Medianus76

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6 - 10 von 30
Medianus76 vor 2 Jahren 37 26
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Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Als alles begann...
Bald nun sind zwei Jahre und viele Monde vergangen, als ich dieser faszinierenden Community beigetreten bin. Damals mehr aus einer Neugierde resultierend, sowie großes Interesse aus dem Souk zu beziehen, ließ ich meiner schon seit Jugendtagen bestehenden Parfüm-Begeisterung freien Lauf und tauchte in die Tiefen der intensiv duftenden Spielwiesen ab…
Es begann eine Zeit voller Zauber und magischer Momente. Tiefschürfende Emotionen und gewaltige Impressionen sollten meine Wahrnehmung für die nächste Zeit prägen, wie schon lange nicht mehr in meinem Leben geschehen. Verbunden mit der Tatsache, hier ganz einzigartige und großherzige Menschen kennenlernen zu dürfen, war ich der Parfumo Endlosschleife verfallen.

So stand ich am Anfang einer langen Reise und es kam, wie es kommen musste. Ich lies mich von den Ranglisten inspirieren und hatte alsbald schon eine Probe von Oud Wood unter der Nase. Mein sozusagen erster Pseudo-Nischen-Duft. Tatsächlich war ich zur damaligen Zeit absolut baff…wow und Wahnsinn. Was für ein schöner Duft. Das Ganze ging so weit, dass ich mir voller Tatendrang einen kleinen 30ml Flakon kaufte…war ja ein teures Wässerchen und ich wollte nicht übertreiben. Leider ging es dann mit Oud Wood genauso bescheiden weiter, wie auch oft im realen Leben. Die Beeinflussbarkeit von uns Menschen ist enorm und je tiefer ich in die Materie abtauchte, desto häufiger kamen die Verlautbarungen Oud Wood ist doch gar nix besonderes und gleicht ja fast schon blankem Kommerz. Da ich mich damals selbst auf dieser unentwegten Suche sah, der Suche nach dem Besonderen, dem ultimativen Duft, lies ich Tom links liegen und verzichtete auf seine Freundschaft und sein freundliches Wesen.

Als ich heute nun seit langem mal wieder den Flakon in den Händen hielt, dachte ich mir: „Ich mag Toms Werke ja eigentlich ganz gern. Einige sogar sehr. Also was soll´s, heute trage ich Oud Wood“. Just im selben Moment der Kollision von Duftmolekülen mit Riechzellen lief ein gigantischer Film in meinem Kopf! Hoppla, was war denn jetzt los? Ich empfand und fühlte genau diesen geheimnisvollen Zauber. Den von damals, vor zwei Jahren, als alles begann. Ein Moment der meine Seele berührte. Was in der Zwischenzeit alles schon ein wenig abgedroschen und gewöhnlich war, erlebte heute durch Oud Wood sozusagen eine Renaissance.

Da mich dieser Moment so begeistert und gepackt hat, entschied ich mich zu diesen Zeilen. Dieses synaptische olfaktorische Feuerwerk führt zur fulminanten Freisetzung von Endorphinen und teleportiert uns in eine längst vergangene Zeit. Lässt uns für einen Moment fühlen wie damals und Raum und Zeit haben kurz keine Bedeutung. Das ist ein einzigartiges Gefühl. Bei mir durch Düfte und Aromen aber leider viel zu selten ausgelöst. Kennen wir alle und wünschen wir uns alle. Diese im Gehirn ausgelöste chemische Reaktion nenne ich olfaktorisches Programmieren.

Zu Oud Wood selbst muss ich wahrscheinlich gar nicht viel schreiben. Es gibt so viele Rezensionen, Statements und Bewertungen dazu. Das haben viele andere hier bereits bestens absolviert.
Dennoch gilt zu vermerken, dass es sich um eine meisterliche Komposition handelt. Dieser vom Kardamom geprägte Schleier, umrahmt von weichen Hölzern und sinnlichen Aromen löst Wohlbehagen aus. Auch wenn das Oud nur rudimentär vorhanden ist, lässt es den Duft, zusammen mit dem feinen Sandelholz, für einen Moment förmlich erstrahlen. Eine durchweg wärmende Atmosphäre entsteht durch das Zusammenspiel der Komponenten. Selbst das vergesellschaftete Rosenholz stört mich in keiner Weise. Ich bin der Meinung, alle Ingredienzien sind äußert stimmig miteinander verwoben und der leicht medizinische, vom Oud kommende Touch, schließt den olfaktorischen Kreis in sich harmonisch ab.

