oder nicht – den Zusatz ‚Parfum’ trägt. Und ebenso wie Caron und Guerlain, hat Dior einen Klassiker gewählt – in diesem Fall die wohl berühmteste hauseigene Legende: ‚Eau Sauvage’.

Doch abgesehen von der Frage ob es sich letztlich um ein Parfum oder doch nur um ein Eau de Parfum handelt, ist eine andere viel wichtiger: hat es ‚Eau Sauvage’ in einer derart hohen Konzentration gebraucht?
Diese Frage kann ich mit einem ganz klaren nein beantworten. Der Duft war immer ein klassisches Eau Fraîche, vergleichbar dem kaum weniger berühmten ‚Ô de Lancôme’, dam kürzlich revitalisierte ‚L’Eau Neuve’ von Lubin oder diversen anderen ‚Eaux’, die im Grunde jedes Parfumhaus im Portfolio hatte und immer noch hat.
Keinem einzigen dieser zahlreichen ‚Eaux’ wurde jemals eine Parfumkonzentration zur Seite gestellt. Warum auch. Ein Parfum ist in der Duftwelt das absolute Gegenteil eines Eau Fraîche, es zu einem Parfum machen zu wollen ist ein Widerspruch in sich.
Nun gut, ‚Eau Sauvage’ ist allerdings nicht irgendein ‚Eau Fraîche’, sondern der vielleicht berühmteste Herren-Duft der je kreiert wurde und eine der ganz großen Duft-Ikonen des letzten Jahrhunderts.
Dass man gerade diesen Duft im Hause Dior gewählt hat um nach den schon genannten Häusern auf den neuen Zug zu springen wundert mich nicht – welchen hätten sie sonst nehmen können? Gut, ein ‚Dior Homme Parfum’ wäre auch noch denkbar, aber dessen Intense-Variante ist so gut eingeführt und beliebt, dass es hier – zunächst – keiner Ergänzung bedarf.
Nicht so im Falle von ‚Eau Sauvage’.
Der große Dior-Klassiker benötigte nach Meinung vieler dringend ein Update. Das alte ‚Extrême’ war misslungen und ein neuerlicher Versuch – kaum zwei Jahre her – darf ebenfalls als gescheitert gelten, zumindest gemessen an den Erwartungen die damals formuliert wurden: dass er die neue Duftikone des 21. Jahrhunderts werde, ganz wie der alte das 20ste geprägt habe.
Nun, besondere Resonanz hat das ‚Extrême’ nicht erfahren und diese Scharte soll jetzt vermutlich mit dem ‚Parfum’ ausgewetzt werden. Die Anforderungen an dieses Update sind erneut gewaltig: der Duft soll moderner werden, er soll jüngere Generationen ansprechen, die alten aber nicht verprellen, und natürlich soll der dem Vergleich mit seinem berühmten Namensvetter standhalten, sowohl in Sachen Originalität wie Qualität, und, und, und....
Ein schier nicht zu bewältigendes Unterfangen, ein Himmelfahrtskommando.
Ist es dennoch gelungen?
Nochmals: Jein.
Gelungen ist der Duft. Nicht gelungen ist der Versuch aus EdT, EdT-Extrême und Parfum (oder meinetwegen EdP) ein harmonisches, in sich stimmiges Trio zu bilden. Die Düfte sind derart verschieden und beziehen sich so wenig aufeinander, dass man im Grunde von drei komplett verschiedenen Düften sprechen muss, die untereinander kaum ein verwandtschaftliches Verhältnis erkennen lassen. Am ehesten ist ein solches dann doch zwischen dem alten EdT und dem neuen Parfum erkennbar, mit sehr viel Mühe allerdings und unter langem den-Noten-hinterher-schnuppern. Im neuen Parfum ist nämlich tatsächlich das alte EdT sozusagen inkorporiert, d.h. es ist in Gänze in die neue Formel eingeflossen, mitsamt seiner Hedione, seiner Frische und Würze, und seiner mineralischen Aspekte. Angereichert, mitunter darüber gelegt, wurden nun einige Noten, die dem Duft mehr Substanz und eine deutlich dunklere Färbung verleihen: eine süß-bitterschokoladige Auftaktnote (vielleicht als Reminiszenz an ‚Dior Homme Intense’ und ‚L’Instant de Guerlain p.H. Extreme’), eine rauchig-harzige Myrrhe-Note im Herzen, die recht gut mit dem mineralisch-floralen Herz des Klassikers korespondiert, sowie einem kräftigen Schuss dunkel-erdigem Vetiver, welches dem fein ziseliertem, frisch-grünem des Originals ordentlich den Rücken stärkt. Der Amber-Anteil sowie einige holzige Nuancen dürften zusätzlich verstärkt worden sein, jedenfalls erscheint der Fond nunmehr dort recht üppig, grün-holzig und mit gut ausbalancierter Süße, wo früher vermeintlich nichts mehr auszumachen war (vermeintlich deshalb, weil man immer dachte da käme nach einigen Stunden nichts mehr, bis man des Abends plötzlich – aus welchem Grund auch immer – einmal ins Schwitzen kam und der Duft auf wundersame Weise wieder aufblühte).

