Prokion

Prokion

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16 - 20 von 96
Prokion vor 8 Jahren 7 3
9
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein stilles "Großes Gewächs" unter den Düften.
Um mich diesem Duft zu nähern und ihn zu beschreiben, möchte ich nun einmal in die Welt der Weine abdriften.
Wenn man über eine lange Zeit hinweg hauptsächlich "Etiketten" trinkt, also Weine die bekannt sind, die gehyped werden und die leider oft recht überteuert sind, kann das Auswirkungen auf das Geschmacksempfinden haben.
Kalifornischer Chardonnay, Shiraz aus Australien, Sauvignon Blanc aus Neuseeland und Carbernet aus Chile können sehr lecker schmecken, keine Frage. Nur kann sich der eigene Geschmack auch sehr an einige dieser "gemachten" Granaten gewöhnen. Und gewöhnen kann leider auch "einengen" bedeuten. Wenn dann plötzlich ein Riesling von der Nahe, oder ein Spätburgunder von der Ahr vor einem im Glas steht, kann der erste Schluck schon etwas ungewohnt sein.

Das Duftbild von Le Vainqueur ist sehr still - und ich möchte sagen, feingliedrig, beinahe schüchtern. Am Anfang rieche ich eine leichte, sehr saubere florale Note. Keines der oben genannten Duftbestandteile ist prägend oder besonders auffällig. Alles ist homogen und gut eingebunden. Der Duftverlauf erscheint mir sehr linear. Nach ca. 2 Stunden beginnt der Duft sich etwas zu verdichten. Er bekommt mehr "Tiefe", mehr "Farbe".
Er bleibt sehr körpernah. Er strahlt kaum mehr als einen Meter ab. Was als sehr angenehm empfunden werden kann. Nach und nach wird er einen Hauch harziger, einen Hauch holziger, ohne seinen floralen Mittelpunkt zu verlieren. Wer ihn testen möchte, sollte ihn zuerst probieren, oder nur ihn. Für diesen Duft sollte das Riechorgan unbelastet sein. Nicht allen Parfums steht eine Oud-Rose-Kombination gut. So wie auch nicht jeder Wein ein Holzfaß von innen gesehen haben muß. Auch Stahltanks können Freude machen.

Für mich ist Le Vainqueur ein schönes Beispiel dafür, wieviel leise und feine Töne einem entgehen können, wenn man nicht auch mal stehen bleibt, um in aller Ruhe nach links und rechts zu schauen

Die Haltbarkeit lag bei mir, wenn auch sehr verhalten und körpernah bei ca. 8 Stunden.

Am Ende zeigt der Duft eine dezente Note, die man bei Weißweinen vielleicht als "mostig" bezeichnen würde.
"Süßlich-fruchtig-säuerlich".

Ich finde den richtig schön. Ein ausgesprochener "Abend-Duft".
3 Antworten
Prokion vor 8 Jahren 3 4
8
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Einen unbequemen Duft neu entdeckt.
Schon vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich den Vetiver aus der Vintage Collection kommentiert. Nun habe ich ihn nach längerer Zeit wieder getestet und muß meine Eindrücke von damals grundlegend revidieren.

Ja,.. der Anfang bleibt sehr trocken, säurebetont und irgendwie grünlich-floral und bitter verschleiert. Die ersten 1 - 2 Minuten haben spontan bewertet etwas distanziertes und verschlossenes. Für Personen, die ihn das erste Mal testen, stellt die Kopfnote eine erste Hürde dar. Mein Fehler damals - ich bin zu schnell, zu dicht mit der Nase rangegangen. Gestern habe ich mit den Teststreifen nur leicht gefächelt und auf dem Handrücken erst nach etwa 10 Minuten gerochen. Ohne diese anfänglichen Spitzen stellt sich mir der Duftverlauf nun wie folgt dar.

