SchatzSucher

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6 - 10 von 107
SchatzSucher vor 4 Jahren 56 48
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Zeitlose Eleganz und Duftkunst
Es gibt gewaltige Unterschiede in der recht großen Duftwelt bei Dior. Da ist einmal die moderne Duftwelt, die uns geneigten Schnuppernasen frisch-würzige, frisch-blumige, iris-pudrige, eher unkomplizierte und alltagstaugliche Düfte beschert.
Nicht jeder Duft findet großen Anklang. Und die aktuelle Entwicklung bei Dior bereitet leider ein wenig Anlaß zur Sorge. Die letzten großen Würfe liegen schon eine Weile zurück und manche beliebten Düfte wurden entweder schon wieder vom Markt genommen oder sogar bereits reformuliert, was ebenfalls vielen von uns Kummer bereitet. Dazu werden gefühlt im Eiltempo immer wieder neue Flanker auf den Markt gebracht.

Dann gibt es die exklusive Serie mit recht hochpreisigen Düften, in der von merkwürdig bis bemerkenswert alles dabei ist, und die man nicht in jeder Parfümerie bekommen kann. Ok, soll ja exklusiv bleiben. Auch da gefällt nicht jeder Duft und mittlerweile ist diese Serie auch recht groß geworden.

Und schließlich gibt es noch eine Welt von Dior, die in eine Zeit zurückblickt, als Haute Couture noch einen gewissen Stellenwert hatte und Düfte passend zu exquisiten Roben entworfen wurden. Die Veröffentlichung dieser Düfte geschah nicht im Eiltempo. Oft vergingen Jahre, bis ein neuer Duft lanciert wurde.
Manche von diesen Düften haben bis in die heutige Zeit überlebt und werden als "Les Créations de Monsieur Dior" angeboten. Einige von ihnen wurden von Edmond Roudnitska (1905 - 1996) geschaffen, einem phantastischen Parfumeur, der es wie kaum ein zweiter verstand, Duftnoten so exzellent miteinander zu verknüpfen. So manch kleines Meisterwerk ist unter seiner Hand entstanden. Und wer seine Werke kennt, kann bestätigen, daß es recht enge Verwandtschaften unter seinen Werken gibt und daß die Düfte auch immer wieder aufeinander aufbauen.
Diorella ist so ein schönes Beispiel seiner großartigen Handwerkskunst, einer meiner absoluten Lieblinge, ein wunderschöner, heller und freundlicher Chypreduft z.B. und Diorama, um den es hier gehen soll.

Ursprünglich 1949 auf den Markt gekommen, wurde dieser Duft mittlerweile auch heutigen Standards und Richtlinien angepaßt.
Da ich keinen Vergleich zu einer früheren Version ziehen kann, sage ich aber jetzt einfach mal aus voller Überzeugung, daß dieser Duft sehr gut überarbeitet wurde.
Und meine Begeisterung ist groß.

Diorama hat überhaupt nichts mädchenhaftes oder verspieltes an sich. Es ist ein erwachsener und selbstbewußter Duft, der ohne jede Süße und künstlich aufgetriedelte Munterkeit auskommt.
Er vereint klassische Chypreelemente (kein Wunder, daß er mir so gefällt) und weist dazu noch fruchtige Anklänge auf. Doch diese fruchtigen Noten sind ebenfalls alles andere als süß, sondern eher schon trocken und mit feiner Würze versehen.
Der Auftakt ist schon ein großer Auftritt, der typische Bergamotteduft im Zusammenspiel mit Blüten. Auch die Blüten treten ohne jede Süße auf. Sie sind elegant, präsent, werden aber niemals zudringlich. Zu den Blüten bemerke ich die fruchtigen Noten und als raffinierter Kontrapunkt kommt Kümmel hinzu. Es ist kein Kreuzkümmel, der in Düften oft eine unangenehme schweißige Note mitbringt. Es ist der "richtige" Kümmel mit seiner gewissen Schärfe.
Zur Basis hin wird es dann ein wenig holzig und ich wäre nicht verwundert, wenn man auch noch ein bißchen Moos verwendet hat. Patchouli gibt noch eine schöne Tiefe, wirkt aber nie dumpf oder erdig.