Für sich gesehen, finde ich den Duft sehr gut gelungen. Problematisch wird es nur, wenn man beginnt das Original in ihm zu suchen – und das tut man ja doch zwangsläufig. Dann flirrt es nämlich wie eine Fata Morgana vor den eigenen Sinnen, aber diese bekommen das Trugbild nicht zu fassen. Zuviel süßer Amber, zuviel harzige Myrrhe, zuviel zitronig-bittere Bergamotte, das alles lastet mit enormem Gewicht auf der alten Formel und scheint sie vollends zu erdrücken.
Das täuscht aber.
Vergisst man nämlich mal für einen Augenblick das Original, und das geschieht automatisch im Verlauf eines Tages an dem man ‚Eau Sauvage Parfum’ trägt, so kommt der Moment da man feststellen wird: oh, da riecht ja doch etwas nach ‚Eau Sauvage’. Man muss also versuchen den alten Duft zu vergessen, um ihn im neuen wiederfinden zu können.
Keine leichte Aufgabe für ‚Eau Sauvage’-Enthusiasten.

Einige Tage nun habe ich ‚Eau Sauvage Parfum’ ununterbrochen getragen, habe es mit wachsendem Genuss getan und muss sagen: der Duft ist wirklich gut gelungen. Meine anfängliche Skepsis hat sich in Luft aufgelöst und ich freue mich jetzt über die Existenz dieses Duftes. Den Klassiker wird er zwar niemals ersetzen, aber das will und kann er ja auch nicht.
Interessanterweise war der einzige Kommentar den ich bisher zu diesem Duft erhalten habe eine Frage: ob es denn ein alter Duft sei den ich da trüge. Und die Person weiter: „... er erinnert mich an einen Duft von früher“. Als ich dann antwortete: „ja, wahrscheinlich ‚Eau Sauvage’“, bekam ich ein Kopfschütteln zur Antwort: „...nein, der nicht. Irgend ein andrer, ich komm jetzt nicht drauf.“
Ich glaube, mir und anderen ‚Eau Sauvage Parfum’-Nutzern wird das noch häufiger passieren, denn der Duft verbreitet die Aura eines großkalibrigen Duftes aus einer anderen Ära, scheint eher den 70er oder 80er Jahren entsprungen zu sein, als den 60er oder 90ern.
Und mit heutigen süß-gourmandig-floralen Marshwellow-Düften hat er so gar nichts gemein.
Zum Glück!
10 Antworten
8
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 25  
Die muntere Forelle in wilden Gewässern
Die muntere Forelle in wilden Gewässern

"In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süsser Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Ruthe
Wol an dem Ufer stand,
Und sah’s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht’ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh’ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an."

