Novalis

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1 - 5 von 43
Novalis vor 5 Jahren 12 4
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
5.5
Duft
... Cool Water meets Aventus...
Cool Water meets Aventus

Ich lehne mich gerade zurück und muss echt Gähnen. Ich warte auf den Tag, dass man wirklich was Neues auf den Markt bringt. Etwas was man so noch nicht gerochen hat oder zumindest was, dass all die Pracht und den Facettenreichtum hervorbringt, wie zum Beispiel bei Habit Rouge. Immer diese ganzen Flanker - nur ein bisschen am Rad gedreht- und als neuen Duft rausgebracht. Ehrlich gesagt nervt es mich.
Genauso nervt mich, dass permanent auf einen Zug aufgesprungen wird um sich ein Stück vom Kuchen zu holen. Gut, jetzt werden einige meinen, dass es normal ist, ähnlich wie bei Klamotten. Das eine Jahr ist „grün“ die Farbe, zur nächsten Saison tragen „alle“ „grau“. Ich mag sowas nicht. Sollte oder kann nicht jeder das tragen was er will? Müssen wir uns immer einem Trend hingeben, aus Sorge in dieser Gesellschaft nicht anerkannt zu werden, oder schlimmer noch, mit den Fingern auf uns zeigen zu lassen?
Muss es ein Galaxy oder I Phone sein? Warum nicht ein Nokia 3210?- ach ja stimmt- hat ja kein Whats App- werden wir doch immer auch irgendwo in eine Richtung gedrückt.... da bin ich raus. Da stelle ich mich quer! Ich hab es verdient, geliebt zu werden und zwar so, wie ich bin und wenn ich rosa Pullover trage und dazu braune Hosen. Na und?

War es eine zeitlang Iso E super, wo jeder versucht hat den Molecule 01 von Geza Schön zu kopieren oder die Zeit mit Ambroxan und und und.
Das Gleiche mit Dior Sauvage.. jeder Zweite riecht nach diesem Wässerchen auf der Straße. Genauso wie mit Aventus. Es nervt mich nur noch- besser gesagt- stinkt es schon für mich. Das Einzige, wie ich es ertragen kann aber auch nur halbwegs ist, wenn ich es günstig irgendwo bekommen würde und selbst dann würde ich es nicht kaufen. Den Vogel hier schießt momentan Viking von Creed ab. Es ist nicht zu glauben. Aber hier wachsen mir so langsam Hörner und die Unverschämtheit und Dreistigkeit kennt heutzutage keine Grenzen mehr.

Ich weiß nicht wie Francis diesen Duft kreiert hat. Wahrscheinlich hat er einen langen Arbeitstag gehabt und nichts hinbekommen. Zum Schluss hat er dann versucht alle möglichen Reste und Pröbchen zusammen zu gießen? Keine Ahnung. Sollte er es nicht besser können? Hat er nicht mit Le Male, DEN Duft der 90er geschaffen? War es nicht genauso jener, der völlig einzigartig und neu war? Genau! Kann er das noch oder sollte man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen? Muss diese Größe wirklich versuchen was vom Kuchen, wie bereits erwähnt, abzuhaben?- in der Hoffnung, dass es gut ankommt? Entschuldige lieber Francis, für mich ging das voll nach hinten los.

Cool Water meets Aventus. Und an Beide kommt er nicht annähernd ran! Nimmt man am Anfang den klassischen, pubertierenden Duschgelduft wahr, aquatisch folgt relativ schnell die typische Cool Water DNA um dann ziemlich genauso oder kurz danach die Aventuspfanne über den Kopf gezogen zu bekommen.
Das Trostpflaster bildet hier leider nur etwas Moschus zum Ausklang.
Riecht wie ein billiger 20% Duft, kostet aber bei 70ml ca 170€!!! Die Sillage und Haltbarkeit sind Unterirdisch.

Tut mir leid. Für mich das Schlechteste, was dieses Haus in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Die einzige Konstante bleibt der Preis... der scheint kontinuierlich zu steigen.

Danke und bitte der Nächste, ich möchte mal wieder einen Woweffekt!

Der bleibt hier aber aus!

Selbst die Probe werde ich verschenken müssen, in der Hoffnung, dass ich nicht angepöbelt werde, wie ich sowas einem Freund schenken könne:-).