Ich wünsche nun allen von uns viele derartiger Momente, egal ob durch Düfte oder andere Ereignisse ausgelöst. In der Vergangenheit zu schwelgen kann so wundervoll sein. Aber um Vergangenheit zu spüren, muss etwas Neues begonnen werden, um dem Zauber des Anfangs zu vertrauen…
26 Antworten
Medianus76 vor 2 Jahren 41 29
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Flakon
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9
Haltbarkeit
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Duft
Die verborgene Falknerei
Unweit meiner Heimatstadt gelegen liegt, inmitten eines malerischen Landstrichs, eine alte und traditionsreiche Falknerei. Tief im Wald, versteckt vor der Außenwelt und den neugierigen Blicken der Menschen, ruht das alte Gehöft. Nur wenige wissen um die Existenz dieser Einrichtung Bescheid und das soll auch so sein. Denn es handelt sich hier um eine spezielle Aufzuchtstation für Falken und seltene Greifvögel. Genauer gesagt bildet diese Falknerei die majestätischen Tiere für die reichen Scheichs aus Dubai und den vereinigten Arabischen Emiraten aus. Eine Klientel, bei der Geld gewiss keine Rolle spielt…

Um die scheuen Tiere für die Jagd und die außergewöhnlichen Anforderungen in den Wüstenstaaten fit zu machen, bedarf es absoluter Ruhe. Deswegen sind Besuche der Falknerei in aller Regel nicht möglich und auch die abgelegene Lage im Wald zwingend erforderlich. Dieses Waldareal nutzen die Falkner, um mit den Tieren die Jagd zu erlernen. Aber keine Sorge, als privates Gelände deklariert ist die behördliche Genehmigung reine Formsache.
Wie bin ich nun in den seltenen Genuss gekommen dieser faszinierenden Einrichtung einen Besuch abstatten zu dürfen? Schlussendlich haben mir berufliche Gegebenheiten hier Tür und Tor geöffnet, um einen Nachmittag lang die fantastische Atmosphäre dort zu genießen und den Falknern bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen.

Beim Betreten der Anlage herrscht eine magische Stimmung! Der alte Steinadler, mächtig und majestätisch auf einem großen Felsbrocken sitzend, empfängt mich mit durchdringenden und messerscharfen Blicken. Imposant allein schon die Größe des Vogels, ist die Tatsache, dass er sich in KEINEM Käfig befindet, fast schon angsteinflößend. Er betrachtet das Anwesen als sein Zuhause, sein Revier, dreht manchmal eine Runde im Wald und kommt von allein wieder zurück -faszinierend.
Geht man weiter trifft man auf die kluge Schnee-Eule. Beim Passieren ihres Geheges dreht sie neugierig Ihren Kopf, fast einmal um die eigene Achse, um mich ja nicht aus dem Blickfeld zu verlieren und stößt dabei geheimnisvolle Laute aus, als würde sie die anderen vor mir warnen wollen.
Wenig später erreichen wir die Gehege der Falken und hier beginnt die olfaktorische Reise auf den Schwingen des ungemein gelungenen „Falcon Leather“ aus der Schmiede Matière Première.