"Die Forelle" (op. 32 / D 550) ist eines der bekanntesten Kunstlieder von Franz Schubert. Der Text stammt von Christian Friedrich Daniel Schubart. Es ist eines der beliebtesten Schubert-Lieder, liegt uns in fünf verschiedenen Fassungen vor und entstand zwischen November 1816 und Juli 1817. Dieses Lied steht in der Originalfassung für hohe Stimme in Des-Dur, im "2/4-Takt". Die Klavierbegleitung ist stets geprägt von Sextolen, die durch die Tempoangabe „etwas lebhaft“ den Eindruck der fröhlichen, lebendigen Forelle widerspiegeln. Die Melodie der Gesangsstimme ist fast durchgehend heiter, nur drei Takte vermitteln kurzzeitig den Eindruck der Traurigkeit bzw. des Mitleids seitens des Sängers, wobei die Melodieführung kurz darauf wieder in Dur zurückfällt. Christian Friedrich Daniel Schubart schrieb das zugrunde liegende Gedicht zwischen 1777 und 1783 während seiner bis 1787 dauernden Gefangenschaft auf der Festung Hohenasperg. In der Fabel der Forelle symbolisierte er sein eigenes Schicksal: Die ersten beiden Strophen, in denen von der Beobachtung einer Forelle im klaren Bach und dem vergeblichen Warten des Anglers erzählt wird, bestehen aus einer Reprise des Hauptmotivs, die dritte Strophe ist dann unterteilt in einen dramatischen Part, in dem der Bach getrübt und die Forelle gefangen wird, und eine weitere Reprise, die die Beobachtung dieses Akts und die Deutung des Beobachters enthält.

An Schubert's Forelle muss ich bei dem Geruch von "Eau Sauvage" von Christian Dior stets denken. Ist es denn möglich, "wildes Wasser" auch olfaktorisch umzusetzen ? Christian Dior hat es versucht: "Die Mutter" aller "Wildwasser-Düfte" ist das von Edmond Rodnitska für dieses Haus im Jahre 1966 kreierte "Eau Sauvage". Es folgte dann 1982 das -inzwischen eingestellte- "Eau Sauvage Extrême", das dann 2010 unter François Demachy seine Fortsetzung finden sollte. Im Jahr 2001 erhielten wir noch ein "Eau Sauvage 100 % Glaçon" und 2007 ein "Eau Sauvage Fraîcheur Cuir" geschenkt. Auch deren Produktion ist inzwischen eingestellt. Letztlich erreichte 2012 das "Eau Sauvage Parfum" die Regale der einschlägigen Parfum-Tempel.

Das "Eau Sauvage" aus dem Jahre 1966 wird von Dior wie folgt vorgestellt: "Als großer Klassiker unter den Herrendüften ist Eau Sauvage der Inbegriff von Eleganz nach Monsieur Dior: Eine Balance zwischen Schlichtheit, Natürlichkeit und Individualität."

Sein Schöpfer Edmond Roudnitska verwendete bei seinem Werk -wie hier auf Parfumo auch zu lesen ist- nach allgemeiner Fachmeinung erstmalig den synthetischen Duftstoff "Hedion" (Methyldihydrojasmonat) mit einer Konzentration von 2 % zur Verwirklichung seines Vorhabens, da dieser Duftstoff den Parfums eine jasminartige, transparente und frische Note verleihen soll.