Daß der Duft in seiner letzten Phase, wenn er schon sehr leise geworden ist, noch einmal alle Register seines Könnens zeigt und zu guter Letzt noch einmal wunderschön blumig abschließt, finde ich sehr erstaunlich. Hier zeigt sich wieder einmal wahre Parfumkunst, wenn ein Duft so facettenreich gestaltet wird.
Diorama weist eine recht gute Haltbarkeit auf mit guten 7 Stunden und wird nie laut und dreist. Dieser Duft tritt insgesamt erwachsen, eher kühl und leicht distanziert, etwas ernsthaft und selbstbewußt auf. Ein Duft aus der Kategorie jener Düfte, die niemandem mehr etwas beweisen müssen.
Diese klassische Ausrichtung steht Diorama sehr gut zu Gesicht, doch die 71 Jahre merkt man diesem Duft nicht an.
Jedenfalls haben die Düfte, deren Namen mit Dior- beginnen, ausnahmslos große Begeisterung bei mir ausgelöst und ich freue mich, daß diese Düfte nach wie vor erhältlich sind.
Sicher sind Düfte wie Diorama nicht jedermanns Sache, aber man sollte die Düfte doch auf jeden Fall mal getestet haben.
Und die volle Punktzahl ist mehr als verdient.

Mein großer Dank geht an Gold, die mir das so wundervolle Kennenlernen mit Diorama ermöglicht hat.
48 Antworten
SchatzSucher vor 4 Jahren 56 51
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Es grünt so grün, wenn Toms Hyazinthen erblühen
Um die Düfte von Tom Ford wird ja meist ein großes Bohei gemacht. Es herrscht allgemeine Aufregung, wenn ein neuer Duft angekündigt wird, das Geld sitzt im Großen und Ganzen ziemlich locker und viele Düfte erfreuen sich einer großen Beliebtheit.
Ich habe mal geschaut, die Durchschnittsbewertung aller hier gelisteten Tom-Ford-Düfte liegt bei 7.9, was wirklich ein sehr anständiger Wert ist. Bis vor einigen Jahren wurden hier bei Parfumo die Bewertungen für die Düfte in Prozent angegeben. Fand ich auch sehr gut.

Über Tom Ford selbst muß ich sicher nichts mehr sagen. Auch muß wohl nicht erwähnt werden, daß er nicht selbst am Labortisch steht und fleißig mit den Reagenzgläsern hantiert.
Nicht alle Düfte erfreuen sich einer breiten Bekanntheit. Manche polarisieren auch ziemlich.
Vert de Fleur gehört zu den weniger verbreiteten Düften. Aber er ist einer der Düfte, die mir ausgesprochen gut gefallen und zwar so gut, daß ich ihn unbedingt haben mußte.

Wer mich ein bißchen besser kennt, weiß mittlerweile, daß ich Düften mit blumigen Noten sehr zugetan bin. Auch mag ich grüne Noten in Düften sehr und wenn irgendwo Chyprenoten auftauchen, bin ich eh meist aus dem Häuschen.
Auf Vert de Fleur trifft das alles zu.

Kreiert 2016 vom französischen Parfümeur Yann Vasnier, der für den Schweizer Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan tätig ist und u.a. für Comme des Garçons, Jo Malone, Divine und eben auch für Tom Ford einiges geschaffen hat. Aktuell haben ihn 26 Leute in ihrem Besitz, davon 10 weibliche und 16 männliche Schnuppernasen.

Hier wurden klassische Zutaten auf moderne Weise zusammengerührt, mit einigen Unterschieden zu den "großen alten Chypredüften".
Der Start ist bereits sehr blumig und grün, ein großer Schwapp Galbanum bringt diese satte knarzig-grüne Note mit, die sich über den gesamten Duft hält. Galbanum kann oft etwas sperrig wirken, doch habe ich diese Note sehr liebgewonnen im Laufe der Zeit.

