Mydarkflower

Mydarkflower

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11 - 15 von 62
Mydarkflower vor 5 Jahren 62 13
8
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
"Mach Faust!" oder "Gewaltauslösende Nahrungsmittel"
Meine Mama hat einen Putzfimmel, der uns, als wir Kinder waren, natürlich mit einschloss (und heute die Enkel, klar).
Sie lief uns, gefühlt, ständig mit einem Waschlappen hinterher, putzte an uns herum und nach jeglicher Nahrungsaufnahme unsererseits ertönte der Ruf "Mach Faust und geh Hände waschen!"
Der Zweck hinter dem Ganzen war, dass wir auf unserem Weg ins Bad um Gottes Willen nix anfassen und vollkleben sollten. Lichtschalter und Türklinken wurden dann mit dem Ellenbogen, der Wasserhahn mit dem Handgelenk bedient, runtergefallene Handtücher mit den Füßen aufgehoben usw.

Dieses Verhalten ist mir in Fleisch und Blut übergegangen und.... ich hasse nichts mehr als klebrige Hände zu haben bzw. überhaupt irgendwo zu kleben.
Dieses Gefühl ruft in mir einen absoluten und sofortigen Waschzwang hervor.
Alles andere ist kein Problem: Staubig, vollgeschlammt, verkrustet oder fettig halte ich es den ganzen Tag aus..... aber klebrig!
Keine Sekunde.

Ein Ex von mir hatte mal die wahnsinnig tolle Idee - vermutlich nachdem er "9 1/2 Wochen" gesehen hatte, dessen Darstellung eines lebensmittelbasierten Stelldicheins ich einfach nur eklig, weil klebrig finde - etwas Schwung in unser Sexualleben zu bringen und goß mir deshalb im Eifer des Gefechts allen Ernstes ein Glas Honig über Brust und Bauch.
Er hatte sich sicher seine Gedanken dazu gemacht und auch gewisse Sachen ausgemalt, aber so schnell konnte er gar nicht gucken, da kam zuerst meine Faust geflogen und dann war ich auch schon mit einem Satz unter der Dusche.
Wir waren danach auch nicht mehr lange zusammen.

So schön "Andalusian Soul" auch ist, so lecker und essbar es auch nach Akazienhonig und Vanillesoße duftet und so gern ich es am liebsten aufessen möchte ..... das Zeuch klebt!
Also, nicht wirklich, aber gefühlt.
Als hätte ich mich naggisch in Zuckersirup gewälzt und mir noch etwas davon in die Nase geträufelt.

Das halte ich nicht aus.
Wo ist die Dusche?


13 Antworten
Mydarkflower vor 5 Jahren 30 8
9
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Die kleine Angst
“Mortal Skin“ stand von Anfang an auf meiner Merkliste.
Ich fand den Namen unglaublich faszinierend.
Wie setzt man wohl den Duft sterblicher Haut, also den eines jeden Menschen und vielleicht auch den eines jeden Tieres, in Flakons abgefüllt um?
Kann das gelingen?

Die Antwort darauf weiß ich auch nach mehrmaligen Tests noch nicht, aber ja, “Mortal Skin“ erinnert mich an gewisse Situationen des Lebendigseins.

Als erstes an die Sommer meiner letzten Schuljahre.
Kaum war die Schule aus, flitzte ich nach Hause, schnappte mir meine Badesachen und radelte ins Freibad.
Dort blieb ich so lange, bis ich vom Schwimmem und der knallenden Sonne total erschöpft war und fuhr durch die trockenen Felder auf dem staubenden Weg wieder nach Hause.
Dort ruhte ich mich kurz aus, dann gab es Abendbrot und irgendwann setzte ich mich noch an die Hausaufgaben. Die verabscheute ich zwar, wie vermutlich alle, die jemals zur Schule gegangen sind, aber ich liebte es, mit dem Füller und bunter Tinte zu schreiben, was heute noch so ist.
Daß ich damals schon rauchte, macht das Gesamtbild von Mortal Skin beinahe komplett:
Es duftet nach heißer, sonnenverbrannter, staubiger Haut, nach kühlendem Schweiß und nach Zigarettenfingern, die den Füller zu weit unten angefaßt haben und jetzt vollbeschmiert mit Tinte sind.

