02.01.2018 - 16:00 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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Die wahre Braut
Ein beliebtes Motiv in - Grimms oder auch anderen - Märchen ist das der bösen Stiefmutter, die ihre (bescheidene, fleißige, sittsame und schöne) Stieftochter aus Neid und purer Bosheit drangsaliert und/oder gegenüber ihrer eigenen (faulen, hässlichen oder anderweitig optisch oder charakterlich verderbten) Tochter benachteiligt. Ein weniger bekanntes Beispiel eines solchen Märchens ist 'Die wahre Braut', in dem das böse Weib seiner gebeutelten Stieftochter zunächst zwölf Pfund Federn abzuspleißen, dann mit einem löchrigen Löffel einen Teich auszuschöpfen und schließlich aus rohen Felsen ein Schloss zu errichten befiehlt, jeweils an nur einem einzigen Tag. Aber weil das Mädchen so tugendhaft ist, wird ihr mit Hilfe einer gütigen Fee doch alles gelingen - und am Schluss kriegt sie natürlich auch den Königssohn.
Als eine vierte (und allerschwerste bzw. unmöglichste) Aufgabe hätte ich mir auch vorstellen können: 'Und mach mir ein Parfum mit Tuberose! Aber schön leicht und duftig muss es sein - und dass es kein schwüler oder erstickender Duft wirst, hörst du? Sonst wird's eine Tracht Schläge setzen - glaubst du, du kannst den ganzen Tag die Hände in den Schoß legen und faulenzen?' Und das arme Ding würde die Hände ringen und bitterlich zu weinen beginnen - denn wie soll das gelingen, ein zarter Duft aus Tuberose, dieser Königinmutter der schweren und schwierigen Blütendüfte, und einer Blume - recht unscheinbar sieht sie im Grunde aus - mit dem rauschhaft-kapriziösen Wesen einer launischen Diva, die die Premiere platzen lässt, weil die Rosen in ihrer Garderobe nicht wunschgemäß südsüdostwärts arrangiert sind?
Es ist gelungen. Irgendwie. Das arme Mädchen heißt hier Delphine Jelk (und die gütige Fee Thierry Wasser? Er ist wohl eher ihr Mentor als ihre Fee), und sie hat geschafft, was schlechterdings als nicht zu schaffen galt. Joyeuse Tubéreuse - der Name an sich ist bereits ein Oxymoron, also ein scheinbarer Gegensatz in sich, denn eins der letzten Attribute, das mir zum Wesen der weißblühenden Tuberose einfiele, ist 'fröhlich' - ist tatsächlich ein zarter, duftiger, nachgerade mädchenhafter Duft - und die namengebende Tuberose dennoch ganz deutlich zu erkennen. Doch ist sie eingebettet in lebhaftes Frühlingsgrün und eine so scheue und feine Süße wie ein gewundenes Band aus Gänseblümchen im Mai. Tuberose ist sie natürlich dennoch, aber gezähmt, versöhnt, beinahe verzaubert - und nicht gebrochen oder unterworfen.
Fazit: ein kleines Wunder, das hier gelang - wem sonst als einem tugendhaften Mädchen namens Delphine (und seiner guten Fee Thierry) aus dem Hause Guerlain?
Als eine vierte (und allerschwerste bzw. unmöglichste) Aufgabe hätte ich mir auch vorstellen können: 'Und mach mir ein Parfum mit Tuberose! Aber schön leicht und duftig muss es sein - und dass es kein schwüler oder erstickender Duft wirst, hörst du? Sonst wird's eine Tracht Schläge setzen - glaubst du, du kannst den ganzen Tag die Hände in den Schoß legen und faulenzen?' Und das arme Ding würde die Hände ringen und bitterlich zu weinen beginnen - denn wie soll das gelingen, ein zarter Duft aus Tuberose, dieser Königinmutter der schweren und schwierigen Blütendüfte, und einer Blume - recht unscheinbar sieht sie im Grunde aus - mit dem rauschhaft-kapriziösen Wesen einer launischen Diva, die die Premiere platzen lässt, weil die Rosen in ihrer Garderobe nicht wunschgemäß südsüdostwärts arrangiert sind?
Es ist gelungen. Irgendwie. Das arme Mädchen heißt hier Delphine Jelk (und die gütige Fee Thierry Wasser? Er ist wohl eher ihr Mentor als ihre Fee), und sie hat geschafft, was schlechterdings als nicht zu schaffen galt. Joyeuse Tubéreuse - der Name an sich ist bereits ein Oxymoron, also ein scheinbarer Gegensatz in sich, denn eins der letzten Attribute, das mir zum Wesen der weißblühenden Tuberose einfiele, ist 'fröhlich' - ist tatsächlich ein zarter, duftiger, nachgerade mädchenhafter Duft - und die namengebende Tuberose dennoch ganz deutlich zu erkennen. Doch ist sie eingebettet in lebhaftes Frühlingsgrün und eine so scheue und feine Süße wie ein gewundenes Band aus Gänseblümchen im Mai. Tuberose ist sie natürlich dennoch, aber gezähmt, versöhnt, beinahe verzaubert - und nicht gebrochen oder unterworfen.
Fazit: ein kleines Wunder, das hier gelang - wem sonst als einem tugendhaften Mädchen namens Delphine (und seiner guten Fee Thierry) aus dem Hause Guerlain?
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