SereqHetit

SereqHetit

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SereqHetit vor 3 Jahren 29 10
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Duft
Riecht gut, oder?
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich im Erscheinungsjahr des Dufts in eine Parfümerie ging, um ein bisschen zu stöbern. Ich mochte damals vor allem schwere Chyprekracher (gerne Klassiker wie Azuree oder Bandit) und alles mit viel Weihrauch. Die nette Dame bot mir den neuen Duft von Lancome zum Probieren an. Ich habe wirklich selten auf einen Duft so reagiert wie auf diesen (ja, ihr ahnt es, es war natürlich La vie est belle). Ich habe tatsächlich gedacht, sie möchte mich veräppeln. Es roch einfach nur süß, babbisch süß, ich konnte in diesem Mischmasch überhaupt keine einzelnen Duftnoten erkennen. So sollen erwachsene Frauen jetzt riechen? Ich habe mir mit Mühe die Mimik neu sortiert, etwas von "ist nicht so meins" gemurmelt und den Laden fluchtartig verlassen.
Danach habe ich mich jahrelang geweigert, mich noch einmal dranzutrauen, bis ich irgendwann mal einen kunstvollen Aufbau des Eau de Parfum Intense, des normalen Eau de Parfum und des Absolu in einer Parfümerie vorfand und mich zum Vergleich verlocken ließ, weil ja Iris drin sein soll. Und die mag ich gerne! Ihr werdet's nicht glauben, das Absolu hatte so eine tolle Iris-Note, so schön blumig und weich, das musste ich haben. Das 'normale' La vie est belle dagegen? Immernoch babbisch süßer Mischmasch. Soll doch auch Iris drin sein! Ja, wo denn?
Es gingen wieder ein paar Jahre ins Land. Meine Mutter benutzt inzwischen La vie est belle in allen Variationen. Gestern war's dann soweit, ich riech an Muttern und riech die Iris! Da isse ja! Mutter lässt mich großzügig ihr Eau de Parfum Probesprühen und dann hat es *klick* gemacht. Kennt ihr das auch? Dass man Duftnoten plötzlich herausriecht, die da vorher nie waren? Fünf Minuten später hatte ich den Finger auf dem "Bestellen"-Knopf.

Und was sagt Mutter dazu? "Riecht gut, oder?"
Stimmt, hat nur ein bisschen gedauert!

Ich muss zugeben, in der letzten Zeit haben sich meine Duftvorlieben stark geändert, ich mag Süßes viel lieber als früher, von daher hatte der Duft jetzt einfach bessere Chancen bei mir. Aber ich hab auch was draus gelernt: immer weiterprobieren! Alles kann sich ändern, die eigenen Vorlieben, die Nase, die Umstände, das Leben, alles ist im Fluss, wie die alten Griechen schon wussten...

10 Antworten
SereqHetit vor 3 Jahren 5 2
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Duft
Extraterrestrische Flora II
Der Captain zupfte seine Uniform zurecht, setzte die „ich-mein’s-ernst“ -Miene auf und machte einen Schritt auf die Transporterplattform. „Und Sie sind sicher, dass sich Ihre Riechzellen von unserem letzten Ausflug erholt haben, Commander?“ „Ganz sicher, Sir! Sie haben doch diesmal die Thermoskanne hier gelassen, oder? Ich meine, nach dem Disaster beim letzten Mal...“ Der Captain schloss gequält die Augen. „Ich habe mir zur Erfrischung dieses Mal diese mit isotonischem Pflanzensaft gefüllten Jellypods mitgenommen! Wollen Fie auch einf?“, kaute er mit vollen Backen. „Äh, nein danke, Sir. Der Duft reicht mir völlig!“ „Fertig zum Beamen, Energie!“ Als Captain und Commander auf dem Planeten eintrafen, hing noch immer der Duft der giftgrünen Jellypods in der Luft. „Nach was schmecken die eigentlich?“ „Nach andorianischem Ale mit Rhababeraroma! Aber selbstverständlich ohne Alkohol!“ Der Commander schüttelte sich innerlich. Der Captain hatte eine ausgeprägte Vorliebe für exotische Aromen, die er so gar nicht nachvollziehen konnte...
Der Planet, der auf der Außenmission untersucht werden sollte, war mit dichtem Urwald bedeckt. Es war schwül und heiß und die dicht an dicht wachsenden Pflanzen verströmten einen geradezu narkotischen Duft. „Sir, sehen Sie mal. Dieser Baum dort sieht interessant aus! Er ist mit Lianen und einer Art Orchideen bewachsen!“ Sie näherten sich dem Baum. Der Commander scannte ihn und bemerkte: „Er strömt ein nach Vanille riechendes, leichtes Nervengift aus. Nicht gefährlich für uns, aber...“ Rumms! Der Captain war aus den Latschen gekippt. „...unter Umständen rufen es Halluzinationen und Ohnmachtsanfälle hervor!“ Der Commander stieg über den bewusstlosen Captain und schnüffelte am Baum. „Hmm, riecht nach diesem terrestrischen Einreibemittel mit dem Exemplar einer Großkatze auf der Packung“, dachte er. Plötzlich wurde ihm von der Vanille, dem kampferartigen Balsamgeruch und den Rhabarber-Jellypods des Captain etwas blümerant. Er versuchte sich noch zusammenzureißen, aber er sank mit zuckenden Ohren neben dem Captain zu Boden. Nicht schon wieder...

