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Precious’ Blog
vor 10 Jahren - 13.01.2014
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Parfum und die Chemie Ihrer Haut

Hier nochmals ein Kapitel aus dem Buch von J. Stephan Jellinek "PARFUM - Der Traum im Flakon", den ich gern mit anderen Usern teilen möchte. Ich finde ihn interessant zu lesen, wobei ich persönlich nicht so eine klare Meinung zu diesem Thema habe. Aber J. Stephan Jellinek weiß das alles bestimmt sehr viel besser als unsereins, was er da schreibt.

Viel Spaß beim Lesen.

"Es ist eine Binsenweisheit, dass keine zwei Menschen völlig gleich sind. Weniger allgemein bekannt ist aber, dass die Einzigartigkeit jedes Menschen auch in der Chemie der Hautoberfläche zum Ausdruck kommt.
Wenn wir die Hautoberfläche genau betrachten, zeigt sie sich als ein sehr komplexes Gebilde. Da gibt es die Zellen der obersten Hautschicht, der sogenannten Hornschicht, und die Kittsubstanz, die diese Zellen zusammenhält. Diese Zellen werden von einer feinen Fettschicht abgedeckt, die auch Spuren von Schweiß enthält. Ferner ist die Oberfläche immer und überall von einer Fülle von Mikroorganismen besiedelt.
Die Haut ist lebendes Gewebe und es finden in ihr vielfältige Prozesse statt. Zellen werden in den tieferen Schichten gebildet und bewegen sich zur Oberfläche hin, wo sie schließlich abgerieben werden. Wasserdampf tritt von der Tiefe an die Oberfläche und dann an in die Luft, die die Haut umgibt. Drüsen unterschiedlicher Art produzieren ständig Hautfett und Schweiß, und die Mikroorganismen der Hautoberfläche haben einen sehr regen Stoffwechsel. All diese Aktivitäten finden in der Hauttemperatur, im Säuremantel, im Wassergehalt und in zahllosen anderen Eigenschaften der Haut ihren Ausdruck.
Alle diese Strukturen und Prozesse sind nicht nur von Mensch zu Mensch unterschiedlich, sondern sogar bei verschiedenen Hautpartien der gleichen Person; besonders ausgeprägt ist hier der Unterschied zwischen behaarten und unbehaarten Körperstellen. Darüber hinaus gibt es bei jeder Person und an jeder Körperstelle Schwankungen, die von der Tageszeit, vom Gesundheitszustand und der nervlichen Verfassung abhängen, von der Häufigkeit des Waschens und den Mitteln, die man dabei verwendet und auch von der Umgebung, in der sich die Haut befindet: Ist sie durch Kleidung bedeckt oder liegt sie frei? Wie ist die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Windgeschwindheit, die Sonneneinstrahlung?
Die Hautoberfläche ist also kein einheitliches Gewebe und bei allen Menschen gleich, sondern individuell unterschiedlich und unterliegt allerlei Schwankungen. Und alles, was an der Hautoberfläche passiert, beeinflusst den Duft des Parfums auf Ihrer Haut.
Das hängt zum Teil mit dem Prozess der Verdunstung zusammen. Man riecht einen Stoff, auch ein Parfum, nur dann, wenn seine Moleküle (also unsichtbar kleine Teilchen des Parfums) in die Nase gelangen und mit den Geruchsrezeptoren, die sich dort befinden, in Berühung kommen. Das bedeutet also, dass man Ihr Parfum nur insofern riechen kann, als es von Ihrer Hautoberfläche verdunstet. Verdunstet es sehr schnell, dann kann der Duft kräftig sein, aber er ist von kurzer Dauer. Der Parfümeur sagt: Das Parfum hat wenig Haftung. Verdunstet es zu langsam, dann entfaltet es sich nicht richtig, weil zu wenig Moleküle in die Luft und in die Nase gelangen.
Nun hängt die Geschwindigkeit der Verdunstung einerseits vom Parfum selbst, andererseits aber auch von der Hautstruktur und von den Prozessen, die im Hautgewebe stattfinden, ab: Von der Beschaffenheit der Hautproteine und der Hautfettschicht, von der Intensität des Wasserdampfstromes und der Hauttemperatur, und auch von der Behaarung, um nur die wichtisten Faktoren zu nennen.
Alles das wird noch komplizierter, da ein Parfum aus vielen verschiedenen Substanzen besteht, die sich auf der Hautoberfläche unterschiedlich verhalten. Das ist ein Grund, warum ein bestimmtes Parfum nicht nur bei einer Frau besser haftet als bei einer anderen, sondern auch bei jeder Trägerin einen anderen Duftcharakter zeigt.
An der Hautoberfläche finden ständig chemische Prozesse statt. Stoffe, die sich dort befinden, werden verändert und abgebaut. Das geschieht zum Teil durch den Säuremantel, zum Teil durch die Berührung mit der Luft, aber vor allem durch die Mikroorganismen der Haut und ihrer Enzyme. Auch Duftstoffe können so abgebaut werden, und dann ändert sich ihr Duft. Weil die chemischen Prozesse an der Hautoberfläche von einer Person zur anderen, und auch von einer Hautpartie zur anderen, unterschiedlich sind, tragen sie ebenfalls zu den indivivuellen Unterschieden in der Wirkung eines Parfums bei.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Wenn wirklich so viele Faktoren den Duft eines Parfums auf der Haut beeinflussen und diese von Person zu Person verschieden sind, wie kann dann ein Parfum überhaupt noch erkennbar sein, wenn verschiedene Frauen es verwenden? Tatsächlich darf man sich die individuellen Unterschiede, von denen hier die Rede ist, nicht allzu gewaltig vorstellen, aber sie existieren. Sie bewirken zwar nicht, dass ein bestimmtes Parfum von Haut zu Haut vollkommen anders riecht, aber es gibt doch Unterschiede, die im Verlauf der Zeit nach dem Auftragen immer deutlicher zu Tage kommen. Das eine Parfum wirkt an Ihrer Freundin frischer als an Ihnen und haftet auch besser, bei einem anderen ist es gerade umgekehrt. Die Parfums, die für Sie besonders geeignet sind, kommen auf Ihrer Haut besonders gut zur Geltung.
Früher wurde oft behauptet, dass bestimmte Parfums sich besonders gut für schwarzhaarige Frauen eignen, andere für blonde und wieder andere für rothaarige. Diese Ansicht ist heute umstritten. Sie hat aber eie gewisse Basis in der Tatsache, dass es Zusammenhänge zwischen der Haarfarbe und der Beschaffenheit der Hautoberfläche gibt: schwarzhaarige Frauen haben zum Beispiel häufiger eine fettige, rotblonde häufiger eine dünne und trockene Haut. Bei Befragungen hat sich wiederholt ergeben, dass viele Leute intuitiv schwere, "orientalische" Parfums vor allem mit dunkelhaarigen und leichte mit blonden Frauen assoziieren. Aber daraus sollte man auf keinen Fall eiserne Regeln ableiten." (J. Stephan Jellinek)

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