Eau Sauvage (EdT) beginnt herrlich frisch. Einfach erfrischend wie ein eiskalter Gebirgsbach an einem heißen und schwülen Sommertag. Eine säuerliche Zitrone und eine wundervoll natürliche Bergamotte begrüßen uns. Vor meinem geistigen Auge kann ich geradezu das Wasser spritzen sehen. Wild und ungezähmt. Diese erfrischenden Zitrusfrüchte sind mit Gewürzen unterlegt: Ich verspüre Basilikum und Lavendel. Aber auch eine gewisse -jedoch milde- Schärfe. Fast etwas pfeffrig, jedoch nicht brennend. Einfach nur würzig. Ich sehe dieses eiskalte wilde Wasser unseres Gebirgsbaches über eine raue Erde und über felsigen Stein fließen. Immerfort und immerfort.
Unser sprudelnder Gebirgsbach kommt an einer Blumenwiese vorbei: Der Duft bleibt indes erfrischend. Wird keinesfalls lieblich. Ich kann einen zarten Rosenduft erschnuppern. Eine sanfte Rose. Nicht besonders prägnant. Jedoch spürbar. Daneben etwas würzige Nelke und ein Hauch von sanftem Jasmin. Ja, diese Blumenwiese ist hier nicht der Hauptdarsteller. Das ist nach wie vor unser wilder Gebirgsbach. Unaufhörlich fließt er sprudelnd den Berg hinab und sein unentwegtes Rauschen wird eben durch diese floralen Noten bereichert.
Weitere -diesmal erdig-holzige- Noten kommen hinzu: Würziges Patchouli und edle Hölzer begleiten unseren Gebirgsbach nun auf seiner steten Reise. Doch irgendwann findet jeder Tag einmal sein Ende: Die Sonne geht unter und macht Platz für ihren Bruder, den Mond. Dieser schimmert nunmehr in dem nach wie vor unaufhörlich sprudelnden Wasser unseres Gebirgsbaches. Es wird dunkler: Tiefgründiges Amber, würziges Eichenmoos und geheimnisvoller Moschus treten nunmehr hinzu. Ohne jedoch dem Duft seine unentwegte Leichtigkeit und Spritzigkeit zu nehmen. Unser Gewässer fließt und fließt und fließt. Nur: Nunmehr nicht mehr wild-sprudelnd unter der heißen Mittags-Sonne, sondern nunmehr geheimnisvoll unter den liebevollen Augen des stolzen Mondes. Nach wie vor unnachgiebig fließend; nur eben eine andere Facette. Einfach wunderbar.

Dieser traumhaft schöne Duft sollte etliche Jahre später (nach der namens gleichen, jedoch inzwischen eingestellten Version aus dem Jahr 1982) einen weiteren Bruder bekommen: Dior sieht sein "Eau Sauvage Extrême" aus dem Jahr 2010 wie folgt:"Mit Eau Sauvage Extrême präsentiert Dior eine moderne Version seines großen Klassikers: noch kühner, kraftvoller und tiefgehender. Der Ursprüngliche Akkord erreicht in Eau Sauvage Extrême seinen Höhepunkt und bereichert ihn mit edlen holzig-umhüllenden Noten, die einen absolut zeitgemäßen, ausgeprägten Charakter besitzen und seine Männlichkeit unterstreichen. Ein zeitloser Schick mit demselben olfaktorischen Selbstvertrauen wie Eau Sauvage."

Das "Eau Sauvage Extrême" (2010) startet auch fruchtig. Auch hier sind wieder Zitrone und Bergamotte mit von der Partie. Sie sind jedoch -im Gegensatz zum "Eau Sauvage EdT"- nicht so säuerlich-frisch. Mir erscheinen sie vielmehr als gereiftere Früchte. Unser Gebirgsbach ist hier nicht mehr so wild sprudelnd. Er wirkt tiefer und auch etwas gemächlich. Das Wasser fließt nach wie vor. Aber nicht mehr so wild.
Auch diese Zitrusfrüchte sind würzig untermalt. In Übereinstimmung mit dem "Eau Sauvage EdT" finden wir auch hier Lavendel. Und da ist auch noch etwas Basilikum. Daneben bemerke ich noch eine weitere Note. Eine Note, die im "Eau Sauvage EdT" nicht vorhanden ist. Es ist eine sehr interessante Note: Eine Minze in der Herznote ! Das finde sehr bemerkenswert ! Ausgehend von dem nach wie vor bestehenden Grundthema des "wilden Wassers" wird hier offensichtlich zunächst zwar -dem Grunde nach- mit den gleichen Früchten in der Kopfnote gearbeitet. Diese wirken jedoch reifer und damit runder. Zugegeben: Das geht zunächst zu Lasten des nach wie vor gesetzten Themas eines wild sprudelnden Wassers. Aber nunmehr werden diese reifen Früchte als Variation des Themas "Wildes Wasser" in der Herznote mit dieser frischen Minze unterlegt. Genau das führt wieder zu diesem (allerdings etwas schwächeren) Eindruck eines fließenden Gewässers: Wir haben zwar nicht mehr den wild sprudelnden Gebirgsbach unter flirrender Sonne von vorhin. Aber dennoch ein anderes -auch fließendes- Gewässer. Ein Tieferes. Ein etwas Ruhigeres. Ein Anderes.
Und auch für dieses -wie gesagt: andere- Gewässer geht mal der Tag vorüber und die Nacht bricht herein.
Eine Nacht, in der sich das Mondlicht nunmehr auch in diesem Gewässer spiegelt und dunkle Bäume ihre geheimnisvollen Schatten über das fließende Nass werfen. Erdiges Patchouli und edle Hölzer begleiten uns in diesen Stunden. Stunden, in denen wir nunmehr diesen -anderen- Gebirgsbach betrachten.

