MajorTom

Intoxicated? Kilian Düfte sind bekannt für schräge Namen, aber dieser ist schon besonders eigenartig. Toxic? Giftig? Intoxicated? Besoffen?
Nun ja, nach ein, zwei Sprühern macht es erstmal bääämmm. Und der Duft haut einen fast weg. Kaffee und Gewürze dominieren die Szenerie und erst langsam kehrt eine gewisse Ruhe ein. Wobei Ruhe hier in keinster Weise mit Unauffälligkeit gleichzustellen ist. Nach einer Stunde kommt meine Tochter in den Raum, bleibt stehen und sagt „wow, hier riecht´s ja voll nach Weihnachten“. Soviel zum Thema Sillage (mördermäßig) und Haltbarkeit (10-12 Stunden, da hat Madame Becker mal richtig einen rausgehauen). Diese Weihnachtsassoziation meiner Kleinen ist schon nicht so verkehrt, wenngleich natürlich zu grob und zu kurz gesprungen, insofern dem Duft nicht gerecht werdend. Klar, die Gewürze bleiben dominant, aber in einer feinen und nie aufdringlichen Art und Weise. Was sich im Laufe der Stunden dazugesellt, ist Rauch, aber keine Angst, auch der im Vergleich zu vielen anderen dieser Sorte ebenfalls ganz fein arrangiert. Dann haben wir Hölzer und zwar die der harzigen Art. Und eben alles in einer wirklich gelungenen Zusammensetzung. Denn das ist ja dann das, was Klasse von Masse unterscheidet.
Wann kann man also „berauscht, betrunken“ durch die Gegend laufen? Nun, zunächst ist intoxicated klar besser in der kühleren Jahreszeit aufgehoben. Oktober bis Ostern, außerhalb dieser range für mich schwer vorstellbar. Im Business auch eher nicht, weil zu laut, zu auffällig, zu gewaltig. In der Freizeit aber immer, beim feinen Dinner ebenfalls und in noblen Clubs perfekt. Durchaus auch einer der Sorte, auf den Frauen anspringen. Alleine bei der Dosierung gilt es Vorsicht walten zu lassen, denn wie schon erwähnt, Sillage und Haltbarkeit sind wirklich nicht von schlechten Eltern. Ein klasse Ding, ein Umhauer, auch wenn wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack. Preis-Leistung im Gesamtpaket betrachtet m.E. ok.

A scent created for a man who needs no help in reaching his Elysium - so die Werbebotschaft vom Meister Roja persönlich. An markigen Sprüchen hat es ihm ja noch nie gemangelt. Und meist sind mir solche auf-den-Putz-Hauer eher zuwider. Hier allerdings muss ich zugeben: Diesem Slogan ist nichts hinzuzufügen. Elysium ist ein Duft, für Leute, die sich nichts mehr beweisen müssen (Ja ich weiß, blöder Spruch, weil jeder von uns sich täglich auf´s Neue irgendetwas beweisen will/kann/muss).
Zum wem passt Elysium? Zu relaxten Typen, die ihre Position im Leben gefunden haben.
Wann passt Elysium? Praktisch immer. Am Morgen nach dem Sport. In der Arbeit. Abends zum Dinner. Und ja, auch im Club ist Elysium tragbar. Ein (ich entschuldige mich bei Leimbacher für den Wortklau) „immer-Geher“. Allerdings zu einem stolzen Preis. Gerechtfertigt? Auch wenn es vermeintlich schon 100 andere fruchtige Düfte gibt: Keiner ist so fein, so perfekt komponiert und so elegant wie dieser hier. Und somit muss jeder selbst entscheiden, ob ihm diese Exklusivität diesen Preis wert ist. Ich zumindest habe den Kauf keinen Augenblick bereut.

Es gibt Düfte, die sprüht man sich auf, oder sie werden einem aufgesprüht. Und nach zwei Stunden hat man sie vergessen. Und dann gibt es diejenigen, an denen man permanent schnüffelt - weil man dran schnüffeln will/muss.
So geschehen letztlich in der Parfümerie meines Vertrauens. Meine Beraterin verpasste mir einen kleinen Sprüher auf die rechte Hand. Schon auf dem Weg zum Flughafen ertappte ich mich dabei, dass ich permanente die Hand zur Nase oder umgekehrt führte. Auch im Fieger permanter Drang, den Duft einzuatmen. Da war aber schon längst klar: Das Ding muss her und zwar ASAP! Also bei nächster Gelegenheit einen Lustkauf getätigt. Ob der Preispunkt gerechtfertigt ist, lassen wir mal dahingestellt. Für das, was in dem Fläschchen steckt, wahrscheinlich nicht. Aber Geruch und Exklusivität haben nun mal ihren Preis. Und die Wahrscheinlichkeit, dass der Kollege am desk nebenan den gleichen Duft trägt, ist verschwindend gering.
Der Duft selbst ist für mich schwer zu beschreiben, weil er einfach in keine Schublade passt. Er hat Ecken und Kanten und lässt sich nur schwer einsortieren. Irgendwo zwischen Alphatier, Provokation, Leder, Holz und Tierhaftigkeit. Auffällig. Dominant. Und trotzdem fein gemacht.
Wem steht dieser Duft? Nix für Weichspüler, sondern, s.o., wie der Duft sollte auch sein Träger Ecken und Kanten haben. Typen halt, mit klaren Meinungen. Und Selbstbewusstsein. Denn es kann durchsuch passieren, dass die Blicke von anderen, speziell bei Menschenansammlungen, an einem hängen bleiben. Fragende Blicke. Was riecht hier so speziell? Ist das der da? Was ist das für ein Duft? Ein ganz spezieller eben.
Wann trägt man ihn? Im Office, hmmm, muss überlegt eingesetzt werden, weil schon ein ziemliches Statement. Sicher nie in Bewerbungsgesprächen, weil zu dominant und provokant. Dinner: absolut. Club: noch besser. Freizeit: warum nicht; zum Stadtbummel mit Espresso gerne.
Overall: Ein Hammerduft, der aber für viele zu viel und zu teuer sein wird. Etwas ganz Spezielles, was Roja da auf die Beine gestellt hat. Volle Punktzahl für den Duft!

