Rundreas

Rundreas

Rezensionen
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1 - 5 von 7
Rundreas vor 2 Jahren 2
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Tanz auf Wakatobi.
Zugegeben, ich musste erstmal nachsehen wo Wakatobi ist. Naja, weißt du es? Ohne nachzusehen!?
Bei Wakatobi handelt es sich um eine Inselgruppe Indonesiens und bildet zugleich den Nationalpark Wakatobi. Aha. Okay, unnützes Wissen beendet.

Als ich das erste Mal die Duftnotenkomposition las, war mir klar, ich muss diesen Duft testen und kennenlernen.

Erdige Noten
Myrrhe
Dunkle Schokolade
Indonesisches Patchouli

Das, was ich mag.

Als Bodenkundler sagen mir die erdigen Noten zu, aber jeder Boden riecht anders.

Als Schokoholic sagt mir Schokolade zu, aber Schokolade ist nicht gleich Schokolade.

Myrrhe ist für mich ein Mysterium, mal mag ich es , mal mag ich es nicht.

Patchouli ist Patchouli ist Patchouli. Aber indonesisches?

Finden wir es heraus und wagen einen Schritt gen Indopazifik und besuchen Wakatobi.

Doch, bevor man eine Reise tut, sollte man im Vorfeld auf den Geschmack kommen und sich informieren. Gar nicht so leicht. „Way to Wakatobi“ ist ein Nischenduft des Parfümhauses „Almah Parfums 1948“ mit dem Sitz in Spanien. In Deutschland eher unbekannt und mit einem Blick auf die Liste „Habe ich“ wird schnell klar: Niemand kann mir Auskunft geben… Also online alles abgrasen und nach Proben fragen. Online alles abgrasen und schauen ob es nicht irgendeine deutsche Handlung gibt, die diesen exotischen Duft führt. Leider ohne Erfolg. Ein letzter Versuch - Parfumo-Forum. Keine Resonanz. Bis auf ein sehr freundlicher Parfumo. Jemand war auf Wakatobi! Endlich habe ich eine Duftprobe bekommen können!

An dieser Stelle sollte man dann doch kurz erwähnen, dass der ganze Aufriss um diesen Duft nicht in Relation zum Duft selber steht, aber ich wollte diesen Duft unbedingt haben! Und enttäuscht hat er mich auch überhaupt nicht!
Way to Wakatobi startet schokoladig, aber nicht von der süßen Sorte, sondern tatsächlich von der dunkleren, bitteren Art. Danach wandelt er sich nach einigen Minuten und taucht ab in eine dunkelgrün-rauchige Note ohne dabei die Schoko zu vergessen. Es bleibt rauchig. Dann wird er ein wenig mystisch, ich kann ihn nicht ganz greifen. Die Myrrhe? Ich denke. Im Hintergrund nimmt man die erdigen Noten wahr, die dem Duft eine, ich sage mal salopp, Muffigkeit mitbringt. Sie stört aber nicht. Ich finde, sie muss sogar da sein. Patchouli ist auch drin, ja. Ich bin aber eh nicht so der Patchouli-Erkenner, aber hier erkenne ich es. Alle Komponenten sind da und tanzen einen indonesischen Tanz der Duftmoleküle. Nach einer gewissen Zeit verlässt die Schokolade den Tanz. Myrrhe benötigt ebenfalls eine Pause vom Tanzen und überlässt Patchouli und den erdigen Noten ein Tanzduett im Nationalpark Wakatobi. Myrrhe ruft immer wieder auf die Tanzfläche „Macht weiter, macht weiter und hört nicht auf!“ Der Tanz dauert viele Stunden. Viele in der Umgebung sehen diesen Tanz. Zwischendurch tauschen Patchouli und Myrrhe. Zwischendurch tauschen erdige Noten und Myyrhe. Der Tanz scheint nie aufhören zu wollen. Auf Wakatobi tanzt man zu Ehren der Erde. Im Drydown erinnert Way to Wakatobi ein wenig an Kaffee. Vielleicht kommt das beim ewigen Zusammenspiel der Duftnoten heraus.

Ich find es schön, ich finde, es passt.
Durchaus tragbar, lange Haltbarkeit, ebenso Sillage. Mal was anderes.
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Rundreas vor 2 Jahren 9 6
Die Gaststätte meiner Großeltern und das Kleinod-Klo
Ich will hier gar nicht groß auf das Datum eingehen, das steht für mich nicht im Vordergrund. Im Vordergrund steht der Duft alleine und wie er auf mich wirkt. Wie wirkt also der 03.Apr1968 auf mich? Nun, es wird vielleicht niemand nachvollziehen können, aber vielleicht mit etwas Vorstellungskraft kann man an diesen Ort gelangen.

