Medianus76

Medianus76

Rezensionen
6 - 10 von 32
Medianus76 vor 3 Jahren 24 21
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Carlos, Havanna und der kolumbianische Stoff
Irgendwo in Havanna…
„Verdammt, was zum Teufel mache ich hier eigentlich?“, schoss es mir durch den Kopf. In einer abgehalfterten Bar im Zentrum Havannas sitzend und vor Hitze dahin schmelzend, bestellte ich mir tatsächlich einen Bananensplit. „Ist mir denn nichts Besseres eingefallen? Wer käme schon auf die Idee, sich in dieser Situation Bananensplit zu bestellen und zu verzehren!“ Aber meine Sinne bestanden darauf!
„Was soll´s, vielleicht kühlt mich das Eis ein wenig runter“, dachte ich mir, als ein gelangweilter Kellner plötzlich vor meinem Tisch stand, auf dem Tablett meine Bestellung.
„Senor, su helado“, kredenzte er mit rauchiger Stimme, während ich mich als gleich am Bananensplit zu schaffen machte. Schokoladige Aromen garniert mit Kakao machten sich breit, während die feinen und weichen Vanille- und Tabaknoten des vor der Tür befindlichen Marktes, gierig von den hektisch drehenden Ventilatoren des Innenraumes in das schummrige Ambiente der Bar gefächert wurden.

„Ich glaube langsam echt dieser miese Ganove von Carlos hat mich gelinkt. Er hat mir die Ware doch versprochen, den kolumbianischen Stoff“, hämmerte es immer wieder in meinem Kopf! Ich verfrachtete einen weiteren Löffel Kakaosoße in mich hinein und grummelte: „Viel zu viel Zeit ist schon verstrichen, dieser Mistkerl“! Indes entschied ich, ungeachtet der nach wie vor nach dunklem Kakao und weichen Vanillearomen betörend duftenden Luft, dieses zwielichtige Etablissement umgehend zu verlassen. Ich orderte die Rechnung.
„La cuenta, por favor“, fuchtelte ich dem Kellner zu. Dieser kam zügig zum Tisch und stellte mir, in einer aus dunklem Holz gefertigten und mit einer hübschen Jasminblüte verzierten Schale, die Rechnung auf den Tisch.

Ich zog das Portemonnaie aus meiner Tasche und kreiste mit meinen Gedanken nur um das eine Thema! „Wo ist Carlos? Ich brauchte unbedingt den kolumbianischen K…“, als just im selben Moment ein Typ neben mir auftauchte und seine dampfende Havanna in die mit der Jasminblüte geschmückten Holzschale presste. Sofort machte sich ein dunkelholziger, feiner Rauch breit, getragen von der leichten Süße der Blüte.
„Buenos Dias, muchacho! Bist du bereit für unseren Deal?“ Da stand nun tatsächlich Carlos. Wer hätte das gedacht!
„Hey Carlos, klar bin ich bereit. Bereit wenn Du es bist!“
„Hast Du das Geld? Ich habe die Ware draußen im Wagen. 2 Kilogramm reinen kolumbianischen Kakao! Wie von dir geordert!“
„Endlich, du alter Halsabschneider“, erwiderte ich erleichtert! „Lass uns gehen, vamonos, vamonos!“

**

Les Indémodables schafft es mit Vanille Havane, auf eine beeindruckende Art und mit wenig Ingredienzien, einen tiefdunklen und ungemein präsenten Streifzug auf die Haut zu zaubern. Hierfür sind auch definitiv keine 2 kg Kakao erforderlich :)
Tatsächlich lässt mich der Auftakt unwillkürlich an den erwähnten Bananensplit denken. Dies ist aber nur der erste Eindruck, denn die Eröffnung hat eine starke Präsenz und wird zügig flankiert von dezenten Vanille- und würzigen Tabaknoten. Der Tabak und der Kakao gehen dabei eine gut funktionierende Symbiose ein, so wirkt der Duft an sich nie zu süß, sondern meist gut ausbalanciert.
Allerdings ist die Sillage sehr ausgeprägt. Die Dosierung sollte mit Bedacht gewählt werden, abhängig davon, wie stark man seine Umwelt an diesem Duft teilhaben lassen möchte.
Diese doch recht langanhaltende Eröffnungsphase wird sukzessive überlagert von dunkelholzigen und rauchigen Elementen. In dieser Wandlungsphase treten die anfänglichen Noten angemessen in den Hintergrund, was dem Duft eine Art zweite Präsenz verleiht. Die Ausarbeitung dieser Phase ist, meiner Meinung nach, attraktiver bzw. wirkt besser verblendet als der Beginn von Vanille Havane.
Zu guter Letzt schimmert immer wieder eine leichte Blumigkeit durch. Der ägyptische Jasmin steuert sicherlich diesen Aspekt bei, wirkt dabei aber nicht störend, geschweige denn überladen.