4 Antworten
Novalis vor 5 Jahren 29 6
4
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
...Ludenbomber...
Kalle, in bestimmten Situation auch Ralle!, genannt, ist ein bis zu 4x die Woche unter den Ghettotoaster gehender Lude aus Recklinghausen. Breitbeinig vor seiner "Zeile" sitzend, ab und zu die Hand im Schritt greifend, pfeifft er jedem Hässchen hinterher, die an ihm vorüberschleicht. "Hey Puppe, bleib doch mal stehen!", ächzt er hinterher. Seine wasserstoffblonde Vokuhilafrisur dabei immer top gestylt. Um seinen breiten Hals, der an seinen Torrero-Stiernacken anschließt, baumelt seine 585er Goldkette. Immer genau den Blick an seinen linken Arm, wo seine Rolex Daytona Platin lässig prankt. Kaugummi kauend wirft er seinem Kumpel ein breites Grinsen rüber: "Keule, was fürn Tag wa?"

Kalle steht auf und marschiert schnurtracks mit seiner Pumperjogginghose und dem Feinrippshirt in sein Büdchen und checkt die Lage. Er greift über den Tresen rüber, nippt an seinem Proteinshake und nimmt nochmal ein paar fette Spritzer seines "Prinzporno-Wässerchens", von der er gefühlt in jedem Raum seines Establishments eine Buddel stehen hat.
Top motiviert klatscht er seinen Kumpel ab, setzt sich auf seinen Feuerstuhl und ballert los. Die Haare schmettern auf seine solariumgegerbte Haut.

In windeseile ist er am Baggersee, wo sein Feuerstuhl sich im grobkörnigen Sand festsetzt. Kein Thema für Kalle, er fährt den Ständer aus, parkt den heissen Ofen, nimmt Anlauf, schreit:"BOOmmBeeeee", und klatscht wie ein Germanenfindling auf die Wasseroberfläche. Breitgrinsend taucht er auf, seine Posse krümmt sich schon vor lachen am Ufer: "Ham auf dich gewartet, RAALLLEEE!" Wer denkt, das Handtuch kommt jetzt.. nein Kalle dieselt sich erstmal ein und reibt sich mit den Händen und Homme trocken - wofür ein Handtuch. Die Heliotrop-Zimt-Vanille Bombe verteilt sich an der ganzen Kieskule. "Kalle!", schrein sie alle: "Du bist der Größte!", Kalle grinst und lässt sich feiern....

Für mich einer der derbsten (im positiven Sinne) Düfte der späten 80er und 90er Jahre. Hier wurde was geschaffen, was es in der Form noch nicht gab und es bis heute auch nicht wirklich gibt. Man muss ihn sich trauen - nichts für Jederman- aber leider, ich finde ihn einfach nur gekonnt. Leider auch, wurde er ab und an verrissen - für eine bestimmte Schicht angeblich. Quatsch. Für Kalle, wie auch für Ludwig im feinen Zwirn. "Selbstvertrauen" muss man haben, das ist das Einzige. In diesem Sinne.

Der einzige Nachteil ist, dass "Joop" drauf steht. Ich musste diesen Wichtigtuher damals im Hotel bedienen....... hier schreibe ich nicht weiter, sonst heisst es noch "üble Nachrede"...


Alles in allem ein Meilenstein dieser Zeit und ein evergreen.
6 Antworten
Novalis vor 5 Jahren 14 3
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
...Jasmin oh Jasmin, Lindenblüte oh Lindenblüte...

Liebenswürdigkeit.
Von Charlotte de Latour
Es giebt Personen, die, durch ihre glückliche Gemüthsstimmung, nur dazu geboren zu seyn scheinen, um das Band der Geselligkeit zu schürzen : sie haben in ihrem ganzen Wesen so viel Geschmeidigkeit und Anmuth, daß sie sich in allen Verhältnissen zu finden wissen, sich jedem Geschmacke anschmiegen und jedes fremde Verdienst noch mehr an's Licht ziehen. Sie sind so gefällig, daß sie allem, was ein Anderer spricht, die größte Aufmerksamkeit schenken, sich selbst vergessen, um Andern nützlich zu werden, schweigen um Andere zu hören; sie schmeicheln Niemanden, trachten nach nichts, beleidigen niemals; ihr Verdienst ist eine Gabe des Himmels, wie die eines hübschen Aeußern; kurz, sie gefallen, weil die Natur sie liebenswürdig gemacht hat.

Der Jasmin ist ein sehr passendes Sinnbild einer solchen Liebenswürdigkeit. Als er um das Jahr 1560 durch spanische Schifffahrer aus Indien nach Europa gebracht wurde, bewunderte man die Schmiegsamkeit seiner Zweige, den sanften Glanz seiner gesternten Blumen, und man glaubt, daß man die Fortpflanzung einer so zierlichen und zarrgeformten Blume nur in heißen Treibhäusern bewirken könne. Sie gedieh darin; man behandelte sie nun in kühlern Gewächshäusern, sie schoß hier bewundernswerth empor; man wagte es endlich, sie in's Freie zu pflanzen, wo sie jetzt, ohne alle Pflege, dem strengsten Winter trotzt.

