LucasTho

Ich kann den vorherigen Rezensenten und Rezensentinnen leider nicht zustimmen und war doch schon über die Polarisierung des Duftes erstaunt, da ich ihn durchaus positiv aufgenommen habe. Auch in meinem Umfeld kam die Neuerscheinung als kreativer und schöner an im Vergleich zur alten Ugolini Adresse, was sich auch mit meinem Empfinden deckt.
Die Kopfnote, abgesehen von dem Rauch, kam mir irgendwie bekannt vor, kann ihn aber immer noch nicht einordnen. Erinnert mich an einen Duft, den ich an einer Dame mal gerochen habe und hängen geblieben ist, vlt. die Angelika Note ...oder doch das Karamell?!
Mit dem Rauch durchaus maskuliner und einzigartiger und macht den Duft erst wirklich interessant. Herznote ist dann wohl die Parallele zur 17 Rosso, die man zu 5-10% erkennen kann tatsächlich , aber es ist nicht so, dass man sagen könnte wer den einen mag, mag auch den anderen oder das einer von beiden redundant ist.
Zum Schluss wird er dann weicher, Karamell und Vanille geben den Ton an, obwohl der Duft insgesamt relativ linear ist.
Tragen kann ihn quasi jeder zu jeder Jahreszeit, im Herbst fühlt er sich am wohlsten, vielleicht auch schon im Spätsommer.

Es ist ein milder Morgen, Ende September. Ein Mann, Ende 30, vielleicht auch schon über 40, steigt aus dem Taxi vor einem Wolkenkratzer an der 5th Avenue in Manhattan. In seinem maßgeschneiderten grauen Nadelstreifenanzug begibt er sich eilig zum Fahrstuhl, der ihn in die obersten Stockwerke zu seiner Arbeitsstelle befördern soll. Es ist eine der Top Kanzleien für Wirtschaftsrecht.
Siegessicher und selbstbewusst geht er ohne zu zögern, ohne nachzudenken in den Besprechungsraum, wo schon alle auf ihn warteten, um den schwierigen Rechtsstreit für sich zu entscheiden. Wenn auch nicht immer fair, ist er dafür bekannt zu siegen, ohne Kompromisse und ohne Rücksicht.
Der erste Eindruck zählt. Neben dem gepflegten, guten Aussehen und dem selbstgefälligen Gesichtsausdruck fällt er durch seine seriöse, pudrig, trockene, aber auch hölzerne Duftwolke auf, die seine Nähe dominiert. Der Mix aus warmen Hölzern und kalte Pudrigkeit lässt Spielraum für Interpretation offen. Von Männern geachtet, von Frauen begehrt; Deswegen trägt Harvey Specter Dior Homme Intense.

Araberpferde gehören zu den edelsten und teuersten Pferderassen der Welt.
Ihre Mähne ist fein und das Fell ist weich und schimmernd.
Ein treuer Begleiter mit eigenem Kopf.
Intelligent, mutig, jedoch sensibel und einfühlsam, wie der Arabian Tonka.

Im Opening ist der Duft zitrisch und sensibel, gewinnt jedoch schnell an Mut und zeigt seine stattliche Pracht des Ouds gepaart mit der cremigen Tonkabohne. Safran von Anfang bis Ende, macht den Duft nahbarer, massentauglicher; zähmt ihn ein wenig. Die Rose hält die Zügel, ist der Kopf der Komposition und achtet darauf, dass die gewaltige Kraft der einzelnen Duftstoffe nicht die Kontrolle verlieren, bleibt jedoch bescheiden im Hintergrund.
Ausdauernd wie fast kein anderer, projiziert und hält dieser Montale eine halbe Ewigkeit und lässt niemanden bei Wind und Wetter im Stich.
Für mich ein klarer, treuer Begleiter in den kälteren Tagen...

