Schallhoerer

Schallhoerer

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11 - 15 von 66
Schallhoerer vor 2 Jahren 12 9
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Einmal Kaffee mit Oud, bitte!
Mancera sowie Montale standen bei mir relativ lange auf der schwarzen Liste. Nach etlichen Proben von beiden Marken war ich irgendwann zu der Auffassung gekommen, dass Pierre Montale kein guter Parfümeur ist. Diesen Eindruck bin ich erst durch den Aoud Café von Mancera wieder los geworden.

Mancera sowie die Montale Düfte sind für eins bekannt. Synthetik. Damit ist zwar auch eine überdurchschnittliche hohe Haltbarkeit verbunden, so richtig warm bin ich mit dieser Art der Parfümeurskunst aber nie geworden. Synthetik kann richtig eingesetzt Düften den fehlenden Feinschliff verleihen. Hier wirkte es auf mich bei bei den Schöpfungen von Herrn Montale aber immer eher so, als wäre die Synthetik nicht schmückendes Beiwerk sondern der Hauptbestandteil der Düfte.

Auf der Suche nach einem Kaffeeduft, bin ich dann aber wieder auf die Marke Mancera gestoßen und habe einen weiteren Versuch unternommen. Und siehe da, der Herr Montale kann ja doch was. Und in diesem Falle sogar einiges.

Der Aoud Café startet auf meiner Haut relativ bitter, herb und direkt im Hintergrund mit der typischen "Montale Oud" DNA, die man mögen muss. Ich würde behaupten das Pierre Montale keinen realistischen Oud Akkord erschaffen kann. Im Vergleich mit echten Oud Ölen oder Düften, die Oud perfekt durch Akkorde erzeugen, wirkt das Oud von Pierre Montale immer sehr überzeichnet und fast comicartig. Wir haben hier also kein authentisch riechendes Oud, was bei der Preisgestaltung auch nicht zu erwarten ist. Allerdings kann man es als Oud identifizieren. Im Opening haben wir dabei hier neben einer eher dunklen, gerösteten Kaffeenote das medizinische Oud, dass mich stellenweise an Schuhcreme oder Möbelpolitur erinnert. Was mich an vielen Kaffeedüften immer stört, ist die Art und Weise wie man versucht den Kaffee in den Mittelpunkt zu stellen. Oftmals werden dann einfach 5 oder 6 Löffel zu viel Zucker verwendet und wir landen im Starbucks, wo jemanden meinen Namen für einen viel zu süß geratenen Kaffee auf einen Becher schreiben will. Bin ich der Einzige, der sich hierbei immer andere Namen für sich ausdenkt? Der Unterschied von diesen Kaffeedüften im Vergleich zum Aoud Café ist daher, dass letzterer für mein Empfinden einen angenehmen Kompromiss aus Süße, Röstaromen und einer tendenziell eher dunkleren Röstung findet. Auf die Bergamotte in der Kopfnote kann man übrigens getrost pfeifen. Die kann ich persönlich nicht wahrnehmen. Das gleiche gilt für den Pfirsich. Was ich aber in Form von einer gewissen Staubigkeit im Hintergrund wahrnehme, ist die Schwarze Johannisbeere. Sie ergänzt sich angenehm mit dem medizinischem Oud Akkord. Einen wirklichen Duftverlauf gibt es beim Aoud Café nicht. Der Duft startet so, wie er auch nach etwas über 8 Stunden endet. Zum Ende zieht sich das Oud etwas zurück und der Duft endet cremiger als er anfing.

Der Flakon ist typischer Mancera Standard. Hier in meinem Falle noch mit Schraubgewinde und eher minderwertigem Sprüher. Da sind die neuen Flakons mit Magnetverschlusskappe und drucksensitivem Sprühers ein klares Update.