Das riecht irgendwie absonderlich, gefällt mir dennoch richtig gut.

Tja....ich sagte, das Gesamtbild sei beinahe komplett...denn jetzt kommt das große Aber.

Im Hintergrund dieses Duftes ist etwas, das mir Gänsehaut macht.

Ein Schatten vor der strahlenden Sommersonne.
Etwas Lauerndes unter dir im Wasser.
Jemand, der dir heimlich auf dem Feldweg folgt.
Augen, die dich beim Ausruhen beobachten.
Ein komisches Gefühl beim Durchqueren der nur unzureichend beleuchteten Gasse.
Plötzliche Schritte hinter dir, die deinen Puls in die Höhe schießen lassen.
Jemand, mit dem du dich bis gerade köstlich amüsiert hast und der dich auf einmal mit einem Blick anschaut, von dem dir ganz kalt wird, der die Lichter löscht an diesem bisher leuchtenden Abend und es finster werden läßt.

Faszinierend schön und angsteinflößend ist “Mortal Skin“ für mich unerträglich.

8 Antworten
Mydarkflower vor 6 Jahren 38 16
4
Flakon
10
Haltbarkeit
9
Duft
Zu dir oder zu mir?
Mal ganz ehrlich:
Hätte ich mir nicht vorgenommen, mich Stück für Stück durch die Düfte von Tom Ford zu testen....ich hätte “Black Orchid“ nicht mal mit dem Ar... angeguckt.
Ich finde diesen Flakon einfach nur stinkhäßlich. Ein unförmiges Etwas, gekleidet in Kunstfaserplissee, mit viel zuviel Goldschmuck behängt.

Aber der Gruselflakon ist an der schwarzen Orchidee auch gar nicht das Schlimmste.
Nee, das Schlimmste an der schwarzen Orchidee ist .....Trommelwirbel.... die Orchidee.
Und dann auch noch in Schwarz!

Orchideen sind die Gewächse, die mir hier auf Erden am meisten verhasst sind....gut, ok, die sogenannte Titanenwurz, die wohl durchdringend nach Aas riecht, würde ich vielleicht noch mehr verabscheuen..... und ich werde nie verstehen können, dass die meisten Menschen sich vor Verzückung ob der Orchideensammlung des Nachbarn kaum mehr zu halten wissen.

Ich sehe an Orchideen nur die kahlen Stängel, die giftiggrünen, fleischigen Alibiblätter, die organartigen, wie krank wirkenden Blüten und die gakeligen Wurzeln, die sich wie Spinnenfinger im Topf winden.
Eine Pflanze wie ein Alien.
Ein ekliger Sumpfparasit.
Eine Wasserleiche in Pflanzenform.
Und dann auch noch in Schwarz.
Also quasi eine Moorleiche.
Käme mir nie ins Haus.
Nie würde ich.....

Jaja, ich hör ja schon auf. Ich glaube, es ist angekommen, warum mir der Duft in diesem Flakon mit gerade diesem Namen zutiefst unsympathisch war.

Aber, nichtsdestotrotz, Vorsatz ist Vorsatz, also rauf auf den Papierstreifen mit der plisseegewandeten Moorleiche.

Ääääh, stop mal hier!
Ich sagte unsympathische Moorleiche!
Hier war nicht von “gefallen“ die Rede!
Und schon gar nicht davon, dass ich sie attraktiv finden will!

Jedenfalls war ich eine halbe Stunde später wieder in der Parfümerie und liess mir den schwarzen Sumpfparasiten auf den Arm sprühen.

Er hatte mich gepackt, mit beiden gakeligen Händen und liess mich nicht mehr los.
Betörend, betäubend, einlullend schmeichelte er auf mich ein, stäubte mir Schärfe in die Näse, Süße, Bitterkeit, wabernden Blütendunst, Gewürze, liess nichts anderes mehr an meine Nase als seine Allgegenwärtigkeit, liess mich vor Wonne erzittern und entriss mir jegliche Vorbehalte.