Da ist eine trocken-knarzige Bergamotte umnebelt von angegrautem Lavendel. Ich kann auch eine frische, die Nase erweiternde Minznote erkennen. Dieses Stadium verbleibt 2 - 3 Stunden recht stabil und wird danach etwas ruhiger. Nach meinem Empfinden laufen Kopf- Herz- und Basisnote nicht versetzt zueinander ab, sondern addieren sich Stück für Stück auf. Die Prägende Note bleibt gelb-zitrisch, die anderen Bestandteile bilden eine Art flimmernder Grundwolke. Diese Grundwolke ist bei mir sehr temperatur- und schweißstabil. Das Zeug steht auf der Haut wie ein Schutzmantel. Diese Phase hält erstaunliche 6 - 8 Stunden an. Bildlich gesprochen driftet er nach ca. 8 Stunden von gelb-zitrisch, in eine eher ocker-bräunliche Phase. Jetzt kommen Vetiver und Sandelholz. Beides trocken, sehr hell, aber im Gesamtbild unglaublich harmonisch. Da ist nicht die geringste Spur von Süße, nichts liebliches. Ab und an flackern für einen Moment einzelne Bestandteile wieder auf. Nach 10 Stunden klingt das Ganze langsam aus. Es wird leiser, dunkler und eine leichte Bitternote umgibt alles. Das riecht absolut hochwertig, dezent, unterkühlt, distanziert.
Zugegeben, ein schwieriger Duft. Er braucht seine Zeit. Und nicht jeder wird bereit sein sie ihm zu geben.
Für mich ist die Vintage Collection Vetiver ein Symbolduft für die "Nische". Manches braucht halt seine Zeit.
" Dit wär n´Parföngk für Herrn Jeheimrat".
4 Antworten
Prokion vor 8 Jahren 5 4
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Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Eine Frage der Betonung.
Gestern getestet.

Beraterin Nr.1 : "Kennen sie schon diesen Loewe ?" ( betont wie "der Löwe" ).
Beraterin Nr.2: " Also, dann sollten sie unbedingt diesen Loewe mal probieren." ( betont wie Loo-äwe ).
Beraterin Nr.3:" Und...? Wie gefällt ihnen der Loewe ? ( betont wie Jogi Löw ).

Kurz und bündig:

Ich erkenne keine der oben aufgelisteten Duft bestandteile wieder.
Ich rieche Anklänge von einer frisch geöffneten Packung Ostfriesentee. Einer frisch halbierten Frühstückspampelmuse. Und einer winzigen Spur Honig. Die Pampelmuse hält über aus lange an und beginnt dann etwas zu vergrauen. Es bildet sich ein überaus weicher und homogener Übergang in den erdig-trockenen Bereich. Hier würde ich spontan eher auf Vetiver & Co. tippen. Für mich hat dieser Loewe ( wie der Löwe ) eine gewisse Nähe zu einigen Düften aus der Jardin-Serie von Hermes. Er ist aber etwas säuerlich-verschleierter, was ihn aus meiner Sicht etwas lebendiger macht. Es ist ein trockener, heller, still-mediterran anmutender Duft.
Der Duftverlauf folgt zwar einem bekannten Muster, ist aber wie ich meine gut interpretiert worden.

Der Flakon mit seinem Frontelement erinnert mich an eine Designvorlage für ultramoderne High-End-Küchen.

Ein großes Risiko geht man mit diesen Duft nicht ein.

Nicht
* ( wegweisend), eher ** ( nice to have ).
4 Antworten
Prokion vor 8 Jahren 12 3
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
IHR* - hätte sowas gestanden.
Auch wenn sich beide Symbole ineinander verhaken,.... nein der ist nicht unisex.

Auf der Haut startet er zutiefst floral. Wie am Schnippeltisch eines Blumengeschäfts. Frisch angeschnittene Blumenstiele grün, harzig, bitter, leicht säuerlich. Und es wirkt trocken. Es hat viele winzige vibrierende Ecken und Kanten. Dieser Anfangskanon bleibt lange erhalten. Nach einiger Zeit wird es etwas seidiger, beinahe pudrig. Nach und nach beginnt sich das Duftbild einzutrüben. Es wird etwas grauer und vedichtet sich. Und ich möchte sagen, es wird schmutziger, erdiger. Mit menschlichen Attributen beschrieben, bekommt er etwas leicht ordinäres. Er wird aus seinem Inneren heraus etwas herablassend aber auch gleichzeitig fordernd.
Der Duft bleibt recht lange in diesem Zustand. Wenn er anfängt auszuklingen, wird er nochmals erdiger und ( mir fällt keine passendere Beschreibung ein ) eine kleine Spur modrig-kompostartig. Und das riecht gut !
Am Ende bleibt eine Note, die ich mit dem Geruch eines an einer Parkwiese zusammengeharkten Laubhaufens im herbstlichen Morgennebel vergleichen würde. Klingt komisch, riecht aber grandios.