Häufig sieht man den Jasmin, wie er, nach allen Richtungen, die man ihm giebt, seine geschmeidigen Zweige willig ausstreckt. Er schießt, an Stäben sich rankend empor, wölbt sich zu Lauben in allen Gestalten, und breitet ein freundliches Grün über Terrassen und Mauern aus. Früher, sich unter der Scheere des eigensinnigen Gärtners fügend, zeigte er auf einen schwachen Stamm, die Gestalt eines jungen Pommeranzenbaums. Unter allen Formen verstreut er eine reiche Ernte von Blüthen, wodurch die Luft erfrischt und mit Balsamdüften geschwängert wird. Um seine zarten und freundlichen Blumen gaukelt der flüchtige Schmetterling, und die thätige Biene saugt aus ihnen reichlich den süßesten und besten Honig. Der liebende Schäfer vereint den Jasmin mit der Rose um damit den Busen der Schäferin zu schmücken, und eben so krönet er, zu einer Girlande gewunden, die Stirn einer Fürstin.

Ehe der Jasmin nach Frankreich verpflanzt wurde, war er schon in Italien einheimisch. Ein Herzog von Toscana befand sich zuerst in seinem Besitz. Aus Neid, wollte er sich ausschließlich dieses Besitzes erfreuen. Er verbot daher seinem Gärtner, davon nicht einen Zweig, eine Blume wegzugeben. Der Letztere würde diesem Befehl auch wahrscheinlich treu nachgekommen seyn, wäre er nicht verliebt gewesen. Aber an dem Geburtstage seiner Geliebten überreichte er dieser einen Blumenstrauß, und um solchem einen höhern Werth zu geben, zierte er ihn mit einem Zweig des seltnen Jasmin. Das junge Mädchen, um diese fremde Pflanze recht lange unverwelkt zu erhalten, setzte sie in frische Erde; der Zweig blieb das ganze Jahr über grün, und am folgenden Frühling schoß er üppig empor und trug Blüthen. Ihr Liebhaber lehrte sie, wie sie dieses fremde Gewächs behandeln müsse, und es wucherte reichlich unter ihrer sorgsamen Hand.

Sie war arm, der Geliebte auch nur in dürftigen Umständen, und ihre bedächtige Mutter verweigerte ihre Zustimmung zu einer Verbindung, wo bald die Armuth bei Beiden eingekehrt seyn würde. Doch Liebe ist sinnreich und thut oft Wunder; das Mädchen wußte ihre Gunst zu benutzen. Sie verkaufte Ableger von ihrem Jasmin, und wurde so reichlich dafür bezahlt, daß sie dadurch eine für sie hinlängliche Summe Geldes sammeln konnte, womit nun ihres Geliebten und ihre innigsten Wünsche erfüllt wurden.

Die Jungfrauen in Toscana, zur Erinnerung an dieses Ereigniß, tragen noch immer an ihrem Hochzeittage einen Strauß von Jasmin, und es ist dort zum Sprichwort? geworden: „Ein Mädchen, das einen Jasminstrauß zu tragen verdient, ist reich genug, einen Mann glücklich zu machen."

So hat also die Hand der Liebe zu, erst den Jasmin weiter verpflanzt, und möge er überall an dem hoffenden Busen freundlicher Bräute ihre Erwartungen erfüllen.

Lind weht der Duft der Lindenblüte

Es steht ein Baum von mächtiger Gestalt nah der Kapelle an dem tiefen Brunnen
Vielfach bedichtet lieblich auch besungen so majestätisch würdevoll und alt

Im Schatten seiner herzförmigen Blätter Verliebte geben sich ein Stelldichein
Der Lindenmonat lädt sie dazu ein Stolz trotzt die alte Linde jedem Wetter

Bedeutsam war die Linde unsren Ahnenals heilig weihten sie schon die Germanen
für Frieden stehend und Gerechtigkeit

Besonders intensiv in Abendstunden wird Duft den sie verströmt süßlich empfunden
ein Hauch von Mythos weht in unsre Zeit

Nordwind

... mehr ist über die beiden Hauptkomponenten nicht zu sagen. Sie formen einen einzigartigen, wundervollen Duft, der für mich mit "Treffpunkt 8 Uhr" das Flaggschiff des alten/ jung neuinterpretierten Hauses des Trios aus Berlin, Veronique Nyborg, Lutz Herrmann und Tamas Tagscherer, ist.