Unfassbar sexy, ein Duft wie ein Rausch, in dem ich mit Anlauf mit dem- oder derjenigen zwischen die Laken springen will, der/die ihn trägt, der mich an die Momente erinnert, in denen man wahrhaftig willenlos ist.

(FSK16)
Eine ehemaligen Affäre wies mich einmal, wir saßen in einer Bar irgendwo in der hintersten Ecke und beobachteten die Flirterei um uns herum, auf einen Mann und eine Frau hin, die sich, gerade eben erst kennengelernt, offenbar gegenseitig höchst attraktiv fanden und meinte: “Achte mal ganz genau auf die beiden!
Bei einem Mann siehst du die Beule in der Hose, wenn er angetörnt ist (ja, sah man). Eine Frau dagegen fängt dann an, auf ihrem Stuhl herumzurutschen und schlägt die Beine ganz fest übereinander (sie rutschte ständig mit fest übereinander geschlagenen Beinen).
Wetten, die gehen heute noch miteinander in die Kiste?!“
Er hatte Recht.
Die beiden verließen im Endeffekt, nach viel Gefummel und Geflirte, gemeinsam die Bar.

Ob sie wirklich zusammen zu ihm oder zu ihr gegangen sind?
100%ig weiß ich es natürlich nicht, aber es sollte mich schwer wundern, sollten sie sich tatsächlich voneinander losgerissen haben.

Jedenfalls, abschließend, was ich eigentlich damit sagen wollte:
Black Orchid, das unwiderstehliche Scheusal, lässt mich rutschen.

Verdammt.




16 Antworten
Mydarkflower vor 6 Jahren 21 7
7
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
...und ich behalt dich doch!
Normalerweise finde ich einen Duft sofort toll.
Oder eben nicht.

Nix mit “Der Duft muss erst erarbeitet werden.“ oder “In diesen Duft muss man reinwachsen.“
Pö, nö! Entweder gefällt oder gefällt nicht.

Hab ich gedacht.
Jahaaaa, ich wurde mal wieder eines Besseren belehrt.

Beim ersten Test, den ich eigentlich nur durchgeführt habe, weil ich wissen wollte, was vor 200 Jahren so als angenehm duftend galt, dachte ich:
Och ja, ist ja gar nicht so schlimm. Ganz ok, frischlich, bissl angekräutert .... hm ... kammermamachen, ist aber nichts für mich.
Das Pröbchen zog direkt in die Tauschabfüllungsschachtel um.

Aber er ging mir nicht aus dem Kopf.
Irgendwas in mir wollte ihn nochmal probieren.
Also nochmal aufgesprüht:
Irgendwie ist er ja wirklich schön...erinnert mich an irgendwas....grübel....an irgendwas Gemütliches. Aber wieso gemütlich? Das ist er doch eigentlich nicht....weiter grübel....aber nee, passt nicht zu mir.

Beim dritten Test, dieses eigentlich so harmlose Wässerchen liess mich nicht los, kam ich drauf:
Es duftet nach Garten, nach frisch geerntetem Gemüse, nach Händen, die eben noch Kräuter gepflückt haben, nach unsüßen Wiesenblumen und nach frischer Bettwäsche.

Warscheinlich gehe ich damit allen hier schon auf den Keks, weil ich immer von meinen Kindheitserinnerungen erzähle, aber auch hier geht es wieder nicht anders:
Ich bin mit meinen Großeltern im Garten, die Luft ist etwas kühl. Wir ernten Bohnen, Erbsen, den letzten Rhababer, die kleine Mydarkflower pflückt ein paar Gänseblümchen, meine Oma schneidet Kräuter.
Dann nach Hause, Gemüse putzen, Kräuter hacken, Gänseblümchen in ein kleines Glas.
In der Badewanne schrubbe ich mir den Gartendreck ab und schlüpfe dann müde und zufrieden zwischen die frischgewaschenen Decken.
Meine Oma erzählt mir eine Geschichte und streicht mir mit ihren immer noch kräuterduftenden Händen über den Kopf bis ich einschlafe.

