Puderperle

Puderperle

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Puderperle vor 2 Monaten 15 26
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Duft
Nonnengrenzschutzpolizei
Schwester Bernadette hatte ein komisches Bauchgefühl. Da war doch was im Busch. Als sie am Morgen nach der Andacht durch den Klosterflur lief, verstummten die Gespräche. Die Nonnen huschten in ihre Zimmer, als ob sie auf der Flucht wären. Dem würde sie auf den Grund gehen müssen, denn als von Gott eingesegnete Äbtissin trug sie schließlich die Verantwortung für das Kloster und alle Ordensschwestern.

Getuschel hier, Getuschel da. Vereinzelt lief die ein oder andere Schwester rot an und wich ihren Blicken aus, wenn Bernadette erschien. Von einem auf den anderen Tag rissen sich die Schwestern um die anstrengende Arbeit im Klostergarten. Ja auch bei Wind und Wetter.

Schwester Bernadette hatte früher unter ihrem Vater gelitten. Er war Polizist und streng mit seinen Kontrollen, auch zuhause. So entfloh sie mit der Volljährigkeit und legte ein Gelübde ab. Ihren Scharfsinn, die Lust am Ermitteln, sowie die Fähigkeit um die Ecke zu denken nahm sie jedoch dankbar aus der Erziehung mit. Diese führten sie nämlich geradewegs in das gemäuerte Türmchen, wo sie mit dem Fernglas folgende Szenerie beobachtete:

Die drei Nonnen, Victualia, Rebecca und Edelgart tuschelten gebückt im Schutze der Tomatenstauden. Dann stand eine nach der anderen auf und lief querfeld über die Möhren, Zucchini und Ringelblumenbeete, ohne den Trampelpfad zu benutzen.

Schwester Bernadette schnappte nach Luft.

Im Abstand von wenigen Metern liefen sie nun am Ende des Gartens in Zeitlupe entlang. Genauer gesagt schritten sie feierlich mit erhobenen Häuptern wie bei einer Hochzeit. Nur dass es hier keinen roten Teppich, sondern rote Beete gab. Das Schauspiel wurde immer bizarrer als… ein Mönch aus einem nachbarschaftlichen Gemäuer geradewegs auf die rote Beete zulief. Ja er wirkte regelrecht wie ferngesteuert. Doch was war das?
Er begann sich den drei Schwestern zu nähern und im gleichen Abstand hinter ihnen die Runden zu laufen. Wie ein Ententanz. Erst kicherte Schwester Victualia, dann Rebecca. „Pssssssst“ machte Edelgart, die immer noch den Rechen in der Hand hielt. Sie wechselten ein paar Worte mit dem Mönch und sprangen wie euphorisierte Gazellen zurück in den Klosterhof. Gearbeitet hatten sie nichts. Der Glaubensbruder lief zwei weitere Runden im fremdem Garten, schnüffelte dabei wie ein Hündchen und trottete anschließend von dannen.

Das war zu viel für Bernadette. Zitternd ließ sie das Fernglas sinken. Noch heute Abend würde sie während der Abendandacht die Zimmer der jungen Schwestern durchsuchen, um sie vor der Sünde zu bewahren. Sie durfte nicht zulassen, dass der Teufel seine Klauen um die Herzen ihrer unschuldigen Glaubensschwestern schlingen würde. Und das war ihre lautere Befugnis, die heimliche Durchsuchung durchzuführen.

Die Fundstücke legte sie ungläubig auf den hölzernen Schreibtisch: Eine Parfumflasche Obsession, Decadence, einen sternförmigen Angel und das sündigste von allen: ein rosa Flakon mit nackten Silberbeinen als Deckel! Skandal war darauf abzulesen. Alle Düfte rochen süß und zutiefst verführerisch. Pfui Teufel! Ja die Wirkung wäre regelrecht hypnotisch auf einen… - sie hielt vor Schreck die Hand vor den Mund und zählte 1 und 1 zusammen! In tiefster Trauer war guter Rat nun teuer. Was sollte sie tun? Den Exorzisten bestellen? Die Nacht war schlaflos.

Am nächsten Morgen rief sie inbrünstig dazu auf, ob es jemanden gäbe, der vielleicht Buße tun und sein Gewissen bereinigen möchte. Das gezeichnete Höllenfeuer schien wenig Eindruck zu schinden, keine meldete sich. Etliche blickten beschämt zu Boden. Der Zusammenhalt unter den Nonnen war vorbildlich. Sie hatten das Fehlen der Flakons natürlich bemerkt, keine würde es jedoch wagen die Besitzerinnen zu verpfeifen. Zumal sie die Kostbarkeiten geteilt hatten.