Wenn es so viele Kaffee Düfte wie Rose+Oud Düfte gäbe, würde mein Herz vor Glück aussetzen. Leider ist das aber nicht der Fall. Daher ist der Aoud Café im Feld der Kaffee Düfte für mich bisher der überzeugendste Kandidat, da er eben nicht den Fokus auf einen zu süßen Kaffee setzt. In meinen bisherigen Vergleichen sind da z.B. der Rochas Man, der Follow von Kerosene oder der Pure Coffee von Mugler durchgefallen. Einzig der SM Café von Prin Lomros konnte mit einer schönen, dunklen Kaffeenote punkten. Allerdings wurde diese unter einer vollkommen angeschwipsten Kirschnote (Mon Cheri) begraben und konnte sich daher nicht richtig entfalten.
9 Antworten
Schallhoerer vor 2 Jahren 14 9
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
5
Duft
Der "kurkdjiansche" Schlag ins Gesicht
Manche Düfte sind ein Schlag ins Gesicht. Nicht weil sie so schlecht, anders oder auffällig riechen. Sondern weil man sich über das schiere Vorhandensein eines Duftes ärgert. In diesem Fall müssen wir etwas in der Zeit zurück gehen.

Der Lumiere Noire Homme von MFK ist in meinen (und vielen anderen) Augen einer oder wenn nicht sogar der schöne Rosenduft, den ein Mann tragen kann. Hier wird die Rose so wunderbar und stilsicher mit herben Nebendarstellern (Patchouli, Gewürze) auf die Bühne gestellt, dass diese Kombination einfach eine traumhaft schöne Symbiose ergibt. Alles greift ineinander, verbindet sich und ergibt am Ende einen herb-würzigen Rosenduft, der seinem Namen alle Ehre macht. Und dann nimmt man diesen Duft, der von der Community geliebt und in höchsten Tönen verehrt wird und stellt ihn ein. Und wenn das nicht schon schlimm und Frevel genug wäre, versucht man sich bei Nachfrage der Community an scheinheiligen Ausreden (der Parfümeur möchte sich neu verwirklichen).

Was man aber dann macht, ist der angesprochene Schlag ins Gesicht. Man veröffentlicht einen neuen Rosenduft, der auch auf eine männliche Zielgruppe schielt. Hier kommt der L'Homme À la Rose ins Spiel.

Für den L'Homme À la Rose benötigt es nicht vieler Worte. Und für den einen oder anderen mag das jetzt hart, aggressiv oder sogar beleidigend wirken. Aber wir haben hier schlicht und ergreifend den schlechtesten Rosenduft der letzten Jahre. Hätte MFK diesen Duft als "Gurkenduft" vermarktet, dann hätte man alles richtig gemacht. Denn genau das ist er. Eine absolute Gurke im Portfolio einer sonst eigentlich recht stilsicheren Marke. L'Homme À la Rose wirkt wie ein Erstlingswerk eines Anfängers im ersten Semester. Ein Reagenzglasunfall. Ein an beliebig- und austauschbarkeit nicht zu übertreffender Duft, der uns hier ein seichtes, blasses Rosenwasser mit etwas Seifigkeit anbietet. Wenn es das Ziel von Francis Kurkdjian war, das exakte Gegenteil von Lumiere Noire Homme zu erschaffen, dann verbeuge ich mich hier vor dieser Leistung. Dem Duft fehlt all das, was den Lumiere Noire Homme ausgemacht hat. Es gibt hier kein Profil, keine Ecken und Kanten. Alles wirkt rundgelutscht und ohne jede Tiefe.

Und das schlimmste ist, dass man den L'Homme À la Rose nicht so hart ran nehmen würde, wenn man nicht wüsste, dass für diesen Duft der Lumiere Noire Homme buchstäblich geopfert wurde. Gäbe es beide Düfte im Portfolio von MFK, dann wäre das alles kein Problem. Zum Lumiere Noire Homme würden Männer greifen, die sich bewusst sind, dass Sie Männer sind. Richtige Kerle mit Macken und Profil. Und zum L'Homme À la Rose hätten halt eben jene Männer gegriffen, die es gerne seicht, belanglos und austauschbar mögen. Aber so lässt uns MFK hier mit nur einem Rosenduft für "Männer" zurück, zu denen ich mit mit diesem Duft einfach nicht zählen möchte.

