Sequoia

Ihre ganze Karriere lang hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet: Jetzt durfte sie bei einer Pressekonferenz der Queen dabeisein. In der ersten Reihe, für das beliebteste Frauenmagazin des Landes. In 10 Minuten sollte es losgehen. Die Sicherheitskontrolle war bereits überstanden, jetzt eben noch die keramische Abteilung des Buckingham Palace besichtigen und frisch machen. Gottseidank hatte sie auf dem Weg aus dem Haus schnell noch einen kleinen goldenen Tester gefunden, den sie nun aus der Handtasche genommen hatte. 2 Spritzer... und los.

10 Minuten später: die Queen betritt den Raum, rümpft die Nase, fächelt sich Luft zu und geht zu Boden. Soviel zu Interview - aber immerhin konnte sie nun in Seelenruhe Fotos machen. Platz genug dafür hatte sie im Raum. Warum nur traute sich niemand in ihre Nähe?

Dieser Duft ist für mich so zwiespältig wie sein Name:
Ich habe weder zu irgendwelchen Royals noch zu Oud eine eindeutige Meinung. Nomen est Omen: Der Duft hat mich schon bei einem Spritzer fast erschlagen. Er ist raumgreifend, süß und weich. Im ersten Moment: Wow! Was ist das? Danach: Hört das auch irgendwann auf?

Irgendwie mag ich "Oud save the Queen". Es ist sehr individuell und spannend. Der Start mit Bergamotte gefällt mir gut - egal ob der Earl Grey dazwischen ist oder nicht. Auch die Jasmin-Oud-Kombination finde ich gelungen. Aber die Intensität haut nicht nur Lizzy aus den Socken. Und es hält und hält und hält.

Ein Alltagsduft wird das bei mir nicht, sonst brauch ich selbst noch Personenschutz. Aber cool ist er ja schon.

Kennt ihr diese Modefloskeln, die sich immer über die gesamte Republik ausdehnen - angefangen von Polittalks über Bürogespräche bis hin zum Händler auf dem Wochenmarkt? Zur Zeit könnte ich jedesmal bei "am Ende des Tages" die Augen verdrehen.

Jetzt ist es bei mir allerdings auch so weit, dass ich eine solche Floskel entwickelt habe: "Der tut keinem was" steht bei mir nicht nur für brave Hunde. Diesen Kommentar gebe ich gern zu allen Dingen, die gefällig sind, nicht spalten oder unangenehm auffallen.

Auch "Femme" gehört zu den Dingen, die ich nur so kommentieren kann. Im Gegensatz zu manch anderem Boss-Duft finde ich "Femme" nicht total langweilig oder unangenehm. Mir gefällt der Rosenduft und die weiche Amber/Holz-Basis. Die Sillage ist vorhanden, aber noch dezent. Auch die Süße hält sich nach dem Anfang zurück.

Der Duft ist alltagstauglich - außer vielleicht im Hochsommer. Egal ob Polittalk, Büro oder Wochenmarkt: Man fällt damit nicht unangenehm auf. Und die Haltbarkeit ist auch okay. Man übersteht den Arbeitstag, aber nimmt ihn nicht mit durch die Nacht.

Dummerweise heißt "der tut keinem was" in der Regel, dass es kein Kaufkandidat für mich ist. Am Ende des Tages gibt es von gefälligen Düften eben doch eine große Bandbreite. Ups, jetzt hab ich es ja doch gesagt...

Obwohl es heute draußen fast sommerlich warm ist, hocke ich in meiner Sofaecke - etwas angeschlagen und frustriert - und versuche zu chillen. Heute ist der richtige Tag für "Vanilla Vibes".

Mischungen aus Vanille und Sandelholz funktionieren bei mir ja fast immer. Die süß-warme Ausstrahlung hebt meine Laune und entspannt mich.

"Vanilla Vibes" interpretiert diese Kombination aus Vanille- und Tonka-Noten mit Sandelholzbasis relativ dunkel - insbesondere für einen Sommerduft. Der Duft hat nicht die Strahlkraft von Jilsanders "Sun", nicht die Sillage von Bottega Venetas "Essence Aromtique". Gerade deswegen ist er heute genau richtig.