Resümee ziehend bleibt ein fast durchweg gut gelungener, dunkel-würziger Kakaoduft, mit angenehmen Vanille- sowie Tabakfacetten, aufgewertet und abgerundet durch die schönen dunklen Holz- und Rauchanteile. Dennoch fehlt irgendwas. Zum Teil entsteht manchmal ein etwas kantiger, grobschlächtiger Eindruck, der etwas mehr Feinabstimmung gut hätte vertragen können. Die Haltbarkeit hingegen ist, genauso wie die Sillage, kräftig und durchweg überzeugend.
21 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 31 25
8.5
Duft
Allgäuer Mondscheinnacht
Tief in den Allgäuer Hochalpen verborgen befindet sich ein kristallklarer Bergsee. Die letzten Sonnenstrahlen des scheidenden Tages blitzen frisch-fröhlich zwischen den Bergkuppen hindurch, um den magisch, grünlich schimmernden See in ein geheimnisvolles Licht zu tauchen. Hier oben, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist die Natur noch unberührt und die Probleme des Alltags sind in weiter Ferne…
Am Firmament beginnt der leuchtende Mond seinen Platz zu beziehen und der Übergang zwischen Tag und Nacht scheint nahtlos. Das kosmische Gleichgewicht, austariert und ungestört, lässt unzählige Lichter der Sternschnuppen tief in den spiegelhaften See hinabfallen. Der Duft wurzelig erdiger Gräser steigt scharf empor, zu den rauchig weichen Nebeln, wabernd an der Oberfläche, um sich zu vereinen mit den aseptisch hölzernen Tönen des tiefen Sees. Pulsierend und unaufhaltsam, im Rhythmus der Nacht, kehrt der Ursprung allen Lebens zur Quelle zurück.

**

Roja hat es ein weiteres Mal geschafft mich in seinen Bann zu ziehen. Unglaublich, denn ich bin beim besten Willen kein zwanghafter Vetiver Fan, so zwingt mich aber dieser umso mehr und lässt mich wahrlich staunen. Derartig viele Interpretationen zum Thema Vetiver sind verfügbar und umgesetzt worden, aber keine konnte mich bislang so abholen, wie es diese Umsetzung nun schafft.

Ein authentisch und ungemein gelungener Cologne Auftakt lässt den Duft anfänglich sehr erfrischend wirken. Das Öl der Litsea Cubeba gehört zur Familie der Lorbeergewächse und prägt, mit seiner an Lemongras erinnernden Note, sicherlich den Beginn.
Nebenbei erwähnt empfinde ich Cologne als relativ, da der Duft in seinem Verlauf als auch in seiner Haltbarkeit sehr ausdauernd erscheint. Aber es handelt sich ja auch um ein Parfum Cologne…was auch immer diese Bezeichnungen genau bedeuten mögen.
Das spannende an diesem Roja ist für mich die feingliedrige Umsetzung des Themas. Es schwingt zu Beginn als auch im Verlauf ein wunderschöner aseptischer, leicht steriler Unterton mit. Aus diesem Unterton entspringt dann die Melodie, in Form eines milden, wurzelig-erdigen, leicht rauchigen Vetiver. Wenig scharf und kantig, dafür extremst sauber und harmonisch eingebunden, entsteht ein fantastisches und komplexes Duftschema. Man kann förmlich miterleben wie sich der Vetiver immer weiter herausschält, getragen von dem aseptischen Grundton. Vergesellschaftet mit der für Vetiver Düfte sehr feinen hölzernen Komponente, bleiben meiner Meinung nach keine Wünsche offen.

Die Tragbarkeit als auch die Haltbarkeit ist vielseitig und lobenswert. Ich denke, für die meisten Menschen als angenehm duftend wahrnehmbar, lässt sich der Roja Vetiver in den sonnigen Monaten vorzüglich genießen.
Fallabschließend bleibt zwar der wieder recht hoch angesetzte Preis ein Manko, aber die Qualität spricht in diesem Fall ganz klar für sich.
25 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 37 26
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Als alles begann...
Bald nun sind zwei Jahre und viele Monde vergangen, als ich dieser faszinierenden Community beigetreten bin. Damals mehr aus einer Neugierde resultierend, sowie großes Interesse aus dem Souk zu beziehen, ließ ich meiner schon seit Jugendtagen bestehenden Parfüm-Begeisterung freien Lauf und tauchte in die Tiefen der intensiv duftenden Spielwiesen ab…
Es begann eine Zeit voller Zauber und magischer Momente. Tiefschürfende Emotionen und gewaltige Impressionen sollten meine Wahrnehmung für die nächste Zeit prägen, wie schon lange nicht mehr in meinem Leben geschehen. Verbunden mit der Tatsache, hier ganz einzigartige und großherzige Menschen kennenlernen zu dürfen, war ich der Parfumo Endlosschleife verfallen.

