RichardFish

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11 - 15 von 24
RichardFish vor 11 Jahren 22 5
8
Duft
Französisches Frühstück auf einer Wiese
Ich weiß nicht, was das soll. Dass es diesen Duft schon seit 2011 gibt, er seitdem 38 Bewertungen erhielt, nunmehr bei 71 % liegt und sich noch kein einziges Parfumo-Mitglied dazu herab ließ, einen Kommentar für diesen Duft zu verfassen. An der Meinung zum Duft kann's ja wohl nicht liegen. Die Bewertung ist entsprechend hoch, wie eben schon angemerkt. Woran liegt's dann? Wer hat Angst vor Santal Blush?

Na ich jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil! Jegliche Angst wäre hier auch unbegründet. Schon damals, als er rauskam, hat er mir auf Anhieb gefallen. Zunächst möchte ich jedoch vorwegnehmen, dass es (mir) hier äußerst schwer fällt, in Kopf-, Herz- und Basisakkorde zu unterteilen. Mir drängt sich eher eine Art Gesamtkomposition auf, der zu erliegen ich gewillt bin. Immer und immer wieder. Der Duft öffnet einem viele Facetten. Immer eine andere, wenn man daran riecht, doch immer alle gleichzeitig.

Ganz klar schafft der erste Eindruck eine Assoziation an eine grüne Wiese. Wir denken jetzt nicht an frisch gemähtes Gras. Was sich zeigt, ist kein saftiges Grün. Es ist vielmehr eine schöne Gräsermischung. Früher habe ich meinen Meerschweinchen abgepacktes Fertiggras gegeben. In diese Richtung etwa bewegt sich auch der Grasgeruch von Santal Blush. Das ist schwer zu beschreiben. Getrocknetes Heu trifft es auch nicht ganz. Aber so in etwa kommt es hin.

Ansonsten wird es noch schwieriger. Für mich ist dieses Parfum die perfekte Verbindung von Gräsern und Gebäck. Zwischen genau diesen beiden Dingen schwanken auch meine Gedanken die ganze Zeit, während ich Santal Blush trage. Wenn man die Gedanken an Gräser und Gebäck zu einem einzigen vereinen möchte, so spricht man wohl am besten von einem französischen Frühstück auf einer Wiese. Buttercroissants mit Honig, frischem Obst und einem Tee (kein Kaffee! Am besten Grüner oder Kräutertee) inmitten von blühenden Gräsern auf einer weitläufigen Wiese. Das ist Santal Blush!

Dieses Parfum umschmeichelt meine Sinne. Cremig balsamisch verabreicht es mir in kleinen Dosen die Süße, die ein Duft für mich haben muss, und vereint sie mit den verschiedensten Blumen und Blüten. Dabei bin ich eigentlich gar kein Fan von Blumen. Florale Düfte sind eher untypisch für mich und so gar nicht meins. Aber hier stimmt das Verhältnis einfach. Anders weiß ich es jetzt auch nicht mehr zu beschreiben.

Was Kreuzkümmel- und Möhrensamen in der Kopfnote zu suchen haben, kann ich nicht sagen. Nach Kümmel riecht hier jedenfalls gar nichts. Ich schätze, die beiden Ingredienzien sollen nur den Eindruck an eine gut sortierte Gewürzmischung und an die besagte Wiese unterstützen.
Hier ist nichts Herbes, nichts Raues. Der Duft ist sehr rein, sehr hell - wie sein Flakon.

Und da sind wir schon bei meinem einzigen Minuspunkt. Was bitte soll dieser Flakon? Sicherlich ist das Ganze schön anzuschauen, vor allem im 250 ml Dekanter. Aber bin ich damit zufrieden? Nein! Wenn der Duft für sich separat, unabhängig des ganzen Tom Ford-Universums existieren würde, dann fänd ich den Flakon einfach klasse. Aber ich hätte mir die Gestaltung in üblicher Tom Ford-Manier gewünscht: braun, gold, elegant. Um ganz ehrlich zu sein, war der Flakon vor zwei Jahren für mich sogar ein Ausschlusskriterium, den Duft zu kaufen. Ich besaß bereits Tobacco Vanille und Amber Absolute und habe mir überlegt, wie Santal Blush wohl daneben aussehen würde. Das Ergebnis in meinem Kopf war eher bescheiden. Dann doch lieber den Dekanter. Aber, Herr Gott, bin ich Krösus?

