Marieposa

Marieposa

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66 - 70 von 70
Marieposa vor 3 Jahren 31 12
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Der Tanz der Zuckerfee
Selten bin ich einem Parfum mit massiveren Vorbehalten begegnet als Lolita Lempicka. Ungetestet hatte ich den Duft als Angel-Tochter abgehakt – was er nebenbei gesagt auch ist – und das ist normalerweise nicht meine Welt. Irgendwann jedoch besiegte die Begeisterung für den hinreißenden Flakon meine Vorurteile und LL landete beim Einkauf in einer bekannten Drogeriekette auf meinem Handrücken. Schließlich wollte ich sichergehen, dass ich es im Fall des Falles möglichst schnell wieder abschrubben könnte.
Mein erster Eindruck war: Harmlos. Uff. Glück gehabt. Und als ich meinen Einkaufswagen weiter zwischen den Regalen mit Toilettenpapier und Hundefutter hindurchmanövrierte, hatte ich den Duft schon fast wieder vergessen.

Bis etwas Unglaubliches passierte …

Vor meinem inneren Ohr erklang Tschaikowsky. Erst zaghaft, dann immer deutlicher vernahm ich Akkorde aus dem Nussknacker, und bevor ich wusste, wie mir geschah, verwandelte ich mich dort, an der Ecke zwischen Babyfeuchttüchern und Trockenshampoo, in die Zuckerfee. Eine wundervoll transparente Aura von krautigen Veilchennoten im Widerstreit mit der zuckrigen Süße von Amarenakirschen und Zuckerwattewölkchen umflirrte mich, das Leuchten grüner Akzente und von kühlem Anis verlieh dem gefürchteten Gourmand-Patchouli eine ungekannte Leichtigkeit und Frische, nur um sanft auf einem fedrigen Kissen aus Iris und samtigem Veilchen zu landen.
Im Nachhinein könnte ich nicht beschwören, ob ich mich an jenem Tag nicht wirklich und wahrhaftig im örtlichen Dorgeriemarkt auf die Zehenspitzen erhoben und Ballett getanzt habe.

Was für ein fröhlicher, unbeschwerter Duft! Wenn ich ihn aufsprühe, entlockt er mir zuverlässig ein Lächeln. Bei aller Süße und Leichtigkeit mangelt es ihm nicht an Tiefgang und bei jedem Tragen entdecke ich neue Facetten. Der Tschaikowsky-Eindruck bleibt – mal als klassisches Ballett, mal in der der Version von Duke Ellington.
LL hat mich gelehrt, dass ein Parfum mehr ist als die Summe seiner Teile und dass man sich als Pyramiden-Snob um so mache schöne Dufterfahrung bringt. Man kann nie wissen, wo verborgene Schätze warten.
12 Antworten
Marieposa vor 3 Jahren 21 14
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Balsam, der Fühler hat und beißt
Als die drei Weisen aus dem Morgenland in Monty Pythons Klassiker „Das Leben des Brian“ ihre Aufwartung machen, erwecken Gold und Weihrauch recht schnell die Gastfreundschaft von Brians sagen wir mal „eher spröden“ Mutter. Der Myrrhe dagegen begegnet sie mit ähnlich großer Skepsis wie zuvor dem hohen Besuch. Auch die Erklärung, dass es sich um einen wertvollen Balsam handelt, kann sie nicht wirklich überzeugen. So etwas könne ja ansteckend sein und sie habe von Bazillen gehört, die Fühler haben und beißen. Die Herrschaften dürften gern jederzeit auf einen Sprung vorbeikommen und Gold und Weihrauch da lassen, aber die Myrrhe sollten sie sich nächstes Mal lieber in die Haare schmieren.

Während ich an meinem großzügig mit Serge Lutens La Myrrhe bedufteten Handgelenk schnuppere, wird mir bewusst, dass es mir ganz ähnlich geht wie Brians Mutter: Klar kann ich mir unter Gold etwas vorstellen und den Duft von Weihrauch kann ich sowohl in Form von Harz als auch von Rauch problemlos aus dem olfaktorischen Gedächtnis abrufen. Myrrhe dagegen ist mir ein großes Rätsel. Ich habe mir angelesen, dass es sich um ein Baumharz handelt, das vor allem in Somalia vorkommt und das als Harz oder Öl zu zeremoniellen und medizinischen Zwecken verwendet wird. So viel zur Theorie. Aber wie duftet denn Myrrhe nun?