So blieb der Ordensschwester Bernadette nichts anderes übrig, als das Kommando selbst zu übernehmen. Sie wies ein paar gutgläubige Pilger an, das Moos von den Klostermauern zu kratzen. In der Hoffnung Punkte auf dem Himmelskonto zu sammeln, füllten sie fünf Körbe. Den Lausebengeln, die ihre Küchenkräuter aus dem Garten gebuddelt hatten, war sie nicht mehr nachtragend, denn die herben Kräuter legte sie nun zu dem Moos.
Sie zog sich in die Kellersuppenküche zurück und schnitt eine ordentliche Ladung Patchouli hinein. Abgedeckt mit einer alten Lederjacke köchelte das Gebräu über Nacht. Dort wurden Rosen, Jasmin und Ylang Ylang, sowie Moschus und Vanille aufgrund der hohen Hitze bis zur Unkenntlichkeit verkocht. Galbanum überlebte. Die Flüssigkeit nahm den modrigen Geruch der Gemäuer auf. Noch bevor der Morgen graute, zog Bernadette mit dem Kessel los. Schöpfkelle für Schöpfkelle lief sie die Klostergrenzen ab und verteilte die Flüssigkeit überall wo sie hinkam. Der Zerstäuber war übrigens praktisch für die Ritzen im Gemäuer. Bis zum Sonnenaufgang war das gesamte Anwesen, inklusive des Gartens getauft. Alles dampfte. Der Geruch war so streng, dass die Gartenarbeit ruhen musste, Honigbienchen und schaulustige Pilger blieben aus. Auch der Mönch wurde nie wieder gesehen. Die Schwestern dachten an Himmelfahrt oder plötzlichen Herztod. Schwester Bernadette nahm ihr Geheimnis übrigens mit ins Grab. Sie war glückselig, ihre Glaubensschwestern vor der Verführung bewahrt zu haben. Sie nannte die Erfindung Grès Cabochard. Seitdem wird es im Kloster in hübschen Fläschchen zum Verkauf mit 100%iger Wirkungsgarantie angeboten. Gesprüht werden muss im Kloster übrigens nichts mehr, es hält bis ins 1000 jährige Reich.
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Sinnlich ist an dem Duft mal so gar nichts. Muss auch nicht. Ein strenger Chypre. Faszinierend und abstoßend zugleich. Blumen? Da sind Blumen drin? Ich rieche bloß Galbanum, Leder, Erde, bittere Kräuter und Moos. Viel Moos. Süß ist hier nur der Flakon. Mit meiner Schwäche für hübsche Verpackungen bin ich ihm auf den Leim gegangen. Die verspielte Schleife passt kein bisschen zum Inhalt, bzw. hatte ich eine andere Vorstellung davon. Die guten Bewertungen haben mich auch in die Irre geführt, oder vielleicht verstehe ich den Duft (noch) nicht. Ich habe ihn behalten, weil ich jedesmal lachen muss wenn ich daran rieche und an Schwester Bernadette denke. Gott hab sie selig. Sie hat es doch nur gut gemeint.
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Puderperle vor 2 Monaten 12 43
8
Flakon
9
Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Unberührt berührt
Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als ich dir zum ersten mal begegnet bin. Als wäre es erst gestern gewesen. Du wurdest uns als neue Kollegin vorgestellt. Ich war nicht darauf vorbereitet. Dass eine Neue kommt zwar schon, aber nicht auf die Wirkung, die du auf mich hattest.
Alle Eindrücke prasselten in den nächsten Tagen auf dich ein, so viele Namen und Arbeitsabläufe. Der ganze Trubel war eine gute Tarnung für mich. So blieb dir verborgen, dass ich dich beobachtete. Ganz ungeniert.
Meinen Namen konntest du dir nie merken, ich sagte ihn dir fünf mal. Immer dann, wenn wir flüchtig miteinander zu tun hatten. Übel habe ich dir das nie genommen. Dazu bist du viel zu charmant. Außerdem hast du kleine Grübchen in der Wange, wenn du verlegen wirst. Also frag mich noch 1000 mal nach meinem Namen. Ich werde nie müde, ihn dir zu sagen.

Ich ertappe mich dabei, Gründe zu erschaffen, um mich in deiner Nähe aufzuhalten.
Jeder Blickkontakt mit deinen schwarzen Johannisbeeraugen lässt mein Herz für einen Moment aussetzen und dein Lächeln an mich gerichtet versetzt Berge. Oder lässt Koriandersamen regnen. Ja merkwürdige Dinge passieren in deiner Gegenwart.