Alles in allem ist dieser Tom Ford Ableger für mich sehr stimmig und begehrenswert. Erst kürzlich ließ ich mir eine 10ml-Abfüllung zukommen und vielleicht schafft die es noch, mich zum Kauf zu bewegen.
Ich hoffe, dass ich es mit dem ersten Kommentar zum Duft (endlich!) geschafft habe, einen Eindruck davon zu vermitteln. Santal Blush ist einer der schönsten und zugleich untypischsten Düfte aus der Private Blend Edition.
Doch vor allem ist Santal Blush für mich wie ein französisches Frühstück auf einer Wiese :)
5 Antworten
RichardFish vor 11 Jahren 16 6
9
Duft
Eine Überraschung
Es ist gar nicht schlecht zu bemerken, wie sehr sich unsere Nasen doch entwickeln können, sodass wir irgendwann aus der "Laiensphäre" zu etwas übergehen, das auf Geduld fußt und zu wahrer Tiefgründigkeit führt.

Vor etwa zwei Jahren lernte ich Tom Fords Private Blend Edition kennen. Ich war ein Frischling in der "Szene". Sofort angetan war ich von Tobacco Vanille - dem wohl massentauglichsten Duft aus der Serie ... wie ich bis dato annahm. Bei vielen anderen Düften konnte ich nur die Nase rümpfen und musste mich wundern, wie das, was ich roch, tragbares Parfum darstellen sollte. Bei einigen Düften war es wirklich so.

Gestern dann im Douglas auf der Zeil in Frankfurt: mir wurde Italian Cypress direkt auf die Haut aufgesprüht, weil ich der Meinung bin, dass man jedem Duft wenigstens drei Chancen geben sollte. Und ich war nun bereit, diesem Kandidaten seine zweite zu geben.
Im ersten Moment erschlug es mich förmlich. Nicht zu schwer, nicht zu süß. Aber ich bin einfach kein Fan von grünen Düften. Und dieser hier ist mehr als grün, so schien es mir. Die Verkäuferin meinte direkt, das sei die Zypresse. Ja natürlich - wer hätte das bei diesem Namen schon vermutet? :)
Aber etwas anderes schien mir noch dominant, doch richtig in Worte fassen konnte ich es nicht. Sie meinte, es sei unverkennbar Bergamotte. Recht hatte sie. Außerdem gesellte sich noch Mandarine hinzu, wie ich hier nun lesen muss. Das macht das Gespann komplett und für mich eigentlich zu einem Duft, den ich nur verschenken würde. Wobei ich es keinesfalls schlecht fand. Das Parfum kommt sehr belebend, sehr frisch daher. So völlig unerwartet.

Ganz ehrlich: wäre der Duft SO geblieben, hielte ich ihn für derart uninteressant, dass ich mich fragen würde, was er bei Private Blend zu suchen hat. Aber Irrtum: es geht weiter.

Nach etwa einer Stunde wurde alles wesentlich herber, fast maskulin. Oh oh - ob das wirklich was für mich ist?
Dann plötzlich dachte ich an meinen Vater und dass ich mir vorstellen könnte, diesen Duft an ihm zu riechen. Vielleicht auch, weil ich der Meinung war, etwas Ähnliches schon mal an ihm gerochen zu haben. Also noch ein No Go: wie sein eigener Vater möchte man doch nun wirklich nicht riechen. Ich fand es dennoch weiterhin sehr spannend. Diese maskulin herbe Note schreibe ich eindeutig dem Basilikum zu. Stellenweise hatte es sogar etwas von Rasierwasser. Der Duftverlauf schien mir immer merkwürdiger zu werden.