Manche Düfte sind ein Schlag ins Gesicht. Und dann gibt es den L'Homme À la Rose. Das werde ich dir niemals verzeihen, Kurkdjian.
9 Antworten
Schallhoerer vor 3 Jahren 20 12
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der 600€ Leder-Benchmark
Wir starten heute ganz plakativ. 600€ für einen Duft. Da kauft manch anderer einen Gebrauchtwagen oder macht Urlaub. Kann das ein Duft wert sein, der sich ganz klar von einer preiswerten Alternative in Form von Knize Ten inspirieren lassen hat? Ich denke das finden wir heute zusammen raus.

Xerjoff als Haus dürfte mittlerweile jedem ein Begriff sein. Keine andere Marke hat sich in den letzten Jahren im hochpreisigen Nischenbereich so etabliert wie die Marke aus Italien. Man möchte mich exklusiven und luxuriösen Düften, hochwertig verarbeiteten Flakons und Prestige punkten.

In verschiedenen Kollektionen (Shooting Stars, Oud Stars, Stonelabel usw.) bietet man dabei für jeden Geschmack und auch jedes Budget den passenden Duft. Und während mich der Alexandria II zwar mit seiner weichen und warmen Ausstrahlung begeistern konnte, sieht das bisher beim restlichen Portfolio von Xerjoff anders aus. Hier konnte mich bisher kein Duft so richtig aus den Socken schießen. Entweder zu süß, zu verspielt oder einfach zu belanglos wirkten da viele der von mir getesteten Düfte. Einen Duft den ich aber schon immer auf meiner Merkliste hatte, war der Homme.

Als ich deshalb vor 2 Wochen in Berlin war und den Parfum-Salon in der Nähe des Kurfürstendamms besucht habe, nutzte ich die Möglichkeit und probierte den Homme aus. An dem Tag verließ ich den Laden zwar nur mit einem Etruscan Water und Bowmakers, der Entschluss zum Kauf des Homme stand aber fest.

Disclaimer. Dieser Duft wurde mir freundlicher Weise von absolut NIEMANDEM zur Verfügung gestellt. Warum dieser Vermerk? Aktuell habe ich auf Youtube das Gefühl das jeder entweder einen Naxos oder 10 Flaschen von Erba Pura verlost und der Name Xerjoff sowie der des deutschen Distributors in jedem zweiten Satz fällt. Ich arme Wurst musste mir den Duft aber selber kaufen und mein eigens verdientes Geld dafür ausgeben. Jedenfalls steht hinter mir niemand mit 2 Kartons an Flakons von Xerjoff die verlost werden können und dabei sicherlich die eine oder andere Wahrnehmung von Düften unbewusst beeinflusst.

Der Homme ist 2007 entstanden und stammt aus der kreativen Feder von Jacques Flori, der für viele der Düfte der Shooting Stars Reihe zuständig war und auch für Etro einige Düfte erschaffen hat.
Der Homme startet auf meiner Haut herb, frisch mit einer gehörigen Portion an bitter-herben zitrischen Tönen. Die Zitrone und den Ingwer würde ich hier im Opening als tonangebend bezeichnen. Der Kümmel ergänzt die frischeren Noten mit etwas Biss, driftet dabei aber im Vergleich zu Kreuzkümmel niemals ins "schwitzige" oder muffige ab. Dieser Frischekick verweilt nicht lange und dann setzt sich die Tonangebende Komponente vom Homme durch. Das Leder. Hier ein sehr sauberes, nicht abgelebtes Leder das aber trotzdem sehr scharf umrissen ist und absolut authentisch wirkt. Nicht in Form z.B. eines altes Pferdesattels sondern eher ein richtig teures Ledersofa oder Interieur eines Oldtimers. In dieser Phase des Duftes kommt dann noch eine Note hinzu, die mich absolut fasziniert und für mich den Reiz des Homme ausmacht. Wir haben hier eine fast schon zähfließende Note die mich an Motorenöl erinnert. Als stünde man in einer KFZ-Werkstatt wo auf der Hebebühne gerade ein Sportwagen steht. Von weitem kann man den Geruch des abgelassenen Öls riechen. Schwer, schwarz und stellenweise etwas an Petroleum erinnernd. Wer den Garage von Comme des Garcons kennt, der wird hier eine ähnliche "Werkstatt" DNA finden. Die vom Homme ist dabei aber noch authentischer und wirkt rauer und ruppiger. Im späteren Drydown bekommt das Leder dann noch eine seifige Komponente zur Seite gestellt. Der Dreck der Werkstatt wird hier also auch olfaktorisch "gereinigt" und das Leder wird etwas gezähmt. So bleibt der Duft dann bis zum Ende. Ein absolut hochwertiges und mit Seife gewaschenes Leder, dass immer noch Ecken und Kanten hat, aber die Wucht und den Dreck der ersten Phase hinter sich gelassen hat.