Deine Stärke. Die ist enorm. Du betrittst den Raum und du füllst jeden Winkel mit einer Präsenz aus, die Räuber in die Flucht schlägt. Vermutlich, weil du aus Oud Holz geschnitzt bist.
Du hattest mal erwähnt, Winter sei deine Zeit. Eindeutig ist das so. Deine Wangen strahlten nie rosiger. Strickpullover mit kräftigen Safranfäden halten dich warm und schenken dem Umfeld eine angenehme Sillage. Du trotzt jeder Kälte, bringst Eisberge zum Schmelzen. Ob das am orientalischen Einschlag liegt? In dir glüht das Feuer der Wüste.

Leider stand dein Name nicht auf meinem Wichtelzettel. Gott hatte mein Gebet nicht gehört. Höflich lächeltest du die olle Schneemann-Duftkerze weg, um Günther nicht zu verletzen.
Ich hingegen hätte dir die Welt geschenkt. Oder ein Pferd, damit wir es nicht erst stehlen müssen. So würden wir Zeit sparen und könnten gleich abhauen. Mit Sternen kannst du vermutlich nichts anfangen, du bist zu taff. Du würdest sie selbst vom Himmel pflücken. Ganz ohne Leiter. Dafür brauchst du keinen Mann.

Der Duft deiner Haare hypnotisiert mich selbst auf Abstand. Wie mögen sie sich wohl anfühlen? Nein. Ich bin ein Mann mit Anstand und Respekt. Ich berühre dich nicht. Außer… den Gedanken sind keine Grenzen gesetzt. Und in meiner Phantasie komme ich langsam zwei Schritte näher, rieche an deinem Haar… ganz zart, Moschus und Vanille…

„Ist alles in Ordnung?“
Ertappt laufe ich rot an, traue mich nicht dir in die Augen zu schauen. Habe ich gestarrt? Hast du mir die gestammelte Notlüge, den Tacker zu suchen abgenommen? Er wird wohl kaum in deinem Haar gesteckt haben.

Nein. Ich bin kein Stalker. Werde ich nie sein. Erlaube mir, dir meine aufrichtige Bewunderung auszusprechen für die Schönheit deines Charakters. Dafür, dass dein offenes Lachen fesselt. Und erlaube mir das Kompliment, das du vermutlich noch nie gehört hast: Dein Gehirn ist sexy.
Die Kombination aus Klugheit und gesundem Selbstbewusstsein machen es aus.

Du kannst süß sein, wenn du willst. Den Job überlässt du aber lieber anderen Kolleginnen. Eine durchsetzungsstarke Geschäftsfrau, die sich auch im weinroten Abendkleid wohlfühlt, das bist eher du. Dennoch gehst du nicht brachial vor, sondern behältst mit der Rose in der Hand deine Weiblichkeit. Patchouli erdet dich ganz leise im Hintergrund.
Ich glaube Lederjacken würden dir übrigens sehr gut stehen.

Du bist mein Geheimtipp. Ob ich meinen Freunden von dir erzählen würde? Um Gottes Willen, niemals. Sie würden mir mit ihren neugierigen Köpfen dauerhaft die Sicht auf dich versperren. Zu viel Publicity wirkt sich auch nicht förderlich auf den Charakter aus. Stell dir vor, alle würden den Tacker suchen!

Bin ich komisch, wenn ich sage ich freue mich auf jeden Montag Morgen und trauere bereits am Freitag? Jeder Tag mit dir ist ein wertvolles Geschenk, ja ich übertreibe nicht. Dich in meiner Nähe zu wissen ist pure Glückseligkeit.

Ob ich den Brief an dich abschicke? Himmel nein. Obwohl - du würdest dir dann sicher meinen Namen merken. Aber nein. Ich entscheide mich dagegen und bleibe lieber heimlich dein treuester Verehrer. Für mich bist du die wahre Ikone. Du machst es einem schwer, dich nicht zu lieben.

P.s. Die rote Montagsrose auf deiner Tastatur ist von mir.

Etienne A.

(Danke C. für das schönste Kompliment von dir, das ich je bekommen habe. Du warst meine Inspiration.)
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Puderperle vor 2 Monaten 22 26
7
Flakon
7
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7
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10
Duft
Schwesternduell
Ein Vergleich zwischen EdT und EdP.
(EdT- nennen wir sie Rosa, die Schwester EdP- einfach Violett.)