Aura. Ja. Der Name ist Programm, denn wenige Spritzer verursachen eine solche und zwar eine sehr haltbare! Ich bin ja eigentlich nicht empfindlich, aber Aura führt mich an meine Grenzen, was vor allem an dem kampferartigen Geruch am Anfang liegt. Der Rest gefällt mir wirklich gut, ich finde die Kombination aus grünlich-vegetalem und der Vanille sehr schön, wenn nur der Anfang nicht wäre... ist das der Rhabarber? Vielleicht gewöhne ich mich noch daran, den Drydown finde ich nämlich wirklich gut .
2 Antworten
SereqHetit vor 5 Jahren 15 6
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9
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9.5
Duft
"Schorsch, es brennt!"
Neulich in einer südhessischen Kleingartenanlage. Schorsch, stolzer Neupächter eines Grundstücks, zeigt seinem Freund Heiner sein Reich und führt ihn herum.

Heiner: „So en scheenes Stück Gadde hasde jetzt?! Isch bin rischdisch neidisch!“
Schorsch: „Ach komm, Heiner, du derfst misch immer besuche komme! Awwer am liebste wär‘s mir, wann de mir erstemol helfe dädst, den ganze Kerschel vom Vorbesitzer wegzuräume. Dahinne in de Hütt, da liescht der gonze Kram. Isch reisch dir die Sache naus und du dust se uff’n Haufe. Vielleischd könne mer ja noch ebbes dadevon brauche…“
Heiner: „Ei gud, isch stell misch in Bosition!“

Schorsch verschwindet in der Hütte, sein Freund bezieht Stellung zwischen der Hütte und einem Rasenstück.

Schorsch: “Guck emol, hier kommt en ganze Schwung voller Holz. Huch! E bissi davon is schon ganz hohl und weisch?! Des rieschd irschendwie komisch!“

Schorsch reicht Heiner eine Ladung exotischer Hölzer, die etwas ungewöhnlich duften. Heiner legt sie großflächig auf dem Rasen aus.

Schorsch: „Jetz kimmt so en komische Lederhocker. Haha, da iss’n Kamel druff! Den kann moin Bruder hawwe, des basst! Ach , der hodd nur noch drei Baa, den könne mer doch ned mehr brauche..!“

Heiner nimmt den Hocker in Empfang und legt ihn auf das Holz. Leider platzt dabei das dicke Leder des Sitzpolsters auf und die Füllung aus Sägespänen verteilt sich auf dem Holzstapel, der schon dort zu liegen gekommen ist.

Schorsch: “Jetzt kommt so e komisch Dutt, do steht was mit ‚Afghane‘ druff. Sind des vielleischd Hundehaare?“

Heiner nimmt die Tüte mit undefinierbarem Inhalt und schnuppert vorsichtig daran.

Heiner: „Des riescht awwer gar ned nach Hund. Meine Waldi dud annerst riesche!“
Schorsch: „Dein Waldi is ja auch en Daggel! En Afghane is en exodische Hund! Der riescht auch exodisch!

Heiner platziert die Tüte mit undefinierbarem Inhalt sorgsam auf dem Haufen. Inzwischen ist es heiß geworden und die Sonne brennt. Auch in Südhessen muss man sich neuerdings mit extrem hohen Temperaturen arrangieren.