Serge Lutens Myrrhe liefert mir zunächst keine Antwort, ich kann nur sagen, dass dieser Balsam wirklich beißt. Was ich mir auf die Haut getupft habe, riecht nämlich erst einmal ausschließlich nach Haarspray von der schlimmsten Sorte. Ich spreche von dem Zeug, das es schon seit Jahrzehnten nicht mehr zu kaufen gibt, weil es die Erdatmosphäre zerstört, und das ich nur kenne, weil meine Oma immer noch Restbestände auch dem Dachboden bunkert. Verantwortlich dafür ist eine gesalzene Portion Aldehyde, die ich in dieser Konzentration nicht einmal von Chanel No 5 kenne. Circa fünfzehn Minuten und der aldehydische Meteoritenhagel hat sich gelegt, fünf weitere Minuten und ich wage es wieder, mein Handgelenk zur Nase zu führen – und was für eine Belohnung wartet da auf mich! Eisgekühlte, luftige Anisplätzchen, aromatisiert mit einem Hauch von Bittermandelöl schweben mir entgegen, gepaart mit einem zirtischen Leuchten. Lasse ich mich von der orangen Farbe des Parfums beeinflussen, oder rieche ich wirklich Mandarine?

Der Duft ist kühl und würzig und seidig. Ein goldenes Glühen geht von ihm aus, als würde man bei einem Spaziergang in einer eisigen Winternacht in der Ferne unverhofft ein Lagerfeuer glimmen sehen, ohne seine Wärme zu spüren. Na schön, wenn Myrrhe so duftet, dürfen die drei Weisen ihre Bestände, die Brians Mutter verschmäht hat, jederzeit bei mir deponieren! Ich kann nicht aufhören, an meinem Handgelenk zu schnuppern. La Myrrhe ist betörend! Aber auch fordernd, komplex, kompromisslos und so kontrastreich, dass sich sein Zauber bestimmt nicht jedem erschließt.

Würde ich La Myrrhe öfter tragen? O ja! Ständig sogar. Ein paar Minuten Haarspraykopfschmerzen nehme ich für diesen Duft gern in Kauf. Ich möchte nur lieber nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn man den fatalen Fehler macht und sprüht, statt zu tupfen.
14 Antworten
Marieposa vor 3 Jahren 20 9
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Easy like Sunday morning …
… oder doch lieber „Willkommen im Kaffeehaus“?

Frisch gemahlener Kaffee ist einer jener Düfte, die ich im Alltag uneingeschränkt liebe, denen ich in Parfum aber aus gutem Grund mit einer gehörigen Portion Skepsis begegne. Bisher hat mir noch jede Kaffeeparfumerfahrung gekräuselte Lippen beschert. Statt frischer Bohnen roch ich Kaffeeatem, statt Kaffeeladen ungespültes Frühstücksgeschirr. Mit Tuberose geht es mir übrigens ähnlich. Ich habe eine im Blumentopf auf der Terrasse und würde mir im Sommer, wenn sie blüht – und das tut sie beileibe nicht jedes Jahr, die Zicke –, am liebsten ein Zelt in den Garten stellen, um den Duft rund um die Uhr zu genießen. Im Flakon haben mich dagegen noch alle Tuberosensoliflores etwas ratlos zurückgelassen – oder restlos überfordert. Und selbst wenn sie nur als Duftnote enthalten ist, hat mir Tuberose schon so manches Parfum verleidet.

Schlechte Karten für Café Tuberosa. Möchte man meinen …

Etwas zurückhaltend benetze ich den Puls mit einem Tropfen aus dem Pröbchen, eine Tür öffnet sich und weht mich zusammen mit einer Böe rauen Dezemberwinds in ein warmes, gemütliches Café. Der wahrhaftige Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen liegt in der Luft, hinter dem Tresen zischt die Kaffeemaschine, auf der Etagere darauf locken sahnig-süße Köstlichkeiten. Am Tisch in der Ecke sitzt eine elegante Frau vor einem Stück Sachertorte mit Schlagobers, in ihrer Tasse dampft ein Kleiner Schwarzer. Es ist alles da, das unbeschreibliche Kaffeearoma, die gedämpfte schokoladige Süße, das Holz des Dielenbodens, aber auch des Tresens und der sahnige Duft der weißen Blüten auf dem Tisch der Genießerin. Oder ist es ihr Blumenparfum, das von ihrem Dekolleté aufsteigt und sich sanft mit den anderen Noten verwebt?
In der Entwicklung des Duftes geht der Kaffee langsam zurück, verschwindet aber nie ganz. Patchouli ist gelistet und mag in der Basis für diese Illusion sorgen. Immer mehr übernehmen die Blüten das Ruder. Tuberose? Ich weiß nicht. Rose? Hm … Ich stelle mir eher eine tropische Fantasieblume vor. Oder gar Kaffeeblüten?
Obwohl ich Café Tuberosa nicht unbedingt als Gourmandduft bezeichnen würde, behält er immer etwas Essbares, Sahniges, Köstliches, ohne jemals die Leuchtkraft eines Eau de Colognes einzubüßen.