Beide Schwestern hatten sich für einen Job bei einem berühmten Modeausstatter beworben. Der erfahrene CEO lud sie aus diesem Grund zur selben Zeit vor, um im Direktvergleich besser selektieren zu können.

Violett saß mit aufrechtem Rücken und freundlichem Gesicht auf dem bequemen Stuhl des chicen Büros. Die pastellfarbene Seidenbluse schimmerte im Licht, ihr beschleunigter Herzschlag war deutlich zu sehen. Der Stuhl zu ihrer Linken war noch leer. Rosa war zwei Jahre älter als sie, aber mit der Pünktlichkeit hatte sie es nicht so. Ob ihr die Träumerei nun zum Verhängnis wurde?

Der CEO trommelte nervös auf dem Glas der Armbanduhr. Seine etwas angesäuerte Miene verriet bereits, wer in Ungnade gefallen war. Doch da- vier Minuten später trat Rosa ein. Sie war ebenso eine Erscheinung. Mit einem strahlenden Lächeln entschuldigte sie sich und überreichte ihm ein Körbchen frischer Himbeeren. Diese schöne Geste erfreute ihn. Auch Violett hatte einen kleinen Veilchenstrauß aus ihrem Garten mitgebracht, der schon in passender Vase auf seinem glänzenden Marmortisch dekoriert stand. Es duftete herrlich.
Violett war erleichtert, Rosa nun endlich neben sich zu wissen. Das geschwisterliche Band der Liebe ließ sie über den Erfolg der anderen freuen, als ob es der eigene wäre. Rivalität oder Missgunst war ihnen fremd.

Der Blick des CEO wanderte zwischen beiden Schwestern hin und her. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Der gleiche Porzellanteint, die gleichen hellen Augen, seidiges Haar. Violett wirkte beim genauen Hinsehen doch ein wenig geordneter, sie strahlte konstante Ruhe aus. Kein Makel war an ihr. Rosa hingegen rutschte kaum bemerkbar auf dem Stuhl hin und her. Ihre Wangen leuchteten, in ihrem Blick kam etwas Spitzbübisches zum Vorschein. Dann sah er es. Mit ihren zarten Fingern versuchte sie einen Himbeerfleck auf dem Spitzenkleid zu verdecken. Ein kleines Früchtchen dachte er und tat, als habe er es nicht bemerkt.

Die erste Gesprächsrunde verlief hervorragend. Violett hatte ihre Antworten überlegt und klug vorgetragen, Rosa war ein wenig lebhafter, ohne jedoch die Beherrschung zu verlieren. Er erteilte ihnen den Auftrag, ein paar Modezeichnungen nach ihrem Geschmack zu fertigen. So machten sich die Schwestern ans Werk.
Die Ergebnisse zeigten die gleiche Herkunft deutlich auf, die Nuancen waren jedoch spannend.

Violett wählte zart glänzende, fließende Stoffe, die sich an den Körper schmiegen wie eine zweite Haut. Die Farbpalette war in hellem lila mit mintgrünen Akzenten gehalten. Die Schnitte waren zeitlos, mit einem Mix zwischen Eleganz und Romantik. Seidenblusen, Satinkleider, verspielte Nachtwäsche. Als eigenständiges Merkmal befand sich ein kleines eingesticktes Veilchen am Kragen oder oberhalb des Saums.
„Eine wunderschöne, unaufgeregte Kollektion“, urteilte der Meister.

Rosa brauchte exakt vier Minuten länger als deren Schwester. Etwas aus der Puste legte sie ihre Entwürfe vor. Sie hatte auch die Farbe der Veilchen gewählt, sie zudem mit kräftigeren Kontrasten wie pink, grün und gelb aufgepeppt. Die Stoffe waren teilweise ebenfalls von fließender Natur, unterschieden sich aber von Violetts Entwurf. Chiffon und Spitze spielten hier die Hauptrollen. Die gezeichnete Szenerie erinnerte an glückliche Menschen beim Picknick im Garten aus einem Jane Austen Film. Romantik gepaart mit purer Lebensfreude. Doch was waren das für beerenfarbige Kleckse auf dem Papier? Der CEO schmunzelte, als er die Reste der Himbeeren an Rosas Zeigefinger sah. Sie hatte wohl beim Arbeiten wieder ein wenig genascht. Na wenn das mal kein individueller Stempel mit Marketingpotential war.

Da beide Abgaben dem fachlichen Qualitätsmerkmal des Unternehmens voll und ganz entsprachen und er immer noch nicht wusste, wem er nun den begehrten Job vermitteln sollte, bat er seinen Sohn, die Pause mit beiden zu verbringen. Seinem Urteil zur sozialen Kompetenz konnte er vertrauen, denn der würde in Kürze die Firma übernehmen.