Toller Duft, der eine Fahrt im Cabrio durch eine Lindenallee zu einem ganz besonderen Ausflug macht. Oder einen lauen, schönen Abendspaziergang nach einem schnellen Schauer.

Hut ab!

3 Antworten
Novalis vor 5 Jahren 18 3
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Flakon
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Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
... your Majesty...
Eine Hommage an die kleinen Maiglöckchen. Alles Andere als "klein" oder schüchternd kommt dieser Prachduft aus dem Hause Penhaligons daher.

Eigentlich habe ich es nicht ganz so mit dieser alten, britischen Marke. Dieser hier ist jedoch für mich kaum zu übertreffen. Für mich ist er einer "DER" Damendüfte schlechthin und von einer schier unglaublichen Eleganz behaftet. Er verleiht der Trägerin fast eine magische Aura, er legt sich einfühlsam, zart um sie und begleitet sie durch einen festlichen Abend.
Wenn die besagte Person den Raum betritt, verstummen die Stimmen, das Klimpern der Gläser erlischt, der Dirigent pieckst sich ausversehen selber und die Masse des opulenten Festes richtet alle Augen auf die Eine.

Sie kommt die riesigen Stufen hinunter, mit der einen Hand das barockverzierte Geländer stützend, mit der anderen Hand das Kleid leicht an einer Stelle angehoben, um jede Stufe zu erhaschen. Ein warmes Lächeln ziert ihr Gesicht, den Kopf minimal angewinkelt. Einige Damen müssen ihren Herren die Kinnlade hochdrücken oder geben ihnen einen keken Ruck mit dem ellenbogen in die Seite, um sie aus ihrer traumwelt, in der sie gerade schwebten, zu erwecken.
Die Dame kommt auf der letzten Stufe an und spricht mit zarter Stimme:" nur weiter!"

Der Gastgeber nimmt die Hand seiner Gemahlin und führt Sie Richtung Tanzfläche. Trotz der Aufforderung seiner Liebe, bewegt sich kein Einziger im prachtvollem Saal.
Sie betreten die Tanzfläche. Sie gibt dem Dirigenten ein Zeichen, das Orchester fängt an zu spielen und sie tanzen. Sie tanzen als ob ihr Leben davon abhängen würde und mit jeder feinen Drehung verteilt sich diese unglaubliche Blume in die Nasen der Angereisten. Außer der Musik ist nichts zu hören. Als der Tanz endet, jubelt die gesamte Entourage. Nun gesellen sich auch die anderen Paare auf die Tanzfläche, jedes darauf erpicht in der Nähe der Einen, des Einen Paares zu sein. Wahrlich, wunderbar.

Duft:
In keinem anderen Maiglöckchenduft bekommt man es hin, dass all die feinen Inhaltstsoffe fast perfekt aufeinander abgestimmt sind. Viele andere Düft wirken plump oder überladen, zuweilen dumpf und billig. Hier wurde was geschaffen, was all die anderen überdauert. Ich gebe aber zu, dass der Duft von Floris fast dran kommt und auch etwas günstiger ist. Doch wen stört der Preis bei diesem zeitlos, eleganten Duft.

Ein besonderer und dazu noch ausgesprochen positiver Aspekt ist bei Penhaligons, da sie Hoflieferant des britischen Königshauses sind, nicht ohne Weiteres Düfte aus diesem hohen Hause reformuliert werden dürfen. Diese Aussage ist direkt von Penhaligons aus London. Dort habe ich mir die Mühe gemacht und nachgeforscht.

Haltbarkeit und Sillage:
Hier könnte er noch mehr geben. So erhascht er am Anfang den Eindruck eines Toilette s. Ist es nicht auch am Anfang fast lauter und durchdringender als ein Parfum, verfliegt es doch rascher wieder. Und ist ein Eau de Parfum, Parfum oder Extrait permanenter, gleichmäßiger über den gesamten Lauf jedoch gleichbleibend konstant nicht vergleichbar. Dennoch sind es wirklich minimale Feinheiten, ja vielleicht könnte ich den Abschnitt sogar weglassen... ABER zu schön ist er und darum würde ich mir noch etwas mehr Fülle wünschen.

Flakon:
Hier hat Penhaligons nochmal einen draufgesetzt und einen neuen Flakon kreiert, der nun noch schöner ist als der Alte, angepasst an die Anderen aus dem Haus.


Schlichtweg gehört dieser Duft zu den Top-Drei der Damendüfte.