Heiner: „Des is vielleischd heiß gewordde! Hammer noch viel?“
Schorsch: „Naa, garnemmer viel. Hier is noch so e Dippsche, da is wos Sießes drin. Mmmhh, Karamell!“
Heiner: „Was machste dann? Du wirst do doch ned von nasche?? Wer waas wie lang des schon da leije dud! Denk an dein Zugger!“

Schorsch reicht ihm betreten den Topf nach draußen und wischt sich die Karamellreste mit einem Taschentuch vom Mund ab.

Schorsch: “Jetzt hawwe mehr nur noch e bissi Sparschelkraud und irschend so e Zeusch was mei Mardda immer in die Spaghettisoß‘ dud.“

Heiner nimmt auch diese Ladung an etwas dehydriertem Grünzeug in Empfang und legt es auf den Haufen. Das scheint es gewesen zu sein.

Ach, doch nicht.

Schorsch: „Hier is noch so e riesische Zidrone!“

Heiner legt auch diese auf den Haufen und bleibt sinnierend einen Moment davor stehen. Die heiße Sonne brennt flirrend vom Himmel, ein großer Vogel zieht seine Kreise. Es ist still, nur ein paar Grillen sind zu hören. Plötzlich scheint Heiner alarmiert. Er tritt näher an den Stapel heran und stellt entsetzt fest:

„Schorsch, es brennt!!!“

Schorsch kommt aus der Hütte geschossen und nun stehen beide vor einem lodernden Feuerchen. All die schönen Kostbarkeiten brennen und rauchen vor sich hin, ganze Schwaden ziehen durch das Gärtchen.

Schorsch: „Mach dir nix draus. Des ganze Geraffel zusamme rieschd so gud, da setze mer uns jetz danewwer unner de Sonnescherm!“
Gesagt, getan. Friedlich sitzen beide nun im Schatten, haben ein Geripptes in der Hand, trinken Apfelwein und inhalieren genüsslich und entspannt den süßlichen Rauch, der von all den Kostbarkeiten aufsteigt.
Und wenn sie nicht nach Hause gegangen sind, dann sitzen sie noch heute…

Zunächst ein kleine Entschuldigung, die den geneigten Lesern aus der erwähnten Region gilt:
Ich habe mich bemüht, meine zweite Muttersprache einigermaßen originalgetreu wiederzugeben, aber wie es bei Dialekten so ist- es gibt ja keine festgelegten orthographischen Regeln.
Seid nachsichtig mit mir ;)

Midnight Oud war ein spontaner Blindkauf meinerseits und wahrscheinlich einer der besten, die ich je getätigt habe. Schorsch und Heiner haben alles, was ich so herausriechen kann in umgekehrter Reihenfolge auf ihren Scheiterhaufen gelegt, aber ich muss ganz klar sagen, nach Rauch riecht es eigentlich die ganze Zeit. Es ist süßlicher Rauch (Karamell), der am Anfang von etwas Zitrischem begleitet wird. Das Spargelkraut bzw. der Oregano sind, meiner Meinung nach, nur ein Aspekt des speziellen Ouds, welches hier verwendet wird, in Verbund mit richtig gutem Weihrauch. Die kräutrige Note verschwindet später, das Weihrauchig-Holzige bleibt. Etwas Kreuzkümmel meine ich auch herauszuriechen, aber nur kurz und recht schwach, somit hat er seinen Weg auf den Stapel nicht gefunden. Dafür allerdings kommt etwas Ledriges, Animalisches hinzu, auch das bleibt über die ganze Entwicklung erhalten, ist aber eher schwach ausgeprägt. Der Duft hält auf meiner Haut etwa 8 Stunden durch, wird aber nach drei Stunden hautnah. Vorher brennt er allerdings alles ab, was er hat! Allen Liebhabern von rauchig-holzig-süßlichen Ouddüften rate ich zum Test, die Qualität ist hervorragend und der Preis ist „heiß“!
6 Antworten
SereqHetit vor 6 Jahren 13 6
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mit der Nase im feuchten Moos
lag er nun schon eine ganze Weile reglos da, den Speer und das Wurfholz neben sich. Der Büffel graste noch immer auf der Lichtung, aber der Wind wehte aus der falschen Richtung. Wenn er jetzt loslegte, würde das Tier ihn sofort bemerken. Also blieb er liegen, obwohl ihn inzwischen fröstelte, denn sein Lederhemd war schon durchweicht und auch Hose und Schuhe waren nass. Gelegentlich fielen dicke Tropfen aus dem dichten Blätterdach über ihm ins Moos und auf die kleinen, intensiv bitter duftenden Veilchen, die dazwischen wuchsen. Unter dem nächsten Baumstamm hatte ein kleines Tier seinen Bau gegraben, aus der kleinen Höhle stieg ein Geruch nach vermoderten Blättern und scharfen Kräutern. Der Wind drehte endlich. Er roch jetzt die moschusartigen Ausdünstungen des Büffels und etwas anderes, etwas animalisches, das er nicht zuordnen konnte. Es knackte im Gebüsch neben ihm und so wartete er noch einen Moment, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war. Er spannte die Muskeln an, nahm vorsichtig seine Waffe und wollte eben angreifen, als der Säbelzahntiger aus dem Gebüsch direkt auf ihn zu sprang.