Doch damit nicht genug. Im Jahr 2012 folgte dann noch das "Eau Sauvage Parfum". Zu diesem findet sich auf der Internet-Seite von Dior Folgendes: "Im Jahr 2012 kreiert François Demachy Eau Sauvage Parfum: das neue Kapitel einer legendären Geschichte. Mit der gleichen zeitlosen Eleganz und so aufsehenerregend wie gewohnt, wagt sich der große Klassiker zum ersten Mal an die edelste Konzentration: das Eau de Parfum für einen „Black Tie“-Charme. Diese neue Handschrift ist mit ihrem intensiven, hesperiden und holzigen Ambra-Duftschleier eine Signatur, die sich gut für den Abend eignet. Geheimnisvolle und sinnliche Myrrhe sowie die maskuline Stärke des Haitianischen Vetivers umschmeicheln den charakteristischen Akkord von Eau Sauvage. Eine neue Intensität: magnetisch und tiefgründig. Der Gipfel der maskulinen Raffinesse."

Auch diese Version des zeitlosen Klassikers "Eau Sauvage" startet mit unserer bereits allseits bekannten Bergamotte. Diese ist -wie bei einem Parfum ja schon zu erwarten war- reif und fruchtig. Es ist eine sehr schön natürliche Bergamotte, die uns hier begrüßt. Es wird dann sogleich würziger und tiefgründiger: ich nehme Myrrhe wahr. Ein sehr schöner, warmer, leicht würzig-süßer Duft von balsamischer Feinheit macht sich breit. Das ist keinesfalls mehr unser eiskalter und wilder Gebirgsbach vom "Eau Sauvage EdT" und auch nicht mehr das ruhig aber bestimmt vor sich hin fließende Gewässer des "Eau Sauvage Extrême " (2010). Nein, das ist nunmehr ein ruhiger Fluss, der sich nunmehr erhaben vor uns dartut. Da spritz keine wilde Gischt mehr. Es ist ein -durchaus klares- aber nunmehr ruhiges und tiefes Gewässer. Geheimnisvoll, von der heißen Tagessonne gewärmt. Ruhig und besonnen. Mit ein paar Gräsern an seinem Ufer (Vetiver !).

Mein Fazit:
Über das "Eau Sauvage EdT" aus dem Jahr 1966 kann man nicht viel sagen. Nur das: Ein grandioses Meisterwerk der Parfum-Geschichte. Das gesetzte Thema perfekt und originell umgesetzt. Vielleicht neben "Pour Monsieur" (Chanel) und "Habit Rouge" (Guerlain) DER Männerduft schlechthin.
Das 2010 erschienene (und im Gegensatz zu der 82er-Version auch heute noch gut erhältliche) "Eau Sauvage Extrême" stellt nach meiner Ansicht eine gelungene Variation des einstmals gesetzten Themas dar. Nur: Unser wilder Gebirgsfluss von einst fließt nun etwas ruhiger und gemächlicher. Aber er ist durchaus noch als Gewässer zu erkennen.
Nun, das "Eau Sauvage Parfum" ist zweifellos ein sehr gut gemachter Duft. Ein ruhiger und erhabener Fluss ist es nunmehr, der hier olfaktorisch vor uns liegt. Aber ist es noch ein "Eau Sauvage", ein wildes Wasser ? Ist es noch ein Wasser, in dem unsere muntere Forelle von eingangs fröhlich ihre Bahnen ziehen würde ? Oder ist da schon der Bach getrübt ? Oder gar die fröhliche Forelle schon Beute unseres Anglers ?
1 Antwort
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Turandot

