Nasowas

Vorab möchte ich alle Liebhaber/und -innen dieses Duftes um Verzeihung bitten, aber für mein Empfinden ist dieses Veilchen leider nicht geschaffen worden.

Dabei mag ich doch sonst die Kreationen von Anne Flipo so gerne, aber hier muss ich passen.
Der Beginn ist sehr chaotisch, wenn nicht gar verstörend, eine klebrige Süße vermählt sich mit einem stechendem, synthetisch wirkendem Monsterveilchen, Patchouli ist gleich zu bemerken obwohl ich Patchouli sonst mag aber hier verstärkt er für mich nur den unangenehmen Eindruck.

Mit der Zeit ordnet sich der Duft, das Veilchen wird zurückhaltender , allerdings immer noch unterschwellig stechend.
Iris pudert ordentlich mit Heliotrop, Vanille schenkt etwas Wärme.
Die Basis erinnert mich an den Traversee du Bosphore, statt Lokum vielleicht Halva, statt Leder vielleicht Patchouli und anstatt Benzoe vielleicht Heliotrop mit Vanille. Nun mochte ich den Traversee du Bosphore leider an mir auch nicht sonderlich leiden, jedoch in gedimmter Form wäre ein solcher Raumduft, bevorzugt als Duftkerze für das Wohnzimmer vielleicht ganz schön.

Ganz zum Schluss kann ich die kuscheligen Assoziationen meiner Vorredner ein wenig besser nachvollziehen, nur dauert mir das eindeutig zu lange bis dahin, aber auch in dieser Phase darf ich nicht zu Nahe mit der Nase dran gehen sofort werde ich mit einem Nase befreiendem Stechen bestraft, nur in der Ferne ist der kuschelige Aspekt für mich wahrnehmbar.

Die Sillage ist raumfüllend, die Haltbarkeit gut, an einem mutigen Mann könnte ich mir diesen Duft auch vorstellen.

Der Einstieg ist schon recht heftig, aber ich mag Grünes und zitrisches.
Diese Phase bleibt aber nicht lange und es wird noch heftiger, eine Wagenladung Mimosen,mit etwas Flieder durchsetzt (dieser Eindruck ist wohl der Kombination geschuldet, denn Flieder ist nicht gelistet) erschlägt mich regelrecht.

Ich kann mir nicht helfen aber in diesem Moment fühle ich mich sehr an Raumdüfte welche bevorzugt in gekachelten Räumen versprüht werden erinnert und die Sillage ist zu dem Zeitpunkt recht heftig.
Gott sei Dank dauert das Ganze "nur" eine halbe Stunde, dann wird es hautnäher und wirklich schön zart, immer noch Mimose mit etwas Süße welche man dem Ylang Ylang zuschreiben könnte , wobei ich diesen nicht sicher identifizieren kann.

Sandelholz gibt noch etwas Wärme und cremiges hinzu.
Die Haltbarkeit ist einmal mehr bombastisch, was ich bei den zarten Düften von Bond No.9 immer wieder erstaunlich empfinde, wie sie das hinbekommen.
Ich denke er ist für beide Geschlechter tragbar, mit einem Hang mehr ins weibliche.
Ich denke es ist ein schöner blumiger Frühlingsduft, wird meine Mimose von L`Artisan aber nicht von Ihrem Trohn stürzen.

Dieser Duft entspricht an sich nicht meinem Beutechema und doch lies er mir keine Ruhe und ich musste ihn ausführlicher testen.

Einige meiner Vorredner haben ihn schon wirklich gut beschrieben.
Ich selbst empfinde den Einstig als sanft, leicht grün und frisch pastellig blütig, insofern ist der hier abgebildete rosa Flakon recht stimmig.
Schnell übernimmt der Muskat in inniger Umarmung mit der Mandel(-blüte)das Zepter,wenn ich dann mit der Nase nah heran gehe britzelt der Muskat regelrecht und kitzelt diese.

Ich empfinde diese Kombination regelrecht genial, wirklich nicht zu süß.
Warum er dennoch nicht bei mir einziehen wird, liegt am Moschus, er gibt dem Ganzen so einen sauberen, adretten Touch und macht mir den Duft insgesamt zu brav.
Die Haltbarkeit und Sillage liegt im unteren bis mittleren Bereich.
Und ich sehe ihn definitiv eher an einer Frau, als an einem Mann.

Meine Vorredner haben wie ich finde den Duft schon sehr gut beschrieben und da grüne/kräuterige Düfte zu meiner Lieblingsrichtung zählen möchte ich nur ein paar Worte darüber, warum ich diesen nun auch noch haben will/muss, dazugeben.
Wer meine Sammlung sieht, sieht zum einen das ich der Marke TDC recht wohlgesonnen bin und zum anderen das sich schon zwei Düfte mit süßem, nicht indolischem Jasmin der durch etwas grünes, herb oder kräuteriges kontrastriert wird besitze, oberflächlich betrachtet.
Nun warum meine ich Tokyo Bloom nun auch noch haben zu müssen, bzw. was empfinde ich als so besonders, habenswertes an ihm?