Nach der Pause erhielt er folgenden Bericht:
„Puh da hast du mir aber eine Aufgabe gegeben. Beide sind bezaubernd! Die Verwandtschaft ist deutlich sichtbar. An Etikette wie Höflichkeit und Freundlichkeit mangelt es ihnen nicht. Violett hat einen sehr angenehmen, stimmigen Charakter. Sie roch nach Veilchen und Iris. Sie ist süß, die Haut gecremt und perfekt gepudert. Ein wenig Wärme habe ich auch wahrgenommen.
Sie sagt, sie mag rote Beeren, aber hat bei weitem nicht die Mengen an Beeren vernascht wie ihre Schwester! Eigentlich kaum.

Mit Rosa habe ich viel gelacht, dabei prustete sie mir versehentlich die Zitronenlimonade ins Auge. Sie ist ein wenig ungestümer, bleibt dabei aber dennoch zart und ladylike. Ihre dick geschminkten Himbeerlippen sind verführerisch und die Ausstrahlung ist spritzig und zeitgleich pudrig süß. Ich glaube sie mag Rosen. Die blühende Phantasie stellt ihrem Zeitmanagement manchmal ein Bein. Trotzdem charmant. Sie ist zwar älter als Violett, wirkt jedoch jugendlicher.“

Der alte CEO grübelte und grübelte. Zwei Stellen hatte er nun mal nicht im Angebot.

Erwachsen und Zuverlässig, freundlich und unaufgeregt zu sein, waren die guten Werte Violetts. Ist das nicht vielleicht zu perfekt?
Lustig und kreativ, fruchtig und süß waren schließlich die Attribute, die nicht unbedingt wirtschaftlicher Natur waren aber seiner Firma noch fehlten. Ihrem Wunsch nach einem verfrühten Feierabend würde er gerne entsprechen. So beglückwünschte er die vor Freude in die Luft hüpfende Rosa. Der Sohn war begeistert über die Wahl, denn er hatte sich bereits - ja wer hätte es geahnt- in die Himbeerdame verguckt.
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Puderperle vor 2 Monaten 16 31
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Das etwas andere „Influenza“ Interview
Piotr Chanelski wurde langsam ungeduldig. Seit 45 Minuten wartete er bereits auf seinen jungen Gast. Er würde heute zum ersten mal den bekannten Parfum Influenzer Tonka Böhnchen bzw. mit Künstlername „Tonkanillo“ für eine Youtube Folge interviewen. Herr Böhnchen sei mit seiner unwahrscheinlichen Reichweite näher am Volk und wisse was die jungen Menschen lieben. Dieses Interview sollte dem Austausch von zwei Experten auf dem jeweiligen Gebiet, also Luxusnische und Mainstream, dienen.

Das Paisley Einstecktuch nochmals zurechtrückend, ein letzter Blick auf die bestickten Samtloafer.

„Hey Yooo was geeeeeeeeht?!“

Herr Chanelski wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein junger Mann- er schätzte ihn auf ca. 23 Jahre- mit zerrissener Jeans und abgescheuerter Lederjacke, die zwei Nummern zu groß an dem schmächtigen Körper schlackerte, sich rücklings auf die dunkelgrüne Samtcouch schmiss.
Die höflich hingestreckte Hand des Gastgebers wurde erst beim zweiten Versuch mit einem Faustgruß beantwortet, begleitet von der Bemerkung, dass die Rolex zu schwer sei. Wozu eine Entschuldigung oder höflicher Smalltalk, dachte sich wohl der junge Gast. Die sind ja alle wegen ihm hier.

„Was is los Diggaaaa? Wo sind die Getränke?“

Herr Chanelski versuchte sein Entsetzen durch ein Räuspern zu überspielen.
Frau Saint-Laurentski, die Assistentin mit Klemmbrett unterm Arm und Lesebrille auf der Nase kam herbeigetippelt und wies auf das fein angerichtete Servierbrett mit Nüsschen und edelsten Tröpfchen hin, welche sich dekorativ auf dem Mahagoni Beistelltisch in Kristallgläschen befanden.

„Eh eh ich will doch Coohla!“

Sie schnippste mit dem Finger und wies den langhaarigen Kameramann an, eine Cola zu bringen.

„Nee ham wa nich, icke hab jekiekt. Wir ham nur Wackelwasser, mehr kann icke och nich tun jetze…“, welches er auf dem Tablett balanciert brachte.