So stand ich am Anfang einer langen Reise und es kam, wie es kommen musste. Ich lies mich von den Ranglisten inspirieren und hatte alsbald schon eine Probe von Oud Wood unter der Nase. Mein sozusagen erster Pseudo-Nischen-Duft. Tatsächlich war ich zur damaligen Zeit absolut baff…wow und Wahnsinn. Was für ein schöner Duft. Das Ganze ging so weit, dass ich mir voller Tatendrang einen kleinen 30ml Flakon kaufte…war ja ein teures Wässerchen und ich wollte nicht übertreiben. Leider ging es dann mit Oud Wood genauso bescheiden weiter, wie auch oft im realen Leben. Die Beeinflussbarkeit von uns Menschen ist enorm und je tiefer ich in die Materie abtauchte, desto häufiger kamen die Verlautbarungen Oud Wood ist doch gar nix besonderes und gleicht ja fast schon blankem Kommerz. Da ich mich damals selbst auf dieser unentwegten Suche sah, der Suche nach dem Besonderen, dem ultimativen Duft, lies ich Tom links liegen und verzichtete auf seine Freundschaft und sein freundliches Wesen.

Als ich heute nun seit langem mal wieder den Flakon in den Händen hielt, dachte ich mir: „Ich mag Toms Werke ja eigentlich ganz gern. Einige sogar sehr. Also was soll´s, heute trage ich Oud Wood“. Just im selben Moment der Kollision von Duftmolekülen mit Riechzellen lief ein gigantischer Film in meinem Kopf! Hoppla, was war denn jetzt los? Ich empfand und fühlte genau diesen geheimnisvollen Zauber. Den von damals, vor zwei Jahren, als alles begann. Ein Moment der meine Seele berührte. Was in der Zwischenzeit alles schon ein wenig abgedroschen und gewöhnlich war, erlebte heute durch Oud Wood sozusagen eine Renaissance.

Da mich dieser Moment so begeistert und gepackt hat, entschied ich mich zu diesen Zeilen. Dieses synaptische olfaktorische Feuerwerk führt zur fulminanten Freisetzung von Endorphinen und teleportiert uns in eine längst vergangene Zeit. Lässt uns für einen Moment fühlen wie damals und Raum und Zeit haben kurz keine Bedeutung. Das ist ein einzigartiges Gefühl. Bei mir durch Düfte und Aromen aber leider viel zu selten ausgelöst. Kennen wir alle und wünschen wir uns alle. Diese im Gehirn ausgelöste chemische Reaktion nenne ich olfaktorisches Programmieren.

Zu Oud Wood selbst muss ich wahrscheinlich gar nicht viel schreiben. Es gibt so viele Rezensionen, Statements und Bewertungen dazu. Das haben viele andere hier bereits bestens absolviert.
Dennoch gilt zu vermerken, dass es sich um eine meisterliche Komposition handelt. Dieser vom Kardamom geprägte Schleier, umrahmt von weichen Hölzern und sinnlichen Aromen löst Wohlbehagen aus. Auch wenn das Oud nur rudimentär vorhanden ist, lässt es den Duft, zusammen mit dem feinen Sandelholz, für einen Moment förmlich erstrahlen. Eine durchweg wärmende Atmosphäre entsteht durch das Zusammenspiel der Komponenten. Selbst das vergesellschaftete Rosenholz stört mich in keiner Weise. Ich bin der Meinung, alle Ingredienzien sind äußert stimmig miteinander verwoben und der leicht medizinische, vom Oud kommende Touch, schließt den olfaktorischen Kreis in sich harmonisch ab.