Meine Großeltern hatten vor Jahrzehnten (nach 1968) eine Gaststätte bei uns im Dorf. Nicht viel los, aber auch nicht wenig. Die Ausstattung rustikal dörflich. Kein Schikimiki. Von der Wirtsstube musste man durch einen Zwischengang, um auf das Herren-WC zu gelangen. Der Essens-/Zigaretten-/Alkohol"gestank" des Hauptraumes blieb also dort, wo er produziert wurde. Das Herren-WC entpuppte sich also als olfaktorisches Kleinod innerhalb dieser Mauern. Nein, ich nehme vorweg, es roch dort gewiss nicht nach dem, was man nun denken mag! Die WC-Räume wurden ständig sauber gehalten. Und das ist letztlich der Duft!

Ständig frisch gereinigtes WC (ohne dabei nach Putzmittel zu riechen),
braun gekacheltes altes WC (die Kacheln sind sauber, sie sind nur alt),
Herren mit schweren Deodorants, AfterShaves und/oder Parfums, die sich im Raum festsetzen,
eine Nuance von Tabak, Rauch und abgestandenem Suff ohne dabei störend zu wirken,
Im Hintergrund vielleicht doch etwas Toilette.
Alles in allem aber ein Geruch, den ich mit den Schlagworten "Alt", "Muffig" und "Vertraut" bezeichnen würde.
Gewisse gewöhnungsbedürftig, aber sehr interessant und meiner Ansicht nach durchaus tragbar. Er kommt mit der Zeit! Je öfter ich ihn rieche, desto mehr mag ich ihn. Vielleicht liegt das aber auch an der Erinnerung

Die Rezension könnte vielleicht eher negativ daherkommen, das ist der Duft aber überhaupt nicht. Sollte man gerochen haben!
6 Antworten
Rundreas vor 2 Jahren 13 3
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Weckt Erinnerungen - warten auf Maggi (Spoiler: kein Maggi da)
Ich muss erstmal überlegen, ob ich eine Rezension zu diesem Duft schreiben soll, weil meine Assoziationen doch sehr persönlich sind und ich vermute, dass keiner was damit anfangen könnte. Nun gut, von der Beschreibung wird man erahnen können, wie der Duft ist, aber wie Düfte nun mal tatsächlich so sind, können sie Erinnerungen wecken. Das zeichnet für mich ein Duft aus - die Entführung in eine andere Welt, in eine vergangene Welt.
Und das tut der Oxylus bei mir sehr gut. Anfangs etwas skeptisch, ob der Duft denn was sein könnte, da man doch des Öfteren von Maggi-Noten gelesen hat. Maggi? Puh, ja, früher vielleicht mal ganz nett gewesen, aber hey, die Zeiten haben sich geändert! Niemand braucht mehr Maggi!
Vorsichtig den Duft aufgetragen, mit dem Schlimmsten gerechnet. Warten auf Maggi. Ich warte. Und warte. Kein Maggi da. Auch nach dem 2. und 3. Auftragen Tage später - keine Spur von Maggi. Und ich kenne Maggi sehr gut von früher :)

Aber zurück zum eigentlichen Duft. Diese giftgrüne Substanz sieht tatsächlich edel aus, im Flakon schwappend hat es sogar was mystisches. Pineward-Manier. Und dann kommt er, der Duft. Und es reißt mich in mein altes zuhause, an einen kalten Herbsttag, die Feuchtigkeit liegt in der Luft. Ich bekomme eine große Fracht an frisch gehacktem Holz. Das Holz wird auf den Hof geschüttet, ich muss mich beeilen, dass das Holz schnell in die Holzhütte aufgestapelt wird. Es nieselt leicht, das Holz wird klamm. Nach Stunden der Plackerei ist alles in dieser alten, undichten Holzhütte verstaut, letzte Rindenreste, Holzfasern, Zweige und Blätter werden zusammengefegt und nass in einen Karton geworfen. Auch dieser ab in die Hütte.
Die Tage ziehen durchs Land. Es wird kälter, der Winter naht. Zeit für den Kamin. Ich nehme meinen Holzkorb und mache mich auf den Weg zur Holzhütte, um Holz für den Kamin zu holen. Die Scheibe der Hütte ist von innen leicht beschlagen. Ich öffne die durch das Wetter und die Feuchtigkeit verzogene Tür, steige in die Hütte und mir kommt dieser Geruch entgegen.
Holz. Feuchtigkeit. Moder. Sogar etwas Schimmel? Ein paar Holzscheite haben einen leichten weißen Flaum angesetzt. Das Holz ist stellenweise angedunkelt, an den Rissen sieht man, dass es noch feucht ist. Man will nicht tief einatmen. Modriger Holzgeruch. An und für sich kein schöner Geruch.