Die bereits in meinem Besitz befindlichen wären Un Parfum de Charmes & Feuilles, der gleichen Marke und Eau Parfumée au Thé Vert Extrême, der Erste ist eher eine milde, dichte Jasmin-, süßliche Spearmintminze, Kräuter-Zitrusmelange. Der Zweite süßlicher nicht indolischer Jasmin welcher in eine weiche und doch immer herber werdende Grünteenote gleitet.
Hier beim Tokyo Bloom habe ich das Gefühl alle Duftnoten stehen im Kreis und nacheinander stellt sich mir fast jeder angegebene Duftbestandteil einzeln, manchmal paarweise in seiner jeweiligen Facette vor, macht einen Knicks und geht wieder zurück in den Kreis der Anderen, der Nächste tritt vor.
So begrüßt mich ein Löwenzahn samt seiner Milchigkeit die er im Stiel trägt
und dem eigentümlichen Geruch seiner gelben Blüte.
Süßlicher nicht indolischer Jasmin, das Alpenveilchen gibt etwas wässeriges/Pflanzensaftiges dazu.
Basilikum schillert wie frisch, aromatisch herrlich grün, aber nicht so sehr als würde man ihn sich unter die Nase halten, die dezente Johannisbeere scheint ihn ein wenig zurückzuziehen, während Galbanum ihn zum strahlen bringt.
Überhaupt finde ich lässt das Galbanum alle Beteiligten im hellem frühlingsfrischem Licht erscheinen .
Die Sillage und Haltbarkeit ist einem Cologne entsprechend nicht so besonders.
Alles in allem empfinde ich ihn als einen herrlichen, frischen, leicht herben Frühlingsduft, der Duft einer Frühlingswiese und doch spendet er einem auch ein wenig Wärme, Frühlingssonne. Frühling und Herbst sind meine liebsten Jahreszeiten, auch geruchlich und deshalb klar Wunschliste für mich

Eine der Proben welche ich mir ausgesucht habe ist nun Rosewater gewesen, eigentlich nicht so wirklich für mich, sondern weil ich schon seit Jahr
und Tag versuche meine Mutter auch ein wenig anzustecken mit meiner Duftleidenschaft. Naja, anstecken ist nicht das richtige Wort, einen Funken der Freude zu entfachen, meine Freude an Düften (mit-)teilen zu können und dabei auf ein wenig verstehen zu stoßen, wäre schon ein anstrebenswertes, ausreichendes Ziel. Da sie die Rosen und deren unterschiedlichen Düfte in ihrem Garten besonders liebt lag es nahe ihr dahingehend eine entsprechende Auswahl zu beschaffen. Was habe ich ihr nicht schon alles angeschleppt und bekam immer nur
ein doch eher entmutigendes feed-back, a la:
"Hm, da ist noch was anderes mit drin" (sicher ist das so, wäre ja sonst auch nicht haltbar oder zu langweilig für den Parfumeur)

"Der hat irgend etwas stechendes an sich" (also ich bemerke das nicht)

"Ja, das riecht nach Rose, aber der verändert sich jetzt aber schwer." (grummel)

"Der ist nett." (welch großes Lob aus ihrem Munde)

"Ganz schön üppig." (na, wenigstens riecht man ihn)

"Etwas gewöhnungsbedürftig" (sag doch gleich das Du ihn nicht magst)

"Der ist irgendwie so nichtssagend" (wenn er eine Aussage hätte, wäre er vermutlich auch wieder gewöhnungsbedürftig)

"Ja, der ist wirklich authentisch, aber wohl eher als Raumduft schön" (?!?!?)

Nicht das die Kommentare zu meinen persönlichen Lieblingen besser wären, nett ist die höchste Auszeichnung welche man ernten kann.

Nun ist Rosewater mit seiner einzig angegebenen Duftnote: Rose, doch recht vielversprechend gewesen für einen erneuten Missionierungsversuch.
Nach meinem dafürhalten, startet er etwas herb rosig, mit leichten Myrrheanklängen und tatsächlich haben wir eine solche, einfach gefüllte, rosane englische Rose in unserem Garten.
Sie entbehrt jeglicher Süße, keine Fruchtanklänge, sondern einfach nur Rose mit besagten Anklängen welche an Myrrhe erinnern, zu der Zeit ist die Sillage recht kräftig für ein Eau fraiche.
Nach etwa 20 Minuten wird es sanfter, nach einer Stunde erinnert er mich an feinste, nur ganz zart seifige Rosenseife.
Er zieht sich dann sehr auf die Haut zurück, ist aber auch nach 8 Stunden noch direkt auf der Haut wahrnehmbar.

Wem würde ich ihn empfehlen, er ist sicher kein Kunstwerk aber er kann vielleicht jemandem ohne verfügbare Duftrosen die Erinnerung an solche zurückgeben, sei es weil wir Winter haben, also die falsche Jahreszeit für sie oder weil man in der Großstadt ohne solche auskommen muss.
Ich persönlich würde ihm nicht nachjagen, aber sollte er mir über den Weg laufen, ja dann würde er mit mir kommen dürfen.

Was meine Mutter zu ihm gesagt hat?: "Ganz nett." :-)