Nachtrag
Die meisten von uns werden sie kennen, diese Situationen, in denen alles, was mal neu war, mit der Zeit seinen Reiz verliert. Neues Auto. Neue Klamotten. Neue Beziehung. Neue Möbel. Neues technisches Gadget. Neues Parfüm.
Mit Reckless findet bei mir genau das Gegenteil statt. Seit einem halben Jahr das Badezimmer schmückend, erfreue ich mich sogar noch mehr als am Anfang. Nicht nur am Flakon, der bekanntermaßen einfach stark aussieht. Auch am Duft, der mich nach wie vor vollkommen überzeugt. Könnte ich, würde ich die Punktzahl von 10 auf 12 erhöhen. Für einen Signaturduft zu exklusiv, zu teuer und auch zu wertvoll. Aber für einen überzeugenden Auftritt unbezahlbar.

Manchmal treibt es mich ohne genaue Vorstellung in die Parfümerie meines Vertrauens. Und wenn immer möglich gehe ich dort auch zu der Beraterin meines Vertrauens. Beides aus speziellen Gründen. Erstens mag ich die persönliche Atmosphäre in kleineren Boutique-Parfümerien, zweitens gibt es dort immer wieder feine Nischendüfte, weit weg von jeglichem mainstream und drittens weiß „meine“ Beraterin genau, auf welche Düfte ich anspringe.
So auch vor einigen Wochen, als ich sie mit der Suche eines Büroduftes beauftragte. Nun, die Asuwahl bestand aus vier Düften, einer davon hatte es mir sofort angetan. Isfarkand. Was für ein Ding? Is vakant? Ormonde Jayne?? Never heard before. Aber egal, ich lasse mich gerne neu inspirieren.
Isfarkand startet frisch, aber ohne diese von anderen Düften bekannten sinnlosen und überfrachteten Bomben. Eine feine Mischung, die nach einer Stunde etwas zurückweicht, um Hölzern und Gewürzen Platz zu geben.
Sillage: Könnte besser sein; Haltbarkeit: ok, aber auch hier können andere es besser. Der Duft selbst: dezent, eher im Hintergrund, dennoch immer präsent.
Dennoch, Isfarkand hat es aus dem Stand zu meinem Signaturduft geschafft und das will etwas heißen.
Für wen geeignet: Im Business zu 100% korrekt, nicht zu stark, nicht zu leicht, einer, der nicht provoziert, aber klar macht, dass sein Träger alles im Blick und Griff hat. Freizeit: Ja, auch da macht Isfarkand eine gute Figur. Allerdings nicht zu zerrissenen Jeans uns abgef**ten Sneakers in Kombi mit Totenkopfhoodie, sondern eher zu smart casual looks.

Nein, es war nicht die Liebe auf den ersten Sprüher. Auch nicht auf den zweiten. Aber wer sich eine Zeit lang mit Düften beschäftigt hat, weiß, dass man Düften tatsächlich doch eine zweite Chance geben sollte.
F89 startet mit einer frischen Kopfnote, die aber bald verloren geht und dann driftet der Duft ins eher herbe ab. Die von manchem Kommentarschreiber erwähnte Blumigkeit kann ich nicht wirklich bestätigen. Der herbe Charakter (und den kann man mögen, muss man nicht), vermutlich dem Moos geschuldet, wird ergänzt durch eine feine Würze gepaart mit ebenso feinen, stets präsenten aber nie aufdringlichen Hölzern.
Wie trägt man diesen Duft? Ein Büroduft, bestens passend zu Anzügen im Brit-Style. Ein Alltaggsduft, der ohne große Allüren um die Ecke kommt. Nichts für Jungdynamiker, die nach dem workout im Gym eine Duftbombe suchen. Und auch nichts für den abendlichen Clubbesuch, da wirkt er eher deplatziert. Aber zum Mohair- oder Flanellanzug eine perfekte Kombi.