Nun lebe ich nicht mehr auf dem Land, ich beziehe eine Wohnung mitten in der Stadt. Kein Kamin, kein Ofen, kein Holz. Dafür Abgase, Lärm und Staub. Oxylus ist mein Retter und Entführer. Trage ich diesen Duft, lebe ich wieder auf dem Land. Hole Holz aus dieser modrigen Hütte. Es wird warm, der Kamin wird angefeuert. An und für sich ein wundervoller Duft!
3 Antworten
Rundreas vor 3 Jahren 10 3
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der Denver-Clan macht Urlaub an der azurblauen Küste?
Auch wenn der Name verspricht, dich an die Küste mitzunehmen, habe ich eher das Gefühl, ich warte noch ein bisschen in der großen Eingangshalle meiner mondänen Stadtrand-Villa. Ich warte im teuren Anzug, schaue gelegentlich auf meine goldene Armbanduhr, um zu prüfen um wieviele Minuten die Herzdame sich verspäten wird, weil sie sich zum hundertsten Male für den Empfang des Abends umzieht. Ich stehe unter einem überdimensional großen Kronleuchter vor einer zweigeteilten, geschwungenen, nie endenden Treppe, mit goldenem Geländer, verziert mit Elfenbein, pompöse Gemälde zieren die Wände. Ich lege mir nochmal den Duft auf, ich atme tief ein, er entführt mich aus der endlos scheinenden Warterei. Entführt mich auf eine Yacht irgendwo wo nur ich bin. Mit klarem azurblauen Wasser. Ich sehe die Fische im Wasser hin und her schwimmen, die Sonne glitzert auf den seichten Wellen der Wasseroberfläche, es ist still, nur ich, die leichte Meeresbrise, mein Herzschlag und dieser Duft. Sie küsst mich leicht auf meine Wange und flüstert mir leise ins Ohr „Darling, ich bin fertig. Lass uns gehen.“

Duft und Flakon erinnern als erstes an mondäne 70er Jahre, aber nicht zwingend an azurblaue Küste. Das kommt erst später. Die Namensgebung verwirrt meiner Meinung ein wenig, der Glasflakon mit goldenem Deckel und Label verspricht hier vielleicht eher eine Atmosphäre von schwerem Whiskey in Händen eines Großindustriellen, der evtl ein wenig zu viel Geld auf der hohen Kante hat.

Nichtsdestotrotz einer meiner Lieblingsdüfte!
3 Antworten
Rundreas vor 3 Jahren 17
9
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Soleil de Capri? 1:1 DAS!
Niemals hätte ich gedacht, dass mich so ein Duft kriegt. Eigentlich sind meine Düfte ledrig, deftig, streng und ich halte eher wenig von zitrischen Noten.

Aber: Manchmal wird man von Assoziationen eingefangen und man ist dem Duft ausgeliefert. So geht es mir mit Soleil de Capri.

Dieser Duft ist Feiern im angehenden Sonnenuntergang auf - meinetwegen - Capri.
Soleil de Capri erinnert mich zu 100% an dieses Rezept (kann jeder ausprobieren):
Man nehme ein hohes Glas, füllt es mit 3/4 einer großen Limette (in mehrere Teile geschnitten), schüttet etwa 1 EL Rohrzucker drüber und gießt einen Schuss Martini Bianco drüber. Dann wird diese Mischung zerstoßen und gut verrührt, so dass sich der Limettensaft mit dem Martini vermischt und der Zucker beginnt sich aufzulösen. Drei oder vier dicke Eiswürfel auflegen und dann das Glas gut mit Martini füllen.
1:1 DAS - Für mich. Das ist Sommer. Das ist gute Laune. Das ist unbeschwertes Feiern mit Freunden - auf Capri.
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