Die Haltbarkeit vom Homme lässt keine Wünsche offen. Die ersten 3 Stunden strahlt der Duft ziemlich stark und potent von der Haut ab und wird erst danach etwas leiser und beginnt dann hautnah zu werden. Ich konnte den Duft auch noch 10 Stunden noch problemlos wahrnehmen.

Der Flakon ist auf typischem Xerjoff Niveau. Sehr hochwertig und schön in der Hand. Hier wie alle Düfte der Stonelabel Kollektion mit eine Stein auf der Vorderseite. Sprüher gewohnte und sehr gute Xerjoff Qualität. Fein dosierbar und auch "halbe" Sprühstöße sind möglich.

Bei der Verpackung lässt sich Xerjoff ebenfalls nicht lumpen. Hier fühlt man zu jeder Zeit das man ein Luxusprodukt in der Hand hält.

Der Preis von 600€ ist eine Ansage. Bei 6€/ml hört bei mir die Freundschaft auf. Man bekommt den Duft aktuell in der 50ml Variante für ungefähr 320€. Ich habe für meinen 100ml Flakon knapp 440€ bezahlt. Die UVP von Xerjoff halte ich für maßlos überzogen. Aber auch eine Rolex für 8000€ ist maßlos überteuert. Wir befinden uns hier im hochpreis-Segment wo das Preis/Leistungsverhältnis eigentlich keine Rolle mehr spielt. Wer den Duft will, muss deutlich in die Tasche greifen. Ob einem das Wert ist, kann nur jeder für sich entscheiden.

Eine Alternative wäre mit Sicherheit der Duft, der Pate für den Homme stand. Der Knize Ten ist dem Homme auf dem ersten Blick relativ ähnlich. Auch hier haben wir einen absolut markanten und maskulinen Lederduft, der durch seifige Aspekte aufgebrochen wird. Und jetzt kommt die gleiche Leier wie immer. Der Xerjoff riecht einfach von der Komposition hochwertiger (und das nicht einmal auf die einzelnen Komponenten bezogen). Hier wirkt einfach alles stimmiger, besser ineinandergreifend und speziell diese "Werkstatt Phase" des Duftes mit dem Geruch von Motorenöl bzw. Petroleum fehlt dem Knize Ten. Wer aber das Budget für den Homme nicht aufbringen will / oder kann, der "fährt" (sic) mit dem Knize Ten auch gut. Das gleiche gilt für den Russisch Juchten von Harry Lehmann, der wie der Knize Ten auch in diese Richtung von seifigem Leder geht.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass ich im Homme den Lederduft gefunden habe, den ich insgeheim immer gesucht habe. Als Fan von herben, stark maskulinen Düften erfüllt der Homme für mich alle Voraussetzungen an einen Duft. Die "dreckige" Motorenöl bzw. Petroleum Note in der Mitte des Duftes ist dann für mich als Fahrenheit Fan die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
12 Antworten
Schallhoerer vor 3 Jahren 16 8
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Spannungsbogen aus Hölzern und Harzen
Der Bowmakers ist eine Momentaufnahme für holzaffine Duftfreunde. Hier harzt und knarzt es zu jeder Sekunde. Die Sägespäne fliegen uns um die Ohren. Lacke werden aufgetragen und hinterlassen Nasen auf dem Holz. Und hat hier nicht einer den Lötkolben im Holz vergessen?