Das Grande Finale ließ etwa vier bis fünf Stünden auf sich warten und ich war froh, so lang gewartet zu haben. Mir eröffnete sich eine durchaus stimmige Basis. Herzlich, wohltuend, sinnlich, warm. Dass in der Angabe zur Basisnote lediglich Moos und Zistrosenharz gelistet sind, tut mir weh. Mr. Ford verschweigt uns etwas. Mein Eindruck war Amber in nicht zu geringen Mengen. Es erinnerte mich sogar an den von mir so geliebten Amber Absolute. Diese unglaublich schöne Basis hielt dann. Und hielt und hielt und hielt. Etwa noch mal drei bis vier Stunden.
Großartig! So muss ein Parfum sein. Ganz nach meinem Geschmack. Interessante Noten, die für einen einzigartigen Duftverlauf zusammenkommen und seinen Träger mit auf eine Reise nehmen.

Und obwohl Kopf- und Herznote eigentlich Ausschlusskriterien für mich gewesen wären, diesen Duft haben zu wollen, haben es die Basisnote und der Gesamteindruck dieses Parfums wiedergutgemacht. Wenn es Kopf und Herz einzeln so zu kaufen gebe, würde ich die Finger bzw. die Nase davon lassen. Aber dass ein Duft so derart facettenreich sein kann, fesselt mich wie ein gutes Buch.

Um zu meinem Eingang zurückzufinden: vor zwei Jahren noch roch ich Italian Cypress und konnte nicht so richtig etwas damit anfangen. Für mich roch es komisch und ich ließ ihn viel zu lang links liegen. Doch in diesen zwei Jahren haben sich meine Nase und ich weitergebildet. Man entdeckt die Düfte in dem Wissen, dass sie mehr sein können als einfach nur ein Parfum. Sie sind Stimmungsaufheller, Gutelaunemacher, Wegbegleiter. Man übt sich in Geduld und nimmt sich Zeit für einen Duft, was man als Laie nicht tut. Wo man anfangs noch in "Riecht toll" und "Gefällt mir nicht" unterschied, ist man später dazu in der Lage, die Tiefe eines Duftes zu erkennen.
Allen, denen es mit Italien Cypress wie mir am Anfang ging, lege ich ans Herz: traut euch noch mal ran!