834 Rezensionen
Turandot
Turandot
Top Rezension 26  
Ja, das wird was!!
Noch kaum einen Monat steht Eau Sauvage Parfum nun im Regal und ich bin angenehm überrascht, wie gut der Duft ankommt.

Eau Sauvage Original hat seine Stammkunden und wird von mir gerne auch mal als Geheimtipp aufgeschlossenen jungen Kunden gezeigt, die vor "alten" Düften keine Berührungsängste haben. Er ist also kein Duft für Massenumsätze, aber ein fester Bestandteil unseres Sortiments.

Abkömmlinge etablierter Düfte machen mich immer etwas nervös. Zum einen ist es manchmal gar nicht so einfach zu erfahren, ob es sich um eine ltd. Edition handelt, zum anderen kommen sie mir immer irgendwie "verfälscht" vor. Wie eine verunglückte Version des Vorbilds. Vielleicht bin ich einfach zu konservativ. Aber ich musste schon einmal mein Vorurteil revidieren. Das war bei Eau Premiere von No.5, das mich dann doch begeistert hat. Und nun ist es wieder passiert. Ich verehrte Eau Sauvage, kann es aber selbst nicht tragen. Irgendwas ist mir daran zu spröde. Bei Herren finde ich es wunderbar. Eau Sauvage Pafum aber trage ich mit Begeisterung.
Zugegeben, erst mal dachte ich, der Duft ist ja gaaaanz anders als sein Namensgeber. Runder, weicher, ein bisschen orientalisch angehaucht und deutlich wärmer. Profumo hat den Verlauf so perfekt beschrieben. Doch wenn sich der Duft mit meiner Haut vereinigt hat, dann zeigt sich wirklich: Eau Sauvage steckt da mit drin, gibt dem Parfum ernsthafte Eleganz und sozusagen ein Gerüst, um das sich die weicheren, sinnlicheren Komponenten ranken.

Anzumerken bleibt, dass der Duft auch bei Kunden gut ankommt, die vor eigenwilligen Kreationen eher zurückschrecken. Ich will damit vorsichtig ausdrücken, dass Eau Sauvage Parfum dem gehobenen Massengeschmack eher entgegenkommt als das Original. Ich meine das überhaupt nicht negativ. Im Gegenteil, ich freue mich, unseren Kunden einen neuen eleganten und interessanten Duft vorstellen zu können und bei Fragen nach Neuheiten nicht auf die üblichen Verdächtigen zurückgreifen zu müssen.
9 Antworten
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
4
Duft
TVC15

216 Rezensionen
TVC15
TVC15
Top Rezension 20  
Wir sind nicht gekommen, um uns zu beschweren
Lassen wir die Kirche mal im Dorf, das wird jetzt kein Rundumschlag, wie ich es befürchtet hatte. Denn dafür ist François Demachy zu sehr Profi. Was natürlich auch bedeutet, dass er exakt das macht, was der Auftraggeber erwartet. Und die Zeichen der Zeit stehen nunmal nicht auf stechende Zitronen und Alain Delon mit retuschierter Fluppe, sondern auf Warmduscher-Vanille und Matthias Schweighöfer. Aber ich will ja nicht lästern. Es ist nur so, dass dieses Parfum nicht mehr viel mit Eau Sauvage gemein hat. Die Zitrone ist weg, die herbe Frische ist weg, alles was das Originalwasser "wild" machte, ist unter die Räder gekommen. Zugunsten eines braven, angepassten Crowdpleasers, den sicherlich all die jüngeren Burschen mögen werden, die seinerzeit die x-te Reformulierung von "Habit Rouge" als Klassiker für sich entdeckten und dafür ihr "Le Male" bei eBay einstellten.