Herr Chanelski bemühte sich durch außerordentliche Beherrschung seiner Gesichtsmuskulatur keinen Anflug von Genervtheit erkennen zu lassen. Es war eben ein junger Mensch, dem der Flegel noch nicht entwachsen war. Er soll wohl aufgrund der riesigen Community fachlich gut sein und das verbindet ja bekanntlich, wenn eine Gemeinsamkeit gefunden würde. Daran hatte er keinen Zweifel. Er hatte sich aufgrund des vollen Terminkalenders noch kein richtiges Bild des Influenzers machen können. Dies entsprach eigentlich so ganz und gar nicht seiner phlegmatisch professionellen Art und Weise. Eine gute Vorbereitung ist alles. Nun gut, dann müsse er seine Spontanität unter Beweis stellen. Aufrechter Rücken, schnell noch die karierte Bügelfaltenhose glattstreichen und ausatmen. Das gedimmte Licht und die leise Jazzmusik im Hintergrund würden gleich für Entspannung sorgen.

„Herr Böhnchen oder Tonkanillo. Jetzt da Sie versorgt sind, möchten wir mit dem Interview anfangen. Die Zeit läuft uns davon. Sind Sie bereit?“

Kopfnicken.

Ok. Kamera läuft.

„Ladies and Gentlemen. Ich bin hocherfreut, mit meinem heutigen Gast Tonka Böhnchen…“

„SCHNIIIITT!“

Was? Weshalb? Herr Chanelski blinzelte ins Licht.

„Herr Böhnken, könn se ma bitte freundlich inne Kamera kieken? Es hat oosjesehn als hättn se jerülpst. Dit könnwa so nisch machen weeste…“

„Ja Schuldigung, ich kann halt auch nix für eurer komisches Wasser da…“ *Bölb*

Ok neuer Versuch.
Herr Chanelski setzte wieder an und bat den Gast, wie bereits vorab im Schriftverkehr festgelegt, sich stichpunktartig vorzustellen. Der Schwerpunkt sollte hierbei natürlich auf dem Duftgeschäft liegen.

Nach ausschweifenden Erklärungen über seinen Protein-Eiweißshake, den verhedderten Schnürsenkel, die zugelaufene Lausekatze, die vermasselte Führerscheinprüfung, sowie drei Pipi- und zwei What’s App Pausen schien es nun soweit, dass Herr Böhnchen nach dem unzähligsten Rückholversuch bereit war, über die 5 beliebtesten Düfte zu sprechen.

Jeder Muskel in Piotr Chanelskis Körper spannte sich an. Nur schön bei Laune halten, dass dies jetzt wirklich klappt. Ihm war es persönlich schon egal, ob es 5 oder 3 Düfte waren. Hauptsache das Interview würde nun endlich zum Punkt kommen.
Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein gezwungenes Lächeln ab:
„Herr Böhnchen, Sie sind dafür beliebt, Ihrer Begeisterung über einen Duft freien Ausdruck zu verleihen. Lassen Sie uns an dem, ihrer Meinung nach beliebtesten Damenduft, teilhaben? Welchen Duft sollte eine Dame auflegen, um unwiderstehlich zu duften?“

Herr Böhnchen war gerade damit beschäftigt, Nüsse aus der Luft mit dem Mund aufzufangen.

„Eine Dame? Ja kann ich Ihnen sagen. Momentchen….“
Der schmatzende Gast beugte sich offenbar nach etwas suchend neben den Beistelltisch. „Häää?..“,
stand auf und lief zur Garderobe bevor er sich nestelnd wieder auf das Sofa plumpsen ließ. Da die Couch noch neu war, wippte Herr Chanelski unfreiwillig mit steifer Körperhaltung auf den Sprungfedern mit.

Der Kameramann atmete entnervt aus, ließ die Aufnahme aber resigniert weiterlaufen.

„Was haben Sie denn da für einen Flakon?“ fragte Herr Chanelski.

„Ach des dumme Ding… man geh jetzt auf…Aua…. „ unbeholfen schüttelte der Influencer die pink-weiße Verpackung, konnte den Flakon allerdings nicht mehr rechtzeitig festhalten…
Rrummms… kuller… kuller…

Nun krochen sie alle unter dem Sofa herum, um die ausgekullerte Parfumflasche zu suchen. Frau Saint-Laurentski zerriss sich dabei die Nylonstrümpfe, aber fand dafür den Flakon.

