Melisse2

Melisse2

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11 - 15 von 24
Melisse2 vor 4 Jahren 29 20
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ich ging im Walde so für mich hin … Im Schatten sah ich ein Blümchen stehen
An das Goethe-Gedicht fühle ich mich durch das kostbare Veilchen erinnert. Ein Veilchen, das im Wald gefunden, mit allen Wurzeln ausgegraben und im Garten wieder eingepflanzt wird.
Zu Goethes Zeiten gab es wahrscheinlich mehr Veilchen im Wald, da durfte man das noch.

Die Assoziation habe ich zum einen, weil Carons Veilchen mich an ein echtes Duftveilchen im Garten erinnert. Ich habe mir vor Jahren eine Auswahl von drei Sorten bestellt, die sich zwar nicht vermehren, aber jedes Jahr wiederkommen und sich tapfer gegen die Konkurrenz im Beet behaupten.
Zum anderen empfinde ich „Violette Précieuse“ leicht würzig, was mich an Wald denken lässt. Damit aber keine falschen Vorstellungen aufkommen: Das Parfum duftet nur nach Veilchen und nicht nach Wald.

Tatsächlich rieche ich auch ohne Kenntnis der Duftnoten nichts Anderes als Veilchen und Moschus.
Da bei Parfumo noch keine Pyramide angegeben ist, hier mal die von ALzD:

Kopfnote: Veilchen und Iris
Herznote: Moschus und Maiglöckchen
Basisnote: Sandelholz und Himbeere

Mit diesem Wissen sage ich mir nun:
Ja, das Cremige kommt sicher von der Iris,
das Ernste, Unsüße vom Maiglöckchen.
Und den zarten Hauch Himbeere nehme ich nun auch wahr, er stützt die Echtheit des Veilchendufts. Sandelholz gibt’s nicht.

Ich finde diesen Veilchen-Soliflor rundum gelungen. Nichts erinnert an Veilchenpastillen. Das kostbare Veilchen ist auch der ganze Gegensatz zur Wucht von Insolence. Stattdessen hat Carons Veilchen viel Eleganz und wenig Süße. Es wirkt dadurch frisch und natürlich.

Unter den anderen Düften aus der Collection Privée, die ich kenne, hat „Violette Précieuse“ eine Ausnahmestellung, weil es tatsächlich eher zurückhaltend auftritt. Auch das passt für mich sehr gut zu einem Veilchen.

Trotzdem hält der Duft bei mir mehr als 6 Stunden und ist in den ersten auch sehr deutlich wahrnehmbar. Für mich lässt Carons kostbares Veilchen das blaue Band des Frühlings sehr gekonnt flattern.

Vielen Dank an die Spenderin für das Geschenk der Duftprobe.

PS: Was ich gerne wissen würde: Hat "Violette Précieuse" vor 5 Jahren als Scheeheratze das Parfum beschrieben hat, genauso geduftet wie heute? Oder wurden die Caron-Düfte 2017 erneut reformuliert und den Original-Düften angepasst, um die Marke für den Verkauf zu schmücken?

Mein Kommentar bezieht sich übrigens auf die Neuauflage von 2017 (Eau de Parfum), die nachträglich separat auf Parfumo angelegt worden ist.
20 Antworten
Melisse2 vor 4 Jahren 22 12
9
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Kein Leichtgewicht - eine Weißblüher-Wucht
Das Original dieses Dufts entwickelte Ernest Daltroff 1923, zwölf Jahre nach seinem anderen Narzissen-Duft, „Narcisse Noir“. Keine Ahnung, wie es mal gerochen hat. Da Caron das Parfum 2017 in seiner Reihe Collection Privée neu aufgelegt hat, womöglich doch ähnlich wie der alte Duft.

Denn mit den Neuauflagen der Caron-Klassiker knüpft das Parfumhaus an seine Traditionen an und würdigt seine drei Hausparfümeure Ernest Daltroff, Michel Morsetti und Richard Fraysse (Quelle: ALzD).

Ich habe in letzter Zeit den ein oder anderen Duft aus dieser Reihe getestet. Mein Eindruck ist: Leichtgewichte sind das alles nicht. Ich glaube auch nicht, dass sie mit den Caron-Düften noch viel zu tun haben, die Luca Turin und Tania Sanchez in ihrem A-Z-Guide als blasse Schatten der einst großartigen Parfums verrissen haben.

„Narcisse Noir“ hatte ich als erstes getestet und diesen Duft als streng empfunden, von altmodischer Ernsthaftigkeit und Komplexität, herb, dicht, animalisch.

Wenn ein Duft dann „Narcisse Blanc“ heißt, würde man einen helleren, freundlicheren, lieblicheren Duft erwarten im Gegensatz zu dem dunkleren. Ein Blick in die Pyramide macht auch die Erwartung eines fröhlichen Frühlings-Parfums möglich.