So würde ich Pacific Rock Moss in 5 Wörtern beschreiben. Für den ein oder anderen vielleicht etwas hart und schroff, aber wie ich finde gar nicht mal so unpassend.
Eindeutig aquatisch, sportlich wie das typische Männer Duschgel, mit einer nischigen Komponente aus dem moosig-grünen auch krautig-balsamischen Duftstoffen, deswegen die Special Edition.
Es würde ein hervorragendes Sommerduschgel darstellen und aus diesem Grund war ich beim ersten Schnüffeln erstmal enttäuscht. Ich habe hier etwas wahnsinnig einzigartiges gehofft, da es so hoch gelobt wurde von diversen Parfüm-Youtubern.
Ich konnte definitiv die Australien Roadtrip Vibes Assoziation verstehen, aber meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.
Nichtsdestotrotz habe ich dem Duft mehrere Chancen gegeben und ihn auch in den Sommerurlaub mitgenommen, mangels Alternativen. Sillage und Haltbarkeit waren mittelmäßig, gefühlt mal mehr, mal weniger. Er performt aber an heißen Tagen besser, als an milderen.
Mittlerweile hat er mich überzeugt, denn ich ertappe mich immer mal wieder einfach an dem Duft zu schnüffeln, um das Sommer-Feeling noch einmal genießen zu können.
Ich kann auch das Badge "Einsteiger-Nische" verstehen, aufgrund der bekannten sportlichen Duschgel DNA für jedermann zugänglich, was ich anfangs als negativ aufnahm. Heute stört es mich nicht mehr.
Abschließend kann ich sagen war Pacific Rock Moss von Goldfield & Banks mein - ungewollter - Sommerduft 2021. Wer hätte das gedacht?!

Es war ein spätsommerlicher Nachmittag, als ich neugierig über die Düsseldorfer Kö spazierte. Viele verschiedene Eindrücke prägten diesen Nachmittag von schönen Karosserien, die mal lauter, mal leiser über den Asphalt stolzierten, zu den etlichen Boutiquen mit gut gekleideten Angestellten, die den Kunden die Türe aufmachten. Allerdings war dies nicht die Hauptassoziation mit diesem Nachmittag. Es war ein gut gekleideter Mann, der unscheinbar an mir vorbeigegangen war. Ich hätte ihn nicht mal wahrgenommen, wenn er nicht eine sehr interessante Duftwolke mit sich zog und jeden umdrehen ließ. Es war ein Duft von Eleganz, Modernität und man roch die Einzigartigkeit, sowie die Klasse, die dieses Parfüm ausmachte. Fasziniert von diesem Duft, schilderte ich einem Verkäufer einer Boutique diesen Eindruck und das Zweite, was er mir zeigte war Christian Dior Ambre Nuit. Ich führte den Teststreifen an meine Nase und dort war dieses Gefühl wieder. Ich kann nicht genau sagen, ob es wirklich der Duft gewesen ist, den ich an diesem besagten Tag gerochen habe, aber es löste in mir die gleichen Assoziationen aus:
Zitrisches Opening mit pfeffrigem Hintergrund. So dezent, dass es auf gar keinen Fall aufdringlich oder beißend wirken könnte, gepaart mit der unterschwelligen Rose zu der sich mit der Zeit diese leicht pudrig wirkenden Hölzer und das schön wärmende Ambra hinzugesellt.

Es erinnert mich sehr an Bernstein (nicht nur wegen der Farbe), weil es die gleiche Wirkung auf mich hat. Luxuriös, warm, geborgen.
Haltbarkeit und Sillage war für mich zu damaligen Erfahrungswerten besonders gut, da ich vorher nur qualitativ minderwertige Düfte gewohnt war, nach heutigem Empfinden und etlichen Geruchsproben später, würde ich es als etwas besser als mittelmäßig bezeichnen, aber auf jeden Fall einer der besseren dieser Linie.

Seit diesem Parfüm hat sich eine neue Welt für mich offenbart. Eine Welt, die für mich vorher nicht zu existieren schien. Eine Welt, die über die Einkaufsstraßen Parfümgeschäfte hinausgeht. Die unendliche Welt, der Düfte.