„Also was können Sie uns über diesen Duft verraten?“

„Ja der‘s halt geil!“

„Okay, nach was riecht er denn?“

*Pftpftpft*

„SÄÄÄXXXX!“

Herr Chanelski war sich nicht sicher, ob er gerade richtig gehört hatte.
„Ehm Herr Böhnchen bitte erzählen Sie unseren neugierigen Zuschauern, aus welchen Duftnoten sich der Duft in der Pyramide zusammensetzt. Was nehmen Sie wahr?“

„Jaaaaa…“

*12x Pftpftpfffffft um den Kopf des armen Herrn Chanelski*

Dieser gab sich größte Mühe den anbahnenden Husten zu unterdrücken.
„Also Herr Böhnchen ich nehme in der sehr süßen Kopfnote Zucker wahr...“

„Jaaa… Zuckazuckazuckaaaaaa und Sääääx…!“

Der Kameramann fuchtelte bereits mit den Armen und zog sich den Pullover hoch bis über die Nase aufgrund der starken Sillage.

Herr Böhnchen schien sich mit offenem Mund regelrecht in Trance zu sprühen und begann lustige Pirouetten zu drehen.
Herr Chanelski bekam vom Reizhusten rötlich gläserne Augen, die sich nun nicht mehr überschminken ließen. Es war als ob der Raum gefüllt war mit süßen Himbeeren, Karamellbonbons und gerösteten Mandeln. Sein akkurat gezogener Seitenscheitel klebte wie Zuckerwatte auf seiner Stirn, ebenso wie das Stofftaschentuch, mit dem er sich die karamellisierten Schweißtropfen abzutrocknen versuchte.

Frau Saint-Laurentski warf indessen einen Blick auf den Interview-Lifeticker den sie betreute. Unfassbar viele Menschen waren online dabei… sie stellte nun im Chat die Frage, deren Antwort im Interview bislang nicht zufriedenstellte:
„Nach was riecht Pink Sugar?“
4 Mio Teenies posteten zeitgleich wie aus einem Mund: „Jaaaaa!“
Dann war klar: Sie lieben es.
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Ich schäme mich ein wenig zuzugeben, dass Tonkanillo den Duft treffend beschrieben hat.
Meine Teenyzeit ist bereits verstrichen, aber manchmal hole ich den Flakon doch noch raus. Es wundert mich auch jedesmal aufs Neue, dass der Duft sehr gut im Umfeld ankommt. Selten habe ich so überschwänglich positives Feedback dazu erhalten. Spritzige Himbeere und Bergamotte, vanillige Zuckerwatte, Karamellbonbons und süße Mandeln. Das nehme ich wahr. Ein Duft der einfach Spaß macht.
31 Antworten
Puderperle vor 2 Monaten 11 16
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Blinddate mit Folgen…
Man hat es nicht leicht im Datingleben. Schon gar nicht, wenn man prominent ist.
Denn da kann man nie sicher sein, ob die potentiellen Partner nur darauf aus sind, ein Stückchen vom Ruhmeskuchen und den mit sich bringenden Vorteilen zu erhalten oder ob das Interesse tatsächlich der eigenen Person gilt. Erfolg macht ja auch sexy. Das ist wie wenn man sich jemanden schönsäuft. Wenn der Rausch vorbei ist, ist sie dahin, die Anziehungskraft. Es gilt also gut zu selektieren.

So saß er ein wenig lustlos an der abgeranzten, düsteren Bar und verfolgte den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr. Sein Date sollte jeden Moment eintreffen. Eine obligatorische Verspätung hatte er bereits einkalkuliert. Eine schöne Dame braucht schließlich ihre Zeit.

Seinen Erfolg hatte er seinem größten Laster zu verdanken. Dem Tabak. Er ging ein in die Geschichte als „Marlboro Man“. Pure Männlichkeit die durch die Prärie galoppiert. Ohne Sattel natürlich. Ein Risiko zu scheuen war nie sein Ding gewesen. Deshalb hatte er sich auch auf ein Date eingelassen, ohne die Frau vorher gesehen zu haben. Denn das Foto zeigte nichts weiter als schwarze Rastazöpfe.

Er war gerade dabei, sich die 17. Zigarette anzuzünden, als er die Umrisse einer Sanduhrsilhouette im Dunst des Rauches erkannte. Wild fuchtelnd trat sie näher.

„War der Specialeffekt für mich?“ fragte sie und grinste.