Eine deutliche Hyazinthe macht sich sehr schnell bemerkbar und diese bleibt über den gesamten Duftverlauf präsent. Ich habe festgestellt, daß ich Hyazinthe in Düften sehr mag, im Cristalle EdP ist sie auch sehr gut wahrzunehmen.
Als Zimmergewächs mag ich Hyazinthe nicht gern haben, sie macht mir mit ihrem durchdringenden Geruch gern mal Kopfschmerzen. In Düften mit verschiedenen Begleitnoten aber ist es eine schöne Note. Und Hyazinthe ist von Haus aus eher unsüß, das ist mir ebenfalls sehr lieb. Und sie bringt immer eine gewisse Schärfe mit, die auch diesen Duft deutlich durchzieht.
Die Hyazinthe hat noch einige blumige Begleiterinnen, von denen aber keine wirklich in den Vordergrund tritt, aber im Zusammenspiel eine gewisse Fleischigkeit zeigen, die einen Hauch Animalik vortäuscht. Eine wirkliche animalische Komponente, wie sie in klassischen Chypredüften oft zu finden ist, fehlt hier allerdings.
Zur Basis hin wird es zusätzlich etwas dunkler und erdiger. Mir fällt noch auf, daß der Duft eine insgesamt eher kühle Ausstrahlung hat. Mit den nicht näher definierten grünen Noten und dem Moos hat der Duft eine gewisse hintergründige "Tümpeligkeit". Solche Noten stören mich mitunter, weil sie mich manchmal an olles modriges Blumenwasser erinnern. Hier paßt es perfekt und es sorgt dafür, daß der Duft nicht ins blumig-beliebige abrutscht. Kontrapunkte sind in Düften wichtig, sonst werden sie schnell langweilig. Und langweilig finde ich diesen Duft gar nicht. Eine große Portion Selbstbewußtsein strahlt der Duft obendrein auch noch aus, was aber zum Image der Marke Tom Ford hervorragend paßt.

Vert de Fleur hat eine gute Haltbarkeit, 8-9 Stunden ist der Duft wahrzunehmen, strahlt auch die ersten 2 Stunden recht gut aus, bevor er sich dann zurückzieht.
Ich sehe ihn im Frühling und im noch nicht zu warmen Sommer, bei Temperaturen über 25 Grad könnte der Duft zu dicht sein und in der kalten Jahreszeit zu kühl wirken.

Daß über allem eine gewisse Synthetik schwebt, läßt sich nicht verleugnen. Aber es wird mittlerweile so viel Synthetik eingesetzt, auch im hochpreisigem Segment, doch wenn sie gut verbaut ist, komme ich damit gut zurecht.
Der Duft wird hier als unisex bezeichnet. Ich bin eh der Meinung, daß blumige Düfte gut an Herren funktionieren können. Und der etwas höhere Anteil an männlichen Besitzern bestätigt dies offenbar auch.

Ein bißchen mäkeln muß ich aber noch. Und zwar an der Verarbeitung des Flakons. Da nimmt man es mit gewissen Details nicht ganz genau.
So wertig und ansprechend das Design auf den ersten Blick erscheint, kann ich ein paar Mängel nicht verschweigen. So ist z.B. das Etikett ein bißchen schief aufgeklebt und der Deckel sitzt ziemlich lose.
Da muß man aufpassen, wenn man den Flakon aus dem Umkarton nehmen will.
Das finde ich etwas ärgerlich, denn die exklusive Serie gehört nicht gerade zu den preisgünstigen Duftreihen. Es zählt zwar der Inhalt, aber die Verpackung kauft man auch mit und diese ist ein bißchen schlusig.

Vert de Fleur kam vor einiger Zeit in einem Probenpäckchen von Kovex zu mir und löste eine solche Begeisterung aus, daß ich ihn schnell auf die Wunschliste setzen mußte. Nun ist der Duft recht schwer zu finden und mir blieb nichts anderes übrig, als in einem bekannten Online-Auktionshaus zu schauen. Nach einigem Suchen und etwas Geduld kam der Duft dann aus Großbritannien zu mir. Und das auch noch zu einem mehr als akzeptablen Preis.
Ich danke Kovex dafür, daß er mir das Kennenlernen ermöglicht hat und freue mich sehr über diesen Duft.
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Kleine Anmerkung noch: Ich bin keinem Fake aufgesessen, Flakon und Duft sind echt. Ich habe schon einige Male mitbekommen, daß man ab und zu mal bei der Verarbeitung der Flakons schlampt. Mein Mandarino di Amalfi Acqua (bei Karstadt gekauft) hat ähnliche kleine Makel.
51 Antworten
SchatzSucher vor 4 Jahren 57 43
6
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Zum 100. ein paar Gedanken über Faune und ELdO
Die Marke Etat Libre d´Orange hat gerade einmal 14 Jahre auf dem Buckel und weist doch schon ein recht beachtliches Duftspektrum auf. Derzeit sind 43 Düfte hier gelistet, ich kenne immerhin 11 von ihnen. Diese Marke habe ich erst hier in meiner aktiven Zeit auf Parfumo kennengelernt.