Während ich fasziniert an meinem Arm schnuppere und ganz vergesse, Kaffee fürs Sonntagsfrühstück zu mahlen, nagt die Frage an mir, wie lange ich dieses Pröbchen wohl strecken kann, damit mich dieser schöne, leichtherzige Duft noch möglichst lang begleitet.
9 Antworten
Marieposa vor 3 Jahren 27 7
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Finsteres Tannengrün oder lichtdurchfluteter Sommerwald?
Viel habe ich über Ormonde Woman gelesen, und zwar schon lange, bevor ich den Duft endlich kennenlernen durfte: Hexentrank, tannendunkles, verführerisches Gift – das ist so ungefähr die Quintessenz. Linda Pilkington, die Gründerin und Seele von Ormonde Jayne, zeichnet höchstpersönlich das Bild einer märchenhaften Figur, die das rabenschwarze Haar unter einem Cape verbirgt, um heimlich nachts mit einer Phiole dieses Zaubertranks in der Tasche zu ihrem Liebhaber zu eilen. Über die Intentionen der Schönen schweigt sich Ms Pilkington aus. Auch Tania Sanchez verspricht – wie viele andere – einen finsteren Hexenwald, in dem sich hinter Tannenzweigen, Zedernholz und Eichenmoos die Ambersüße eines Lebkuchenhäuschens verbirgt.

Dieses grüne Gift musste ich kennenlernen. Unbedingt. So viel war klar.

Zum ersten Mal begegnete mir OW auf der Pirsch in einer großen Nischenparfümerie. Zehn Teststreifen in der Hand balancierend, Puls, Handgelenke und Armbeugen bereits mit anderen Düften besprüht und ohne die Hilfe der freundlichen Verkäuferin hätte ich nicht mal die Kappe vom Flakon bekommen – ja, so ein Leben als Parfuma ist nicht immer einfach … Rückblickend ist es da wohl kein Wunder, dass der Aha-Effekt, den ich mir von dem Duft erhofft hatte, ausbleiben musste.
Erst kürzlich fand ich dann ein paar Tropfen des grünen Zauberelixiers als Beigabe in meiner Duftpost – an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an die edle Spenderin! – und der erste Sprüher entführte mich wirklich in einen Zauberwald. Doch die Überraschung war groß: keine Spur von Grimms Märchen, keine düster drohenden Tannenbäume und auch keine schöne Hexe mit dem tödlichen Gebräu in der Manteltasche. Stattdessen fand ich mich in einem sonnendurchfluteten Mischwald wieder. Hell, freundlich und warm. Die mehrfach in der Pyramide aufgelisteten Hemlocktannen kenne ich nur von Twin Peaks und ich habe keine Ahnung, wie sie duften. In OW nehme ich sie wie sonnenwarme Pinien wahr. Hier sind die Eulen genau das, was sie scheinen. Statt Pilzen wachsen Veilchen und Leberblümchen aus dem trockenen Boden – und falls es tatsächlich ein Häuschen in den dunkleren Tiefen des Waldes geben sollte, lebt darin keine böse Hexe, sondern eine Truppe hilfsbereiter Zwerge.

Ich habe meinen Kaufreflex normalerweise ganz gut im Griff, aber in diesem Fall musste ich zugreife. Schnell. Sofort. Ohne zu zögern. Und während mich nun der transparente Duft meines Zauberwalds einhüllt, lächle ich vor mich hin – aber wer weiß, vielleicht bin ja ich selbst jene Hexe, die einsame Wanderer in den Bann dieses Waldes schlagen möchte …
7 Antworten
Marieposa vor 9 Jahren 22 4
7
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Ferienstimmung aus dem Flakon
Goldene Sonnenstrahlen tanzen durch mein Zimmer in dem gemütlichen weißen Holzhaus, das auf einer Klippe über dem Atlantik thront. Ihr warmes Licht weckt mich und ich schiebe die frisch gewaschenen Bettlaken mit der Stickerei zur Seite. Die weißen Vorhänge bauschen sich ins Zimmer und der laue Morgenwind trägt den Duft von Kräutern und Meer herein. Die Luft ist noch frisch, doch man kann schon spüren, dass es ein warmer Tag werden wird.
Zeit aufzustehen! Ich strecke mich, stehe auf und gehe mit nackten Füßen durchs feuchte Gras im Garten. Dort setze ich mich an dem schmiedeeisernen Tisch mit den verschnörkelten Stühlen und trinke eine Tasse Tee. Mein Blick versinkt im Blau des Meeres, in der Ferne zieht ein Schiff vorbei. Im Haus hat jemand Kuchen gebacken, die zarte Vanille verwebt sich mit dem Duft des Sommerwinds. Ich höre Geschirr klappern und leises Lachen.
Ich lehne mich zurück und atme lächelnd tief durch. Dieser Moment gehört mir ganz allein. Das Leben kann so einfach sein.

Wie kein zweiter Duft weckt "Salina" bei mir Ferienstimmung. Der Duft entspannt mich, hebt die Laune und wirkt wunderbar entschleunigend - fast wie ein perfekter Sommermorgen am Meer.
Die Sillage kann sich sehen lassen, obwohl ich den Duft als eher zart empfinde. Die Haltbarkeit ist fantastisch - aus meiner Kleidung umweht mich der warme Hauch bis in die späten Abendstunden. Nur leider kann ich den von mir so heißgeliebten Lavendel nicht wahrnehmen und rieche dafür eine zarte Waldmeisternote, die jedoch ganz traumhaft ins Gesammtbild passt.
4 Antworten
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