Stattdessen offenbart sich mir „Narcisse Blanc“ als indolische Weißblüher-Wuchtbrumme. Der Auftakt einer überbordenden schwülen fleischigen Orangenblüte oder Narzisse ist mir ungefähr eine dreiviertel Stunde lang doch zu viel Kante. Bei einem anderen Narzissenduft hat Meggi mal seine Tochter zitiert mit "Pferde stinken nicht". In die Richtung geht es.

Es wandelt sich dann in einen herben, ernsten, für mich vollkommen unsüßen und leicht animalischen Duft, in dem weiterhin Orangenblüte dominiert, begleitet von Jasmin und sehr spät meine ich auch Rose wahrzunehmen. Das groß geschriebene Sandelholz in der Pyramide halte ich für den indolischen Nachhall der Weißblüher. Flieder rieche ich überhaupt keinen. Spuren von Iris vielleicht in der Basis.

Noch vor einigen Monaten konnte ich mit solchen Düften gar nichts anfangen. Nach dem ausgiebigen Testen immer süßer werdender Keks- und Vanilledüfte hat sich bei mir jedoch eine gewisse Übersättigung eingestellt und das Pendel schlägt nun in eine andere Richtung aus.
Jedenfalls finde ich „Narcisse Blanc“ in diesem Stadium, nachdem der Auftakt vorbei ist, nun wunderbar. Über mehr als 14 Stunden hält der Duft durch, in den ersten sechs Stunden mit deutlich wahrnehmbarer Sillage, die aber nicht zuviel wird.

Einziehen wird der Duft trotzdem nicht bei mir. Zum einen wegen der ersten 45 Minuten. Und zum anderen weil mir „Narcisse Noir“ doch besser gefällt mit der größeren Vielfalt der Blüten, den zitrischen Einsprengseln und seiner Komplexität.

Ich bedanke mich für das Geschenk dieses Pröbchens und freue mich, dass ich diesen Duft kennen lernen konnte.
12 Antworten
Melisse2 vor 5 Jahren 25 21
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der schwarze Johannisbeer-Duft der schwarzen Johannisbeer-Düfte
Diesen Duft kannte ich schon vor meiner Parfumo-Zeit. Er war Teil des besten Adventskalenders, den ich je hatte - 24 mit Liebe und Überlegung ausgesuchte Pröbchen, verpackt zusammen mit Pralinen in kleinen bunten Stoffbeutelchen. Die Pralinen waren schnell gegessen, die Duftproben haben mich fast ein Jahr lang begleitet.
Ich glaube, so bin ich überhaupt zu Parfumo gekommen.

"Cassis" war einer meiner Favoriten aus dem Kalender. Es war klar, dass ich danach immer aufgehorcht habe, wenn hier irgendwo zu lesen war: Der Duft riecht nach schwarzer Johannisbeere. "Enchanted Forest" hat so den Weg in meine Sammlung gefunden, aber nicht zuerst wegen der schwarzen Johanna, die da auch drin ist.

Es konnte doch nun aber nicht sein, dass der erste schwarze Johannisbeerduft auch der beste ist. Da muss doch noch was kommen, oder? - Bislang nicht. Mit meiner Überschrift antworte ich auf den Kommentar von KingLui: Dies hier ist auch für mich der ultimative Cassis-Duft aller bisher getesteten.

Das liegt daran, dass in unzähligen Düften schwarze Johannisbeere als Duftnote aufgeführt ist - aber zu riechen ist dann etwas undefinierbar Beerig-Fruchtiges, das nichts mit dem unverwechselbaren Duft echter schwarzer Johannisbeeren zu tun hat.

In anderen Düften, die ich getestet habe, ist zwar schon Cassis drin, aber entweder nicht dominant genug oder mit anderen Noten kombiniert, die für mich nicht so gut passen. Oder eine Art schwarzer Johannisbeeren, denen Frische und Saft fehlen, die nurmehr ein getrocknetes Konzentrat haben.

Es stimmt schon, was Ergoproxy hier in seinem Statement geschrieben hat: Im "Cassis" sind alle Aspekte des Johannisbeerstrauchs vorhanden:

- Die saftige herbe Säuerlichkeit frischer schwarzer Johannisbeeren mit dem zarten Hauch einer leicht bitteren Tannin-Note. Und KingLui hat auch Recht: ein bisschen minzige Schärfe macht den Duft schwarzer Johannisbeeren genauso aus.

- Das Grün der Blätter am Strauch, die zwischen den Fingern zerrieben nichts Liebliches haben.

- Das Holz, das beim Häckseln den Duft der Frucht in sich hat, aber würziger, strenger, leicht harzig.

Moschus rieche ich zum Glück nicht.