Noch kurz zu Tobacco Vanille: ich schrieb weiter oben, dass ich ihn für Fords massentauglichsten Duft innerhalb der Private Blend hielt. Einem Freund von mir wurde er aufgesprüht und ich war furchtbar neugierig, was er sagen würde. Ich hatte mit Begeisterung und Euphorie gerechnet. Er würde sagen, dass er so etwas noch NIE gerochen habe. Stattdessen ließ er sich zu einem "Uh, das stinkt" herab und zog weiter durch den Douglas. Und wir sehen: die Laiensphäre bindet ihn. Wir werden es in zwei Jahren noch mal versuchen :)
6 Antworten
RichardFish vor 11 Jahren 10 2
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Harmonie mit ziemlich zwischenzeitlichen Zweifeln
Ich will nicht lang drumrum reden. Der Auftakt ist gigantisch - keine Frage. Ich für meinen Teil LIEBE Kardamom. Bereits in Memoir Woman hat er mir ausgesprochen gut gefallen. Und auch hier ist er sofort präsent und wunderschön. Zum Dahinschmelzen ... Dass ich das so empfinde, mag vielleicht daran liegen, dass ich sowieso seit jeher den Eindruck habe, Amouage sei Vorreiter, was die Verarbeitung dieses Duftstoffs betrifft. Zum einen hängt dies vielleicht damit zusammen, dass die Düfte eben alle in die orientalische Richtung gehen und Kardamom dabei keine unwichtige Rolle spielt. Zum anderen damit, dass sich die sonstigen Hersteller nicht so viel aus dem Gewürz machen, oft vielleicht auch eher Bestandteil der Herz- bis Basisnote ist und daher nicht so schön zu Geltung kommt wie bei Amouage. Zur Info an alle Unwissenden und damit mein Artikel und ich auch etwas zur Bildung beitragen können: Kardamom ist ein Abkömmling der Ingwerpflanze. Unterschieden wird noch mal nach grünem und schwarzem Kardamom, wobei - soweit mir bekannt ist - am häufigsten der grüne Kardamom als Gewürz und Ingredienz in der Parfumherstellung verwendet wird. Ihn kennt man beispielsweise aus Chai-Tees. Der schwarze Kardamom wird überwiegend für indische Gerichte und herzhafte Fleischspeisen zum Würzen benutzt.
Ob nun auf dem Teller oder auf der Haut: es handelt sich dabei um ein ganz fantastisches Gewürz, dessen Darstellung in diesem Duft einfach unnachahmlich scheint.
Durch irgendeine grüne Komponente wirkt die Kopfnote sehr trocken, fast dumpf. Ob das nun der Bockshornklee ist, sei mal dahin gestellt. Meine Nase ist leider nicht fähig, über jeden Zweifel erhaben die Feststellung zu treffen, dass es sich in der Kopfnote eindeutig um Bockshornklee handeln muss.
Außerdem – und hier treffen wir auf einen alten Bekannten: den Unterschied zwischen Testen auf dem Probierstreifen und Testen auf der Haut – macht sich auf meiner Haut eine warme Komponente sofort bemerkbar. Als ich die Duftbestandteile noch nicht kannte, tippte ich auf Patchouli, da es etwas leicht Schokoladiges für mich hatte. Aber bitte nicht falsch verstehen: es handelt sich hier absolut nicht um einen Schokoduft. Auf dem Glasstäbchen zum ersten Schnuppern und Bekanntmachen mit dem Duft nahm ich gar nichts von dem Patchouli wahr. Hier trat eher der Weihrauch in den Vordergrund.
Was später passiert und den Duftverlauf betrifft, wundert mich doch sehr und gefällt mir eher weniger: der Duft kippt oder scheint dies jedenfalls zu tun. Er wird seifig und seifig ist gar nicht meins. Es sei denn, ich kaufe einen Duft eben in der Erwartung, dass ich etwas Seifiges haben möchte. Aber wenn Herznoten ins Seifige umschlagen, missfällt mir dies eher. Nicht ohne Grund schreibe ich „scheint zu kippen“. Denn irgendwie weiß ich mich nicht so recht zu entscheiden. Ich rieche an meinem Handrücken und denke mir „Oh Gott, bloß weg mit der Seife“. Im nächsten Moment – lediglich ein paar Sekunden später – rieche ich wieder daran und die Seife scheint verflogen. Stattdessen treffe ich wieder auf die durchaus stimmige Komposition vom Anfang.
Und so setzt sich der Duft dann auch zum Glück fort: stimmig. Den Rest des Tages umschmeichelte er meine Sinne mit seinen schönen holzigen, doch klaren Noten und ich war ganz verzückt davon. Beinahe schon versessen darauf, ihn zu kaufen, obwohl ich der Library Collection von Amouage bisher recht wenig abgewinnen konnte.
Obwohl ich von unnachahmlich schreibe, werden sich einige von euch an andere Düfte von Amouage erinnert fühlen. Hierzu kann ich nur sagen, dass sich mit Opus VII eine gelungene Fortsetzung in die Parfums von Amouage einreiht. Vor allem erinnert er an die Düfte , die offiziell den Herren der Schöpfung vorbehalten sein sollen (so ein Quatsch ^^). Doch so steht neben Jubilation XXV, Interlude Man, Epic Man etc. ein ganz eigenständiger Duft.
Ich für meinen Teil gebe eine ganz klare Empfehlung ab. Wer die Möglichkeit hat, ihn zu duften, sollte sich direkt eine kleine Abfüllung mitgeben lassen. Nur wer sich in mehreren Versuchen dem Duft öffnet, kann ihm gerecht werden. Denn auch dann wird der Duft seinem Träger gerecht. Harmonie in Perfektion. Hiermit schließe ich.
2 Antworten
RichardFish vor 11 Jahren 2 2
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
"Was haben Sie sich dabei gedacht?"
... war mein erster Gedanke, als mir Musk Oud in die Nase stieg. Man war von Mr. Hennessy ja die sonderbarsten Duftkreationen gewöhnt, doch alle schön und stimmig. Bei Musk Oud schlug der Versuch, ein rundes Parfum zu kreieren, leider fehl.
Eigentlich möchte man doch meinen, dass die Mischung aus Oud und Moschus herrlich imposant wirkt. Als ich hörte, das Musk Oud angekommen ist, verlor ich kurz einen Gedanken an Musc Ravageur von Frédéric Malle und wurde an seine Schönheit erinnert. Ich war daraufhin so gespannt, was Kilian mit diesem Duftstoff in Kombination mit Oud wohl angestellt haben mag, dass ich es kaum abwarten konnte.