Aus meiner Sicht irritiert der Flacon in den Farben eines Tags am Meer: kein Meeresduft, keine Sonnencreme und keine Kokosnüsse. "Vanilla Vibes" ist eher der Abend nach dem Tag am Meer: Die Haare sind noch etwas matt vom Salz. Erschöpft von einem warmen Tag genießt man die Wärme der Abendsonne auf dem Balkon. Ein verdammt gutes Gefühl.

Leider ist der Duft bei mir nicht sonderlich lang wahrnehmbar. Schon nach einer Stunde ist er maximal körpernah. Für einen langen Urlaubstag ist er nicht geeignet - aber für einen schönen Tagesausklang reicht's. Oder zum Besserfühlen für zwischendurch.

sagte sie spöttisch und verdrehte die Augen. Dann drehte sie sich um und verließ den Raum.

Was bildete sich dieser Typ nur ein? Mit enganliegendem Shirt und Ronaldo-Frisur kehrte er den Macho raus, brachte Sprüche, die frau nur peinlich finden konnte und fand sich dabei auch noch lässig.

"Sorry," dachte sie mit einem sarkastischen Lächeln, "du bist weder Superman noch Herkules... nicht mal James Bond." Aber innerlich musste sie sich eingestehen, dass dieses ganze aufgesetzte Getue ja irgendwie süß war, auch wenn das ganz sicher nicht das war, was er wollte.

Ich weiß nicht, wie mein Mann an die Probe von "Invictus" gekommen ist. Jedenfalls liegt der Duft ziemlich weit außerhalb seines Beuteschemas... und ich bin ganz froh darüber. Dabei kann ich nicht behaupten, dass ich den Duft schlecht finde. Aus meiner Sicht passen aber weder Name noch Marketing.

An mir ist der Duft anfangs frisch, leicht zitrisch, ein bisschen maritim. Dann dreht er ins holzig-süße, bleibt dabei aber immer noch frisch und dezent. Angenehm, aber unaufgeregt. Sauber, sportlich, casual. Nichts, mit dem man anecken könnte. Nach einer halben Stunde ist er sogar relativ körpernah, hält dann aber locker einen halben Tag.

Für einen unbesiegbaren Superheld fehlt mir die Würze, für einen Superagenten die Eleganz und für einen unbezwingbaren Sportstar könnte es frischer sein. Wenn schon unbesiegbar, dann eher Uni-Ruderteam als Superheld.

Für mich selbst werde ich die Probe gern entwenden. Als Signatureduft für einen Mann? Da fällt mir nur Shania Twain ein: "That don't impress me much"

Mein Verhältnis zu Probeflakons ist - wahrscheinlich erziehungsbedingt - wie das Verhältnis der alten westfälischen Landfrau zum Essen: Nur nichts verkommen lassen!

Und so horte ich Probeflakons - sofern der Inhalt nicht wirklich übel ist - in der Erwartung, sie irgendwann als platzsparenden Duft in Handtasche oder Reisegepäck mitnehmen zu können. Goldea hatte den ersten Test schon letztes Jahr überstanden und war nun an der Reihe, mich auf einer Reise zu begleiten.

Gerade in der Übergangszeit von Winter zu Frühling finde ich Düfte mit einer warmen Ausstrahlung sehr angenehm. Goldea riecht warm. Obwohl ich weiß, dass Wärme selbst ja nicht riecht, stelle ich mir so den Geruch von Wärme vor. Nicht schwül-warm, nicht Winterstuben-warm, sondern eher Sonnenstrahl-warm. Diese Wärme übertönt für mich alle anderen Duftnoten:

- Blumig? Nach Jasmin und Ylang-Ylang? Mag sein, ich merk nichts.
- Fruchtig mit Himbeere? Keine Chance.

Der Duft ist eher eine Geamtkomposition als das Zusammenspiel mehrerer Einzelkomponenten. Dabei ist Goldea durchaus wahrnehmbar und hält ganz gut durch.

Irgendetwas verpasst dem Duft allerdings eine gehörige Portion Süße. Diese bleibt von Anfang bis Ende und ist für mich sehr störend. Die Süße nimmt dem Duft die Leichtigkeit. Deswegen: kein Kaufkandidat!

Trotzdem liegt die Probe jetzt offen da und wird immer leerer. Da meldet sich wieder der Westfale in mir - wäre ja eine Schande drum.