Der Duft startet mir einer wunderbar authentischen Mischung aus frischen Sägespänen und allerlei Lasuren. Ich hatte vor dem ersten Testen die Sorge, dass diese Lacke bzw. Lasuren in eine stechende oder gar beißende Richtung gehen könnten. Für mich strahlen diese aber im Zusammenspiel mit der deutlich wahrnehmbaren Zypresse eine ungemein wohlige und beruhigende Aura aus. Wer schon einmal in einer Holzwerkstatt war und dem Bau eines Holzinstrumentes beigewohnt hat, wird diesen in der Luft liegenden Geruch sofort erkennen. Ich kenne mich zwar nicht mit dem Geigen oder Bogenbau aus, weiß aber wie es bei einem Luthier riecht, der Gitarren selber baut. Und genau diese Art von Momentaufnahme vermag der Bowmakers regelrecht dreidimensional widerzuspiegeln. Das sind die Holzspäne die auf den Boden fallen, feiner Staub der aus der Säge rieselt und eben diese Lacke in ihrer zähfließenden Schönheit. Kolophonium kenne ich aus meinem eigenen Einsatzgebiet beim Gitarre spielen. Wenn man dabei einen Violinenbogen "missbraucht" und damit auf den Gitarrensaiten spielt, kommen die schönsten verzerrten Töne dabei heraus. Dieser Kolophonium Akkord aus verschiedenen Harzen ist hier wundervoll in Szene gesetzt, realistisch und nachvollziehbar. Nichts wirkt synthetisch oder künstlich. Die einzelnen Noten greifen wunderbar ineinander und ergeben eine Komposition aus Harzen und Hölzern. Im Opening erinnert mich der Bowmakers dabei für einen kurzen Moment an den 46°N 08°E von Richard Lüscher Britos, geht dann aber schnell in eine andere Richtung. Im weiteren Verlauf rieche ich dann etwas das mich an den Geruch eines Lötkolbens in Holz erinnert. Als würde man seine Initialen ins Holz brennen bzw. Löten.

Die Perfomance ist dann bei mir ein zweischneidiges Schwert. Während des Tragens meiner Probe war ich mit der Haltbarkeit nicht zufrieden. Ich konnte den Duft oftmals bereits nach 1-2 Stunden kaum noch wahrnehmen und eine Ausstrahlung war so gut wie nicht vorhanden. Mittlerweile ist aber doch ein Flakon hier bei mir eingezogen und dieser performt doch deutlich besser auf meiner Haut. 6-7 Stunden ist der Duft dabei wahrnehmbar während er die erste Stunde recht stark ausstrahlt und sich dann zurücknimmt und deutlich intimer wird.

Der Flakon ist minimalistisch, leicht retro in der Optik und mit ordentlichem Gewicht. Der Sprüher meines Exemplars ist leider nicht besonders gut. Da kommt nur ein recht kurzer und kleiner Sprühstoß raus. Bei dem Preis erwarte ich da einfach mehr bzw. einen besseren Sprüher.

Der Bowmakers hat mich entgegen meiner ersten Vermutung sehr schnell in seinen Bann gezogen. Diese Mischung aus ätherischen Aromen der Lacke und Lasuren gepaart mit den trockenen Sägespänen und Holzarbeiten ergibt in der Summe ein wunderbar authentisches Dufterlebnis für Fans von Holz und Harzen.
8 Antworten
Schallhoerer vor 3 Jahren 16 10
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Mahlstrom aus Rauch, Erde und Blut
Zoologist als Marke konnte mich bisher nicht überzeugen. Das Nischenhaus mit dem Fokus auf Düften von Tieren und deren Umfeld hat viele einzigartige Düfte im Portfolio, doch wirklich tragbar war bisher keiner davon (siehe meine Rezension zum neuen Rhinoceros). Mit dem Tyrannosaurus Rex ist der Marke aber ein epochales Meisterwerk im olfaktorischem Sinne gelungen.

Wer mich kennt, der weiß das ich es gerne etwas extremer mag. Sei es rauchig, dreckig oder besonders ledrig. Ein Duft muss für mich ein Statement setzen. Dabei reicht es mir persönlich nicht, einfach nur sauber und nach frischer Wäsche zu riechen.