Nun ja, notfalls kann man "Eau Sauvage Parfum" als "Winter-Edition" durchgehen lassen. Das Schönste daran finde ich eigentlich, dass ich schon wieder Geld spare , weil es ein Duft ist, den ich nicht vermisst habe und somit auch nicht brauche. Ein gemäßigter Langweiler, der seiner spartanischen Pressemärchen-Pyramide kaum gerecht wird, sondern vielmehr das Flair eines "Halb zehn in Deutschland"-Knoppers auf der Tischlerei-Werkbank verbreitet. Vanille, Ambra und ellenlang Holz. Aber ich wollte doch gar nicht lästern.
16 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ajlen

122 Rezensionen
Ajlen
Ajlen
Top Rezension 15  
Zu viel des Guten ist wundervoll...
... so der Untertitel des Films "Liberace" aus dem Jahr 2013, der das Leben des gleichnamigen amerikanischen Entertainers zum Inhalt hat. Und "zu viel des Guten" war auch meine Reaktion bei der ersten Begegnung mit Eau Sauvage Parfum.

Der große Klassiker Eau Sauvage ist ganz klar wahrnehmbar und doch ist das Parfum ganz und gar anders. Zuallererst viel intensiver, sehr viel intensiver. Dann auch dunkler, würziger und rauchiger. Das erzeugt einen fast greifbaren sakralen Eindruck. Hinzu kommt eine subtile Süße ohne den Duft wirklich ins Klebrige zu drehen. Die Frische der Bergamotte verschwindet auf den ersten Blick recht schnell. Der grasig-erdige Vetiver und die würzig-pikante Myrrhe bestimmen in der Folge den Dufteindruck. Hin- und wieder flammt das Zitrische auf und blitzt zwischen Vetiver und Myrrhe hindurch.

Das Zusammenspiel dieser drei Bestandteile ist zuerst nicht wirklich leicht zugänglich. Neben der zu Beginn irritierenden Intensität, kann Eau Sauvage Parfum auch eher schroff wirken und zu laut. Eben einfach zu viel und eine Herausforderung für die Nase. Bei mir war es definitiv keine Liebe auf den ersten Blick. Wir mussten uns erst arrangieren und länger "beschnuppern" bis ich die Stärke und Klarheit der Komposition zu schätzen gelernt habe. Und ich habe verstanden, dass dieser Duft nicht jedem gefallen kann (und das auch nicht muss).

Zwischenzeitlich kann ich für mich ganz klar sagen: Hier ist zu viel des Guten tatsächlich einfach wundervoll!
2 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

41 kurze Meinungen zum Parfum
SchalkerinSchalkerin vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Er ist elegant und weiss wie gut er ist.
Frisch krautig und männlich.
Kein Duft für ganz junge Herren.
33 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 3 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
It takes two, baby
To make a dream come true
mit der Myrrhe sind‘s hier drei
war trotzdem gut
also einerlei
20 Antworten
PollitaPollita vor 4 Jahren
8
Sillage
8
Duft
Boah ist der schön! Startet frisch-grün und wird dann wunderbar warm und weich mit der Myrrhe. Ich rieche auch Vanille. Vetiver gibt Kante.
14 Antworten
ProfumoristProfumorist vor 8 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Eine perfekte Symbiose aus Frische, Würze, Süße und Holz! Sehr edel, warm und einnehmend. Für mich ein Meisterwerk unter falschem Namen...
1 Antwort
XecutXecut vor 2 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Gärig Zitrusfrüchte
mit würzigem Basilikum,
dezent Vetiver.
Charme und Glamour
mit einem Hauch von
leichter Traurigkeit und Dekadenz
12 Antworten
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ExhaleExhale vor 11 Jahren
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