3 Antworten
Novalis vor 5 Jahren 12 5
8
Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
... King save the Oud..
Nun war ich vor vierzehn Tage in meiner Lieblingsparfumerie.
Eigentlich war der Ausflug garnicht geplant. Kurz vor dem Abendessen mit Freunden in einem Ceylonesischen Restaurant, haben wir einen Schlenker dorthin gemacht.
Ich habe mir einige Düfte zeigen lassen. Ich wollte mir eigentlich wieder Jo Malone - Myrrh & Tonka kaufen, da der Flakon leer ist - einer meiner Lieblingsdüfte momentan. Die Grand Dame dieser Parfumerie ist über 70 und nur an zwei Tagen in der Woche da. Sie verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und hat einfach mal "aufgetischt"

Von allem war was dabei und plötzlich greift sie zu einem Flakon von Atkinson. Verstört habe ich schon innerlich gezuckt. Bis auf "Mint & Tonic" können mich wenige dieses Hauses begeistern. Und auch "Mint & Tonic" tut es nicht wirklich, ich finde ihn ganz schön..
Die Verkäuferin war so charmant, dass ich mir auf die Lippen gebissen habe und es erstmal über mich ergehen ließ. Nun lag der Schnipsel vor mir und der erste Eindruck war:" Ach, ist ja ganz nett", mal abwarten. 15 min später und nach einigen weiteren Proben, kam ich zu "Oud save the King" zurück. Er gefiehl mir merklich besser als noch zu Anfang. Vorsichtig ließ ich mir den Preis mitteilen. Schlappe 195€ die 100ml.
Nun weiss ich ja auch eigentlich was Atkinson kostet. Die Verkäuferin lächelte mich an und sagte mir, dass Sie mir 20% gebe - das Testen und Ausprobieren macht so viel Spaß mit mir. Meine Freundin nahm daraufhin den Schnipsel und sagte: " Mh, der ist aber lecker, ich beteilige mich auch:-)" Da ich diesen Monat klamm war, überlegte ich nicht wirklich:-) Die Differenz von 65€ war dann kein thema mehr:-)

In diesem Moment habe ich ihn mir dann aufs Handgelenk gesprüht, um zu schauen ob er derart gut auch auf meiner Haut glänzen kann.
Wir haben draußen noch mal eine Runde gedreht. Kurze zeit später war mit klar, dass wir zurück gehen würden und ich ihn mein Eigen nenne durfte.

Normalerweise mache ich sowas kaum. Ich teste ein Duft erst über mehrere Tage, manchmal auch ein paar Wochen. Es kommt sogar vor, dass ich einige Düfte mehrmals über ein paar Monate teste, um sie zu verstehen. Aber das geht hier bestimmt vielen so. Ich legte ihn gleich auf und wir fuhren ins Restaurant.

zum Duft:
Man muss wirklich viel Fantasie anwenden, um wirklich die Kopfnote zu erhaschen. Zu schnell und sanft ist sie, und geht somit eigentlich fast direkt in die Herznote über, die sich im Verlauf noch etwas verändert. Für mich dominiert hier die Iris stark mit dem Oud. Im Hintergrund legt sich eine ganz zarte Ledernote ab. Iris und Oud liegen somit auf dem Leder und verdecken es fast vollständig. Nun geht der Trend ja oft dahin, nicht mehr richtig die drei klassischen Kopf-,Herz-,Basisnoten auseinander zu schnüffeln. Auch hier ist es eigentlich eine Symbiose aus den erwähnten Stoffen. Auch neigt dieser Duft bei mir nicht zu einem überraschenden Drydown. Er hat zum Schluss noch etwas leicht vanilliges. Auch ist er für mich kurz vor dem Punkt zu süß zu werden. Oud und das Minimalleder, schaffen es aber noch diesen Ausbruch zu dämpfen.
Haltbarkeit und Sillage sind sehr gut. Das kann man nicht anders sagen. 8-12 Std, je nach Hautbeschaffenheit und sogar manchmal den nächsten Morgen noch zu erhaschen, jedoch nie laut und nervig.

Flakon: Nun wie es sich für einen König gehört. Prunk und Protz. Weniger ist manchmal mehr aber hey, es passt ganz gut.

Des Weiteren ist er für mich völlig falsch deklariert, nämlich als Herrenduft. Ich finde ihn mit Sicherheit Unisex. Meine Arbeitskollegin meinte sogar mal wieder:" Hast du wieder nen Frauenduft drauf?":-)

Alles in Allem ein gelungener Duft, der im Winter wohl am meisten auf sich aufmerksam macht, wenn es draußen frostig und ungemütlich wird.

5 Antworten
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