Etat Libre d´Orange wurde im Jahre 2006 regelrecht proklamiert durch Etienne de Swardt, der das Jahr als das Jahr Null der Parfumkunst bezeichnet hat. Man betrachtet sich als virtuelle Nation, als Staat, in dem Duft-Freigeister ihre Kreationen völlig als Kunst auffassen und ihre Werke einfach ihren Inspirationen folgend erschaffen. Das unterscheidet sie doch sehr von den austauschbaren Reißbrettdüften, die sich im Designerbereich immer mehr ausbreiten.
Der Name des Dufthauses leitet sich vom Oranje-Freistaat ab, eine unabhängige Burenrepublik in Südafrika, die zwischen 1854 und 1902 existierte. Etienne de Swardt ist in Pretoria zur Welt gekommen, daher ist der Name nicht ganz zufällig gewählt.
Über die leidvolle Geschichte Südafrikas möchte ich mich nicht auslassen, das würde hier den Rahmen sprengen und hier ist auch nicht die richtige Plattform dafür.

Diese Marke macht mit sehr unkonventionellen Düften mit ebenso unkonventionellen Namen auf sich aufmerksam. Dem Vernehmen nach soll Sécrétions Magnifiques einer der schrecklichsten Düfte überhaupt sein. Ich kenne ihn nicht, habe aber schon so einiges über ihn gelesen. Er wäre kein Duft, den ich mir unbedingt auf die Merkliste setzen müßte.
Nun kam mir vor kurzem eine kleine und sehr interessante Testreihe in die Hände und ich nutzte die Gelegenheit, mich ausgiebig mit den Düften zu beschäftigen.
Von den getesteten Düften hat The Afternoon of a Faun am meisten Eindruck auf mich gemacht.
Und ich dachte ich könnte ein paar Zeilen zu dem Duft schreiben.

Der Duft ist ganz um die Immortelle aufgebaut. Die Immortelle oder Strohblume gehört zu den Korbblütengewächsen und zeichnet sich durch einen charakteristischen Duft aus. Ich möchte den Duft als kräftig würzig, aromatisch und curryähnlich bezeichnen. Ich empfinde den Duft auch als sehr trocken, etwas angestaubt und medizinisch. Auf jeden Fall recht eigenwillig und nicht jedermanns Sache.
Die Immortelle bleibt auch den gesamten Verlauf hindurch tonangebend. Wer mit dieser Duftnote nichts anfangen kann, wird mit diesem Duft auch nicht glücklich.
Zur Strohblume gesellen sich noch einige andere florale Noten, die aber nur sparsam eingesetzt sind und im Hintergrund bleiben. Harzige Würze bringt sich noch mit ein und verleiht dem Duft einen warmen Unterton. Grünlich wird es auch, Moos bringt einen gewissen dumpfen und knarzigen Hauch mit. Und eine Spur Zimt gibt eine bittersüße Note dazu.
Das alles ist sehr gekonnt miteinander verwoben, denn ich kann bei diesem Duft keine wirkliche Kopf-, Herz- oder Basisnote ausmachen. Die Noten fügen sich alle zusammen und umspielen die Hauptakteurin Immortelle und geben ihr einen spannenden Rahmen.
Der Duft zeigt leichte Anklänge eines Chypreduftes, eine Richtung, der ich nach wie vor sehr gewogen bin.
Im Laufe verändert sich der Duft nur noch ein wenig, er wird etwas tiefer und eine Note, die mich an Maggi erinnert, bringt sich ins Spiel. Das ist jetzt nicht direkt unangenehm, doch sind Düfte, die mich zu sehr an Küchengewürze oder -kräuter erinnern, nicht so ganz meine bevorzugte Richtung.
Insgesamt ist der Duft nicht schwer oder düster, auch wenn ich seine Sperrigkeit nicht verleugnen kann.
Die Haltbarkeit ist mit gut 10 Stunden sehr gelungen, im Laufe der ersten Stunde wird der Duft allerdings recht hautnah. Die etwas leiseren Töne, die hier angeschlagen werden, finde ich hier aber sehr passend.
Was hat das Ganze jetzt mit einem Faun zu tun? Ein Faun ist eine Gottheit der Natur und des Waldes, Beschützer von Bauern und Hirten, des Viehs und der Äcker. Im Auftreten als Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock soll er über die Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanzen schützend überwachen.
The Afternoon of a Faun hat man dem gleichnamigen Gedicht von Stéphane Mallarmé nachempfunden, welches von Claude Debussy zu einem Musikstück verarbeitet wurde. Dieses wiederum ist 1912 als Ballett uraufgeführt worden. Furios choreografiert und getanzt von Vaslav Nijinsky wurde es zu einem Skandalerfolg, da es mit sexuellen Anspielungen nur so gespickt war. Undenkbar zu der damaligen Zeit.
Dieses Stück erzählt von einem Faun, der aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht und davon erzählt, was er tagsüber erlebt hat. Möglicherweise waren es auch nur Träume.

