MummPitz

Wäre der Megamare von Orto Parisi der randalierende Seebär, müsste der Aqua di Sale der sympathisch kultivierte Teilzeitkapitän sein.

Ähnliche Komposition nur wesentlich verträglicher - ein Meer ohne Sturm und doch mit einigem Seegang. Man steht an der Hafenmauer und die Wellen schwappen gegen die Steine zu den Füßen - leichte Mineralik und Frische.

Wer auf das Blut zwischen den Zähnen verzichten möchte/kann ist beim Aqua di Sale bestens aufgehoben - perfekter Duft auch für warme Tage.

Megamare ist ein gutes Beispiel für einen Duft der nicht allen gefallen will sondern den Begriff Nischenparfüm ernst nimmt. Sprühst du ihn auf (Gott bewahre dich und deine Umwelt vor mehr als 2 Sprühern) stehst du auf den Lofoten - der Wind peitscht dir um die Ohren - Wellen brechen sich an der Steilklippe und Algen werden mit der Gischt hochgepeitscht. Einen Kilometer vor der Küste siehst du ein altes Schiffswrack aus vergangener Zeit - Stahl überzogen von Rost - du wickelst das Ölzeug dichter um dich und gehst zurück in deinen Leuchtturm.

Dieser Duft will den Massen nicht gefallen sondern vermittelt eine Verbundenheit mit dem Meer die sich ein klassischer Strandurlauber nicht vorstellen kann.

Bist du in Venedig wirst du den Duft bei vielen Mitarbeitern der Vaporetti oder Wassertaxis riechen können - schließlich verheiratet sich die Lagunenstadt jedes Jahr aufs neue mit dem Meer.

Dementsprechend - kann nicht jeder tragen aber man wird damit definitiv zum Thema.

Zu aller erst eine Einordnung - ich liebe Terre d'Hermes und trage ihn regelmäßig zu allen Möglichkeiten.

Nun wollte ich den viel gelobten Oxford probieren und wusste nach den ersten Sprühern erst ein Mal nicht weiter. JA Oxford ist am Anfang würzig(er) und kommt auch nicht mit so einer bitteren Grapefruit um die Ecke aber sonst unterscheidet er sich wirklich kaum von oben genannten Duft.
Natürlich geht Terre d'Hermes irgendwann die Power aus und man hat nur noch leichte harzig-holzige Noten ABER rechtfertigt das den Preisunterschied?

Bitte nicht falsch verstehen - ich finde Oxford sehr gut und würde behaupten jeder Mann kann diesen Duft zu fast allen Möglichkeiten bzw. Anlässen tragen.

Die Frage die sich mir stellt - braucht man Oxford wenn man Terre d'Hermes haben kann?

sonst geht der Duft mit euch spazieren.
Berserker ist ein recht kompromissloser Duft - Nadelwald - Weihrauch - Patchuli - Würze.

Niemals hat dieser Duft die Absicht gemocht zu werden. Für manche riecht er wie ein Saunabesuch, für andere wie ein Sonnenaufgang in skandinavischen Wäldern.
Und genau DAS schätze ich an diesem Duft sehr - er ist nicht Mass Pleasing, wie zB. der Orange Flamingo aus dem selben Haus, sondern er spaltet die Nasen, nicht zuletzt wegen der Brachialität mit der er unterwegs ist.

Der Weihrauch kommt für mich sehr "kirchlich" rüber - ob er wärmer und dunkler zu diesen Nadelhölzern gepasst hätte, wage ich zu bezweifeln. Diese "nordische" Würze muss einem gefallen - sicher wird das aber schwer wenn man mit seinen Düften zumeist im Orient unterwegs ist.

Dementsprechend kann ich diesen Duft eigentlich jedem empfehlen, der das Selbstbewusstsein bzw. die entsprechende Erscheinung hat, denn ehrlich gesprochen kann ich mir diesen Duft bei einem 1,75m großen, schmächtigen Mann mit Namen Pierre auch nicht vorstellen... (no pun intended)

Zu aller erst - dies wird meine erste Rezension eines Duftes. Ich habe lang mit mir gehadert, ob so etwas über nötig sei, aber diese freundliche und vor allem "liebevolle" Community auf die man hier zwingend, trifft lässt mich das hier jetzt schreiben.

Rezension ist vor allem das falsche Wort, denn ich bin, wie vermutlich viele hier, weder vom Fach noch mit einer Nase gesegnet, die jede einzelne Komponente eines Dufts exakt bestimmen kann.
Daher werde ich versuchen, die Düfte an Emotionen bzw. in meinem Fall, an Erinnerungen zu heften.

Das Design des Flakons ist sicherlich zeitlos und elegant und erinnert mit seinen Farben an Florenz. In dieser Stadt durfte ich schon mehrere Wochen verbringen und kann dementsprechend bestätigen das die Florentiner mehr als stolz auf die Optik und vor allem den Namen des Flakons wären.

Der Duft beginnt für mich mit einer Limetten - Buttermilch Note. In anderen Rezensionen wird es als eine Erinnerung an Brausepulver beschrieben - kann ich für mich nicht bestätigen. Für mich riecht so eine auf dem Küchenbrett gerollte, frische Limette kurz bevor man sie für den Caipirinha anschneidet. Dazu kommt für mich sofort eine weiche Creme mit leichten Orangenblüten und einer noch dezenteren Vanille durch die diese Limette einbetten.
Dann, so 10 bis 15min später, schleichen sich die Orangenblüten und der Yasmin an. An dieser Stelle war ich schockverliebt in diesen Duft, denn genau dieser Moment war für mich eine Reise zurück nach Tunesien in Nordafrika. Dort wachsen an den Straßenrändern (wilde?!) Orangenbäume und die Hecken der Häuser bestehen quasi beiläufig aus blühendem Yasmin.
Im weiteren Verlauf kommt der Duft von Hölzern und Patchouli mit dazu und lassen mich
das warme nordafrikanische Klima mit dem warmen Wüstenwind Scirocco komplett auf der Haut spüren und und glückselig werden.

Bezüglich Sillage und Hatlbarkeit - ich tu mich schwer damit, da mir natürlich auch die Vergleiche fehlen und ich den Duft natürlich auch (sicherlich zu oft im Laufe eines Tages) nachlege.
Trotzdem denke ich, das man mit einer "normalen Ladung" am Morgen seine 6-8h durchkommt und man während dieser Zeit sicherlich nicht negativ auffällt.

Ohne meine mit dem Duft verbundenen Emotionen würde ich von kompletter Alltagstauglichkeit ausgehen und eine klare Empfehlung an diejenigen aussprechen, die vor einem süßlich-blumigen Duft nicht zurückschrecken und es nicht allzu kompliziert haben wollen. Mich bringt er dauerhaft zum lächeln und das allein sorgt für eine besonderes Gefühl der Geborgenheit.



Ich bitte um Kritik und Vorschläge der Verbesserung und vor allem um genrelles Feedback ob dieser Beitrag so nötig war.

In diesem Sinne - Spray it as you feel it!

Ciao.