Im Auftakt erinnert mich Falcon Leather tatsächlich an die Atmosphäre in den Falkner Gehegen. Mit einer leicht scharfen und stechenden Note, ähnlich der im Käfig herrschenden Aura, begrüßt einen der Raubvogel und nimmt einen mit auf die Reise. Dieser etwas harsche Beginn, inspiriert vom Birkenteer, wird durch den Safran flankiert bzw. kontrolliert und es entsteht eine äußerst harmonische Symbiose beider Akteure. Denn weder der Birkenteer wird zu rauchig dominant, noch gewinnt der Safran die Oberhand. So entstehen schön ausgewogene Parallelen zu Tuscan Leather, als auch dem sehr gelungenen Vert Gothique.
Relativ zügig wird dann das Hauptthema umgesetzt. Der Falknerhandschuh soll im Mittelpunkt stehen und es entwickelt sich eindrucksvoll eine unglaublich smooth und filigran ausgearbeitete Ledernote. Wie nun tatsächlich der Handschuh eines Falkners duftet, vermag ich trotz meiner Erlebnisse nicht zu sagen. Aber diese Kombination aus der anfänglichen Schärfe, in Verbindung mit dem weich gegerbten Leder ist schon sagenhaft. Atemberaubend, wie die hierfür verwendeten Ingredienzien, Labdanum und Siam Benzoe, eine schöne hell-harzig, warm-weiche Illumination erzeugen. Dabei wird das Leder konsequent in den Vordergrund gedrängt und ein Effekt erzeugt, als ob sich der Handschuh wie eine zweite Haut um einen legt, um Platz für die Rückkehr des am Himmel kreisenden Falken zu bieten. Wohlgemerkt handelt es sich die ganze Zeit über um ein sehr weiches und zugängliches Leder. Als ob der Falke es mit seinen Klauen und durch seine unzähligen Landungen weich und elastisch geknetet hat.
Dieser Verlauf bleibt für meine Wahrnehmung relativ linear erhalten. Eventuell wird es zum Dry Down noch harziger und eine leicht süßliche Facette lässt sich ebenfalls verbuchen.
Der Falke selbst kreist viele Stunden am Himmel und hat eine sehr schöne Haltbarkeit. Die einen umgebende olfaktorische Aura ist zu jedem Zeitpunkt jedem Zweifel erhaben und einfach nur wunderschön.
Für mich gehört Falcon Leather definitiv zu den Highlights im Jahre 2021. Wenngleich aktuell noch auf der Basis von Abfüllungen genutzt, steht dem Kauf eines Flakons eigentlich nichts mehr im Wege.
Denn es handelt sich hier schon beinahe um einen Millennium Falcon…

Möge die Macht mit Euch sein!
29 Antworten
Medianus76 vor 2 Jahren 30 27
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Von Helden & Mythen
Er hatte Ozeane der Zeit überquert
Um diesen Ort zu finden
Sein steinernes Schicksal nicht zu binden
An diese trüben und tristen Tage
Ein Schimmer Hoffnung bleibt
Wenn auch nur vage…

Verheißungsvoll
Von Burg Rosslyn es leuchtet
Ambriertes Licht, der Pfad ihm deutet
Brandglühend der Weg gesäumt
Voll edler Kräuter er nur noch träumt
Zu schmieden den Stahl der Gerechtigkeit
Damit eine rauchende Klinge die Zeit
Befreit

Aus Dunkelheit und Traurigkeit
Bald alles wieder dem Licht geweiht
Eine dunkle Rose sein Werk nun ziert
In der Hoffnung die Magie sich niemals mehr
Verliert

*

Derartige Assoziationen entstehen bei mir, wenn ich Bitter Rose & Broken Spear auf mich wirken lasse. Denn es handelt sich bei diesem Durga um ein tatsächlich ganz bezauberndes Werk. Perfekt in die Herbstzeit passend, erzählt dieser Duft von kargen, rauen Landschaften, alten Burgen und Helden aus längst vergangenen Zeiten…
Obendrein war es dem Musiker David Seth und seiner Partnerin Kavi, auch genannt Durga, selbst ein großes Anliegen, mit der Hylnds Reihe genau diese Art von Emotion und prägende Landschaftsbilder olfaktorisch in den Flakon zu bannen. Als Vorlage diente dabei die mystische Region Nordeuropas, beeinflusst durch die alten Stämme der Wikinger und Kelten. Ein rundum gelungenes Projekt, denn mit geschlossenen Augen und ein wenig Leidenschaft entstehen bei Broken Spear genau solche Bilder und Impressionen.