Mit diesem Duft möchte man an dieses Werk erinnern. Das ist recht gut gelungen, wie ich finde. Der Duft tritt insgesamt ein wenig bockbeinig auf und mit diesem Mix aus herben, floralen, würzigen und leicht animalisch anmutenden Noten interpretiert er diese etwas surreale Stimmung des Stückes recht gut, auch wenn ich ihn nicht als skandalös empfinde.
Ein Kaufkandidat wird der Duft allerdings nicht, da er zwar sehr gut ist, aber er wäre ganz sicher einer dieser Düfte, die kaum getragen werden. Somit bleibt es eine sehr interessante und bereichernde Testerfahrung und ich danke Ergoproxy sehr für die Testmöglichkeit.

Und mit dem 100. Kommentar wollte ich gern über einen sehr beeindruckenden Duft berichten.

Danke für die Aufmerksamkeit bis hierhin!
43 Antworten
SchatzSucher vor 4 Jahren 46 39
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Auch wenig Beachtetes verdient Aufmerksamkeit
Die Marke S.T. Dupont war mir bisher nur als Hersteller von hochpreisigen Luxusartikeln wie Feuerzeuge, Lederwaren, Accessoires, Schreibutensilien und Uhren ein Begriff.
Düfte dieser Marke waren mir bis vor kurzem unbekannt. Dabei sind hier immerhin 53 Düfte gelistet, von denen aber sehr viele schon gar nicht mehr erhältlich sind. Und insgesamt fliegen die Düfte hier ein wenig unterm Radar.

Nun kamen mir durch einen liebenswürdigen Probentausch auch ein, zwei Düfte von S.T. Dupont vor die Nase und ich konnte feststellen, daß diese wirklich gar nicht übel sind bzw. sogar sehr gut.

Die Firma S. T. Dupont wurde bereits 1872 von Simon Tissot-Dupont gegründet und begann mit der Fertigung von hochwertigen Aktentaschen für Diplomaten und wohlhabende Geschäftsleute. Bereits 1884 wurde sie Lieferant für "Les Grands Magasins du Louvre". In den 1920er Jahren zählte das Unternehmen bereits 250 Mitarbeiter.
Nach einer kriegsbedingten Stagnation und der schlechten Verfügbarkeit von Leder stellte man um auf die Produktion von Feuerzeugen, die sich heut immer noch großer Beliebtheit erfreuen.
Die Produktion von Lederwaren konnte nach dem 2. Weltkrieg aber wieder aufgenommen werden.
Man zählte mittlerweile auch Aristokraten und Staatsleute zum Kundenkreis.
Königin Elizabeth II. bekam zu ihrer Hochzeit 1947 vom damaligen französischen Staatspräsidenten Vincent Auriol eine S. T. Dupont Aktentasche geschenkt und zählte sich seitdem auch zur Kundschaft der Marke.
Seit 1998 werden auch Parfums angeboten, die von Inter Parfums vertrieben werden bzw. wurden.