Auf mich wirkt Eau de Noblesse unglaublich beruhigend. Der Duft hilft mir dabei, runterzukommen und einzuschlafen - sozusagen Notfallbachblütenmischung zum Aufsprühen.

Sollte mein Freund meckern, weil ich mir mit diesem hier schon wieder einen neuen Duft zulege, habe ich diesmal einen guten Grund:
Es ist eine medizinische Notwendigkeit.
So!

7 Antworten
Mydarkflower vor 6 Jahren 56 19
9
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Angekommen
Ich war in meinem Leben schon oft verliebt, mit allem, was dazugehört: Schmetterlinge im Bauch, Euphorie, Herzschmerz, Enttäuschung, Versöhnung, Realitätsverlust, Erkenntnis usw.
Manchmal waren es nur Tage, manchmal Wochen, manchmal Monate, manchmal Jahre - meine Emotionen fuhren jedesmal Achterbahn.

Irgendwann holte mich immer die Realität ein, die mir zu verstehen gab: Jo, ist ganz schön, aber das isses noch nicht. Hätte ich dir aber auch vorher sagen können.
Irgendwann hatte ich von der doofen Kuh die Schnauze gestrichen voll, zeigte ihr den Stinkefinger und schwor, dass ich ihr, wenn sie mich schon nicht in Ruhe lassen wollte, zumindest nicht mehr die Gelegenheit zur Genugtuung geben wollte - und schwor der Männerwelt ab.

So lebte ich ruhig und zufrieden eine Weile vor mich hin, froh, Männer und bösartige Realität los zu sein.....bis ich irgendwann bei meiner Freundin in der Küche saß und ihr Mitbewohner, dem ich vorher noch nie begegnet war, hereinplatzte.
Er grinste uns breit an und in dem Moment schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf:
Da bist du ja endlich!

Und obwohl wir noch 1 1/2 Jahre brauchten, um uns tatsächlich aufeinander einzulassen, war er derjenige, mit dem ich lernte, dass Liebe eben nicht Euphorie und Herzschmerz, sondern vielmehr Ruhe und Verständnis ist.
Dass Liebe sich nicht an Eifersucht und Besitzdenken messen lässt, sondern daran, dass man dem anderen Freiraum gibt und sich trotzdem gegenseitig Heimat ist.
Dass Liebe nicht bedeutet, dass man in allen Punkten perfekt harmoniert, sondern dass man dem anderen seine Eigenheiten lässt und seine eigenen behält.

Die Realität, die blöde Ische, ist nicht mehr ganz so blöd, auch wenn sie manchmal noch ein kleinwenig zu intervenieren versucht.
Sie mußte einsehen, dass wir uns nicht loslassen, bloss weil sie uns mal wieder einen Stock zwischen die Beine hauen will, sondern dass wir uns nur noch fester halten.

Warum ich das erzähle?

Weil ich dieses Gefühl von “Da bist du ja endlich!“ bei Enchanted Forest ebenfalls hatte.
Trotz Ecken und Kanten ist er genau das, was ich immer gesucht habe.
Jeder Wald, jeder Garten, jeder Sonnenstrahl, jede Schneeflocke, jede glückliche Erinnerung meines Lebens hüllt mich ein, wenn ich diesen Duft trage.

Er ist schattig, aber nicht dunkel.
Tanzende Lichtsprengsel wirken wie Elfenlichter zwischen freundlichen grünen Bäumen.
Nebel, feuchter Waldboden, Rauhreif und gleichzeitig Sonnenwärme.
Ein Tannenbaum mit frischen Trieben, auf den seltsamerweise zarter Schnee fällt.
Schwarze Johannisbeeren, vom Strauch direkt in den Mund und dabei zerreibe ich die hersttrockenen Blätter im Novembersturm zwischen meinen Fingern.

Mit Enchanted Forest bin ich Kind und Erwachsene zugleich.
Fühle mich glücklich, verspielt, friedlich, zuversichtlich, melancholisch, hüpfe in Gedanken über eine Waldlichtung im Sommer und stehe dick eingemummelt in einem winterlichen Garten.

Der Zauberwald und ich - das ist die ganz große Liebe.







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