Fazit:
Sehr natürlich. Überaus hochwertig. Aber....... es ist ein trauriger Duft. Er hat etwas melancholisches, zurückgezogenes. Obwohl intensiv getestet, würde ich den niemals tragen. Es ist ein zutiefst femininer Duft. Ich habe lange überlegt, wer den tragen könnte.
Ich glaube SIE....ja, IHR* hätte sowas gestanden.

Flakon:
Einfach aber gut. Wirkt recht schwer. War aber flach-bauchig und nicht wie oben abgebildet zylindrisch.

Haltbarkeit:
8 -10 Stunden schafft der locker.


* Ich meine Jean Seberg.
( Dieses Bild von ihr. Kurze Haare. schwarz-weiß gestreiftes Kleid, Kippe in der rechten Hand ).

Was für eine Frau, was für ein Duft.
3 Antworten
Prokion vor 8 Jahren 26 3
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
In einem alten Gemäuer, unterhalb Londons.
Morgen Q,

Guten Morgen James,

bevor Sie aufbrechen,...... Da dieses Ihre, sagen wir mal deliakateste Mission werden könnte, haben wir uns etwas für Sie ausgedacht. Es läuft unter dem Decknahmen "Jubilation 25 Man". Es handelt sich um einen als Parfum getarnten Marker, der Ihnen helfen wird mit Ihrer Kontaktperson Verbindung aufzunehmen.

....nein, das ist nicht lustig 007.

Ich erkläre Ihnen nun die Funktionsweise. Es handelt sich um eine alkoholische Lösung erlesener planzlicher Bestandteile. Es ist so konzipiert, daß bei Ihrem Gegenüber das Geruchszentrum im Gerhirn umgangen wird und augenblicklich die Bereiche tieferer Emotionen stimuliert werden. Es kommt vor, daß selbst bei geringster Dosiereung überschwängliche Reaktionen zu erwarten sind.

..... James,....bitte.....

Es beginnt, ... ich würde sagen leicht harzig-rauchig, nadelbaumartig. Da sind getrocknete dunkle Beeren und ein sehr komplexes, dicht verwobenes Spiel aus floralen und leicht honigartig anmutenden Nuancen. Das Erscheinungsbild ist aber temperaturabhängig. Je niedriger, desto weicher, süßer, floraler. Je höher, desto rauchiger, harziger. Was die Haltbarkeit angeht, ist es auf eine Missionsdauer von sicheren 10 - 12 Stunden ausgelegt. Aber keine Sorge, Ihr verbleibendes Sicherheitsfenster ist mehr als ausreichend.
Es kann vorkommen, daß Sie es an sich selbst mit der Zeit kaum noch wahrnehmen. Bitte nicht nachsprühen. Ihre Zielperson erkennt Sie auch so. Garantiert.

Auf die nun folgenden Details bin ich ganz besonders Stolz. Sehen Sie diesen kleinen bläulichen Schmuckstein an der Kappe ? Halten Sie ihn möglichst sauber, er ist mit Ihrem I-Phone gekoppelt. Hochauflösend mit Zoom-Funktion. Die Größe des Flakons ist so ausgewählt, daß er problemlos in der Mittelarmlehne Ihres Aston Martin verstaut werden kann.

Ach,... ähhh,.... 007 ?

Ich glaube es ist überflüssig daran zu erinnern, daß abgesehen von den Modifikationen, es sich um einen überaus kostenintensiven Inhalt handelt. Gehen Sie sparsam damit um. Und als Ihr Quartiermeister würde ich mich freuen, wenn Sie das Ganze in einem Stück zurückbringen.

Viel Erfolg.
3 Antworten
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