Immerhin konnte ich zwei verschiedene Wahrnehmungen ausmachen: zuerst der Test auf dem Papierstreifen. Der begeisterte mich jedoch recht wenig. Es war eigentlich nur Oud zu riechen und das auf eine ziemlich bissige, penetrante Art und Weise. Ich finde nicht, das ein Duftstoff wie Oud so verarbeitet werden sollte, dass es einen ängstigt. Nun gut - auf dem Teststreifen hatte ich den Duft schon abgeschrieben. Aber ich dachte mir, dass das einfach nicht sein kann. Bisher haben mir alle Kilian-Düfte so gefallen. Selbst wenn sie für mich persönlich nicht infrage kamen, hatten sie alle etwas Sonderbares, etwas unbeschreiblich Einzigartiges.
Ich gab dem Duft also eine Chance und ließ ihn mir auf den Handrücken sprühen. Der Eindruck wandelte sich. Das Oud war bei Weitem nicht mehr so bissig, aber immer noch einzig präsent. Von Moschus keine Spur. Der kündigte sich bei mir erst nach ca. drei bis vier Stunden an, aber sehr verwaschen, sehr unrein - nicht genau zu klassifizieren. Der Duft war aber zum Glück nicht mehr so absolut unerträglich.
Was die übrigen Duftstoffe anbelangt, so kann ich meinerseits nur vermelden, dass ich sie nicht wahrnahm und allenfalls die bissig negative Komponente des Oud zu unterstützen scheinen.
Insgesamt ist der Duft also furchtbar unausgewogen. Einen klassischen Verlauf stell ich mir anders vor.
Zur Haltbarkeit lässt sich sagen, dass diese bei dem Preis, den man für die 50ml Eau de Parfum zu zahlen hat, von besonderer Qualität sein sollte. Dies ist leider hier nicht der Fall. Der Duft hatte sich nach fünf Stunden schon sehr zurückgezogen und ich erwarte mir da doch mehr.

Der letzte Duft aus der Arabian Nights Kollektion also. Hoffen wir, dass es auch die letzte Enttäuschung sein mag, die uns Mr. Hennessy hier zu verkaufen versucht.
2 Antworten
RichardFish vor 11 Jahren 9 2
10
Flakon
10
Sillage
10
Duft
Parfum der Luxusklasse
Doch dafür ist Boadicea the Victorious ja bekannt: luxuriöses Parfum. Die Marke hat sich quasi mit eben diesem Anspruch gegründet. Und dem wird sie auch gerecht. Das kann man wohl vor allem bei Nemer behaupten.

Die Kombination aus Oud und Rose ist merklich interessant, wobei ich nicht fähig bin, zwischen marokkanischer und türkischer Rose zu unterscheiden. Vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen und mir den konkreten Unterschied erklären. Dennoch: gegen Rose in der Kopfnote habe ich meinerseits nichts einzuwenden.

Doch finde ich auch, dass das Oud wie oftmals alle anderen Duftstoffe überlagert. Das ist jedoch eine Frage der Wahrnehmung. In diesem Fall darf das Oud aber gern in den Vordergrund treten: es handelt sich um ein Pendant zum Oud im klassischen Sinne, i.e. ätherisches Öl gewonnen aus dem Harz des von einem Pilz befallenen Adlerholzbaumes. Das hier verwendete Oud soll aus so genanntem Tigerholz stammen. Demgemäß besäße das geschlagene Holz Streifen, die an das Fellmuster eines Tigers erinnern. Diese Besonderheit ist zugleich auch Namensgeber für diesen Duft: das Wort "Nemer" kommt aus dem Arabischen und bedeutet Tiger.