Myths ist für mich nicht einfach, weder zu beschreiben, noch zu tragen. Während mir an einem Tag nur eine wahnsínnig schöne, moosige Würze auffällt, von der ich nicht genug bekommen kann, habe ich an anderen Tagen eher einen Eindruck von Katzenpipi (große Katze!) und Käsefüßen und alten Blumen. Trotzdem oder gerade deswegen vielleicht finde ich es genial! Manchmal ( an den Tagen ohne Katze) habe ich auch etwas Pfefferminz oder Eukalyptusartiges in der Nase, keine Ahnung woher das kommt. Alles in allem finde ich Myths wirklich faszinierend und meistens wunderschön, aber es ist auf keinen Fall ein Kandidat für Blindkäufe!
6 Antworten
SereqHetit vor 7 Jahren 18 5
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Es war einer dieser milden Tage im späten September,
wenn in dieser verdammten Stadt das Leben nach dem heißen Sommer etwas innehält. Man könnte auch sagen, es fällt ins Koma.
Ich saß schon seit Stunden in meinem Büro und starrte auf das Telefon. Es weigerte sich zu klingeln, das machte es immer so, es klingelte nur, wenn ich gerade dringend weg musste. Ich wartete schon seit Tagen auf einen Auftrag. Das Wochenende hatte ich daheim verbracht, Schach gegen mich selbst gespielt und zu viele Drinks in mich hinein gegossen. Dass ich mich überhaupt hatte aufraffen können, mich ins Büro zu schleppen, glich einer Meisterleistung. Wäre ich nicht da, würde es gar nicht auffallen; meine Büromöbel würden mich sicher nicht vermissen. Das Telefon schon gar nicht, es sah mich nur weiter verächtlich an.
Ich kam mir so nutzlos vor, wie ein Staubwedel in einer Puderfabrik und hielt mich noch so eben davon ab, einen Schluck aus der Pulle in der untersten Schublade zu nehmen.
Mitten in dieser Orgie des Selbstmitleids hörte ich plötzlich das Klappern von Absätzen auf dem Parkett im Vorraum. Es klopfte an die Glasscheibe der Tür mit der Aufschrift „snoitagitsevni etavirP“ und als ich „Herein“ sagte, öffnete sie sich langsam.
Ins Zimmer trat eine wahre Schönheit. Eine schlanke Blondine mit Beinen, von denen ich kaum den Blick wenden konnte. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm mit knielangem, engen Rock und einem passenden Jäckchen, beides sah verdächtig nach Pariser Couture aus. Auf ihrem blonden Haar saß schräg ein albernes Hütchen, an dem ein Tüllschleier befestigt war, der ihre Augen nur unzureichend verdeckte. Ein Blick und um mich wäre es fast schon geschehen gewesen, aber dann auch noch ihr Duft! Der haute mich komplett aus den Socken. So musste eine Göttin riechen!

Caleche ist kein Duft für jeden Tag. Er ist, so wie nur wenige Düfte neben ihm, für mich ein Epitom der Eleganz und in seiner sanften, weichen Moosigkeit und leichten, schmeichelnden Blumigkeit nur dann tatsächlich tragbar, wenn rundherum alles stimmt. Zu Jeans und T-Shirt geht er für mich nie, obwohl ich da bei anderen Düften keine Vorbehalte habe. Er ist, nachdem die Aldehyde sich beruhigt haben, zart blumig und auch etwas würzig, ein typischer Chypre, aber eben ein sehr eleganter. Leider habe ich bis jetzt nur das Eau de Toilette getestet, aber das wird sicher nicht so bleiben!



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