Der Duft selbst startet mit einer ungemein sympathischen Aura aus herb-würzig duftenden Kräutern. Angereichert wird dieses Bouquet durch eine leichte Blumigkeit und flankiert mit einer milden Schärfe für mehr Kantigkeit. Alles wohl ausgewogen und austariert.
Laut Pyramide ist Brandglut enthalten. Wie auch immer so etwas riechen mag, steuert die Glut stilsicher und akzentuiert wahrscheinlich die rauchigen Facetten bei, welche dem Duft einen gewissen Charakterstempel verpassen.

Ganz entscheidend ist nun, zumindest nach meiner Wahrnehmung gehend, die sukzessive und niemals überbordende, sich herausschälende und in Erscheinung tretende Rose. Das ist für mich vom Kern der Sache her ganz wichtig, denn Rose im Duft vertreibt mich in aller Regel fluchtartig. So aber nicht hier! Diese Rose wird vom sprühenden Feuer der Glut und von den ätherischen Wogen der Kräuter maximal in Schach gehalten. Fein verwoben lässt sich obendrein eine gewisse herb-bittere Komponente wahrnehmen.

Der weitere Verlauf mündet in Ergänzung einer harzig-holzigen Basis. Das lässt den Duft gemeinhin sehr rund und auch weich erscheinen, mit der im Zentrum verankerten und gut dosierten Rose. Ich würde hier zwar auf eine eher dunkle Rose tippen, aber nicht süffig oder gar opulent.

Zusammenfassend ist Bitter Rose & Broken Spear eine sehr gelungene Komposition, sinnbildlich stehend für die weiter oben genannten Überlegungen.
Der Duft hat eine moderate Abstrahlung und eine über mehrere Stunden gut wahrzunehmende Haltbarkeit.

*

Siegesreich bis in die Ewigkeit
Machte er sich nun bereit
Heimzukehren zu seinen Lieben
Um zu zeigen wie olfaktorisch das Siegen
Die Dunkelheit hat nun vertrieben
27 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 51 32
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9
Duft
Das Geheimnis eines Sommers...
„Da, sieh doch nur! Da vorne unter den alten Eichen unweit der Lichtung“ sagte Chris mit flüsternder Stimme zu seinem Freund Will und deutete mit seinem Zeigefinger grob in die Richtung. Will, der ganz nervös und unruhig auf seinen Knien kauerte, schob das vom Felsvorsprung herunterhängende dichte Gestrüpp zur Seite. Die Luft flirrte in der Hitze dieses Spätsommertages, als urplötzlich sich auch vor seinen Augen dieses unglaubliche und sagenhafte Szenario manifestierte...

Die beiden waren schon immer gute Freunde. Immer auf der Suche nach neuen Abenteuern haben sie unlängst einen alten Dachboden durchforstet. Dabei war Ihnen diese alte Karte in die Hände gefallen. Staubig und mit verwaschener Tinte geschrieben, war auf diesem zerbrechlichen Pergament ein Ort eingezeichnet, den sie tatsächlich zu kennen glaubten. Die Karte zeigte die verwunschene Lichtung im Düsterwald. Um diesen Wald im Allgemeinen und vor der Lichtung im Speziellen ranken sich viele unheimliche Erzählungen. Deswegen haben sie sich noch nie dorthin getraut, auch wenn die Neugierde sie schon immer gelockt hat. Aber nun, mit dieser alten Karte, konnten sie der Versuchung nicht mehr widerstehen diesen Platz aufzusuchen. Denn auf dem Ziel dieser Karte war etwas Unglaubliches abgebildet…