Was am Anfang noch sehr würzig animalisch wirkte, gibt sich nach gut 15 Minuten als süße Herrlichkeit, die fast mit meiner Haut zu verschmelzen scheint. Zu Beginn war der Duft für mich nämlich recht weit weg, als ob er nicht zu mir passte. Aber man gewöhnt sich an seine "Eigenart".

Worin genau nun das Besondere von indonesischem Patchouli besteht, weiß ich ebenso nicht zu sagen. Auch Amber und Sandelholz sind meiner Meinung nach eher dazu gedacht, die opulente Wirkung des Tigerholz-Ouds zu unterstreichen. Herausschnuppern kann ich es nicht.

Interessant ist weiterhin, dass in manchen kurzen Momenten der Duft sehr floral wirkt. Aber nur kurz - dieser Anflug von Blumen verliert sich recht schnell wieder. Denn wenn man sich dann der völligen Tiefe des Duftes hingibt, vernimmt man wieder das rauchig Warme, das dieses Parfums zu transportieren versucht und ich möchte sagen: das gelingt ihm äußerst gut.

Zu einer völlig runden Sache wird das Ganze, wenn man den Flakon betrachtet: Boadicea gestaltet seine Flakons ohnehin sehr elegant, indem diese mit einem Metallwappen versehen werden. Meiner Meinung nach verleiht dies den Flakons etwas einzigartig Viktorianisches. Das für den Flakon von Nemer verwendete Metall wurde aber zudem in 24-karätigem Gold gebadet. Dadurch soll perfekte Harmonie zwischen der Farbe des Parfums und seinem Flakon entstehen und noch einmal die Assoziation an den edlen Tiger unterstrichen werden.

Ganz ohne Zweifel ist für mich der Duft Nemer an Exklusivität nicht mehr zu übertreffen, vor allem weil der Duft nicht protzig dekadent daherkommt, sondern klassisch, schlicht, eben stilvoll.

Und das merkt man auch am Preis, den ich der Vollständigkeit halber mal erwähnen möchte. Stolze 480 € muss mann löhnen, wenn man 100ml dieser Köstlichkeit erstehen möchte (im Übrigen die einzig erhältliche Größe).

Mit Nemer fühlt man sich einfach gut gekleidet und stets besonders. Ob's am Preis liegt? Mir egal. Der Duft passt herrlich zu mir und meiner Haut. Nemer ist etwas, das man nie wieder ablegen möchte (und ganz nebenbei: aufgrund der hohen Parfumkonzentration wird das wohl auch schwierig ^^). Noch ein Tipp zur Dosierung: ein bis zwei Spritzer sollten hier völlig genügen. Ich persönlich bade gern in meinen Düften. Aber bei Nemer stellt man es aber besser an, wenn man ihn verhalten einsetzt. Andernfalls erschlägt man seine Umwelt und sich selbst und wird außerdem nicht mehr in der Lage sein, seine Vielfalt wahrzunehmen und zu unterscheiden.

Nemer - für mich wie der Tiger: majestätisch, wild und wunderschön. Ein Parfum der Königsklasse und die Anschaffung völlig wert.

Nachtrag / Informatives:
Bei Apropos in Köln sagte man mir heute (07.01.2014), dass der Vertriebsmitarbeiter von Boadicea, der Apropos mit den Düften versorgt, mitteilte, dass Nemer innerhalb eines Jahres aufzubrauchen ist. Danach würde das Parfum kippen. Dies lege an dem unsagbar hohen Anteil natürlicher Duftstoffe und ätherischer Öle.
Aus diesem Grund hat Apropos auch nur den Tester eingekauft. Man war sich noch nicht sicher, wie man den Duft lagern soll und ob man ihn dann überhaupt noch verkaufen kann. Deren Tester war so gut wie unbenutzt ... bis ich mir drei Sprühstöße auf meine Haut gab :D
Dann fragt sich doch wirklich, ob 580 € gerechtfertigt sind bzw. ob man diese auch ausgeben will. Aber die Haltbarkeit heute war fantastisch. Den ganzen Tag konnte ich in Nemer baden. Ich liebe ihn!
2 Antworten
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