Mit dem Signature for Men habe ich mich ein wenig näher beschäftigt. Und der Duft gefiel mir auf Anhieb sehr gut.
Trotz der recht zahlreichen Bestandteile, die hier in der Duftpyramide aufgeführt sind, ist Signature for Men ein sehr angenehmer und schön ausbalancierter Duft, der nie schwer oder aufdringlich wird.

Der Auftakt ist leicht zitrisch, ein wenig krautig und eine schöne feine Würze ist zu bemerken. Keine Note drängelt sich vor und eine leichte Süße kommt noch hinzu.
Recht schnell mischen sich holzige und florale Töne mit ein und ich bemerke auch eine sanfte rauchige Note. Fast könnte man meinen, es seien auch einige Krümel Tabak mit eingearbeitet worden.
Die Basisnoten sind eigentlich fast von Anfang an zu bemerken, die Süße von Benzoe, Tonka und Vanille taucht sehr schnell auf, macht den Duft aber nicht unnötig schwer.
Trotz der Fülle an Zutaten wirkt Signature for Men nicht überladen oder unrund, sondern leichtfüßig, hell und freundlich.
Der Duft weist auch eine ordentliche Haltbarkeit auf, gute 8 Stunden kann ich ihn wahrnehmen. Einen immensen Duftschleier verbreitet er nicht, aber er strahlt recht gut ab in der ersten Stunde.

Hier wird u.a. Gucci Envy for Men als Duftzwilling angegeben. Das kann ich nicht bestätigen. Envy begleitete mich eine lange Zeit, bis er aufgebraucht und leider auch nicht mehr in den Geschäften zu finden war. Envy ist viel dunkler, noch krautiger und schwerer. Aber jede Nase entscheidet bekanntlich anders.

Der Flakon ist ebenfalls schön gestaltet mit dem aufklappbaren Deckel und der eckigen Form. So erinnert er an ein Tintenfass oder eines dieser edlen Feuerzeuge. Ein feiner Hingucker ist er allemal.
Mittlerweile hat der Duft 20 Jahre auf dem Buckel, ist aber so zeitlos gestaltet, daß er ohne weiteres heut noch funktioniert.
Dennoch wird der Duft nicht mehr produziert. Ich vermute mal ein zu geringes Marketing führte zu wenig Beachtung. Ich kann mich auch nicht erinnern, Düfte von S.T. Dupont je in den gängigen Geschäften gesehen zu haben.
Um manche Düfte ist es schade.
Aber seit kurzem befindet sich ein Flakon in meinem Besitz und darüber freue ich mich sehr.

Ich danke Precious noch einmal ganz herzlich für die tolle Dufterfahrung und die große Überraschung!
39 Antworten
SchatzSucher vor 4 Jahren 52 45
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ganz ohne Aber geht es wohl nicht.
Die Düfte von Zoologist sind sicher alles andere als langweilig. Manche von ihnen sind für meine Nase sogar regelrechte Herausforderungen, die mich auch in die Knie zwingen können, wie meine jüngste Erfahrung mit Hyrax wieder einmal bewiesen hat.
Nun kam mir kürzlich auch noch Dragonfly vor die Nase und da ich gern praktisch alles teste, was mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wird, nahm ich mir auch die Libelle, so die deutsche Übersetzung, ganz unbekümmert vor.
Mit diesem Duft möchte man die Libellen und ihren Lebensraum olfaktorisch würdigen. Was in meiner Nase sehr gut gelungen ist.
Hat man einmal die Gelegenheit, sich Libellen etwas aufmerksamer anzuschauen, stellt man fest, welch faszinierende und filigrane Schönheiten diese Insekten sind. Gibt es doch so einige Exemplare, die eine beträchtliche Körpergröße erreichen und dazu noch in prachtvollen Farben schimmern.
Daß Libellen von räuberischer Natur sind und ihre arglosen Opfer aus dem Flug heraus packen und mit ihren kräftigen Beißwerkzeugen den Garaus machen, lassen wir mal im Raum stehen. Wie überall in der Natur gilt "Fressen und gefressen werden", denn es gibt wiederum zahlreiche Fressfeinde, die Libellen nur zu gern auf ihrem Speisezettel sehen.
Entgegen dem weit verbreiteten Glauben sind Libellen dem Menschen gegenüber völlig harmlos und stechen können sie auch nicht.
Vor einigen Jahren verflog sich einmal eine recht große, grünlich schillernde Libelle in mein Wohnzimmer. Zunächst flog sie etwas wirr und planlos herum und beäugte mich dann eine Weile aufmerksam. Doch sie konnte dann feststellen, daß ich ihr niemals etwas zuleide tun könnte und besann sich kurz darauf wieder auf die Stelle, an der das geöffnete Fenster zu finden war und verschwand dann grußlos wieder. Da hätte ich doch ganz gern die Gedanken der Libelle gewußt.