Will traute seinen Augen nicht. „Zwick mich mal ordentlich“, bat er seinen Kumpel. „Ich glaub ich träum…“
Auf einem alten knorrigen Stumpf aus Zedernholz saß ein Pan. Am Sockel des Stumpfes rankte sich ein Teppich orangefarbener, sommerlich zitrischer Blüten. Lieblich und wohlwollend erfüllten sie die Umgebung mit Ihrem herb süßlichen, cremigen Duft. Der Pan selbst, ein uraltes Wesen längst vergangener Zeiten, hatte zwei mit Moosen und Flechten überwucherte Beine, die eines Widders gleich waren. An seinem Kopf prangten zwei imposant geschwungene Hörner, welche in der dämmernden Abendsonne weich und samtharzig schimmerten. In den Händen hielt er eine Panflöte und jedes Mal, wenn er sie spielte, verströmte sie glitzernde Blasen aus feinem Moschus. Die Blasen verfingen sich in seinem langen holzigen Bart, platzten auf und vermischten sich mit den anderen Aromen zu einer dieser Gestalt würdigen Essenz.
Welch atemberaubendes Bild und welch atemberaubender Duft es war, den der Abendwind sanft und unscheinbar zu den beiden herübertrug. Eine Stimmung wie aus einer anderen Welt, die magischer nicht hätte sein können…

„Komm Will, lass uns wieder gehen, bevor er uns entdeckt“, forderte Chris seinen Freund auf. Will erwiderte mit leiser Stimme: „Ja, lass uns verschwinden und darüber schweigen. Das soll unser Geheimnis dieses Sommers sein…“

**

A Midsummer Dream war für mich überraschenderweise seit langem wieder eine olfaktorisch wegweisende Erscheinung. Zum einen hat mich die Aura dieses doch recht komplexen Werkes erreicht und zum anderen eben auch genauso überzeugt. Allein schon die Tatsache, dass ich unmittelbar während des ersten Tests eine imaginäre Brücke zu Terre d´Hermes und ein klein wenig auch zu The Tycoon schlagen konnte, ließ mich tief in dieser Komposition versinken.
Der Bezug ist meiner Meinung nach auf der Hand liegend. Die Orangenblüten sowie die zitrischen Sprenkler zu Beginn, sind mit all ihren Facetten bei Midsummer satter und deutlicher als bei TDH. Vor allem die Kopfnote punktet hier, wenngleich sie weniger trocken und spröde in Erscheinung tritt, sondern ausdrucksstark und gegenwärtig – einfach wunderschön.
Der weitere Verlauf wird aufgewertet durch die samtigen und weichen Harze, welche Fülle und Tiefe verleihen. Durch die magische Aura der Waldmoose glitzert es immerzu und jedes Mal, wenn besagte Seifenblasen zerplatzen und sich die Duftmoleküle als feiner Schleier in der Umgebung verteilen, ward es um mich geschehen! Der elegant verwobene Moschus charakterisiert und prägt die Duftstruktur maßgeblich und stellt für mich einen essenziellen Bestandteil im gesamten Spektrum dar. All diese Komponenten machen Midsummer schlussendlich zu dem was es ist:
Magisch, geheimnisvoll, tatsächlich ein wenig wie aus einem Märchen entsprungen und einen tief in der Seele berührend…

Da dies der erste Roja war mit dem ich mich näher beschäftigt habe, kann bzw. muss ich meine Meinung bezüglich des Labels ein wenig korrigieren. Maßgeblich die wahrscheinlich übertriebene Preispolitik, so erscheint mir auch bei Midsummer der Preis relativ hoch. Inwiefern das aber tatsächlich gerechtfertigt ist, kann ich nicht beurteilen. Ein anderes kleines Manko an dem Duft wäre wohl das Fehlen von Ecken und Kanten. Der Duft ist immerzu rund, weich, smooth…ein Seelenschmeichler eben. Aber genau das will er ja auch sein…ein Sommernachtstraum!

„Der Heitere ist der Meister seiner Seele“ (William Shakespeare)

Es hat mich sehr gefreut euch in dieser traumvollen Sommernacht begrüßen zu dürfen...
32 Antworten
Medianus76 vor 3 Jahren 41 35
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Es war einmal in Amerika...
„New York“ stammt aus der französischen Duftschmiede Parfums de Nicolaï. Die Inhaberin Patricia de Nicolai ist die Nichte des bekannten Parfümeurs Jean-Paul Guerlain und leitet seit 1989 ihre eigene Marke. Unabhängig und frei von den Vorgaben bzw. Vorstellungen der Duftindustrie, liebt sie es ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen und folgt somit keinen Trends oder Strömungen. Sie verbindet in Ihren Düften Tradition mit der Moderne, was ihre Schöpfungen gekonnt zum Ausdruck bringen. Nicht zuletzt durch die Verwendung exklusiver und natürlicher Ingredienzien, entstehen ausdrucksstarke und intensive Konzentrationen höchster Güte. Der Duft „New York“ gilt als Wegbereiter ihrer eigenen Linie und ist heute bereits ein Klassiker…