Im Opening haben wir eine stechende Rauchnote, die in ihrer Art absolut authentisch nach brennendem Lagerfeuer riecht. Ich denke das hier die Tanne und das Lorbeerblatt im Zusammenspiel mit dem Pfeffer diesen Eindruck erwecken. Generell fällt es mir beim Tyrannosaurus Rex sehr schwer die einzelnen "Gesteinsschichten" auseinander zu nehmen. Wo mich das bei anderen Düfte stört, weil dies oft wie ein Mischmasch aus Duftnoten wirkt, empfinde ich es in diesem Fall wirklich als Kunstgriff. Die einzelnen Zutaten sind so perfekt untereinander verwoben, dass man sie zwar mit viel Geduld und guter Nase erkennen kann, bei oberflächlichem riechen aber eher einen Gesamteindruck gewinnt und leicht den Überblick verliert. Wer z.B. den Rauch aus "№ 03 - Lonestar Memories | Tauer Perfumes" mag, der wird mit ziemlicher Sicherheit auch hier auf seinen Geschmack kommen.

Im weiteren Verlauf zieht der Rauch sich dann etwas in den Hintergrund zurück und lässt der Herznote Platz zum entfalten. Wie der Duftpyramide zu entnehmen, wirkt diese Phase des Duftes floral-angehaucht. Auf mich aber eher, als würden alle diese Pflanzen mit den Köpfen nach unten hängen und die "Blütezeit" bereits hinter sich haben. Diese leicht floral-krautige Phase weicht dann der Grund DNA des Duftes aus Harzen, dem weiterhin monothematischem Rauch im Hintergrund sowie ganz spät zum Ende hin einem minimalem Hauch Süße.

Süße ist dabei ein interessantes Stichwort. Bisher hat mich in vielen getesteten Zoologist Düften eine übermäßige Süße gestört. Das war beim Musk Deer der Fall (der ansonsten sehr schön geworden wäre), natürlich beim Bee (der dafür das Thema seines Duftes perfekt umsetzt) oder auch beim Snowy Owl (der meiner Meinung nach das Thema aber komplett verfehlt). Hier allerdings im Tyrannosaurus Rex bin ich über diese minimale Süße dankbar. Sie nimmt dem Duft im späten Drydown etwas von seiner rohen Gewalt und lässt ihn entspannter ausklingen.

Ich bekomme im späteren Verlauf des Duftes dann noch eine ganz merkwürdige Assoziation. Hier riecht der Tyrannosaurus Rex dann stellenweise wie WICK VapoRub, also dieser Salbe mit der man sich Nachts einreibt wenn man erkältet ist oder das Gefühl hat krank zu werden. Wahrscheinlich kommt diese Assoziation durch die Harze im Duft. Ich jedenfalls finde diese Phase wahnsinnig angenehm und beruhigend, was bei einer brachialen Urgewalt in Form dieses Duftes etwas blasphemisch klingen mag.

Die Haltbarkeit setzt hier übrigens neue Maßstäbe. Mit einem Sprühstoß (mehr würde ich auch niemanden empfehlen) komme ich ohne Probleme auf 16h und noch länger. Selbst nach einer gründlichen Dusche konnte ich den Grundcharakter des Duftes am nächsten Morgen noch wahrnehmen. Auf Kleidung hält der Duft sich über eine Woche. Das ist daher kein Office-Duft (außer man hat ein Einzelbüro) und mit Sicherheit auch kein Duft für Dates und wenn, dann eher als Belastungsprobe. Ich sehe den Duft auch nicht an einer Frau. Das soll jetzt weder chauvinistisch oder nach Macho klingen, aber ich kenne keine Frau auf diesem Planeten, an der ich mir diesen Duft vorstellen könnte. Das ist ein absolut brachial maskuliner Duft, der von Männern getragen werden muss, die sich auch darüber im Klaren sind, dass sie Männer sind. Was dieser Duft ausstrahlt, muss auch der Träger ausstrahlen. Ansonsten wirkt das wie eine Verkleidung.
10 Antworten
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