Die Kinnlade fiel ihm regelrecht herunter. Das war also die geheimnisvolle „MilliVanilli“!
Das hautenge Kleid in Erdtönen war ihr wie auf den Leib geschneidert, der Schlitz reichte fast bis zur Hüfte. Mit einer Kopfbewegung wirbelte sie die langen Rastazöpfe aus ihrem Gesicht, sodass er ihre hellgrünen Augen sehen konnte. Was für ein Kontrast zur wunderschönen kakaofarbenen Haut. Er widerstand dem Drang ihren Arm zu berühren um zu testen, ob sie sich auch wie Samt anfühlte.
Was für eine Erscheinung!

Sie klatschte ihre Hand aufs Dekolleté, er muss sie wahrscheinlich immer noch mit offenem Mund angestarrt haben. „Ääh äh ich hab nich in deinen Ausschnitt geguckt“.

„So? Wohin denn sonst?“

„Auf deine Kette.“

Immer noch mit der Hand das Dekolleté bedeckend fragte sie ihn nach ihm Anhänger.
Er zählte jedes Detail der aufgefädelten Tonkabohne auf, inklusive dem süß betörenden Duft, den sie verströmte.
Gut, er hatte nicht gelogen. Etwas entspannter zog sie sich einen Barhocker heran, der ihre langen Beine besonders gut in Szene setzte. Um eine weitere Glotz-Situation zu vermeiden, versuchte der Cowboy möglichst unauffällig darauf zu schielen. Irgendetwas schien hier anders zu sein. Es schimmerte auf der Haut, er konnte es aber nicht zuordnen. War es die Behaarung? Sie schien schon wieder seine Gedanken zu erraten.

„Das sind keine Haare. Das sind Harze. Weshalb sie da sind, bleibt mein Geheimnis. Das offenbare ich nur demjenigen, der mein Herz erobert.“

Donnerwetter. Was für eine interessante Person! Jetzt war er von Ehrgeiz und Feuer erfüllt. Da fiel ihm sein Geschenk für sie ein. Rosen kann ja jeder. Neugierig inspizierte sie den Inhalt des braunen Tütchens. Getrocknete Früchte und gelierte Ingwerstückchen, geerntet von seiner Ranch. Lecker!

„Marlboro Man“ sagte sie kauend. „Mir gefällt dein Outfit. Hut, Sporenstiefel und die Jeans. So kennt man dich. Und wo ist dein Pferd?“

„Steht im Flur um die Ecke.“ Noch ehe er den Satz beenden konnte, sprang sie glucksend auf, um ihn einer Lüge zu überführen. Auf den Arm nehmen konnte sie sich schließlich selbst. Als sie um die Ecke bog und in die Dunkelheit blickte, stupste sie eine weiche Schnauze an. Sie schrie, das Pferd wieherte. Vor Schreck flitzte sie an der Bar vorbei in Richtung Ausgang. Nun bekam der arme Cowboy einen Schreck, die Chance seines Lebens einfach davon flitzen zu sehen. Da Jagen und Geschwindigkeit sein Zuhause waren, zückte er das Lasso vom Gürtel, schwang es durch den Laden und fing die Dame an der Taille noch rechtzeitig ein. Dann zog er sie sanft zu sich, um sie beruhigend in seine Arme zu schließen. So hatte noch nie ein Mann um sie gekämpft. Das war eine andere Liga, er verstand sein Handwerk. Und langsam begann sie in seiner Umarmung zu schmelzen, hob ein Bein und schlang es um ihn herum. Spätestens jetzt war für ihn das Geheimnis des Harzes gelüftet, der die beiden für immer als ein perfect Match zusammenklebte.

+++ Happy End +++

Die Kombination von Tobacco Vanille wirkte für mich beim ersten Testen genauso außergewöhnlich wie die beiden Hauptprotagonisten aus der Bar. Rauchig und süß gleichzeitig. Der Tabak vereint für mich die grobe, männliche Seite. Die Vanille erinnert an ein Vanillekipferl und strahlt einen gewissen Weihnachtszauber mit ordentlicher Würze aus. Zusammen ist die Kombination interessant. Deshalb ist er auch eindeutig unisex tragbar.
Die Sillage haut einen echten Cowboy um, so stark empfinde ich sie. Das macht den Duft - wie hier oft empfohlen- zu einem idealen Begleiter für Weihnachtsmärkte im Freien oder dezent dosiert für sonstige winterliche Zusammenkünfte. Die Schärfe ist dem Ingwer zuzuschreiben. Früchte rieche ich beim besten Willen nicht heraus. Kakao? Stimmt. Nur bei einem Blick auf die Pyramide kann ich es auch erahnen.

Der Duft hat mich mit seinem Lasso eingefangen, er wird immer eine Liebe von mir bleiben.
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