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Ebenso ein Klassiker und Wegbereiter seines Genres ist der Film „Es war einmal in Amerika“. Stilistisch unbestritten ein Meilenstein der Filmgeschichte, hat Sergio Leone seinerzeit eine fesselnde Geschichte auf Zelluloid gebannt, die ihren Beginn im New York der 1920er Jahre zur Zeit der Prohibition hat. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Freunde Noodles und Max, die durch das illegale Geschäft mit dem Alkohol und weiterer krimineller Machenschaften, sich immer tiefer im Sumpf aus Gewalt und Verbrechen verstricken.
Würde man dieses cineastische Erlebnis olfaktorisch unterstreichen wollen, so wäre der Duft New York das perfekte Wässerchen…
New York besitzt einerseits das Potential eines Klassikers, gepaart mit einer gewissen Portion Nostalgie, andererseits bietet sein weltoffenes Wesen und die charmante Charakteristik eine nach wie vor funktionierende und zeitlose Duft DNA.

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In den wilden 1920er Jahren ging man schick und elegant in einen der vielen Jazz Clubs in Harlem oder Manhattan. Gekleidet im lässigen Smoking trägt der zielstrebige Mann von Welt großzügig den Duft auf. Schließlich will man wahrgenommen werden, um ausgelassen und ausschweifend feiern zu können…
Der Auftakt begeistert mit einer herrlich erfrischenden Zitrusnote und kleidet seinen Träger angemessen ein. Die Zitrik ist keinesfalls überladen, wird sie doch als gleich im Zaum gehalten durch eine gewisse Würze und unterschwellige Lavendelnote, Zimt und Nelke. Dadurch entsteht ein Hauch von Fougère – Très chic!
Wenn sich der Gentleman dann auf den Weg in ein „Speakeasy“ macht, das waren die zur damaligen Zeit sogenannten „Flüsterkneipen“ oder „Mondscheinkneipen“, hat schon das herbe Moos mit seiner milden Krautigkeit die Regie übernommen. In diesen „Mondscheinkneipen“ wurde zur Zeit der Alkoholprohibition in den USA hochprozentiger Alkohol und Bier ausgeschenkt. Das war die Basis der tosenden Stimmung der 1920er…neben Kokain und anderen Rauschmitteln.
Das Eichenmoos spielt weiterführend eine tragende Rolle, fixiert die Moleküle und macht aus dem Träger einen distinguierten Gentleman. Dabei erscheint New York nie zu kantig oder hart geschliffen, bekommt es doch durch feine Hölzer einen edlen Rahmen und weich anmutende Eleganz.
Grundsätzlich untergeordnet, aber dennoch akzentuierende Akkorde von Moschus, Biber und Co. geben der Projektion eine gewisse „wilde“ Facette, um auch eine intensive Feiernacht erleben zu können.

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New York passt aber auch fantastisch in die Gegenwart und stellt keineswegs einen altbackenen, sondern vielmehr zeitgemäßen Oldschool Duft dar. Die fein aufeinander abgestimmten Aromen agieren leichtfüßig und ergänzend miteinander. Spielerisch und ungezwungen lässt sich der Duft zu fast allen Gelegenheiten tragen, erzeugt eine durchweg angenehme Aura, ohne dabei seine Umwelt zu überrollen oder überfordern. Eine gute Haltbarkeit zeichnet ihn ebenso aus wie eine angemessene Projektion.

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„Ich war in Paris, ich war in London, ich war in Rom und ich muss sagen, es gibt keinen anderen Ort wie New York. Es ist die aufregendste Stadt der Welt“ (Robert De Niro)

Danke fürs Lesen, bleibt mir wie immer gewogen und ein erneut großes Dankeschön an Gentilhomme für die feine Probe…
35 Antworten
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