Ich wünsche nun allen von uns viele derartiger Momente, egal ob durch Düfte oder andere Ereignisse ausgelöst. In der Vergangenheit zu schwelgen kann so wundervoll sein. Aber um Vergangenheit zu spüren, muss etwas Neues begonnen werden, um dem Zauber des Anfangs zu vertrauen…
26 Antworten
Medianus76 vor 4 Jahren 41 29
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die verborgene Falknerei
Unweit meiner Heimatstadt gelegen liegt, inmitten eines malerischen Landstrichs, eine alte und traditionsreiche Falknerei. Tief im Wald, versteckt vor der Außenwelt und den neugierigen Blicken der Menschen, ruht das alte Gehöft. Nur wenige wissen um die Existenz dieser Einrichtung Bescheid und das soll auch so sein. Denn es handelt sich hier um eine spezielle Aufzuchtstation für Falken und seltene Greifvögel. Genauer gesagt bildet diese Falknerei die majestätischen Tiere für die reichen Scheichs aus Dubai und den vereinigten Arabischen Emiraten aus. Eine Klientel, bei der Geld gewiss keine Rolle spielt…

Um die scheuen Tiere für die Jagd und die außergewöhnlichen Anforderungen in den Wüstenstaaten fit zu machen, bedarf es absoluter Ruhe. Deswegen sind Besuche der Falknerei in aller Regel nicht möglich und auch die abgelegene Lage im Wald zwingend erforderlich. Dieses Waldareal nutzen die Falkner, um mit den Tieren die Jagd zu erlernen. Aber keine Sorge, als privates Gelände deklariert ist die behördliche Genehmigung reine Formsache.
Wie bin ich nun in den seltenen Genuss gekommen dieser faszinierenden Einrichtung einen Besuch abstatten zu dürfen? Schlussendlich haben mir berufliche Gegebenheiten hier Tür und Tor geöffnet, um einen Nachmittag lang die fantastische Atmosphäre dort zu genießen und den Falknern bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen.

Beim Betreten der Anlage herrscht eine magische Stimmung! Der alte Steinadler, mächtig und majestätisch auf einem großen Felsbrocken sitzend, empfängt mich mit durchdringenden und messerscharfen Blicken. Imposant allein schon die Größe des Vogels, ist die Tatsache, dass er sich in KEINEM Käfig befindet, fast schon angsteinflößend. Er betrachtet das Anwesen als sein Zuhause, sein Revier, dreht manchmal eine Runde im Wald und kommt von allein wieder zurück -faszinierend.
Geht man weiter trifft man auf die kluge Schnee-Eule. Beim Passieren ihres Geheges dreht sie neugierig Ihren Kopf, fast einmal um die eigene Achse, um mich ja nicht aus dem Blickfeld zu verlieren und stößt dabei geheimnisvolle Laute aus, als würde sie die anderen vor mir warnen wollen.
Wenig später erreichen wir die Gehege der Falken und hier beginnt die olfaktorische Reise auf den Schwingen des ungemein gelungenen „Falcon Leather“ aus der Schmiede Matière Première.

Im Auftakt erinnert mich Falcon Leather tatsächlich an die Atmosphäre in den Falkner Gehegen. Mit einer leicht scharfen und stechenden Note, ähnlich der im Käfig herrschenden Aura, begrüßt einen der Raubvogel und nimmt einen mit auf die Reise. Dieser etwas harsche Beginn, inspiriert vom Birkenteer, wird durch den Safran flankiert bzw. kontrolliert und es entsteht eine äußerst harmonische Symbiose beider Akteure. Denn weder der Birkenteer wird zu rauchig dominant, noch gewinnt der Safran die Oberhand. So entstehen schön ausgewogene Parallelen zu Tuscan Leather, als auch dem sehr gelungenen Vert Gothique.
Relativ zügig wird dann das Hauptthema umgesetzt. Der Falknerhandschuh soll im Mittelpunkt stehen und es entwickelt sich eindrucksvoll eine unglaublich smooth und filigran ausgearbeitete Ledernote. Wie nun tatsächlich der Handschuh eines Falkners duftet, vermag ich trotz meiner Erlebnisse nicht zu sagen. Aber diese Kombination aus der anfänglichen Schärfe, in Verbindung mit dem weich gegerbten Leder ist schon sagenhaft. Atemberaubend, wie die hierfür verwendeten Ingredienzien, Labdanum und Siam Benzoe, eine schöne hell-harzig, warm-weiche Illumination erzeugen. Dabei wird das Leder konsequent in den Vordergrund gedrängt und ein Effekt erzeugt, als ob sich der Handschuh wie eine zweite Haut um einen legt, um Platz für die Rückkehr des am Himmel kreisenden Falken zu bieten. Wohlgemerkt handelt es sich die ganze Zeit über um ein sehr weiches und zugängliches Leder. Als ob der Falke es mit seinen Klauen und durch seine unzähligen Landungen weich und elastisch geknetet hat.
Dieser Verlauf bleibt für meine Wahrnehmung relativ linear erhalten. Eventuell wird es zum Dry Down noch harziger und eine leicht süßliche Facette lässt sich ebenfalls verbuchen.
Der Falke selbst kreist viele Stunden am Himmel und hat eine sehr schöne Haltbarkeit. Die einen umgebende olfaktorische Aura ist zu jedem Zeitpunkt jedem Zweifel erhaben und einfach nur wunderschön.
Für mich gehört Falcon Leather definitiv zu den Highlights im Jahre 2021. Wenngleich aktuell noch auf der Basis von Abfüllungen genutzt, steht dem Kauf eines Flakons eigentlich nichts mehr im Wege.
Denn es handelt sich hier schon beinahe um einen Millennium Falcon…