Für mich einer meiner Lieblingsdüfte. Und den will Herr Pritzkoleit einstellen. Auf seiner Webseite steht, es gibt ihn noch zu Weihnachten, danach nicht mehr. Ich hoffe, er schreibt das jedes Jahr zu Marketingzwecken und meint es nicht so ernst. Denn aus meiner Sicht würde er den besten seiner Düfte abschaffen.

Also: Testet ihn lieber, ehe es zu spät ist! Oder verratet mir einen besseren!
21 Antworten
Melisse2 vor 5 Jahren 15 11
8
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Nelke in Höchstform
Eigentlich wollte ich erst wieder etwas zu Lehmann-Düften schreiben, wenn die Blogartikel von Smellslike7 dem Nebel der Vergessenheit anheim gefallen wären. Auch indirekt habe ich keine Lust damit zu korrespondieren und tue es nun trotzdem. Ist aber Zufall und hat nur damit zu tun, dass ich selber auch vergesslich bin und deshalb meine Eindrücke frisch beschreiben möchte.

Lehmanns Nelke habe ich mir schon seit einiger Zeit zum Testen gewünscht, seitdem ich Œillet Bengale und Fugit Amor unter der Nase hatte und festgestellt habe, dass ich wohl Nelke in Düften sehr mag. Während ich die beiden genannten komplex und gut komponiert empfinde - den Bengale lieblich-blumig, den Fugit Amor eher würzig-blumig, ist Lehmanns Nelke für mich ein gut getroffener Soliflor.

Ich rieche durchgehend Gartennelke, deren Duft durch deutlich wahrnehmbare Gewürznelke in ihrer blumigen Eindringlichkeit betont wird. In den ersten zwei Stunden hat Lehmanns Nelke eine raumfüllende Sillage. Einer meiner Söhne fragt, was hier so nach Weihnachten riecht - scheint doch mehr Gewürznelke drin zu sein, als ich dachte. Die erinnert ihn an Weihnachten wegen Weihnachtspunsch.

Für mich überwiegt aber eindeutig die Blume in ihrer Lieblichkeit und nicht das Gewürz. Sowohl der Fugit Amor als auch die Lehmannsche Nelke wirken auf mich kühl. Nelke im Schatten. Die Nelke von Lehmann hat mehr Frische, der Fugit Amor ist cremiger. Einen kühlenden Aspekt haben sie für mich beide.

Bei der starken Sillage hätte ich auch mit viel Haltbarkeit gerechnet. Dem ist aber nicht so. Nachdem die ersten 2 Stunden vorbei sind, wird die Nelke immer hautnäher und riecht im Drydown auch nicht mehr nelkig-lieblich. Nach knapp 4 Stunden ist sie kaum noch vorhanden, während Fugit Amor tapfer weiterduftet.

Alles in allem ein sehr schöner würziger Gartennelken-Soliflor, den ich kühlend für sonnige Spätsommer-Abende am passendsten finde.

Vielen Dank für die Probe, die nun meine Neugier befriedigt und mich diesen schönen Duft hat kennenlernen lassen.
11 Antworten
Melisse2 vor 5 Jahren 32 11
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
"Der Kapitalismus ist auch nicht mehr das, was er mal war",
pflegte meine Oma in den 90er Jahren zu sagen. Der Zusammenhang war ein anderer, ihn zu beschreiben würde hier zu weit führen, trotzdem passt der Spruch als Überschrift ganz gut.

Das Profitstreben hat Karl Marx im "Kapital" wie folgt beschrieben:

"Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens."

Ob die das bei Armani auch wissen?

"Armani Privé - Sable Or" ist 2015 in einer limitierten Edition von 1.000 Flakons erschienen. 100 ml kosteten 575 Euro. Trotz des stolzen Preises war das Parfum recht schnell vergriffen. Hier auf Parfumo ist der Duft vielen ein Begriff, ich stolpere immer wieder über Vergleiche (und ziehe sie auch selber), wie nahe ein anderer Duft am Sable Or ist. Immer mal wieder findet man Anfragen im Souk. Auch für meine Nase handelte es sich um einen besonders schönen Duft.

Mit einer Neuauflage könnte man also ein Geschäft machen. Warum verzichtet Armani darauf? Eine Neuauflage wäre auch gar nicht gefährlich und würde niemanden an den Galgen bringen.

An den teuren Inhaltsstoffen kann es nicht liegen. In "Iris silver mist" ist deutlich mehr Iris zu riechen und das wird für gut 160 Euro pro 100 ml angeboten.

Das legt für mich nur einen Schluss nahe: Meine Oma hatte Recht, der Kapitalismus ist nicht mehr das, was er war. Zumindest nicht bei Armani.

Nachtrag: Damit will ich Armani nicht dazu aufrufen, die Neuauflage ebenfalls mir über 500 Euro zu bepreisen.
11 Antworten
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