So facettenreich und faszinierend wie die Libellen selbst ist auch Dragonfly. Er bietet ein recht weites Duftspektrum, von blumig, über fruchtig und etwas holzig bis hin zu aquatischen Noten.
All die Bereiche, die Libellen entweder als Lebensraum benötigen oder sich zum Beutefang aussuchen.

Sehr blumig eröffnet der Duft denn auch und dazu auch recht süß. Aldehyde sind hier deutlich zu vernehmen, die hier die Blumigkeit schillernd und pudrig unterstreichen. Fruchtig wirkende Noten kommen hinzu, näher bestimmen kann man sie aber nicht. Die Früchte erscheinen mir dann auch schon ein wenig sehr reif, denn sie sind sehr süß und recht durchdringend.
Dann wird es interessant, denn diese blumig-fruchtige Süße wird von einer aquatischen Note durchzogen. Und aquatische Noten sind für mich recht heikel. Es gibt wenige Düfte mit aquatischen Noten, die mir gefallen. Meistens ist es mir zu aufgesetzt, zu algig und oft auch zu künstlich. Zwar ist die Nordseeküste noch gut 100 km von mir entfernt, doch weiß ich, wie es am Wasser riecht. Das kann eigentlich kein Duft naturgetreu widerspiegeln.
Die aquatische Note bei Dragonfly bekommt aber noch die Kehrtwende und hält sich recht dezent zurück und erinnert mich auch nicht an abgestandenes Blumenwasser. Olles Blumenwasser hat mir seinerzeit Jardin d´Iris von Pryn Parfums gründlich verleidet.
Auch wenn diese Note bei Dragonfly gedämpft ist, ist es für mich ein gewisses Aber und entwickelt sich zum leichten Störfaktor für mich.
Es heißt ja immer, daß jeder Duft einen Gegenpol benötigt, eine kleine Kante oder eine gewisse Portion Dreck, damit er interessant wird. Dem stimme ich auch weitgehend zu, doch wäre mir hier eine andere Kante noch lieber gewesen.
Dragonfly ist aber kein aquatischer Duft im engeren Sinne.

Zusätzlich kommen im Verlauf noch leicht holzige Noten dazu und feucht wirkendes Moos.
Die deutliche Süße zieht sich nach einer Weile etwas zurück.
Also einen interessanten Verlauf kann man diesem Duft auf jeden Fall bescheinigen. Da gibt es Düfte, die weitaus linearer verlaufen und sich kaum verändern.
Dragonfly ist kein lauter Duft, der mit überladener Duftpyramide erschlägt. Er ist präsent und weist eine äußerst gute Haltbarkeit auf. Ich kann ihn gut 8 Stunden an mir wahrnehmen und einen immensen Duftschleier verbreitet er auch nicht.

Ein Kaufkandidat wird dieser Duft jedoch nicht, ich mag blumig-süß, aber mir ist das Ganze ein bißchen zu süß und künstlich und ich kann mir nicht vorstellen, den Duft länger zu tragen, auch wenn er sicher einer der zugänglicheren Zoologist-Düfte ist.
Somit wird Zoologist für mich weiterhin eine spannende Testerfahrung bleiben und muß nicht zwingend den Bestellknopf betätigen.

Ich danke MoniE für die Probe und für die Bereicherung meines Dufthorizontes und ich gucke mir weiterhin gern Libellen in freier Natur an. Auch wenn sie hier in der Großstadt sehr selten geworden sind.
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