Möge die Macht mit Euch sein!
29 Antworten
Medianus76 vor 4 Jahren 30 27
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Von Helden & Mythen
Er hatte Ozeane der Zeit überquert
Um diesen Ort zu finden
Sein steinernes Schicksal nicht zu binden
An diese trüben und tristen Tage
Ein Schimmer Hoffnung bleibt
Wenn auch nur vage…

Verheißungsvoll
Von Burg Rosslyn es leuchtet
Ambriertes Licht, der Pfad ihm deutet
Brandglühend der Weg gesäumt
Voll edler Kräuter er nur noch träumt
Zu schmieden den Stahl der Gerechtigkeit
Damit eine rauchende Klinge die Zeit
Befreit

Aus Dunkelheit und Traurigkeit
Bald alles wieder dem Licht geweiht
Eine dunkle Rose sein Werk nun ziert
In der Hoffnung die Magie sich niemals mehr
Verliert

*

Derartige Assoziationen entstehen bei mir, wenn ich Bitter Rose & Broken Spear auf mich wirken lasse. Denn es handelt sich bei diesem Durga um ein tatsächlich ganz bezauberndes Werk. Perfekt in die Herbstzeit passend, erzählt dieser Duft von kargen, rauen Landschaften, alten Burgen und Helden aus längst vergangenen Zeiten…
Obendrein war es dem Musiker David Seth und seiner Partnerin Kavi, auch genannt Durga, selbst ein großes Anliegen, mit der Hylnds Reihe genau diese Art von Emotion und prägende Landschaftsbilder olfaktorisch in den Flakon zu bannen. Als Vorlage diente dabei die mystische Region Nordeuropas, beeinflusst durch die alten Stämme der Wikinger und Kelten. Ein rundum gelungenes Projekt, denn mit geschlossenen Augen und ein wenig Leidenschaft entstehen bei Broken Spear genau solche Bilder und Impressionen.

Der Duft selbst startet mit einer ungemein sympathischen Aura aus herb-würzig duftenden Kräutern. Angereichert wird dieses Bouquet durch eine leichte Blumigkeit und flankiert mit einer milden Schärfe für mehr Kantigkeit. Alles wohl ausgewogen und austariert.
Laut Pyramide ist Brandglut enthalten. Wie auch immer so etwas riechen mag, steuert die Glut stilsicher und akzentuiert wahrscheinlich die rauchigen Facetten bei, welche dem Duft einen gewissen Charakterstempel verpassen.

Ganz entscheidend ist nun, zumindest nach meiner Wahrnehmung gehend, die sukzessive und niemals überbordende, sich herausschälende und in Erscheinung tretende Rose. Das ist für mich vom Kern der Sache her ganz wichtig, denn Rose im Duft vertreibt mich in aller Regel fluchtartig. So aber nicht hier! Diese Rose wird vom sprühenden Feuer der Glut und von den ätherischen Wogen der Kräuter maximal in Schach gehalten. Fein verwoben lässt sich obendrein eine gewisse herb-bittere Komponente wahrnehmen.

Der weitere Verlauf mündet in Ergänzung einer harzig-holzigen Basis. Das lässt den Duft gemeinhin sehr rund und auch weich erscheinen, mit der im Zentrum verankerten und gut dosierten Rose. Ich würde hier zwar auf eine eher dunkle Rose tippen, aber nicht süffig oder gar opulent.

Zusammenfassend ist Bitter Rose & Broken Spear eine sehr gelungene Komposition, sinnbildlich stehend für die weiter oben genannten Überlegungen.
Der Duft hat eine moderate Abstrahlung und eine über mehrere Stunden gut wahrzunehmende Haltbarkeit.

*

Siegesreich bis in die Ewigkeit
Machte er sich nun bereit
Heimzukehren zu seinen Lieben
Um zu zeigen wie olfaktorisch das Siegen
Die Dunkelheit hat nun vertrieben
27 Antworten
6 - 10 von 32